Es gibt viele Gründe die Burgen Hocheppan und Boymont zu besuchen, wenn man im Etschtal etwas Zeit verbringt. Eine spannende Tourenvariante führt über den Eppaner Höhenweg und damit von Westen auf die Burgen zu, die über dem nahen Bozen und über der Gemeinde Eppan thronen.
Der Ausblick ins Etschtal und bis zum Rosengarten in den Dolomiten belohnt den Anstieg. Die Jausen in den Burgschänken von Hocheppan und Boymont versüßt die Tour in jedem Fall.
Sehenswürdigkeiten
Tourensteckbrief
- Charakter:
Wandern (T1) - Anforderung:
Kondition - Start/Ziel:
Parkplatz nahe Gasthof Kreuzstein - Distanz: 11 km
- Reine Gehzeit: 4:00 h
- Höhenmeter: ↑ 850 m • ↓ 850 m
- Einkehr/Übernachtung:
Gasthöfe Buchwald & Wieser,
Burgschänken Hocheppan & Boymont
Etappen & Gehzeiten
- Gasthof Buchwald (1:00 h)
- Gasthof Wieser (2:00 h)
- Burg Hocheppan (2:30 h)
- Burg Boymont (3:15 h)
- Parkplatz beim Gasthof Kreuzstein (4:00 h)
Steiler Anstieg zu Beginn
Wir starten von dem kleinen Wanderparkplatz nahe dem Gasthof Kreuzstein in Eppan-Monte. Die beiden Tage davor waren wir bereits auf dem Monte Róen und dem Mitterberg. Und wenn ich die Teleskopstöcke nicht dabei hätte, würde ich nicht ganz so entspannt an die heutige Tour herangehen: Mein Knie zwickt ein bisschen. Und was ich noch nicht weiß: Die erste Etappe ist nur steil. Zuerst geht es in einen Wald, also beginnen wir beherzt. Die Ruinen liegen zwar erst auf dem Rückweg, das tut meiner „Burgen-Vorfreude“ aber wie immer keinen Abbruch.
Bald erreichen wir dann auch einen kleinen Hof oder ein Häuschen. Ich habe keine Ahnung, aber den beiden kleinen Hunden, die uns kläffend in Empfang nehmen ist es ein Zuhause. Etwas ungeordnet, aber wenn es den Hunden gefällt … wir müssen an dem schiefen Gebäude einfach nur kurz vorbei und überlassen die kleinen Kläffer wieder ihrer Langeweile. Kurz darauf finden wir uns auf einer Forststraße, die nach ein paar Kurven auf eine kleine Teerstraße trifft.
Ein Pärchen läuft in unsere Richtung und überholt uns. Nur ein „Hallo“. Hmmm … egal, ich habe ohnehin gerade keine Lust ein Gespräch anzufangen, sondern trink erst mal einen ordentlichen Schluck und bin froh, dass es jetzt eben dahin geht, bis zum Gasthof Buchwald, der heute Ruhetag hat. Macht aber nichts, denn wir setzen uns auf eine Bank in der Nähe und blicken auf die Ruine Boymont und Bozen hinab. Das andere Paar ist schon wieder im Abstieg begriffen und verschwindet zwischen den Bäumen und ich denk bei mir: Tschüss.
Auf dem Eppaner Höhenweg
Einen Müsliriegel später geht es am Gasthof vorbei und direkt wieder steil nach oben. Karo meint ich solle noch die Tulpen fotografieren, was ich auch mache: hastig und schlampig. Ich will ja weiter, zu den Burgen, wenn’s geht heute noch. Manchmal bin ich schon ungeduldig, glaub ich. Das wird auch gleich damit belohnt, dass ich den steilen Berg hoch stapfen darf. An einem Wasserschacht halte ich an. Oh, eine braune, haarige Raupe. Das Foto bekomme ich auch nicht hin. Ist mir jetzt auch egal, denn wir müssen wieder in den Wald hinein. Und was denkt ihr? Genau steil nach oben!
