„Ich war auf den Azoren!“
„Wo genau liegen denn die Azoren?“
„Na, zwischen Europa und Amerika, mitten im Meer!“
So oder so ähnlich beschreibe ich Menschen, die nicht wissen, wo die Azoren liegen, deren Lage. Und so ganz verkehrt ist das ja auch nicht. Schaut man auf der Weltkarte danach, so ist es zwar doch noch ein ganz schönes Stückchen bis zur amerikanischen Ostküste, aber die Richtung stimmt schon mal. Und dort befindet sich auch der höchste Berg Portugals: der Ponta do Pico. Und genau den wollen wir besteigen! Und noch mehr …
Tourensteckbrief
- Charakter: Alpinwandern (T4)
- Anforderung: Gute Kondition, gute Orientierung, Trittsicherheit, Alpine Erfahrung
- Start/Ziel: Casa da Montanha (per Auto erreichbar)
- Distanz: 7,0 km
- Reine Gehzeit: 5:30 h
- Höhenmeter: ↑ 1.080 m • ↓ 1.080 m
- Unterkunft: Case da Montanha
Etappen & Gehzeiten
- Beginn Steig (1:20 h)
- Kraterrand & Zeltplatz (3:00 h)
- Piconioh (3:15 h)
- Kraterrand & Zeltplatz (3:25 h)
- Case da Montanha (5:30 h)
Besonderheit
Unterhalb des Gipfels in der Caldeira kann gezeltet werden. Es stehen 36 Zeltplätze zur Verfügung.
Der Traum von der Besteigung eines Vulkans
Die Azoren sind ein Archipel im Nord-Atlantik, das aus insgesamt 9 Inseln besteht. Jede Insel hat ihre Besonderheit. So findet man auf der größten Insel Sao Miguel Europas einzige Teeplantagen. Terceira ist die Insel der Kapellen. Auf Flores findet man dem Namen entsprechend viele bunte Blumen und Sao Jorge kennt man u.a. durch den Thunfischfang.
Eine andere Insel der Azoren hat allerdings ganz besonders die Aufmerksamkeit meines Mannes und mir erregt: Die Insel Pico – Ilha do Pico. Beim Blick auf die Wanderkarte fiel uns nämlich das besondere Höhenprofil des gleichnamigen Vulkans Pico auf, dessen Heimat die Insel Pico ist. Oder sollte man besser sagen: Er ließ die Insel Pico entstehen?
Der „Ponta do Pico“ ragt 2.351 Meter in den Himmel und sieht so aus wie Kinder einen Vulkan malen. Außerdem ist Ponta do Pico der höchste Berg Portugals und einer der höchsten Vulkane Europas. Zwar schläft der Ponta do Pico, produziert jedoch an einigen Stellen heißen Wasserdampf, der in den Himmel aufsteigt.
Für uns war sofort klar: Da wollen wir hoch. Also begannen die Recherchen und bald war klar, dass es erlaubt und machbar ist, auf den Vulkan Ponta do Pico hochzukraxeln. Vor allem ließ eine Information unsere Herzen höher schlagen: Man kann nicht nur auf den Gipfel des Picos steigen, sondern auch noch für eine Nacht sein Zelt auf einem von 36 Zeltplätzen im Vulkankrater aufschlagen.
Vorbereitung & Anreise
Die Planung Ponta do Pico gingen los: Ausrüstung wurde zusammengestellt und gewogen. Hier wurde geschliffen, dort wurde geschnitten – und zwar so lange, bis wir mit dem Gewicht zufrieden waren. Schließlich muss ja jedes Gramm bei der Besteigung hochgetragen werden. Und da kommt schon einiges an Gewicht zusammen, wenn man alles für eine Camping-Nacht auf dem Vulkan der Ilha do Pico einpackt.
