Diese lange Tour zum Brunnenkopf führt Dich vom Wanderparkplatz beim Schloss Linderhof auf guten 18 km hoch über dem Graswangtal in die Ammergauer Alpen hinein. Die Tour zählt für mich persönlich zu den schönsten Wanderungen in den Ammergauer Alpen. Und hält auch einer der gemütlichsten Hütten für eine Pause bereit.
Auf der anfänglich leichten Wanderung geht es entlang des Versorgungswegs und im Wald zu den Brunnenkopfhäusern und zur Brunnenkopfhütte.
An der Hütte beginnt auch der schönste Abschnitt der langen Wanderung. Der Reihe nach erklimmen wir über Pfade und Steige drei spannende Berggipfel. Zuerst den Brunnenkopf danach die Klammspitze und über einen Gratwanderung auch noch auf den Feigenkopf.
König Ludwig II., ein hoffnungslos romantischer Bergliebhaber, wusste schon, weshalb er in diese schöne Bergkulisse sein Schloss Linderhof samt künstlicher Tropfsteinhöhle bauen ließ! Es erwartet Dich auf dieser ausgedehnten Tour einiges an Höhenmeter und jede Menge traumhaftes Alpenpanorama!
Karte Brunnenkopf Wanderung
Tourensteckbrief
- Charakter:
Anspruchsvolles Bergwandern (T3) - Anforderung:
Gute Kondition, Orientierung, Trittsicherheit, alpine Erfahrung - Start/Ziel:
Wanderparkplatz Schloss Linderhof (gebührenpflichtig) - Distanz: 18,5 km
- Reine Gehzeit: 6:30 h
- Höhenmeter: ↑ 1.250 m • ↓ 1.250 m
- Einkehr/Übernachtung:
Brunnenkopfhütte • Gaststätte am Schloss Linderhof
Etappen & Gehzeiten
- Brunnenkopf (2:00 h)
- Große Klammspitze (2:45 h)
- Feigenkopf (3:30 h)
- Bäckenalmsattel (4:15 h)
- Wanderparkplatz (6:30 h)
Wanderung zur Brunnenkopfhütte und auf Brunnenkopf
Das Graswangtal in den Ammergauer Alpen hat seinen ganz besonderen Reiz. Der Besuchermagnet ist mit Sicherheit das Schloss Linderhof von König Ludwig II. Vom Schlossparkplatz lassen sich aber auch viele wunderschöne Bergtouren und Wanderungen unternehmen. Wanderungen von Hütte zu Hütte über aussichtsreiche Berggipfel sind beliebt wie nie!
Das gilt auch für uns! Zwar brauchen wir nicht immer Hütten auf unseren Wanderungen, weil wir immer unsere eigene Brotzeit dabei haben. Aber am Ende einer langenTour ist ein Einkehrschwung schon eine feine Sache.
Wir fahren also pünktlich um 6:00 Uhr in der Früh mit dem Auto Richtung Garmisch und über Oberammergau zum Wanderparkplatz. Öffentlich kommt man natürlich auch zum Ausgangspunkt der Tour. Mit der Deutschen Bahn bis nach Oberammergau und vom dortigen Bahnhof mit dem Bus direkt zum Schloss Linderhof.
Anfangs geht es entlang des Dreisäuler Bachs und im ersten steilen Anstieg durch den Wald. Allerdings ist der Weg bis zu den Brunnenkopfhäusern und zur Brunnenkopfhütte ein typischer Forstweg, der auch als Versorgungsstraße für die Brunnenkopfhütte dient. Damit ist die Bergtour eingangs eher leicht und man dabei gut die Natur genießen.
Wir wandern gemütlich in der Sommersonne vor uns hin, als uns eine junge Frau mit sehr sportlichem Schritt überholt. Weiter hinten schlendert ihre Mutter dafür entspannt den Berg hinauf. Ein jeder nach seiner Fasson. Nachdem wir dann die Brunnenkopfhütte erreichen, kurz die Aussicht genießen, machen wir uns daran, den Brunnenkopf zu erklimmen.
