Bergwanderung auf die Auerspitze

Die Auerspitze im Mangfallgebirge

Auf dieser Tour zur Auerspitze im Mangfallgebirge begleitet mich die Antje. Eine Tour, die gewissermaßen den Grundstein für unser jährliches 3.000er-Abenteuer legen wird. Die Auerspitze und Maroldschneid sind einfache und dennoch spannende Gipfel. Die Auerspitze misst knapp 1.811 m und der höchste Punkt (Gipfel) des Maroldschneid 1.688 m. Dieser sollte aber nur außerhalb der Schonzeit erwandert werden.

Die Auerspitze bildet den westlichen Abschluss des Höhenkamms Maroldschneid. Bekannte Nachbarn der Auerspitze ist zum einen die Rotwand, nordwestlich gelegen. Im Norden dominiert der Wendelstein, im Süden das Hintere Sonnwendjoch (Tirol).

Die Bergwanderung zur Auerspitze ist 13,5 km lang und dauert gute 4,5 Stunden.

8. Januar 2017 von Alex

Tourensteckbrief


Strecke: 13,5 km

Gehzeit: 4:35 h (ohne Pausen)

Aufstieg: 910 HM

Abstieg: 920 HM


Start & Ziel

Parkplatz Sillbach

Anfahrt Bahn/Bus: Mit der Bahn bis Bayrischzell möglich. Danach ist der Ausgangspunkt nur zu Fuß in 4 km erreichbar. 🔗Reiseauskunft DB

Anfahrt Auto: Über die Autobahn A8 bis Ausfahrt Weyarn. Weiter über die B 307 nach Miesbach und Schliersee bis Bayrischzell. Der Tiroler Straße ins Ursprungtal zum Wanderparkplatz Sillbach folgen. 🔗Routenplaner


Gastronomie & Unterkunft

Gastronomie auf Tour: SillberghausRuchenkopf-Hütte • Soinalm


Etappen und Gehzeiten

Hinweg

Parkplatz Wirtsalm1:20h
Wirtsalm Niederhoferalm0:30h
(1:50h)
Niederhoferalm Auerspitze1:00h
(2:50h)

Rückweg

Auerspitze Ruchenkopfhütte0:30h
(3:20h)
Ruchenkopfhütte Soinalm0:15h
(3:35h)
Soinalm Parkplatz1:00h
(4:35h)

anforderungen

Schwierigkeit: Bergwandern – T2
Anforderungen: Stufe 2
Weg: Stufe 2
Gelände: Stufe 2
Gefahren: Stufe 1

Wegarten

Bergwanderweg/Steig: 6,5 km
50%
Feldweg/Forststraße: 7 km
44%

Hinweis:

Der Aufstieg über die Sandbichleralm gilt vom 1. Dezember bis zum 14. Juni ein Betretungsverbot da Wildschutzzone! Bitte nutze in diesem Zeitraum für den Aufstieg die beschriebene Abstiegsvariante über den Soinsee.

Die Auerspitze Bergwanderung

Vom Sillbach zur Auerspitze

Vom Parkplatz Sillbach führt eine enge und steile Forststraße hinauf zum Sillberghaus und weiter bis auf die Wirthsalm. Sie mündet in der Sandbichler Almhütte, die zweite von zwei Almhütten am Südhang des Maroldschneid-Kamms. Von der Sandbichler Almhütte erst führt ein Pfad, später ein Steig auf den Südkamm der Auerspitze. Von dort ist man in einer guten halben Stunde auch auf der Rotwand, ein sehr bekannter Gipfel im Mangfallgebirge. Diese Route ist Teil der Via Alpina, dem Weitwanderweg zwischen Triest und Monaco.

Wir werden aber soweit nicht gehen und über den Südkamm heute nur den Gipfel der Auerspitze erstürmen. Alles in allem ein leichter Gipfelanstieg. Bis es allerdings soweit ist, machen Antje und ich eine kurze Pause auf der Wirthsalm und genießen das Panorama und die Sonne. Unterwegs beschließen mein Berg-Buddy Antje und ich, zukünftig wanderbare 3.000er zu erklimmen: Unser erster gemeinsamer 3.000er ist die kleine Venter Runde über den Saykogel werden.