Angekommen auf der Ilha do Pico, schlugen wir unser Zelt im Süden der Insel auf. Der wirklich wunderschöner Campingplatz Parque campismo das Lages wurde unser Zuhause. Und das Beste daran: Wir hatten vom Zelt direkte Sicht auf den Ponta do Pico. Vorausgesetzt natürlich, man hat freie Sicht. Denn wenn man eines über ihn sagen kann, dann dass er Wolken magisch anzieht.
So verbrachten wir tatsächlich drei ganze Tage auf der Ilha do Pico, bis wir Portugals höchsten Berg um 6:00 Uhr morgens dann das erste Mal ohne Wolken zu Gesicht bekamen. Die Freude war groß
Die Besteigung des Ponta do Pico
Die Casa da Montanha, die Berghütte des Ponto do Pico, liegt auf 1.225 Metern. Die legt man am besten mit einem Mietwagen zurück, denn der Aufstieg zur Hütte ist nicht ohne. Auch mit einem kleinmotorigen Wagen muss man an manchen Stellen ordentlich Gas geben. Aber nie zu viel – denn es leben unzählige Kühe auf der Insel und die Weiden, auf denen sie grasen, sind nicht mit Zäunen ausgestattet. Höchstens riesige Hortensien dienen als natürlicher Umzäunung.
Unser Einstiegspunkt der Besteigung ist also die Casa da Montanha. Dort gibt es die Möglichkeit, sich einen Kaffee, ein Eis oder eine Cola zu kaufen und man kann noch einmal auf´s Klöchen gehen. Außerdem wird dort abgerechnet und Ausrüstung verteilt. Es gibt unterschiedliche Preise, die entrichtet werden müssen, wenn man den Pico besteigen will. So haben wir pro Person 30 EUR gezahlt, um auf Portugals höchsten Gipfel zu steigen und oben schlafen zu dürfen. Die Besteigung und den Abstieg an einem Tag zu machen ist günstiger – man verzichtet dann nur eben auf eine echt verrückte Camping Nacht.
Alle Wanderer, die zum Gipfel des Pico steigen, werden außerdem mit einem GPS-Notfall-Tracker ausgestattet. In der Casa da Montanha wird auf einem Bildschirm anzeigt, wer sich gerade wo befindet. Außerdem hat man die Möglichkeit, das Team darüber zurufen, falls ein Notfall besteht. Das funktioniert allerdings nur bis knapp unter den Kraterrand. Im Krater selbst gibt´s noch nicht einmal mehr für diese Teile Empfang.
Im Gegensatz zu einem großen Teil der restlichen Bevölkerung der Insel Pico sprechen die Angestellten der Casa da Montanha gutes Englisch, können auch am Telefon bei allen Fragen weiterhelfen und waren bei unserem Besuch und unseren Anrufen immer sehr freundlich. Und das, obwohl wir unzählige Male angerufen haben, um zu fragen, wie das Wetter wird und ob vielleicht vor unserem reservierten Termin noch zwei Plätze auf dem „Zeltplatz“ frei sind.
Zum Wetter auf der Ilha do Pico

Wie bereits erwähnt, ist das Wetter auf der Ilha do Pico sehr wechselhaft. Die Mitarbeiter der Casa da Montanha sind absolute Profis in Sachen Wettervorhersage. Während unsereins im Bikini in der Sonne am Meer brutzelt, erzählen sie einem, dass das Wetter morgen schlecht wird. Und wenn sie schlecht sagen, dann meinen sie schlecht. So erging es uns dann bei der Besteigung des Pico.
Unser Aufstieg war für den 25.07. geplant. Morgens ging noch einmal der obligatorische Anruf an die Hütte, um zu überprüfen, ob wir starten können – bei schlechtem Wetter werden nämlich keine Menschen auf den Pico hochgelassen. Aber wir hatten Glück! Um 16 Uhr durften wir unseren Weg zum Gipfel antreten. Bis dahin wurde noch fleißig ein- und umgepackt, getrunken und gegessen. Die Vorfreude war riesig!
