Halden im Ruhrgebiet - Haldenpanorama Abendstimmung

Wanderung zu Halden im Ruhrgebiet

Halden im Ruhrgebiet, also Bergehalden, haben nichts mit Bergen zu tun. Der Bergmann nennt das zutage geförderte Gestein: taubes Gestein. Den Haufen des Gesteins nennt er Halde, oder eben Bergehalde. In den frühen Jahren des Bergbaus wuchsen diese Halden zuerst mäßig.

Mit dem Einsatz von Maschinen stieg die Fördermenge und damit auch das taube Gestein drastisch an – etwa ab den 1920er. Es war nun nicht mehr möglich, den Abraum – so wird das taube Gestein auch genannt – „unauffällig“ in der Landschaft zu verteilen.

Diese Haldenwanderung ist 13 km lang und dauert ca. 3,5 Stunden.

31. Oktober 2015 von Alex

Tourensteckbrief


Strecke: 13 km

Gehzeit: 3:20 h (ohne Pausen)

Aufstieg: 275 HM

Abstieg: 275 HM


Start & Ziel

Parkplatz Heinrichstraße 2

Anfahrt Bahn/Bus: Mit den Bus der Linien 480/482 – Haltestelle Goldschmieding – Castrop-Rauxel. 🔗bus-und-bahn.de

Anfahrt Auto: Auf der B235 bis nach Castrop-Rauxel fahren. In die Dortmunder Str. an der Rennwiese einbiegen und ca. nach 100 Metern links auf den Parkplatz abbiegen. 🔗Routenplaner


Gastronomie & Unterkunft

Gastronomie auf Tour: diverse in Castrop-Rauxel entlang des Wegs


Etappen und Gehzeiten

Hinweg

Parkplatz Hammerkopfturm0:15h
Hammerkopfturm Halde Schwerin0:30h
(0:45h)
Halde Schwerin Haus Goldschmieding0:45h
(1:30h)

Rückweg

Haus Goldschmieding Förderturm Schacht 70:45h
(2:15h)
Förderturm Schacht 7 Stadtgarten0:20h
(2:35h)
Stadtgarten Parkplatz0:45h
(3:20h)

anforderungen

Schwierigkeit: Wandern – T1
Anforderungen: Stufe 1
Weg: Stufe 1
Gelände: Stufe 1
Gefahren: Stufe 1

Wegarten

Wanderweg: 3 km
23%
Feldweg/Forststraße: 6,5 km
50%
Asphalt/Straße: 3,5 km
27%

Wandern zu Halden im Ruhrgebiet

Entstehung der Halden im Ruhrgebiet

Das Problem der Halden: Haldenbrände. Verbliebene Restkohle konnte sich entzünden, da die Halden sehr luftdurchlässig aufgeschüttet waren. Das tat die Restkohle auch immer wieder und gefährdete Gesundheit und Umwelt nachhaltig. Die Spitzkegelhalden wurden daher schrittweise wieder abgetragen oder in sog. Tafelberge umgestaltet.

Damit wurde der Abraum verdichtet und die Brandgefahr deutlich verringert, wenn auch nicht ausgeschaltet. Heute gibt es noch Tafelberge im Ruhrgebiet, die teils Temperaturen > 500 °C im Inneren aufweisen. Diese neue Haldenart hatte im Laufe der Zeit eine große Population an den Tag gelegt: Die Halden im Ruhrgebiet vermehrten sich stetig.

Politik und Bevölkerung realisierten, dass die Halden im Ruhrgebiet ein unbefristetes Dasein angetreten hatten. Das wiederum rief die Ästheten auf den Plan: Wenn schon über all diese Haufen zu sehen sein müssen, dann bitte aber auch attraktiv, vorzeigbar und am besten mit Naherholungsfaktor. So wurde ab 1980 an Vorschriften gearbeitet, die das Anlegen der Halden im Ruhrgebiet nachhaltig veränderten.

Fortan sprach man von Landschaftsbauwerken. Heute existieren mehr als 70 dieser Halden im Ruhrgebiet und mehr als die Hälfte kann man besteigen. Die Gestaltung ihrer Gipfel ist so vielfältig und spannend, genau wie die Ausblicke, die sich den Gipfelstürmern offenbaren. Denn letztlich sind die Halden im Ruhrgebiet das größte künstliche Mittelgebirge Europas!

