Ruhpolding und die Chiemgauer Alpen sind ja sehr für seine Wintersportangebote bekannt. Die Tour auf Hörndlwand und Gurnwandkopf ist aber Sommer wie Winter ein Highlight. Ob mit Schneeschuhen oder Bergstiefeln: Am Gipfel angekommen, breitet sich ein wundervolles Gipfelpanomrama aus.
Der Blick schweift vom Wilden und Zahmen Kaiser bis hin zu den Leoganger Steinbergern. Und was noch besser ist: Auf dem Gipfel der Hörndlwand sind einige Dohlen beheimatet, die nicht zuletzt aus unseren Händen fressen.
Tourensteckbrief
- Charakter:
Bergwandern (T2) - Anforderung:
Kondition, Trittsicherheit - Start/Ziel:
Wanderparkplatz Seehaus - Distanz: 11,5 km
- Reine Gehzeit: 4:00 h
- Höhenmeter: ↑ 1.000 m • ↓ 1.000 m
- Einkehr/Übernachtung:
Brandner Alm
Etappen & Gehzeiten
- Brander Alm (0:45 h)
- Gipfel Hörndlwand (1:25 h)
- Gipfel Gurnwandkopf (1:40 h)
- Hörndlalm (2:15h)
- Wanderparkplatz (4:00 h)
Qual der Wahl
Am Wanderparkplatz stehen bereits ein paar Autos. Scheint also eine durchaus bekannte und beliebte Tour auf Hörndlwand und Gurnwandkopf zu sein. Der Waldweg, der uns auf die Branderalm führt, quert ein paar Mal einen Gebirgsbach und ist ein wenig schotterig. Mal sehen, ob wir den wieder zurückgehen. Nach einer mehrstündigen Tour habe ich wenig Lust, den Abstieg auf auf einem solch groben Pfad zu bestreiten. Ich werde irgendwann müde, die Konzentration lässt nach und zack: ausgerutscht. Zur Branderalm brauchen wir nicht lange. Wir treffen auf zwei Hütten. Eine ist privat. Die hintere der beiden ist allerdings bewirtschaftet. Vielleicht schaffen wir es auf dem Rückweg, dort einen Einkehrschwung zu machen?
Von den Gipfel Hörndlwand und Gurnwandkopf ist allerdings von hier aus noch nichts zu sehen. Das Bild wird von der massiven Felswand des Hochkienbergs bestimmt: impossant. Wir tauchen bald wieder in einen Nadelwald ein und hier zieht sich der breite Pfad fast schnurgerade dahin. An der Abzweigung an einem Bach überlegen wir, ob nun nach links oder nach rechts? Wir entscheiden uns für die linke Variante mit der Vermutung, dass wir damit die steilere Passage für den Anstieg. Den rechten Weg wollen wir später absteigen. Dieser scheint leichter zu sein … glauben wir. Pustekuchen! Es ist genau anders herum, wie wir beim Abstieg feststellen müssen.

Hörndlwand und Gurnwandkopf
Also erstürmen wir die Hörndlwand von Norden her. Unterwegs treffen wir auf einen Baumstumpf, der zu einem Stuhl geformt wurde. Das ist doch der perfekte Platz für eine kurze Stärkung. Danach geht es im Zick Zack nach oben im Wald. Karo entdeckt einen Felsen, den sie gleich mal auf Boulderfähigkeit prüft. Aber Sie hat die Kletterschuhe nicht dabei. Der weitere Weg führt uns durch das Ostertal, das uns, eingerahmt von Felswänden, auf das Plateau unterhalb der Hörndlwand und des Gurnwandkopfes führt. Was für ein geniales Plateau. Dort könnte man locker mit ein paar Leuten biwakieren und Sonnenuntergang und -aufgang auf einem der Gipfel genießen.
Die Hörndlwand hat kurioserweise drei Gipfelkreuze. Eines davon ist nur durch Klettern erreichbar. Die Hörndlwand bietet eine 200 m hohe Felswand, die bei Sportkletterern beliebt ist. Auch ist die Hörndlwand kleiner als der Gurnwandkopf, aber sie stiehlt dem höheren Nachbarn absolut die Show. Das macht sich dadurch bemerkbar, das auf den Gipfel der Hörndlwand mehr Bergsteiger und Dohlen anzutreffen sind. Aber wir wollen ja auch noch auf den höheren Gipfel des Gurnwandkopfes rauf. Das dauert keine 20 Minuten.
Auf dem zweiten Gipfel sind wir alleine. Das Gipfelkreuz ist eher eine Kreuzruine, aber das hat irgendwas. Beide Gipfel sind felsig, bieten aber gute Sitzgelegenheiten. Heute zwar diesig, aber wir sehen das Kaisergebirge, die Loferer und Leoganger Steinberge. Einen Steinwurf östlich befindet sich das Obinger Kreuz, ein unscheinbarer Nebengipfel zwischen einem Meer aus Latschen. Ein Pärchen aus dem nahen Reit im Winkel trifft auf dem Gipfel ein. Wir unterhalten uns, bekommen ein paar Tourentipps für die Chiemgauer Alpen. Dann machen wir uns langsam wieder an den Abstieg.

Von Abstieg & Auerhahn
Zurück auf dem Sattel zwischen Hörndlwand und Gurnwandkopf fällt uns ein Schild auf: Nur für Geübte. Hmmm … das sind wir, denke ich! Der Abstieg von hier zur Hörndlalm hat es ein wenig in sich. Das liegt allerdings auch daran, dass noch einiges an Schnee die Trittsicherheit erschwert. Aber wir kommen gut durch die fast Dolomiten ähnliche Landschaft. An der Hörndlalm, einer Bergwacht Diensthütte, angekommen, sind wir froh, das Stück geschafft zu haben. Wir verschnaufen hier kurz. Da raschelt es im laublosen Dickicht: Ein Auerhahn. Ich glaub ich spinne. Damit hätte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Er ist nicht mal einen Bruchteil so zutraulich wie die Dohlen auf dem Gipfel und macht sich aus dem Staub.
Wir pirschen ein wenig hinterher, entlang des Wanderpfades. Aber keine Chance mehr, der ist weg. Tja, da war ich mit der Kamera zu langsam. Es geht weiter bergab durch den Wald. Wir kommen an die Abzweigung, bei der wir uns mittags für die Links entschieden hatten. Ab der Branderalm, wir kehren doch nicht mehr ein, nehmen wir dann die Forststraße ins Tal. Sie ist zwar länger, aber dafür keine Schotterpiste. Die drei Kilometer sind mit 1,5 Stunden Gehzeit ausgeschildert. Warum weiß ich auch nicht: Wir brauchen 40 Minuten, dann sind wir wieder am Wanderparkplatz angekommen. Kurze Zeit später sitzen wir in Ruhpolding im Freien bei Schnitzel und Pasta. Das schmeckt so richtig gut, nach einer solchen Tour!