Für mich persönlich ist der spannendere Teil der Tour die Passage, die uns über Pfade und Steige führt – also ab der Sandbichleralm. Wir passieren nach einiger Zeit die kümmerlichen Mauerreste einer uralten Almhütte. Die Obere Aueralm, oder Niederhoferalm. Hier beginnt auch bald der Anstieg zum Südkamm, den wir über leichte Steige erreichen. Dennoch ist hier Konzentration gefragt. Am Südkamm angekommen, sind wir auch die gesamte Südflanke des Maroldschneid Kamms abgewandert.

Nach insgesamt 2:10 Stunden stehen wir endlich auf dem Gipfel der Auerspitze. Den ziert ein kleines, schmiedeeisernes Kreuz. Inmitten des Mangfallgebirgspanorama packen wir unsere Advents-Gipfelbrotzeit aus. U. a. mit Glühwein und Lebkuchen. Plötzlich erklimmt ein behelmter Biker, das Mountainbike geschultert, den Gipfel von der Nordseite, von der Kümpflscharte kommend. Wir kommen ins Gespräch. Der Biker will unsere Aufstiegsroute mit dem Bike runterfahren. Wir staunen nicht schlecht.

Da sind für ein Bike schon knifflige Stellen dabei. Und ein wenig haben wir Sorge, dass er auf dem Steig vielleicht stürzt und auf der Kümpflalm einsam und unauffindbar die Nacht verbringen könnte. Also vereinbaren wir mit ihm, dass er am Parkplatz unten angekommen, den Heckscheibenwischer meines Autos aufstellt. Damit haben wir dann Gewissheit, dass er gut durchgekommen ist. Andernfalls alarmieren wir die Bergwacht. Mit einem Schmunzeln macht er sich an die Abfahrt und wir verputzen noch ein zwei Lebkuchen.

Auerspitze

Der Riederstein ist ein fabelhafter Aussichtspunkt Richtung Tegernsee. An der Südseite der Kapelle gibt es ausreichend Sitzmöglichkeiten.

Auerspitze Mangfallgebirge: Gipfelkreuz
Das schmiedeeiserne Gipfelkreuz.

Vom Gipfel der Auerspitze hast Du ein tolles Panorama ins Mangfallgebirge und über die bayrischen Alpen. Nach Westen hin schweift der Blick bis zu den Blaubergen und rüber zu den Tegernseer Berge mit dem markanten Pärchen Roß- und Buchstein.

Abstiegvarianten

Im Sommer, außerhalb der Schonzeit der ansässigen Wildtiere, kannst Du über den langgezogenen Bergkamm mit Namen Maroldschneid zurückwandern. Dessen höchster Punkt liegt in etwa im letzten Drittel bei 1.668 m. Im Winter bei Schnee ist dies aber Wild-Wald-Schongebiet. Ein Wandern mit Skiern oder Schneeschuhen ist dann nicht erlaubt. Es soll das Bergwild während der harten Wintermonate schützen. Richtig so! Da aber kein Schnee liegt, wandern wir entlang des leichten Steigs über Stock und Stein, bis wir die östliche Spitze des Maroldschneid erreichen. Der Pfad endet hier und es gibt auch insgesamt keine Wandermarkierungen.

Der längere und auch wunderschöne Rückweg über die Ruchenkopfhütte, führt auch am Soinsee vorbei. Dies ist die Variante, die Du auch für den Aufstieg während der Schonzeit (Dezember – Juni) nutzen solltest. Dazu steigst Du von der Auerspitz nordwärts ab. An der nächsten Abzweigung biegen rechts ab und wandere den Bayrischzeller Höhenweg entlang. Der Weg führt an der felsigen Südwand der Ruchenköpfe vorbei und zum Soinsee. Danach geht es über die Almwiesen der Soinalm. Danach folgst Du dem Wanderweg Spitzingsee an einer Gabelung nach links. Der Pfad führt in einigen Serpentinen zurück bis zum Parkplatz am Sillbach.

