Das Hörnle im Ammergebirge ist weniger ein einzelner Berg. Es ist eine Gipfelgruppe zwischen Bad Kohlgrub und Unterammergau, mit drei dominierenden Hauptgipfeln: Vorderes, Mittleres und Hinteres Hörnle. Flankiert werden die drei Gipfel von zwei kleinen Nebengipfeln: Im Norden vom Zeitberg und im Süden vom Stierkopf. Das Hörnle ist der auch Hausberg von Bad Kohlgrub und gilt sogar als erster Berg des Ammergebirges, da es mit seinen Gipfeln den nördlichsten Ausläufer der Ammergauer Alpen – wie das Ammergebirge auch genannt wird – bildet. Geologisch zählt diese Gipfelgruppe zu den Flyschbergen. Von Bad Kohlgrub führt die schon fast historische Schwebebahn, die Hörnlebahn, hinauf. Sie wurde Mitte der 1950er errichtet. Das Konzept dieses Sesselliftes: Schwenkdoppelsitze. Eine Besonderheit, die auch schon Nadine von KulturNatur.de in der Praxis getestet hat.
Tourensteckbrief
- Charakter:
Bergwandern (T2) - Anforderung:
Kondition, Trittsicherheit - Start/Ziel:
Wanderparkplatz Kappel (gebührenpflichtig) - Distanz: 11,5 km
- Reine Gehzeit: 3:35 h
- Höhenmeter: ↑ 905 m • ↓ 905 m
- Einkehr/Übernachtung:
Hörnlehütte
Etappen & Gehzeiten
- Hörnlehütte (1:15 h)
- Gipfel Vorderes Hörnle (1:25 h)
- Gipfel Mittleres Hörnle (1:35 h)
- Gipfel Hinteres Hörnle (2:00 h)
- Gipfel Stierkopf (2:10 h)
- Drei Marken (2:30 h)
- Wanderparkplatz Kappel ( 3:35 h)
Der vergessene Pfad
Neben dem Wanderparkplatz Kappel steht eine kleine Kirche. Ihr Standort gilt als der älteste Gebetsplatz im oberen Ammertal, denn bereits um 900 soll sich hier Eticho, der vom Geschlecht der Welfen stammte, als Einsiedler niedergelassen haben. Später soll dort gar ein Kloster gestanden haben. Im 15. Jahrhundert wurden Wallfahrten nach Kappel unternommen. Das ist schon mal ein historischer Start. Was eigentlich auch nichts damit zu tun hat, dass ich meine Schneeschuhe im Auto lasse, weil die Südhänge allesamt schneefrei sind. Ich sag es trotzdem und auch den drei Jungs aus Ingolstadt, die am Parkplatz meine Meinung dazu einholen.
Zu Beginn geht es an der Kirche vorbei, bis ein Stück später Wanderwegweiser mich auffordern links abzubiegen. Ausgewiesen ist das Hörnle, die Hörnlehütte, der Ammergauer Wiesnmahdweg und der E 4 Maximiliansweg. Auch wird explizit mit einem Wegweiser auf den geänderten Wegverlauf zum Hörnle hingewiesen. Ich ignoriere diesen Hinweis und gehe hier geradeaus weiter, denn ich will einen alten Wanderweg zum Gipfel nehmen. Der Feldweg führt mich über Wiesen und zwischen Stadeln hindurch, auf das Hörnle zu. Etwa 10 Minuten später stehe ich vor einer Weggabelung. Hier geht es rechts durch ein Gatter und über das Wildeck zum Mittleren Hörnle. Ich wende mich aber nach links und folge einem stillgelegten Wanderweg. Der führt entlang eines Baches in eine engels Tal, den Kappelgraben, der unterhalb der Hörnlegruppe in einem Steilhang mündet.
Der Weg ist aus gutem Grund stillgelegt, denn von den Felshängen, die zu beiden Seiten immer wieder den Weg säumen, sind schon einige Steine und Brocken auf den Weg herabgestürzt. Außer Tierspuren im Schnee ist hier weiter auch nichts zu entdecken. Bisweilen tappe ich im Bachbett über vereiste Passagen und dann wieder durch unberührten Schnee. Die ehemaligen Wegmarkierungen verblassen langsam. Und mir wird schließlich zum Verhängnis, dass ich bei allem Entdecker- und Tatendrang den Abzweig nach links, hinauf in den Hangwald verpasse. Der Weg hätte mich auf den aktiven Wanderweg führen sollen. Saudumm, denk ich mir. Aber es hilft ja nichts: Mir bleibt schließlich nur entweder den Weg zurückzugehen (niemals!), oder durch den Hangwald querfeldein aufzusteigen. Ich entscheide mich für die zweite Möglichkeit und folge bald Tiertrampelpfaden durch den steilen Hangwald bergauf, bis ich endlich auf einen Forstweg treffe. Ich bin wieder „back on track“ und muss ganz schön schnaufen. Von hier geht es dann gemütlich auf eine Lichtung und nach rechts in den Wald, Richtung Hörnlehütte.