Die Bergehalde Schwerin

Wir wandern also heute im Land der Halden. Die Halde Schwerin ist unser erstes Ziel. Jens vom Hiking-Blog hat uns zu einer Haldentour eingeladen: Haldenhiker unterwegs könnte das Motto sein. Wir starten in Castrop-Rauxel am Parkplatz neben dem Hotel Arcadia. Herrliches Herbstwetter mit Sonne, weiß-blauem Himmel und buntem Laub an den Bäumen. Wir passieren den Hotelkomplex und treffen auf das Haus Goldschmieding.

Wir ziehen unsere Bahnen durch den sog. Schlosspark und treffen nach einem Waldstück, das wir auf einem Waldpfad durchqueren, auf urbane Strukturen und den Hammerkopfturm. Er gehört zur Zeche Erin und sitzt auf dem Schacht 3: ein Wetterschacht. Die Kohleförderung der Zeche Erin begann 1867. Erin leitet sich vom gälischen Namen Eire ab.

Haus Goldschmieding

Dieser Adelssitz der Herren von Goldschmieding hat seinen Ursprung im 13. Jahrhundert.

Wenn heute von der Hauptanlage mit Vorburg nichts mehr zu sehen ist, liegt es auch daran, dass zwischen 1583 und 1597 das Haupthaus einem neuen Renaissancebau weichen musste. Ein Teil davon ist heute sichtbar gut erhalten.

Halden im Ruhrgebiet - Haus Goldschmieding
Zu Beginn der Tour: Das Haus Goldschmieding mit Freitreppe und Türsturz aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert.

Gründer und Namensgeber der Zeche waren der irische Bergbauunternehmer William Thomas Mulvany. Von dem imposanten Turm aus rotem Backstein geht es weiter durch ein Waldstück und entlang des Deininghauser Baches. Wir sind gerade gute 2 km gelaufen, als wir nach rechts in einem spitzen Winkel auf die Halde Schwerin zuhalten.  Die erreichen wir nach knapp 4 km, in einem sanften Anstieg und immer unter dem Blätterdach des Laubwaldes, der die Halde einsäumt.

Der Aufstieg ist gesäumt von verschiedenen Kunstobjekten. Da ist unter anderem der Wassertempel von Peter Streges. Die einzige Halde im Ruhrgebiet, die einen Sonnenuhr als Krone trägt. Und so sieht sie auch aus der Ferne aus: wie eine Krone – auf der höchsten Erhebung in Castrop-Rauxel.

Bergehalde Schwerin

Die Halde Schwerin ist die sichtbare Hinterlassenschaft der Zeche Graf Schwerin, die 1867 gegründet und 1967 stillgelegt wurde.

Auf dem Gipfel der Halde thront eine Sonnenuhr, bestehend aus 24 Edelstahlstelen, jede 10 m hoch, und einem Stabdreieck, das parallel zur Erdachse abgestützt ist. Ihr Durchmesser beträgt 16 m.

Halden im Ruhrgebiet - Am Fußer der Halde Schwerin
Abstieg von der Halde Schwerin: Es wird noch schnell ein Foto geschossen.

Die Sonnenuhr zeigt nicht die Ortszeit von Castrop-Rauxel, sie zeigt die Görlitzer Uhrzeit. Weshalb? Weil ihr Schöpfer Jan Bormann das so einrichten konnte. Denn Görlitz liegt auf dem 15. Längengrad. Der definiert die MEZ. Und in Görlitz geht die Sonne nun mal ca. 30 Minuten früher auf als in Castrop-Rauxel. Also kann man sagen: Görlitz macht die Musik.

Durchs Haldenland von Castrop-Rauxel

Wir genießen die Aussicht auf der angenehm begrünten Halde, blicken bis nach Dortmund im Osten und auf den Hammerkopfturm unterhalb im Westen. Sebastian hat zusätzlich noch Linzer Torte gebacken: Zwei kleine Ausführungen mit Erdbeere und Kirschen, die extrem lecker sind. Und dann machen wir natürlich noch ein paar Bilder: Klar, wir sind ja Blogger.

