Begegnung am Cirque d’Estaubé – Zentralpyrenäen Teil 5/10

Diese Tour in den Zentralpyrenäen führt uns heute zum Hourquettes d’Alans, ein Pass über den man vom Cirque d’Estaube hinüber zum Cirque de Gavarnie wandern kann. Ausgangspunkt ist der Lac des Gloriettes, ein Stausee mit einem Fassungsvermögen von 2,70 hm³.

Mit dem Bau der Staumauer wurde 1948 begonnen. Fertiggestellt wurde sie 1952. Sie ist 47 m hoch und auf ihrer Mauerkrone führt uns der Wanderweg anfänglich entlang des Stausees, den wir westliche passieren. Als Ausflugsziel ist der Stausee und der Cirque d’Estaube sehr beliebt.

Tourensteckbrief

  • Charakter:
    Bergwandern (T2)
  • Anforderung:
    Kondition, Trittsicherheit
  • Start/Ziel:
    Parkplatz – Lac des Gloriettes
  • Distanz: 15 km
  • Reine Gehzeit: 5:00 h
  • Höhenmeter: ↑ 980 m • ↓ 980 m
  • Einkehr/Übernachtung:
    keine

Etappen & Gehzeiten

  • Hourquettes d’Alans (2:45 h)
  • Lac des Gloriettes (4:35 h)

Unterwegs zum Cirque d’Estaubé

Die Spannung einer Tour hängt nicht immer nur vom Weg selbst ab, sondern auch von den vielen kleinen Begebenheiten. Gleich zu Anfang kommt uns ein Einheimischer entgegen, der uns aufgeregt etwas erzählt. Nur leider reichen meine Französisch-Grundkenntnisse doch nicht so weit, dass ich ihn verstehe. Als er selbiges merkt, zuckt er nur mit den Schultern und geht weiter. Alex ist irritiert – hat er vielleicht etwas über die dunklen Wolken gesagt, die jetzt schon von Spanien in den Cirque d`Estaubé ziehen? Wollte er uns davon abraten, unsere Tour fortzusetzen? Wir werden es wohl nie erfahren und setzen unseren Weg unbeirrt fort. Zunächst durch eine Kuhherde, aber das kennen wir ja mittlerweile schon.

Der Cirque d’Estaubé hat seinen ganz eigenen Charme, wir bewegen uns recht lange auf einer Art Höhenweg, immer in Richtung Felsmassiv. Dabei philosophieren wir drüber, welche Scharte wohl die unsere sein wird, stellen aber später fest, dass wir beide falsch liegen. Womit ich auf jeden Fall auch falsch liege, ist die Vermutung, man könne nicht bis ins hohe Alter wandern. Diesesmal begegnen wir nämlich einem Senioren-Pärchen, welches mit Tagesrucksack und Wandersachen ausgestattet, ordentlich zügig denselben Weg nimmt.

Als wir aufeinander treffen und uns unterhalten, stellt sich heraus, dass die beiden aus Dänemark angereist sind und eine mehrtägige Tour durch die Pyrenäen unternehmen. Das Gepäck wird zwar immer vorgefahren, aber ganz ehrlich – der ganzen Unternehmung gebührt schon großer Respekt. Lis ist bereits – dürfen wir das überhaupt verraten? – 70 Jahre alt. Niels verrät nur, dass er weitaus älter ist. Wow, und dabei sind die beiden nicht viel langsamer als wir. Sehen dementsprechend auch top fit aus für ihr Alter. Ob wir im hohen Alter auch noch so wandern werden? Schön wär’s auf jeden Fall! Der DAV hat das Potenzial schon für sich entdeckt und bietet Seniorengruppen an.

Wilde Gipfelkette in den Zentralpyrenäen. [Cirque d'Estaubé - Zentralpyrenäen]
Wilde Gipfelkette in den Zentralpyrenäen.

Neue Perspektive auf dem Hourquettes d’Alans

Aber soweit ist es ja noch nicht. Unterwegs holen beide uns ab und zu mal ein, wenn wir z.B. einen Müsliriegel verputzen. Dabei unterhalten wir uns ein wenig. Auf der Hourquettes d’Alans angekommen bleibt noch Zeit für ein Gruppenfoto. Wir plaudern noch eine Weile und tauschen E-Mailadressen aus. Dann müssen die beiden weiter in Richtung Garvanie. Wir sitzen oben auf dem Pass, essen eine Kleinigkeit und beobachten eine Weile den Abstieg von Lis und Niels. Es ist schon erstaunlich wie sehr eine kurze Begegnungen inspirieren kann.

Wir schauen uns auch noch auf der anderen Seite der Hourquettes um und siehe da: Wir sehen in weiter Entfernung die Bréche de la Roland. Ganz klein und unscheinbar wirkt sie jetzt, was so ein Perspektivenwechsel alles ausmachen kann in den Pyrenäen? Das ist ein gutes Stichwort, denn wie anfangs erwähnt haben wir das Wetterphänomen heute früher als üblich auf dem Programm. Die dunklen Wolken ziehen bedrohlich über den Cirque d’Estaubé rüber, so dass wir uns dazu entschließen, den Rückweg etwas schneller anzutreten – über denselben Weg, den wir gekommen waren. Schauen wir nach vorne ins Tal, sehen wir den schönsten Sonnenschein. Hinter uns lauert die dunkle Wolkenwand – wow, ich glaub so schnell waren wir noch nie am Ausgangspunkt zurück.

Dort ist es dann auch mit der Ruhe vorbei, ein ganzer Bus Ausflügler – es ist Samsteag – tummelt sich an dem trockenen Stausee. Die dunklen Wolken kümmern sie nicht, es sind ja schließlich auch nur wenige Meter bis zum Bus. Kinder laufen kreuz und quer über das Gelände. Es werden Wasserflaschen im kleinen Gebirgsbach aufgefüllt. Wenn ich daran denke, was die Kühe ein gutes Stück Bach aufwärts da so ins Wasser fallen lassen … Wir sind am Auto angekommen, nehmen noch mal einen ordentlichen Zug aus unseren Trinkblasen und dann geht es wieder ins Basecamp zurück.

Bilder zur Tour