„Die Welt zu Gast bei Freunden“

Direkt unterhalb der Auerspitze und der benachbarten Rotwand erstreckt sich die Kümpflalm. Dort war im Juni 2006 ein bis dahin wenig bekanntere Italiener, mit dunkelblondem Haarschopf, nach einer siebenwöchigen Alpendurchquerung angekommen. Gestartet war er im Trentino. Nach bereits zwei Wochen war der Bergfex über die Schweiz nach Tirol ins Lechquellgebiet gewandert. Eine Woche später war er im Werdenfelser Land bei Garmisch zu Besuch und hielt dann wieder auf Tirol zu.

In der Zeit fand am 9. Juni im nahen München das Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft statt. Das Motto der Fußball-WM: „Zu Gast bei Freunden“. Vielleicht war der dunkelblonde Italiener deshalb nach Bayern gekommen? Die Ganze Welt war ja eingeladen. Genau weiß man es nicht, aber er war sicher ein Fan der italienischen Nationalmannschaft. Die überwand in der Vorrunde der Gruppe E die Mannschaften Ghana, USA und Tschechien. Am 26. Juni mussten die Italiener gegen die Mannschaft aus Australien im Achtelfinale antreten. Vielleicht war der italienische Besucher gerade auf dem Weg zum Spiel. Das fand allerdings nicht in München, sondern in Kaiserslautern statt – ein weiter Weg.

Unser Freund stammte aus dem Trentino. Geboren und aufgewachsen war er in der Gegend des Adamello-Brenta Naturparks. Er war der Erstgeborenen seiner Eltern: Mutter Jurka und Vater Jose. Auch hatte er ein Geschwisterchen. Zeit seines Lebens galt er als sehr naturverbunden und als eingefleischter Alpinist. Er war ein Einzelgänger. Benötigte seinen Freiraum. Unternahm viele Touren im italienischen, schweizer und österreichischen Alpenraum. Nur eines Tages wurde ihm sein Zuhause wahrscheinlich einfach zu eng. Seine Tagestouren zu langweilig. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, die Alpen zu durchqueren.

Der kleine, stämmige Italiener machte sich also Anfang Mai auf den Weg und traf am 26. Juni in der Nähe der Kümpflalm, im Mangfallgebirge ein. Genau die Alm unterhalb der Rotwand und der Auerspitze. Unterwegs hatte er immer wieder Kontakt zu den Einheimischen. Kontaktscheu war er nicht, der Italiener. Nur trat er den Passanten halt immer sehr dominant entgegen, obwohl er das nicht war.

Freunde hatte der wirklich keine, das kann man schon sagen. Schließlich lastete man ihm einige Einbrüche an, auch Vandalismus und vermutete stark, dass er auch hinter der ein oder anderen Körperverletzung mit Todesfolge stecken musste. Die Tiroler waren da nicht zimperlich und wollten den auffälligen Zeitgenossen bald loswerden. Quasi abschieben. Also sollte der kriminelle Südländer vergrault werden.

Als das nicht klappte, der italienische Bergfex war ziemlich schlau, fasste man den Plan: Der muss aus dem Verkehr gezogen werden. Da machte sich der Südländer aus dem Staub und setzte sich nach Bayern ab. Ein schlauer Bursche eben. Den Tirolern war das recht und er war aus dem Schneider. Konnte sich wieder in Ruhe im Werdenfelser Land seiner Beschaffungskriminalität widmen. In Bayern allerdings weht bekanntlich ein anderer Wind: Die Behörden reagierten schnell und stellten ihm Fallen, doch der gewitzte Italiener führte sie erst mal an der Nase herum und wechselte ständig seinen Aufenthaltsort zwischen Bayern und Tirol.