Angekommen an der Casa da Montanha ging es mit dem Papierkram los: Unterschrift hier, Unterschrift da, GPS Tracker-Einweisung, Info-Film anschauen. Auch wichtig zu wissen: Nach 24 Stunden muss man wieder unten an der Hütte sein, nur so lange gilt die Genehmigung. Was in Stunde 25 geschieht, das kann ich aber nicht sagen. Achso, und der Satz: „Habt ihr gute Kleidung dabei? Das Wetter wird morgen schlecht.“ , der war auch noch sehr präsent. Ein Blick aus dem Fenster sorgte für Stirnrunzeln meinerseits – schließlich waren gerade um die 27 Grad draußen. Aber gut. Werden wir dann ja sehen. Ja, wir hatten die richtige Kleidung dabei und waren immer noch der Meinung, dass wir sie nicht brauchen würden. So viel sei schon einmal verraten: Wir wurden eines besseren belehrt.
Bei herrlichstem Sonnenschein ging es los und wir starteten unseren 5 km langen Aufstieg. Bepackt mit dem großen Rucksack, in kurzer Hose und T-Shirt gingen wir gemütlich nach oben. Wir sind, wie wir es nennen, „Genuss-Wanderer“. Wir hetzen uns nicht ab, sondern genießen auch den Moment, setzen uns hin, schauen und atmen durch. Kein Wunder daher, dass wir mehr als einmal überholt wurden, da es auch Menschen gibt, die den Pico offensichtlich als Trailrunning-Strecke zum Lauftraining nutzen.

Die fünf Kilometer Wegstrecke, hat im Endeffekt 1.126 Höhenmeter in sich, die teilweise ganz schön steil sind. Bei einem Großteil des Weges sind die Wanderstöcke eine gute Unterstützung. Jedoch gibt es – zumindest für kleine Menschen wie mich – immer wieder Passagen, in denen mit beiden Händen gekraxelt werden muss. Geflucht habe ich, weil mir warm war, weil der Rucksack schwer war und weil die Höhenmeter mich ganz schön geschafft haben. Aber umso gesegneter habe ich mich gefühlt, als die Aussicht immer grandioser wurde. Es war, als würde man auf ein Poster schauen. In der Ferne sahen wir noch die Nachbarinsel – ansonsten jedoch nur den Vulkan, auf dem wir gerade standen, sowie die Ränder der Insel, auf der wir uns befanden. Ein surreales, wunderschönes Bild.
Die Strecke nach oben würde ich nicht unbedingt immer als „Wanderpfad“ bezeichnen. Von unten nach oben (und natürlich andersherum) führen Holzpfosten, die rot marckiert sind, ans Ziel. Sie sind nummeriert, was nicht unbedingt immer motivierend ist. Insgesamt gibt es 45 Stück, die man auf dem Aufstieg zum Kraterrand passiert. Ab Pfahl 40 wird die Geschwindigkeit schon ein bisschen angezogen. Bei Pfahl 44 hab ich meinem Mann hinterhergerufen, dass er nicht rennen soll, weil er sonst mit Fleischwunden im Krater ankommt. Ist aber alles nochmal gutgegangen.
Auf dem höchsten Gipfel Portugals

Der Moment, als wir endlich am Kraterrand des Pico standen, war einfach atemberaubend. Die anspruchsvolle Besteigung des Vulkans auf eher unwegsamen Wegen, war für mich definitiv anstrengender als für meinen Mann. Jedoch standen wir beide mit Tränen in den Augen da und richteten unseren Blick auf die Caldeira und den Picinho, den wahren Gipfel, den es noch zu bezwingen galt.
Wir stiegen die 20 Meter in die Caldeira ab und suchten uns einen Campingplatz. 36 Plätze wurden geebnet und mit Steinmauern, die ein bisschen vor dem Wind schützen sollen, eingefaßt. Bald hatten wir unseren Platz gefunden, luden die Rucksäcke ab und zogen uns warme Sachen an. Inzwischen war es Abend und der Wind hatte aufgefrischt . Uns wurde auf dem Pico kühl. Und: Wir wollten ja auch noch auf den Pincinho, denn von dort oben soll der Blick auf den Sonnenuntergang grandios sein.
