Das Wertacher Hörnle ist ein beliebter Wandergipfel im Landschaftsschutzgebiet des Grünten. Auch bildet das Wertacher Hörnle mit 1.695 Metern Höhe den höchsten Punkt der Gemeinde Wertach im Landkreis Oberallgäu. Touren auf diesen leicht erwanderbaren Gipfel sind ganzjährig sehr beliebt und lassen sich Sommer wie Winter frei von alpinen Gefahren unternehmen. Im Winter wird besonders gern die Route vom Parkplatz bei Unterjoch, über die Buchel Alpe und über den Kessel – ein südlich des Hauptgipfels liegender Nebengipfel – auf das Wertacher Hörnle gewählt. Per pedes, mit Schneeschuhen oder als Skitourengeher, diese Route ist grundsätzlich frei von Lawinengefahr und führt über die Südseite hinauf zum Gipfel. Der Einkehrschwung an der Buchel Alpe ist dann im Abstieg eine angenehme Belohnung.
Wir unternehmen den Gipfelsturm auf das Wertacher Hörnle mit Schneeschuhen und wählen dabei die klassische Route, die im Winter besonders viel Spaß bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein macht. Und so machen wir uns als sehr bunter Bloggerhaufen an den Anstieg. Am Start sind heute das Outdoormädchen mit der besseren Hälfte, unser Fräulein Draußen, Nadine von KulturNatur, Uli AufdenBerg und der Schwarzfuchs.
Tourensteckbrief
- Charakter:
Leichte Schneeschuhwanderung (WT1) - Anforderung:
Kondition - Start/Ziel:
Parkplatz Unterjoch (Obergschwend – €) - Distanz: 7 km
- Reine Gehzeit: 3:00 h
- Höhenmeter: ↑ 680 m • ↓ 680 m
- Einkehr/Übernachtung:
Buchel Alpe
Etappen & Gehzeiten
- Buchel Alpe (1:00 h)
- Nebengipfel (1:35 h)
- Gipfel Wertacher Hörnle (1:50 h)
- Parkplatz Obergschwend (3:00 h)
Schneeschuhwandern
Das Wertacher Hörnle liegt zwischen Oberjoch im Süden und Unterjoch im Nordosten. Beides sind Ortsteile der Gemeinde Bad Hindelang. Einer der Ausgangspunkte ist der Parkplatz (gebührenpflichtig) in Unterjoch-Obergschwend. Von dort starten wir auch, um das Wertacher Hörnle über den Südhang zu erstürmen. Zu Beginn geht es auf einer sanften Steigung in südlicher Richtung vom Parkplatz weg. Genug Zeit für mich, um die üblichen Rituale durchzuführen: Schuhe nachbinden, Schneeschuhbindung ein-/nachstellen, erste Fotos schießen und einfach damit anfangen, den Tatendrang, der mich zu Beginn jeder Tour überkommt und manchmal hektisch werden lässt, zu bändigen. Durchatmen, runterkommen und einfach auf die Tour freuen. So geht es glaub ich allen von uns. Jeder pfrimelt an einem Ausrüstungsgegenstand herum oder knipst ein Bild. Skitourengeher überholen uns.
Und dann sind alle fertig, bereit und voller Erwartungen. Wir gehen quer zum Südhang. Das ist mit Schneeschuhen nicht immer so einfach. Im Vergleich zu Skiern hat man keine richtigen Kanten, auf die man hangzugewandt das Gewicht verlagern kann, um besseren Halt zu erlangen. Die Schneeschuhgehtechnik sagt in so einem Fall – also im Hangquerungsfall -, dass man mit Schneeschuhen da nicht viel seitlichen Halt finden kann. Man soll die Hang zugewandte Seite der Schneeschuhe in den Schnee drücken. Bei hartem Schnee kann die Schneekralle den Halt unterstützen, setzt man eben auf die Schneefläche auf. Anatomisch gesehen ist das für die Fußknöchel mitunter aber kein angenehmes Gefühl. Und unsere anfängliche Route quert den Südhang gefühlt ununterbrochen. Außerdem sagt die Schneeschuhtechnik bei Hangquerungen auch, dass man ein- oder zweispurig gehen soll. Also Fuß vor Fuß setzen soll (einspurig), oder im normalen Gang (zweispurig). Wann welche Variante die Geeignete ist, hängt von den Schneeverhältnissen ab. Mein Tipp an dieser Stelle: Wählt Eure Route nach Möglichkeit so, dass Querungen in steilem Hanggelände vermieden werden.