Ein kleiner Räuber Kneißl halt. Selbst unter Zuhilfenahme ausgeklügelte Systemen aus den USA konnten Sie ihn nicht dingfest machen. Nicht nur in der Bevölkerung, auch bei den zuständigen Behörden in Tirol kam langsam Sympathie auf. Nicht, dass er ein Robin Hood gewesen wäre, aber man mag schon gern mal schmunzeln und anerkennend nicken, wenn ein verschmitzter Gauner die Staatsgewalt zum Narren hält. Einmal biwakierte er sogar vor einer Polizeiwache. „A Hund issa scho„, sagt man da in Bayern. Aber da hatte er seine Rechnung nicht mit dem Freistaat Bayern gemacht!

Am Morgen des 26. Juni – am Tag des Achtelfinales für Italien – war der stämmige Halunke unterwegs im Mangfallgebirge. Wahrscheinlich auf der Suche nach einem kleinen Frühstück. Und vielleicht hat er sich gedacht, wie schön doch die bayrischen Alpengipfel sind. Da die Rotwand und daneben die Auerspitze. Indes war die italienische National-Elf damit beschäftigt, die letzten Vorbereitungen für das Spiel gegen Australien zu treffen.

Da traf es ihn wie ein Donnerschlag. Sichtlich angeschlagen hatte er sich dann noch davon zu schleppen versucht. Aber die rechte Lunge und die Leber waren getroffen. Von einer Gewehrkugel. Das war dann sein Ende, das vom Bruno. Aktenkundig war er ja schon lang und wurde mit der Kennung JJ1 geführt. In Bayern gab man ihm schnell den Beinamen „Problembär“. Ob er gewusst hatte, dass vor ihm das letzte Mal vor 170 Jahren einer seiner Artgenossen in Bayern erlegt wurde, als es ihn erwischt hatte? Wohl kaum. Dennoch: 1835 wurde der letzte Braunbär in freier Wildbahn bei Ruhpolding erlegt. Der Letzte bis zum 26. Juni 2006. Denn jetzt steht da der Name vom Bruno (JJ1) auf der Liste – an erster Stelle.

Die Welt zu Gast bei Freunden“ hieß es im Sommer 2006 – ein wahres Sommermärchen sozusagen. Und wer noch das ein oder andere Märchen kennt: In einem Märchen gibt es immer einen, der über den Jordan gehen muss. Beim Rotkäppchen hat man den Wolf ertränkt und das Rumpelstilzchen beging am Ende sogar Suizid. Der Bruno selbst steht heute im Museum Mensch und Natur im Schloss Nymphenburg in München. Er ist Teil einer Szene, die seine kriminelle Vergangenheit aufzeigen soll: Einbruch in einen Bienenstock.

Wenn ihr mich fragt: Er schaut recht traurig drein, ausgestopft wie er da ist. Mit Recht: Mensch und Natur – kein rühmlicher Name für ein Museum, wenn man den armen italienischen Braunbären Bruno heute noch klischeehaft als Honigdieb darstellt. Nichts Rühmliches an dem Abschuss überhaupt. Italien schlug übrigens am Abend des 26. Juni Australien mit 1:0. Die Mannschaft traf am 4. Juli im Halbfinale auf Deutschland und fegte den Gastgeber mit 0:2 aus dem Turnier. Später holte sich Italien im Finale gegen Frankreich auch den WM-Titel: 5:3 nach Elfmeterschießen.

Fazit

Die Bergtour auf die Auerspitze ist für Bergwanderer mit ein wenig Erfahrung, Kondition und Trittsicherheit gut geeignet. Die Tour ist etwas für jede Jahreszeit. Aussichtsreich und spannend, so habe ich die Wanderung erlebt.

Im Winter sind die Ruhebereiche für das Bergwild unbedingt zu berücksichtigen! Schnee- und Lawinenlage müssen vor Antritt der Wanderung abgerufen werden.

Wandern
in Bayern

Meine schönsten Wanderungen: Leichte bis anspruchsvolle Touren auf Gipfel, an Seen, durch Wälder, zu Burgen, Schlösser & Stadtperlen uvm. In Bayerns vielfältiger Natur- & Kulturlandschaft.

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