Wir kletterten also ohne schweres Gepäck die übrigen etwa 90 Meter nach oben und wurden für alle Anstrengungen des Tages belohnt: Die Sonne ging unter und wir befanden uns schon seit einiger Zeit über den Wolken. Was für ein Ereignis! Wir standen 2.351 Meter über dem Meer und konnten der Sonne beim Untergehen zusehen. Um uns herum waren also gerade 2 Meere – und mehr nicht. Das Wolkenmeer und darunter der blaue Atlantik. Keine anderen Gipfel, nichts. Auch, wenn wir schon häufiger in den Bergen unterwegs waren, hat uns dieses Erlebnis sprachlos und unfassbar glücklich gemacht.
Der windreichste Gipfel Portugals

Ja, und da war da noch der Wind. Das Schlottern ging bald los. Sich an einen der Plätze zu stellen, an denen der Pico heißen Wasserdampf ausstieß, ist auch nur kurzfristig eine gute Idee. Es ist zwar definitiv warm, und die Wärme ist auch spürbar, jedoch hat Wasserdampf auch noch eine andere Eigenschaft: Er ist feucht.
Wir merkten, wie unsere Kleidung schnell nass wurde und daher stellten wir uns wieder dem Wind, um auch noch die letzten Sekunden des Sonnenuntergangs genießen zu können. Wir hatten Glück und neben uns waren nur zwei weiter Wanderer auf dem Gipfel, dem höchsten Punkt Portugals.
Wir stiegen bald wieder in die Caldeira ab, um unser Zelt aufzubauen. Da es schon etwas windiger war, ging das gar nicht so einfach. Denn das jemand auf einem Vulkan so richtig geilen Boden für Heringe findet, das hört man auch sehr selten. Da wir aber erprobt im Zeltaufbau sind, war auch das schnell erledigt.
Eine stürmische Nacht auf dem Vulkan

Natürlich waren wir k.o., aber vor allem waren wir glücklich und aufgeregt, weil wir gerade in unserem Zelt auf einem Vulkan saßen. Das ist doch verrückt! Der Mond ging auf und sorgte für ein bisschen Licht, einige Sterne waren auch zu sehen … Wow. Das war unbeschreiblich. Unser Plan für die Nacht war folgender: Ein Wecker sollte um 2 Uhr klingeln, damit wir richtig geile Fotos mit der Kamera vom Sternenhimmel machen konnten. Dann sollte der nächste um 6 Uhr klingeln, weil wir natürlich auch den romantischen Sonnenaufgang nicht verpassen wollten.
Ja genau. Plan und Realität und so.
Erstmal vorweg: Den Wecker hätten wir nun wirklich nicht gebraucht. Der Wind wurde im Laufe der Nacht so stark, dass es so dermaßen laut war, dass ich noch nicht mal mit Oropax schlafen konnte. Hinzu kam, dass es durch den Wind auch verdammt kalt war. Wir waren zwar gut ausgerüstet und froren jetzt nicht bitterlich … aber muckelig ist dann doch was anderes. So lagen wir da in unserem kleinen 2-Personen-Zelt und dachten darüber nach, ob der Wind das Zelt wohl noch zerlegen würde, was man sich noch in die Ohren stecken könnte, um ein bisschen Ruhe zu finden und warum ich (Frau Friermops) doch nicht die zusätzlichen Wollsocken zu Hause eingepackt hatte … um dann zu merken, dass der Wecker klingelte. 2 Uhr: Langzeitbelichtungsfotos machen!