Die fünf Gipfel der Hörnlegruppe
Der erste Gipfel ist damit der Zeitberg, in direkter Nachbarschaft der Hörnlehütte. Mit seinen gut 1.390 m ist er der kleinste Gipfel des Hörnle, aber am besten ausgestattet. Um sein Gipfelkreuz sind ein paar Bänke aus Holz angeordnet, die einen aussichtsreichen Sitzplatz bieten. Von hier hat man einen weiten Blick über Bad Kohlgrub und das Skigebiet, oder hinüber zum Ammer- und Wettersteingebirge. Vom Zeitberg geht es für mich jetzt Richtung Osten und in 10 kurzen Minuten auf das Vordere Hörnle. Gegenüber liegt das Mittere Hörnle. Es sieht zwar vorher anstrengend aus: Steil bergab in die Talsenke und wieder steil bergauf, ist aber sehr leicht zu bewältigen. In der Talsenke treffe ich auf die drei Jungs aus Ingolstadt. Nach einem kurzen „Hallo“ erklimme ich in wenigen Minuten das Mittlere Hörnle, die Jungs halten derweil auf die Hörnlehütte zu.
Das Hörnle ist übrigens Teil des Meditationsweges Ammergauer Alpen, der auf 85 km von der Wieskirche bei Steingaden bis zum Schloss Linderhof führt. Ein brennendes Herz ist das Wandersymbol dieses harmonischen Wanderweges. Eine Übersicht des Streckenverlaufs findet man auf einer Infotafel auf dem Gipfel des Mittleren Hörnles. Der Blick zu den umliegenden Gipfeln des Hörnle ist auch von hier grandios. Und so mach ich mich an die nächste Etappe und steige erst wieder ab und erreiche in einem langgezogenen Anstieg den höchsten Gipfel, das Hinteren Hörnle mit 1.547 m. Unterwegs gibt es einige Skitourengeher, die sichtlich die einsamen Abfahrten von den Gipfeln genießen, denn Lifte gibt es hier nicht.
Nach 25 Minuten stehe ich dann auf dem Gipfel des Hinteren Hörnle. Mein persönlicher Favourite an diesem Tag. Darum halt ich es im eisigen Wind auch lange bei Tee und Brotzeit aus. Mal ehrlich: Wenn ich in 10 Jahren nicht endlich ein wettergegerbtes Gesicht habe, hänge ich die Bergsteigerei an den Nagel! Naja, Männer bleiben immer Jungs, gell?! Jedenfalls ist das Gipfelkreuz ungewöhnlich groß. Es ist aus einem großen Baumstamm gemacht. Überhaupt sind die Eindrücke hier oben auf dem vierten Gipfel einfach nur schön. Aber ich kann ja nicht ewig hier oben bleiben – nicht 10 Jahre – und so mach ich mich schließlich auf den Weg zum Stierkopf. Und da die Gipfel der Hörnlegruppe alle nahe zusammenliegen, bin ich dort in 10 Minuten angekommen. Der Stierkopf hat allerdings kein Gipfelkreuz, bietet dabei aber eine weitere Perspektive auf das Ammergebirge, hinüber zur Klammspitze, die ich schon einmal in einer ausgedehnten Tour erkundet habe.

Am Stierkopf beginnt schließlich auch der Abstieg und Rückweg. Bis zum nächsten markanten Punkt „Drei Marken“ brauche ich ca. 20 Minuten. Bei den „Drei Marken“ kreuzen sich zwei Hauptwanderwege. Eine bedeutende Wanderwegkreuzung also. Mit bloßem Auge aber gar nicht so richtig zu erkennen. Also die bedeutungschwangere Atmosphäre, mein ich. Wie auch immer, der weitere Abstieg über Forststraßen, führt mich ins Lainetal. Dem Flüßchen folge ich bis ins Tal bei Unterammergau. Zur Schneeschmelze kann das interessant werden, denn man quert die Laine an einer Furt – was ja einen gewissen niedrigen Wasserstand erfordert.
Im Tal angekommen, unterhalte ich mich angeregt mit einer Dame, die mit ihrem Hund unterwegs ist, als die drei Ingolstädter Jungs des Weges kommen. Sie haben denselben Rückweg wie ich gewählt und gesellen sich gleich zu unserem Plausch dazu. Das letzte Stück zum Parkplatz bei Kappel gehe ich dann mit den dreien gemeinsam. Wir nehmen den Meditationsweg, der rechst von dem Teersträßchen wegführt und erreiche über diesen Feldweg schließlich wieder Kappel. Kurz davor machen die drei Wandergefährten den kleinen Luftschubser noch mal richtig glücklich: „Luftschubser? Das haben wir schon mal gehört, gelesen. Das kennen wir!“. *seufz*
Das Hörnle und die Wintersportkultur
Mal abgesehen davon, dass ich mich anfangs verfranst habe: Die Wanderung über die Gipfel des Hörnle ist eine wirklich moderate und erfüllende Winterwanderung. Es ist ein lohnendes Ziel für Alpinskifahrer, Snowboarder und Tourenskigeher. Für Schneeschuh- und Bergwanderer. Nicht zuletzt auch für Rodler. Jeder kommt da auf vielen Wegen irgendwie rauf und auch wieder runter. Wintersport wird sichtbar groß geschrieben auf dem Hörnle.
Ausgangspunkte gibt es einige. Ich finde persönlich den Anstieg über die Südseite am attraktivsten. Im Sommer wird das Hörnle sicher sehr gut besucht sein. Im Winter ist man allerdings auch nicht alleine, doch es verteilt sich sehr angenehm. Auf der Hörnlehütte hat man auch Übernachtungsgelegenheiten, so dass sich auch eine ausgedehnte Tour planen lässt. Vielleicht rüber bis zu den beiden Gipfeln des Aufacker und noch weiter?