Wir sind auch Haldenhiker und legen nun einen ordentlichen Downhill-Lauf hin. Es geht direkt nach Castrop-Rauxel hinein. Eine richtig beschauliche Kulisse bietet sich eingangs, als wir die Häuserzeilen des Stadtrandes in der Herbstsonne passieren. An der Ringstraße angekommen, treffen wir auf das Alte Rathaus, das sich im herbstlichen Kleid aus bunt leuchtendem Efeu zeigt.

Castrop-Rauxel ist eine Große Kreisstadt im Kreis Recklinghausen mit über 73.000 Einwohnern. Ihren Ursprung hat die Stadt bereits in der Römerzeit: Eine germanische Siedlung unterhielt nämlich seit dem 1. Jahrhundert rege Wirtschaftsbeziehungen mit den römischen Besatzern.

Und wie wir unseren Weg nun durch die Stadt bahnen, sehen wir viele kleine urige Häuschen, die ein wenig verträumt den Stadtkern einschließen. Die Bausünden der 1970er-Jahre finden wir natürlich auch. Sie schließen die Lücken, die die Bombardements des Zweiten Weltkriegs gerissen hatten. 24 % der Stadt waren bis 1945 dadurch zerstört worden.

Über den Marktplatz und entlang der Mühlenstraße, kurz darauf über die Widumer Straße. So halten wir auf den Förderturm der Zeche Erin am Schacht 7 zu. Ein bemerkenswertes Konstrukt steht man erst einmal davor. In der Herbstsonne wirkt es fast lebendig, das grün angestrichene Stahlgerüst. Wir bestaunen diesen stummen Zeitzeugen und halten dann auf die nahen Hügel zu. 

Während wir schnell auf die Hügelkrone steigen – der Pfad hinauf wirkt ein kleines bisschen alpin – hoppeln ein paar Kaninchen aufgeschreckt davon. Oben sind wir allein und haben einen wunderbaren Rundumblick. Über die Stadt wie sie ein wenig träumend im goldfarbenen Sonnenlicht vor uns liegt und über die Halden im Ruhrgebiet. Zumindest über die benachbarten Halden. Ein wirklich toller Moment dort oben: Herbstlicht und Kulisse – so schön kann es im Ruhrgebiet sein. Ich sag’s ja immer wieder: Ruhrromantik.

Förderturm Zeche Erin

Die Zeche Erin wurde 1866 gegründet. Ihr Name leitet sich vom irischen Eire (Irland) ab und ist der Name der Muttergöttin Irlands.

Der Förderturm Schacht 7 war von 1953 bis 1983 in Betrieb. Der Turm wurde konserviert und es siedelte sich in einigen alten Gebäude ein Technologie- & Gewerbepark an.

Halden im Ruhrgebiet - Förderturm Zeche Erin
Der Förderturm der Zeche Erin ist die Vorlage der am häufigsten angewendete Bauart von Fördertürmen: Grund Materialersparnis.

Das Gelände ist als Landschaftspark frei zugänglich und der Förderturm kann im Außenbereich besichtigt werden. Geschichte zum Anfassen.

Da möchte ich gar nicht mehr absteigen, aber die Jungs drängen weiter. Der Rückweg führt uns durch den Stadtgarten und an dessen Gondelteich vorbei. Hier hält man automatisch inne! Dann, wir bahnen uns den Weg entlang der Glückaufstraße und über die B235, treffen wir wieder auf die Rennwiese, eine ehemalige Rennanlage des Hauses Goldschmieding.

Wir schlagen noch mal einen weiten Bogen nach Osten und umrunden damit die Parkanlage und auch die Kleingärtner-anlagen am Schellenberg. Die Schatten sind inzwischen lang geworden und die sinkende Sonne taucht den Horizont in Gold.

Fazit

Über die Halden im Ruhrgebiet zu wandern, war ein ganz besonderes Erlebnis. Diese Tour ist leicht und stellt keine besonderen Anforderungen. Du kannst jederzeit abkürzen oder in einem Straßencafé pausieren. Ideal als Ausflug für Kurzentschlossene.

Haldenromantik stellt sich besonders zur Goldenen Stunde ein. Das Panorama des künstlichen Mittelgebirges hat seinen ganz eigenen Charme und lässt sich von den Gipfeln stundenlang bestaunen. Und in den Tälern findest Du viel Kultur und Geschichte.

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