Zack, Zelt auf. Kopf mit einem dicken Grinsen raushalten, um das dicke Grinsen dann auch wieder ganz schnell sein zu lassen. Mehr als eine dicke Suppe aus Wolken und einem echt fiesen Wind war da draußen nicht zu sehen. Also weiter schlafen. Naja, liegen. Naja, wie auch immer man das da oben auf dem Ponto do Pico nennen möchte.
Nächster Halt: Kurz vor 6. Irgendein Hering war lose und wurde vom Wind als Windspiel genutzt. *ping* *ping* *ping* „Den Wecker können wir ausmachen“, dachte ich mir. „Bei den Wolken heute Nacht wird´s eh keinen Sonnenaufgang geben. Und pennen kann ich eh nicht. Dann können wir auch absteigen. Aber trotzdem: 5 Minuten bleib ich noch liegen.“
Mein Mann verließ das Zelt um einen verlorenen Hering wieder festzumachen und stürzte direkt wieder zurück ins Zelt. „Komm raus! Die Sonne kommt!“ Da ich eh schon alles am Körper trug was ich dabei hatte, war das Rauskommen schnell erledigt. Wir begaben uns an den Kraterrand, um die Sicht auf einen wunderschönen und bunten Sonnenaufgang zu genießen. Viele Leute waren inzwischen hier, die zu unmenschlichen Zeiten gestartet sein mussten, um dieses Spektakel mitzuerleben. Viele von ihnen hatten kurze Hosen und Shirts an. Ich hingegen war in eine einzige Masse aus Merino-, Funktionswolle, Jacken, Westen und langen Unterhosen gehüllt. Wer ist hier merkwürdig?!
Abstieg vom Ponto do Pico

Dank der Wolken und des immer noch ordentlichen Windes war die Sonne bald verschwunden und wir alle fanden uns in einem nassen Nebel wieder. Wir standen nämlich in den Wolken und irgendwo dort, wo wir es nicht sehen konnten, sagte die Sonne weiterhin guten Tag.
Wir beschlossen, direkt einzupacken und vom Pico abzusteigen. Das war leichter gesagt als getan, denn auch ein Zelt bei einem Stürmchen einzupacken ist nicht immer ganz leicht. Aber wir schafften es, rutschten in unsere Regensachen, zogen auch unseren Rucksäcken die Regenhüllen über und begannen den Abstieg vom Berg gen Berghütte.
Das Wetter, das wir jetzt hatten, hätte gegensätzlicher zum gestrigen Wetter nicht sein können. Gestern: kurze Hose, Shirt, Schwitzen. Heute: Alle Klamotten, die dabei sind unter den Regenjacken – trotzdem kalt. Da hatten diese Wahnsinnigen aus der Berghütte ja wirklich recht! Und ich dachte, die wollten sich einen Spaß machen. Wollten. Sie. Nicht. Wir stiegen also den Weg in den Wolken ab, zwischendurch regnete es auch mal ordentlich, damit die Blumen nicht eingehen.
Gerade bei so einem Abstieg, wenn die Sicht teilweise nur 10 Meter beträgt, ist es ein besonders lustiges Spiel, die Pfähle zu suchen, die einem den Weg zeigen. Wenn man etwas geduldig ist, dann ist das aber kein Problem. Uns kamen auch einige Gruppen entgegen, die den Aufstieg begonnen hatten. Wir drückten ihnen die Daumen, dass das Wetter besser sein möge, wenn sie oben waren. Es war immer ein nettes Miteinander, ein „Alles gut?“ hörte man jedes Mal mindestens ein Mal, wenn man jemanden traf. Ich weiß nicht, ob das an unseren Gesichtsausdrücken lag, die wir nach der Nacht und dem regnerischen Abstieg trugen. Uns ging es gut. Sehr gut sogar. Wir freuten uns schon, während wir noch mittendrin steckten, dass wir auch das schlechte Wetter getroffen hatten und nicht nur den Sonnenschein. Sonnenschein ist schließlich für Anfänger.