Es lohnt, über eine Stunde lang einfach nur den Berg hinaufzulaufen. Wir erreichen den Eppaner Höhenweg und halten uns gleich Richtung Norden. Der Weg ist auch hier auf über 1.100 m ein Forstweg. Breit und komfortabel. Wir laufen direkt auf den Gantkofel zu. Der markante Berg hoch über Eppan. Von Zeit zu Zeit erhaschen wir einen schönen Ausblick auf Bozen und die Dolomiten. Die Eindrücke auf diesem Weg sind durch die Bank imposant. Wir sind hier oben völlig alleine und genießen das auch. Nehmen uns Zeit, an der ein oder anderen Bank anzuhalten und die Aussicht auf uns wirken zu lassen.
Ich hätte gute Lust, an so einem Aussichtspunkt ein Zelt aufzuschlagen und dort einfach zu kampieren. Etwas Käse, Speck und Südtiroler Wein im Gepäck und am nächsten Morgen den Sonnenaufgang über den Dolomiten beobachten. Vielleicht beim nächsten Mal. Ich merke langsam, dass mich die Lust auf Speck überkommt. Und soweit ich weiß, bekommt man auf beiden Ruinen eine gute Jause. Ich bevorzuge Boymont, da es schon ein gutes Stück auf dem Rückweg liegt und nicht so überlaufen wie Hocheppan ist.
Die Burg Hocheppan
Bevor wir wieder im Wald verschwinden und der Abstieg beginnt, sehen wir durch eine Lücke in den Bäumen die Mauern der Burgruine Hocheppan. Sie schmiegt sich eng an den bewaldeten Hang. Liegt förmlich in einem grünen Bett. Bis dahin ist es noch ein gutes Stück und die Wolken ziehen sich langsam zusammen. Im Wald erwischt uns dann etwas Nieselregen. Der hält sich zum Glück nicht lange.
Wir treffen auf eine Apfelplantage und ab jetzt geht es erst mal steil auf dem Laub bedeckten Waldboden nach unten. Wenig später verlassen wir den Wald, wechseln auf eine kleine Teerstraße und kommen direkt am Gasthof Wieser vorüber. Dieser hat zwar offen, aber daran kann ich jetzt nicht denken. Ich rieche schon förmlich die Mauern der Ruine Hocheppan. Also drängle ich ein bisschen und Karo gibt den Gedanken an ein Stück Kuchen wieder auf.
Wir passieren ein paar Häuser und bevor wir wieder im Wald verschwinden, sehen wir die Hinweise auf die Ruhetage der beiden Ruinen: Heute hat Boymont Ruhetag, Hocheppan zum Glück nicht. Also weiter und prompt, ein Stück tiefer im Wald, einige felsige Passagen später, wieder ein Hinweis: „Achtung Bogenschießen“ und “Benutzung des Parcours nur gegen Bezahlung“. Wir bahnen uns den Weg über Stock und Stein und erreichen bald eine Gruppe mittelalterlich Gewandeter, die mit Ihren Holzbögen auf Pappesel schießen.
Direkt oberhalb der Ruine treten wir aus dem Testgelände heraus. Von da ist es ein Katzensprung und schon sind wir an den Mauern angelangt und lesen, dass die Tore noch eine Stunde offen stehen. Bevor wir die Burg betreten, blicken wir auf den Kreideturm unterhalb der Ruine Hocheppan, der ihr als Vorwerk diente. Aber jetzt erst mal die Ruine erkunden und dann vor allem: Strauben (ein leckeres Schmalzgebäck) so groß wie ein Teller für Karo. Ich gönne mir Speck und Käse. Von dem Brotzeitbrettl hätte ich allerdings auch zwei Tage leben können.