Zum Glück sind wir auf dieser Tour die Ersten, denn viel Platz bietet der Felsgipfel nämlich nicht. Der Aufstieg hat es allerdings auch in sich, denn wir müssen über einen mit Stahlseil versicherten Felssteig hinauf kraxeln. Dort angekommen, können wir das nächste Tagesziel bereits sehen: die kleine Klammspitze rechts und ihr großer Bruder daneben, sticht mit ihrer schroffen Felswand majestätisch hervor.
Vom Brunnenkopf zur großen Klammspitze
Der Pfad führt uns ab der Hütte zunächst über grüne Hangwiesen, an der Felswand der kleinen Klammspitze vorbei. Die Tour wechselt nun in einen Steig an einer hohen Felswand. Jetzt merken wir ganz deutlich: Wir sind in der Mittagshitze unterwegs. Wichtig bei ausgedehnten Touren im Sommer: Sonnencreme und genug Wasser sollte im Rucksack sein!
Ein sportlicher Bergsteiger, der uns heute Morgen beim Aufstieg zur Hütte überholt hatte, kommt uns hier bereits entgegen. Er ist schon wieder im Abstieg begriffen. Was soll man dazu sagen? Fast unheimlich, er scheint die Strecken auf seinen Touren zu fliegen? Das haben wir bisher noch nie auf unseren Wanderungen geschafft. Nicht irritieren lassen, den nächsten Berg fest im Blick, setzen wir unseren Weg unbeirrt fort.
Der weitere Aufstieg führt uns an der hohen Felswand vorbei zu einem seitlichen Felsabsatz. Von hier geht es auf der Westseite der Klammspitze weiter bergauf. Auf dem kleinen Plateau treffen wir auf zwei Männer. Die beiden älteren Herren, plappern auch gleich fröhlich mit uns über unsere Herkunft, während sie genüsslich ihre Müsli-Riegel verspeisen.
Na ja, wer im Hochsommer langärmelig und mit Strohhut auf den Bergen unterwegs ist, der hat das schon öfters gemacht und geht’s gemütlich an. So nah und doch so fern. Ihr kennt das sicher? Wenn man denkt, das Ziel ist zum Greifen nah, dann erlebt man meist noch eine Überraschung.
Der weitere Aufstieg von diesem Absatz ist mit Vorsicht zu genießen: Hier bricht der Fels immer mehr ab. Nur noch Reste des einstigen Pfades sind erkennbar. Wir klettern also über Felsabsätze dem Gipfel entgegen. Die beiden Herren von eben lassen uns den Vortritt, obwohl sie vermutlich auch nicht viel langsamer als wir wären: rüstige Rentner eben.
Immer schön einen sicheren Tritt nach dem nächsten suchen, schön festhalten und nicht nach unten schauen. Dann noch das letzte Stück mit leichtem Überhang und schon sind wir oben. Wenn man von oben auf den Felsabbruch zurückschaut, wird mir dann doch ein bisserl mulmig. Allerdings entschädigt jetzt bereits die herrliche Aussicht in die Ammergauer Alpen.
Auf dem Gipfel gibts jetzt endlich auch die verdiente erste Brotzeit mit tollem Alpenpanorama bis ins Allgäu und zum Forgensee im Westen. Im Süden das Graswangtal und die markante Kreuzspitze. Und im Osten blicken wir zurück zum Brunnenkopf Berg. Und jetzt wissen wir auch wieder, warum wir uns auf unseren Touren immer so plagen. Ein Traum: Da schmeckt’s gleich dreimal so gut!