Trotz dessen, dass es sehr nass war, hatte der Stein, auf dem man da so herumkraxelte, immer super Grip geboten. Es war an nur sehr wenigen Stellen rutschig und mit Wanderstöcken konnte man sich sogar bei so einem Wetter problemlos nach unten ackern.
An der Casa da Montanha angekommen bekamen wir dann noch ein „super“ Zertifikat, das uns bestätigte, dass wir es wieder lebend nach unten geschafft hatten. Worauf wir uns aber noch viel mehr freuten war ein heißer Kaffee nach der Besteigung des höchsten Gipfel Portugals!
Danach ging es zurück zu unserem Campingplatz im Süden der Insel. Am Abend saßen wir da, im Trockenen vor unserem Zelt und starrten mit einem Belohnungsbier in der Hand auf den Gipfel des Pico, der an dem Abend kein Wolkenkleid trug. Verrückt. Da oben waren wir. Da haben wir geschlafen. Was für ein Erlebnis
Tipps zur Besteigung des Ponto do Pico
Folgende Tipps kann ich euch mit auf den Weg geben, falls ihr selbst schon auf den Geschmack genommen seid und den Ponto do Pico besteigen wollt:
- Unterkunft – Casa da Montanha
Reserviert rechtzeitig per Telefon! Pro Tag darf nur eine beschränkte Anzahl an Personen auf den Vulkan. Zudem gibt es nur 36 Zeltplätze auf dem Krater. Es kann durchaus vorkommen, dass man warten muss, bis man ein „Go!“ bekommt. Besser früh planen und früh reservieren – und trotzdem flexibel bleiben, falls das Wetter nicht mitspielt.
Alternativ gibt es geführte Touren von unterschiedlichen Anbietern. Hier wird die Orga dann komplett übernommen. - Zelten auf dem Vulkan
Es darf auf dem Vulkan kein Feuer gemacht werden. Das bedeutet, ihr könnt dort oben nichts kochen. Die Brand- & Explosionsgefahr durch ausströmende Gase, ist sehr hoch. Rauchen ist also auch keine gute Idee. Nehmt euch verzehrfertigen Proviant mit: Kekse, Nüsse und Rosinen mit (die haben bei uns ihren Dienst getan). Alternativ gibt es auch Mie-Nudeln aus Dinkel und Bio-Aufpeppel-Pulver aus Gemüse, das man auch mit kaltem Wasser machen kann.
- Wasser – ganz wichtig!
Die Casa da Montanha ist die letzte Möglichkeit, Wasser für die Besteigung zu bekommen. Ihr solltet also schon bei der Abfahrt im unteren Teil der Insel eure Wasserreserven füllen und hochschleppen. Bei einer Übernachtung wären pro Kopf 3 Liter das Minimum – besser mehr! - Ausrüstung & Bekleidung
Der Weg nach oben bzw. unten ist nicht ohne. Man muss sicher kein Langstreckenläufer sein, um es nach oben zu schaffen, aber ich würde auch nicht empfehlen, völlig untrainiert dort hochzugehen, wenn man es auch etwas genießen möchte. Der Weg nach unten kann durchaus auch die Knie beanspruchen, weswegen ich auf jeden Fall Wanderstöcke empfehlen würde.
Eurer Zeltausrüstung sollte eine verstärkte Planen zum Unterlegen beigefügt sein: Der Zeltboden würde sonst auf dem Vulkangestein beschädigt werden.
Auf über 2.300 Metern kann es schon sehr frisch werden – grade nach Sonnenuntergang. Warme Kleidung (Zwiebelprinzip), inkl. Mütze und Handschuhe sollten im Rucksack dabei sein.
Hilfreiche Links
- Nicht nur für die Besteigung des Pico – der Wanderführer für die Azoren: Rother Wanderführer Azoren
Die Tour auf den Ponto do Pico gibts ab Seite 128 [Tour-Nr. 34]. - Allgemeine FAQs Azoren-Reisen im Netz.
- Aus der gleichen Feder: Ilha do Pico & mehr.