Der Geiselstein liegt im Naturschutzgebiet des Ammergebirges (Ammergauer Alpen). Ein weißer Kalkberg, der ein wenig wie die Miniaturausgabe des bekannten Schweizer Matterhorns aussieht. Sicher wird er deswegen auch Matterhorn der Ammergauer Alpen genannt, oder weil er eben auch einen anspruchsvollen Charakter hat.
Der Geiselstein kann auf zwei Varianten erklommen werden: Über Kletterrouten, z.B. an der Südwestwand, für Bergsteiger auch über den Normalanstieg, der ungesicherte Kletterpassagen bis in den Schwierigkeitsgrad II bereit hält.
Tourensteckbrief
- Charakter:
Bergwandern (T2) • – Kletterstellen bis Schwierigkeitsgrad 2 (UIAA) - Anforderung:
Kondition, Trittsicherheit • Schwindelfreiheit - Start/Ziel:
Kenzenparkplatz in Halblech: Mit Bus zum Tourstart!
Tourstart: Wankerfleck (Kapelle)
Tourende: Kenzenhütte - Distanz: 8,5 km
- Reine Gehzeit: 03:15 h
- Höhenmeter: ↑ 1.020 m • ↓ 1.020 m
- Einkehr/Übernachtung:
Kenzenhütte
Etappen & Gehzeiten
- Geiselsteinjoch (1:20 h)
- Gipfel Geiselstein (1:35 h)
- Kenzensattel (2:20 h)
- Gipfel Kenzenkopf (2:30 h)
- Kenzenhütte (3:15 h)
Auf den Geiselstein – Normalweg
Der Startpunkt ist der Wanderparkplatz am südlichen Ende von Halblech (Planquadrat 45 des Ortsplans). Von dort fahren die Kenzenbusse ins Kenzenmoos. Kleinbusse, die von Halblech zum Wankerfleck und weiter zur Kenzenhütte fahren. Kostenpunkt 4 € / 4,50 € für eine Fahrt. Jedenfalls die schnellste Möglichkeit die gut 12 km zum Ausgangspunkt der Tour zu überbrücken. Alternativen: per pedes oder Rad! Sonst geht da gar nichts. Die Tour selbst beginnt an der Kapelle am Wankerfleck. Einige Meter neben der Kapelle führt – ausgeschildert – ein Forstweg von der Straße, die wir mit dem Bus gekommen sind, Richtung Geiselstein. Der Forstweg mündet bald in einen kleinen Wendeplatz. Hier geht ein Pfad rechts weg und sofort bergauf. Bis zum Geiselsteinsattel (-joch) bleibt es ein Pfad mit steilem Verlauf über einen teils bewaldeten Hang. Wir kommen an einem Gedenkstein für König Maximilian I. vorbei. Dieser besagt, dass der ehemalige, bayrische König von dieser Stelle aus eine Gams geschossen habe … salut. Ein letzter Wegweiser leitet uns später nach links und über den fast freien Hang, kommen wir dem Geiselsteinsattel nun endlich nahe. Der Geiselstein beherrscht beim Aufstieg immer das Bild. Sehr markant und dominierend ragt er auf in seiner weißen Kalksteinpracht.
Und nach ca. 1,5 Stunden stehen wir auf dem Sattel. Am Startpunkt heißt es zwar 2,5 Stunden bis zum Geiselsteinsattel, der Aufstieg ist aber wirklich leicht, wenn auch ein wenig steil. Vom Sattel geht es links hinauf über einen Felssteig zum Einstieg. Während die Kletterer sich hier rechts halten (rote Markierung S/W), weist uns ein halb verblichenes Schild nach links: Normalanstieg – Nur für Geübte. Der führt zuerst unterhalb der Westwand des Geiselsteins und fordert hier bereits die ein oder andere Kraxleinlage – zum Warmwerden. Nach der Querung führt der Steig nach rechts steil hinauf und mündet an einer Felsrinne. Hier beginnt der teils schwierige Kletterabschnitt. Es gibt kaum Markierungen und wenn, dann einen roten Punkt. Zwei bis drei Ösen finden wir unterwegs im Fels und an einer schwierigen Stelle sind zwei Eisenstifte im Fels. Die Felsrinne ganz rechts meiden wir beim Aufstieg, da der Fels die Rinne überkragt. Mit der nötigen Konzentration, um immer einen sicheren Halt zu finden, kommen wir bald oben am Grat an. Von dort führt ein Pfad nach rechts und der letzte Felssteig muss durchkraxelt werden, bevor wir die letzten Meter zum Gipfel rüberspazieren. Der Abstieg führt über dieselbe Route hinab und ist schwieriger aus dieser Perspektive – natürlich. Orientierung ist im Normalanstieg genau so gefragt wie sicherer Halt und sicheres Klettern.