Gratwanderung zum Feigenkopf
Nach einer langen Pause geht es zuerst im Abstieg, dann wieder im Aufstieg, auf einem teils ausgesetzten Grat, teils über steilem Felssteig weiter. Auch hier heißt es: Konzentration, bloß nicht stolpern oder abrutschen. Ist schon eine sehr abenteuerliche Tour rüber zum Feigenkopf. Sie verlangt Trittsicherheit und schwindelfrei sollte man auch sein.
Ein wirklich spitzbübischer kleiner Mann kreuzt unseren Weg. Alex kann mal wieder nicht an sich halten, also haben wir eine kurze Small-Talk-Pause, bevor es weitergeht. Das pfiffige Kerlchen – ein Rentner auf Reha im übrigen – treffen wir später wieder. Wir steigen die letzten steilen Meter auf den Feigenkopf hoch und suchen vergeblich ein Gipfelkreuz.
Weiter rechts auf dem Feigenkopf versteckt ist ein Markierungsstein für Vermessungen. Das ist also der Gipfel. Der Feigenkopf gleicht einem sanften Grashügel, wenn man ihn erklommen hat. Trotz seiner über 1.860 Metern Höhe, kann man ihn im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern, leicht mit einem Genussgipfel verwechseln. Hier gibt es ausreichend Platz, um sich in der Wiese des sanften Hangs auszustrecken.
Wir liegen also im duftenden Gras, um uns herum summt und schwirrt es ein wenig, ansonsten ist es himmlisch still. Der Feigenkopf, scheint es, wird eher wenig von Bergwanderern besucht. Es gibt genug prominentere Ziele in der unmittelbaren Umgebung. Vielleicht liegt es auch daran, dass es hier in der Nähe keine Hütten für den Einkehrschwung gibt.
Wir haben jedenfalls Hunger und kramen noch die Reste der Brotzeit aus dem Rucksack hervor. Kurze Zeit später kommt der Rentner in Reha zurück, mit einer jüngeren Frau im Schlepptau. Pfiffig, wirklich pfiffig. Da schmunzeln wir echt in uns hinein. Wir plaudern alles zusammen noch eine Weile, bevor wir uns an den Abstieg machen müssen. Wir haben noch die Hälfte der Tour vor uns.
Abstieg über Bäckenalmsattel ins Sägertal
Erwähnte ich die gefühlten und sicher auch gemessenen 30 Grad im Schatten? Wir lassen den Feigenkopf hinter uns und steigen ab zum Bäckenalmsattel. Der sehr lange Weg zurück zum Parkplatz hat begonnen. Vom Feigenkopf gilt es noch rund drei Stunden zu wandern. Den Bäckenalmsattel erreichen wir nach ca. 45 Minuten Abstieg.
Ein typisch gelber Wegweise markiert den Sattel. Wir müssen Richtung Osten, durch einen schier endlosen Taleinschnitt. Der Pfad ist über und über mit den großen Blättern der Pestwurz zugewachsen. Weiter geht es durch den Wald, bis wir auf die Forststraße im Sägertal treffen. Die Freude war natürlich groß, als der Weg uns an einen klaren Gebirgsbach heranführt.
Wir nutzen die Gunst der Stunde, um unsere dampfenden Füße in den kalten Sägertalbach Nass zu halten. Wow, ist das kalt – aber so unendlich erfrischend. Und vielleicht wäre es doch nicht schlecht, wenn es hier in der Nähe Hütten gäbe? Eine kühle Erfrischung für die Kehle wäre jetzt ein Traum.
Wir können uns kaum losreißen, denn die untergehende Sonne macht unser halbschattiges Plätzchen zu einem romantischen Ort, den im Moment nur wir beide genießen.
Von hier absolvieren wir noch einen fünf Kilometer langen Rückmarsch, bis wir den Wanderparkplatz am Schloss Linderhof erreichen. Wir packen unsere Rucksäcke ins Auto und freuen uns auf die zweite Abkühlung auf der Terrasse der Gaststätte am Schloss. Wir zischen erst einmal eine Apfelschorle und ein Weißbier weg: Das haben wir uns echt verdient!