Am südwestlichen Bergkamm des Hochries finden wir die beiden Gipfel Feichteck und Karkopf. Der eine 1.514 m, der andere 1.496 m hoch. Sie gehören sicher zu den einfach zu erwandernden Gipfeln in den Chiemgauer Alpen, sind aber nicht minder attraktiv.
Haben wir doch allein vom Gipfel des Feichteck ein fabelhaftes Bergpanorama. Ein wirklich hervorragende Ganzjahrestour, ob im Sommer in Shorts oder im Winter mit Schneeschuhen.
Tourensteckbrief
- Charakter:
Bergwandern (T2) - Anforderung:
Kondition, Trittsicherheit - Start/Ziel:
Parkplatz Spatenau (gebührenpflichtig) - Distanz: 10,5 km
- Reine Gehzeit: 3:30 h
- Höhenmeter: ↑ 905 m • ↓ 905 m
- Einkehr/Übernachtung:
Doaglalm
Etappen & Gehzeiten
- Doaglalm (0:35 h)
- Gipfel Feichteck (1:30 h)
- Gipfel Karkopf (2:00 h)
- Kreuzung Doaglalm (3:00 h)
- Wanderparkplatz (3:30 h)
Ein feuriger Auftakt
Die erste Etappe ist die Doaglalm, auch Spatenaualm genannt. Wir folgen der Forststraße, die gemächlich ansteigt. Einige hundert Meter nach der ersten Linkskurve können wir dann in den Waldpfad des E4 abzweigen. Schon besser: Ich mag Forststraßen eh nicht so gern. Die sind langweilig. Kurze Zeit später höre ich hinter mir einen Aufschrei: „Iiiihh“! Karo steht wie angewurzelt da und guckt auf den Boden vor sich. Ich schau nun auch auf den Boden: Ein Feuersalamander und zwar den ersten, den ich in den Chiemgauer Alpen sehe. Ich weiß gar nicht, wann ich überhaupt das letzten Mal einen solchen Kerl in den Bergen gesehen habe. Wir beobachten uns eine Weile gegenseitig, bevor jeder für sich seinen Weg fortsetzt. Unserer Weg führt uns auf eine Plattenstraße, die zur Doaglalm geht.
Bis zur Kreuzung bei der Doaglalm ist einiges los. Wandergruppen und Familien tummeln sich hier den Weg herauf. Da wird’s dann wohl auf den Gipfel von Feichteck und Karkopf eng werden? Allerdings gehen hier viele Richtung Hochries weiter. Die Tour hat Stefanie von Gipfelglück gemacht. Von hier uns sehen wir jetzt den Höhenkamm, der die Gipfel Feichteck und rechts Karkopf links verbindet. Wir passieren die Doaglalm. Schauen uns kurz um, aber es ist zu früh für eine Brotzeit. Also weiter. Und jetzt wird’s ruhiger. Der Pfad führt uns in den Wald unterhalb des Feichteck. Bis zum Gipfel werden wir nur einer handvoll Wanderern begegnen. Der breite Pfad führt uns schnell nach oben. In Serpentinen geht es hinauf und kurz vor dem Jagdhaus Sachrinnstein, treffen wir wieder auf den E4, als Abkürzer nach links oben.
Wir erreichen eine Forststraße, die scheinbar bei Bikern beliebt ist. Unser Weg verläuft nun unterhalb des Feichteckgipfels auf einer teilbefestigten Forststraße tiefer in den Wald – uuuh düster. Hier liegt noch ein wenig Schnee. Ein wenig später ist die Straße nur noch ein Pfad und die Sonne kommt kaum durch. Wir kraxeln über ein Schneefeld und arbeiten uns durch kahle Sträucher. Zwischendurch ergattern wir einen schönen Blick auf den Achentaler Almboden. Von hier sind nur noch die letzten Meter zum Sattel des Feichtecks und Karkopfs zu erklimmen: Schon stehen wir oben.

FEICHTECK UND KARKOPF
Auf dem Sattel haben wir das erste mal ein echt gutes Rundumpanorama in die Chiemgauer Alpen. Blöd nur, dass alles so diesig ist. Nicht auszudenken, wie genial die Kulisse bei guter Sicht sein muss. Einmal geseufzt und weiter geht’s. Nächste Etappe ist der Gipfel des Feichteck. Der Anstieg ist da grds. ziemlich einfach. Wir müssen hier aber noch zwei drei Schneefelder überqueren. Das letzte unterhalb des Gipfels. Gamaschen und Grödeln haben wir im Gepäck. Die sind inzwischen aber nicht mehr notwendig, soweit ist die Schmelze schon fortgeschritten.
Auf dem Feichteck angekommen, treffen wir anfangs nur auf einen Mann mit seinem kleinen Sohn. Während der Jung die Augen mit seinen Händen bedeckt, versteckt sein Vater auf dem Gipfel verteilt Gummibären: Auf einem Stein ein Weißer. Ein gelber Bär am Seil des Gipfelkreuzes eingeklemmt, usw. Das muss ich mir merken. Der kleine Kerl hat jede Menge Spaß bei der Suche. Mit einem Grinsen wenden wir uns dem Gipfelpanorama zu: Wilder und Zahmer Kaiser sind nur im Dunst angedeutet. Wir essen eine Kleinigkeit und machen uns allmählich wieder auf den Weg.
Zurück auf dem Sattel geht es vom Feichteck rüber zum Karkopf. Hier erwartet uns nach einem kurzen Stück eine kleine Kraxelpassage. Nichts wirklich Schwieriges, aber ein wenig Konzentration und Trittsicherheit sind von Nöten. Unterhalb des Gipfels gibt es einen kleinen Aussichtsfelsen. Der Gipfel selbst ist eher unscheinbar: Kleines Gipfelkreuz auf einem kleinen von Latschen eingerahmten Plateau. Wir liegen bereits eine Weile in der Sonne, sie hat endlich den Weg durch die Wolken gefunden, als ein einzelner Bergsteiger zu uns stößt. Wir genießen nun zu dritt schweigend diese Idylle. Nach einer Weile machen wir uns wieder auf den Weg. Aber nicht bevor wir mit dem Wanderer einen Ratsch gehalten haben.

Glück im Unglück
Ein letztes Schneefeld unterhalb des Karkopfs lassen wir hinter uns. Der Höhenweg, der am Fuße des Hochries entlang führt, bringt uns zu den Hütten der Seiten-Alm. Hier sind die Wege breit ausgetreten und man findet öfter Hinweisschilder, in den Bergen keine Abkürzungen zu nehmen, um die Natur zu schonen. Scheinbar wirkungslos, so wie es hier aussieht. Kurz vor der Wimmer-Alm führt unser Weg nach links zurück zur Doaglalm. Aber wir unterbrechen unseren Rückweg, um einer Bergsteigerin, die alleine unterwegs und eben gestürzt ist, zu helfen. Weg gerutscht und das Knie verdreht. Zu dritt mit einem Biker kümmern wir uns um die Dame.
Der Radler hat den gleichen Weg wie sie. Etwas wacklig auf den Beinen, geht die Verunglückte weiter. Aber wir treffen Vorkehrungen, damit die Dame im Notfall von dem jungen Biker eingesammelt werden kann. Wir zählen wieder mal zu den letzten Rückkehrern am Wanderparkplatz in den Chiemgauer Alpen. Es sind nur noch eine handvoll Autos da. Auf der Heimfahrt denken wir noch über die Begegnungen von heute auf dem Feichteck und Karkopf nach. Eine schweigsame Fahrt. Wie vielfältig ist unsere Welt doch. Und wie gut, dass jeder einzelne Mensch zählt!