Kenzenkopf und Kenzenhütte
Nach dem Abstieg durch die Felsrinne geht es wieder entlang der Westwand zum Geiselsteinsattel zurück. Den verlassen wir nach kurzer Pause nach links und steigen über einen Steig ab in das Gumpenkar. Die Gipfel des Gabelschrofen, der Krähe und der Hochplatte vis a vis schauen uns dabei zu. Diese ebenso anspruchsvollen Klettergipfel heben wir uns für eine spätere Tour auf. In weitem Bogen umrunden wir den Gumpenkessel, in dem der Gumpenbach aus vielen kleinen Zuflüssen entsteht, bis wir zum Kenzensattel gelangen. Der Weg ist teils Pfad, teils Steig und einfach ein wildromantischer Gebirgspfad, der über Stock und Stein führt. Dabei bleibt der Geiselstein immer im Blick. Er zeigt sich auf der gesamten Tour von allen Seiten – der kleine Exhibitionist. Vom Kenzensattel geht es auf den Kenzenkopf. Das dauert wie am Wegweiser ausgewiesen 15 Minuten. Nun ist es so, dass das Gipfelkreuz des Kenzenkopfs auf einem Vorgipfel steht, also nicht auf dem höchsten Punkt des Kenzenkopfs. Der präsentiert sich als Felsgrat mit einem abschließendem Felsgipfel und ist keinesfalls frei begehbar. Zu groß ist hier die alpine Gefahr! Aber großartig ist die Rundumsicht auch vom Vorgipfel. Der Blick zum Geiselstein zeigt einmal mehr, weshalb er Matterhorn des Ammergebirges genannt wird.
Nach dem Abstieg zum Kenzensattel, führt uns unsere Route hinab zur Kenzenhütte. Dazu steigen wir nach links ab, zwischen dem Felsband des Kenzenkopfs links und der Wand der Hochplatte rechts. Dieser Steig ist ein wenig mit Vorsicht zu genießen. Schotter von fein bis grob überzieht den Pfad. Nichts für müde Beine. Hat man diese Schotterpiste hinter sich gebracht, steht man am Kenzenwasserfall. Ein eher durchstufter Gebirgsbach als senkrechter Wasserfall. Über zwei kleine Holzbrücken führt der Weg weiter und hinein in den Hangwald, dem Kenzenmoos entgegen. Das Finale ist hier relativ einfach: Der Pfad führt entlang des Westhangs des Vorderscheinbergs Richtung Kenzenhütte. Kurz vor der Hütte mündet der Pfad dann in eine Forststraße. Hier schlagen wir unseren Weg nach links ein und nach einer Rechtskurve erreichen wir die Kenzenhütte in wenigen Minuten. Von der Hütte, die Mehrbettzimmer, Bettenlager und Gastronomie bietet, starten die Kenzenbusse in Richtung Wanderparkplatz Halblech. Der letzte Bus fährt um 17:30 Uhr!

Alpinismus vs. Tourismus
Im Vorfeld der Tour haben wir uns über die alpinen Gefahren beim Anstieg auf den Geiselstein einige Gedanken gemacht. Sicher ist: Alpine Erfahrung und Konzentration sind genau so wichtig wie verlässliche Bergpartner und Helm: präventiv, vernünftig und sicher. Dann klappt das auch gut mit dem Geiselstein. Der Gipfel ist trotz der anspruchsvollen Wegführung gut besucht. Das weist zumindest das Gipfelbuch aus. Klar, er ist ein beliebter Klettergipfel. Auf dem Geiselsteinsattel und unterwegs von dort bis zur Kenzenhütte tummeln sich auch viele Teilzeitalpinisten. Der Weg ist gesäumt von Sommerschühchen und Bergstiefeln. Alles dabei. Die Anforderungen des Weges sprechen eine anderes Sprache.
Das motiviert mich einfach, wenn ich Zweifel selbst zerstreuen konnte. Und die alpine Landschaft des Ammergebirges berauscht schon fast. Bizarre Formationen wie die Kenzennadeln, beeindruckende Gipfel wie der Geiselsteins. Und ein genussvolles Finale an der Kenzenhütte mit Birgit und Christian. Das war eine wirklich traumhafte Tour mit den beiden! Schön, dass das Ammergebirge nun vor meiner Haustür liegt – es liegt so schön nah an Landsberg. Da wird es mich sicher noch sehr oft hinziehen. Ihr dürft also gespannt bleiben!