Östlich vom Cirque de Gavarnie gelegenen, durchbricht die Brèche de la Roland – eine 40 m breite und 100 m hohe Scharte, das monumentale Felsband im Hauptkamm der Zentralpyrenäen. Der Legende nach schlug der Graf Roland, der nach einer Niederlage bei der Schlacht von Roncesvalles – auf einem Feldzug Karls des Großen – aus Schmach sein Schwert Durendal zerstören wollte, diese Scharte in den Fels.
Ob dem nun tatsächlich so war, wissen wir nicht. Was wir aber sagen können: Die Tour am ehemaligen Gletscher de la Brèche ist anspruchsvoll und absolut beeindruckend!
Tourensteckbrief
- Charakter:
Anspruchsvolles Bergwandern (T3) - Anforderung:
Gute Kondition, Orientierung, Trittsicherheit, Alpine Erfahrung - Start/Ziel:
Parkplatz Col de Tentes - Distanz: 11,5 km
- Reine Gehzeit: 4:30 h
- Höhenmeter: ↑ 750 m • ↓ 750 m
- Einkehr/Übernachtung:
Refuge de la Brèche de Roland
Etappen & Gehzeiten
- Refuge de la Brèche de Roland (1:45 h)
- Brèche de Roland (2:30 h)
- Refuge de la Brèche de Roland (3:00 h)
- Parkplatz Col de Tentes (4:30 h)
Aufstieg zum Refuge de la Brèche
Unser Ausgangspunkt ist der Col de Tentes. Auf dem Weg dahin fahren wir wieder durch Gavarnie und kurz vor dem Pass durch ein verlassenes Pyrenäen Skigebiet. Vom Parkplatz aus könnte man in gut einer Stunde auf den Pic de la Pahule (2.292 m) in den Zentralpyrenäen wandern. Der ist aber nicht unser Ziel, sondern die Brèche de Roland. Unser Weg führt uns zu Beginn entlang der Fahrstraße bis an ihr Ende, dem Port de Boucharo. Hier beginnt endlich der spannende Teil der Tour. Es geht über einen steinigen Pfad Richtung Glace du Taillon. Nach einer Weile treffen wir auf ein Geröllfeld. Der Höhenweg bisher ist recht abwechslungsreich: Rechts die Felswände des les Gabiétous und links ein tiefes, langes Tal mit der Cabane des Soldats. Jetzt stehen wir unterhalb des Glace du Taillon. Der Wegweiser zeigt rechts den zerklüfteten Geröll- und Felshang hinauf. Den steigen wir hinauf und treffen auf einen Gebirgsbach. Hier fließt das Schmelzwasser des Taillon Gletschers ins Tal.
Mit ein wenig Kraxelei und der Hilfe einer befestigten Kette, schaffen wir es durch den Fels und den Bach. Von hier geht es dann steil in Serpentinen hinauf zu einem Plateau vor dem Refuge de la Brèche de Roland. Wir können uns echt nicht satt sehen an den Zentralpyrenäen: Links das Refuge und dahinter das Marboré-Massiv und rechts der Pic de Taillon und darunter der gleichnamige Restgletscher. Davon gibt es einige in den Pyrenäen. Das Refuge ist gut besucht. Eine der wenigen Hütten hier, die bewirtschaftet ist. Vor ihr steht ein Metallkasten: die Toilette. Das trifft sich gut, ich kann schon seit Längerem müssen. Wie funktioniert das hier? Ich muss erstmal den Plastikeimer mit Wasser aus einem Tank füllen. Den nehm ich dann mit in das kleine Metall-WC. Ein Stehklo und der Spülkasten hat keine Funktion mehr … aha, wo stell ich jetzt den Eimer hin?
![Das Marboré-Massive: Refuge de la Brèche und die Brèche de Roland. [Brèche de Roland - Zentralpyrenäen]](https://luftschubser.de/wp-content/uploads/2018/02/Breche-de-Roland_pyrenaen-20-1024x680.jpg)
Brèche de Roland in den Zentralpyrenäen
Wir machen Pause, sitzen am Rand der Terrasse und blicken zum Cirque de Gavarnie rüber. Schließlich geht es weiter und wir stapfen bald die Schutthalde zum nächsten Plateau hinauf. Das daneben ein Restgletscher sein soll, fällt nicht wirklich auf. Oben auf dem Plateau vermengt sich Eis und Schotter. Da heißt es gut aufpassen, denn ein paar der Wanderer rutschen bisweilen ab. Die letzten Meter zur Brèche müssen wir kraxeln. Dann stehen wir oben in dem riesenhaften Felsparabel. Wir sind Zwerge und links und rechts von uns stehen Riesen. Wir sind jetzt auf über 2.800 m und hier oben bläst der Wind eisig kalt. Wir beobachten zwei Kletterer, die in der Felswand zu unserer Rechten hängen und langsam den Weg nach oben suchen. Die Zeit vergeht hier oben langsam. Manchmal habe ich das Gefühl, je höher wir steigen und je weiter sich die Landschaft um uns herum ausbreitet, desto ruhiger werde ich innerlich. Gelassener, geduldiger oder einfach zufriedener.
Nach einer Weile machen wir uns wieder auf den Rückweg. Wir klettern von der Scharte hinunter. Bevor wir die Brèche de Roland wieder runter zum Refuge steigen, machen wir noch einen Fotostopp in dem ehemaligen Gletscherbecken unterhalb der Brèche. Ist immer noch eine sehr rutschige Geschichte dieser Abschnitt. Danach geht es wieder hinab zur Hütte. Dabei blicken wir immer wieder zum Cirque de Gavarnie rüber. Diese ganze Felskulisse in den Zentralpyrenäen ist einfach beeindruckend. Unterhalb der Hütte müssen wir wieder den Schmelzwasserbach queren. Der führt inzwischen etwas mehr Wasser als am Vormittag. Eine Frau vor mir kommt dabei ins Schlittern. Und nennt es Murphy’s Law, sie landet mit dem Po in einer breiteren Wasserrinne, als sie ausrutscht. Heile Knochen, klitschnasser Hintern: Glück im Unglück, würde ich sagen.
Dann erreichen wir den Höhenweg und von hier ist es wieder ein schöner Spaziergang zurück. Natürlich darf auch was nicht fehlen? Genau: Von der spanischen Seite drücken wieder dunkle Wolken nach Frankreich. Echt nicht zu glauben, aber danach können wir hier die Uhr stellen. Ein letzter Apfel bei einem übergroßen Steinmandl und ein Blick über das grüne Tal unter uns, das sich bis Gavarnie hinzieht, bevor wir auf die Zielgerade zum Parkplatz am Col de Tentes einbiegen. Ein beeindruckender Tag in den Pyrenäen liegt hinter uns und wir sind glücklich. Habe ich eigentlich die Geier und Murmeltiere erwähnt, die wir unterwegs gesehen haben?