Die Burg Boymont und der einsame Hund
Nach der Jausen sind wir satt und müssen weiter. Der Weg zur Burgruine Boymont führt über Stock, Stein und Stege durch eine Schlucht. Dieser Teil des Weges ist ziemlich märchenhaft und wenn der Himmel dick mit Wolken verhangen ist, jederzeit losregnen möchte, dann hat es schon etwas Verwunschenes. Wir sputen uns jetzt etwas mehr, da wir noch ein Stück vor uns haben und erreichen bald den Zufahrtsweg der Ruine, an dessen Rand eine zugemauerte Höhle förmlich auf der Lauer liegt. Ein paar Steine sind herausgebrochen und bieten genug Platz, um einzusteigen. Das machen wir jetzt nicht. Allerdings war ich schon mal in der Höhle.
Sie ist wie ein Hufeisen in den Fels getrieben – künstlich geschaffen und finster so ganz ohne Licht. Wir gehen weiter und wie erwartet ist das Burgtor verschlossen. Schade, dort lässt es sich auch gut schmausen, man kann auf den Wohnturm der Ruine steigen und die Aussicht genießen. Boymont gehört heute zum Schlosshotel Korb, das am Fuße des Burgbergs steht. Während die Burg Hocheppan einen Wehrcharakter hatte, war Boymont lediglich eine Residenz. Ich schieße noch ein paar Fotos von den Mauern, zu x-ten mal. Es beginnt wieder leicht zu nieseln und wir müssen unsere gefüllten Bäuche noch ein paar Kilometer weitertragen.
Auf dem Rückweg von Boymont zum Wanderparkplatz müssen wir einen bewaldeten Berghang entlang, bevor der Pfad in die nächste Schlucht führt. So auf halbem Weg kommen uns zwei Hunde entgegen. Sie trotten an uns vorbei, beäugen uns, als ob Sie denken würden: Was macht ihr denn hier? Mir geht’s genauso. Und ich halte gleich mal nach dem Herrchen Ausschau. Es kommt aber keines. Auch fünf Minuten später, wir sind schon ein Stück den Hang hinuntergegangen, ist keine Spur von einem Herrchen oder Frauchen.
Ich ertappe mich dabei links und rechts das Gelände abzusuchen. Wer weiß schon, was so passieren kann. Aber nichts, keine Spur von einem Menschen. Egal, weiter. Es wird langsam ungemütlich und wir erreichen den tiefsten Punkt der Schlucht, die sich als Schmelzwasserkanal entpuppt. Den queren wir und ich muss sagen, inzwischen hat sich die Szenerie um uns so weit verdüstert, dass man hier locker einen Gruselfilm drehen könnte. Ich bekomme Gänsehaut und möchte nur raus aus der gespenstischen Senke. Aber Karo meint, dass sie noch in aller Seelenruhe ein Fleece unter die Regenjacke ziehen will.
Na toll, dann erwischen uns eben irgendwelche Hinterwäldler mit ihren Äxten und Sensen, denk ich mir. Aber Glück gehabt: Karo war schnell und wir kommen ungeschoren aus der Senke heraus und finden uns vor einem kleinen Haus neben einem Teich, der mit allerlei Kunsthandwerk verschönt wurde.
Die Wolken interessiert das nicht und wir behalten weiterhin einen schnellen Schritt bei, bis uns eine Frau in ihrem Auto abpasst und sich nach ihrem Hund erkundigt. Hunde haben wir ja gesehen, es waren aber nicht ihre. Dafür würde sie uns aber zu unserem Auto fahren. Zum Kreuzstein ist es nicht mehr weit, ein Kilometer vielleicht. Wir wollen den aber auch noch zu Fuß zurücklegen, da ist unser Wandererstolz zu groß. Kurz vor dem Parkplatz treffen wir die Frau erneut. Sie ist immer noch nicht fündig geworden und will uns immer noch zu unserem Ziel fahren.
Da wir aber nur noch um einen Bewässerungsteich, dann durch eine Apfelplantage hindurch und über die Straße zum Parkplatz müssen, lehnen wir noch einmal dankend ab. Sie macht sich wieder auf die Suche nach ihrem Hund und wir gehen die letzten Meter zu unserem Auto. Dort angekommen fängt es dann richtig an zu regnen. Optimales Timing auf einer Klasse Tour, denk ich mir.