Und während wir so quer zum Hang, nach oben und dem Wertacher Hörnle mit unseren Schneeschuhen entgegen stapfen, gewinnen wir langsam an Höhe. Unterjoch ist jetzt schon ein Fleck im Tal. Der kleine Ortsteil Unterjoch, mit rund 350 Einwohnern, ist bereits über 500 Jahre alt. Der jüngste urkundliche Beleg wird in das Jahr 1471 datiert. Das älteste Gebäude im Ort ist die Pfarrkirche Heilige Dreifaltikeit. Der Altar der Kirche trägt die eingravierte Jahreszahl 1673. Sie zählt zu den Kirchen, die nach dem 30jährigen Krieg nördlich der Alpen im Barockstil erbaut wurden. Bemerkenswert ist allerdings die spätgotische Dachkonstruktion an der Ostseite. Es gab eine Vorgängerkapelle, deren Existenz für 1680 urkundlich belegt ist. Sie muss aber älter sein, denn die Spätgotik verlor bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Hoheitsgebiet des Heiligen Römischen Reichs (nördlich der Alpen) an Einfluss. Aber zurück zur Tour: Nach der Hangquerung geht es über einen Absatz den Südhang hinauf. Wir queren die Versorgungsstraße unterhalb der Buchel Alpe. Die erreichen wir, indem wir den letzten Hang im Frontstep nehmen. Eine von zwei Varianten, einen Hang zu nehmen. Bei einer Steigung bis 25° geht man am Besten im Diagonalschritt und spurt einen Weg, der in Serpentinen den Hang hinaufführt. Dabei wird die Schrittlänge automatisch kürzer, wenn das Gelände steiler wird. Bei einer Steigung über 25° nimmt man den Hang quasi frontal – im Treppenschritt (Frontstepp). Die Krallen greifen in den festen Schnee und geben Halt. Durch die Krallenbewegung entstehen dabei kleine Treppchen. Ist der Schnee zu weich, kann man dem entgegenwirken, indem man den sogenannten Grätschenschritt (Duckstep) anwendet und damit besser Halt findet. Wir gehen also im Frontstep zügig bergauf und stehen nach kurzer Zeit vor der Buchel Alpe, die bereits gut besucht ist.
Drei Gipfel Wertacher Hörnle
Nach der Buchel Alpe geht es weiter bergauf, entlang eines Zufahrtsweges. Nach dem Absatz erwartet uns ein weiterer Hang, den wir entlang der rechten Flanke erklimmen und in den Wald eintauchen. Der weitere Verlauf eröffnet uns einen breiten Waldweg, der bald nach Westen führt. Lichtungen und Wald wechseln sich ab, bis wir schließlich erneut am Fuße eines Südhangs stehen. Wir sehen bereits den Gipfel des sogenannten Kessels, eine Art Vorgipfel zum Wertacher Hörnle. Wir stapfen also mit unseren Schneeschuhen weiter bergauf, erreichen den Kamm östlich des Kessels und ziehen noch mal ordentlich an, bis wir auf dem Kessel stehen. Die Frequenz am Auslöser der diversen Kameras aller Blogger erhöht sich merkbar. Kein Wunder: Der Gipfel zum Greifen nah, blauer Himmel und strahlender Sonnenschein lassen die Motivation enorm steigen.
Und nachdem wir uns alle auf dem Kessel gesammelt haben, überschreiten wir den Grat bis zum Gipfel des Wertacher Hörnles in wenigen Minuten. In der Mitte des Grats erhebt sich nochmals ein zweiter kleiner Vorgipfel. Der Grat selbst beschreibt eine leichte Rechtskurve. Am Kamm sind sehr gut die massigen Wechten zu erkennen. Unterhalb in der Talsohle befindet sich der Hörnlesee. Der ist zugeschneit und quasi unsichtbar. Aber das ist Nebensache: Wenn Blogger erstmal den Gipfel erreichen, werden Bilder geknipst, der Gipfelschnaps wird rumgereicht und die Schnitzelsemmel ausgepackt. Vor allem werden die Fernsicht und das sagenhafte Panorama (Zitat: Pornorama) bestaunt, aufgesogen und abgelichtet. Und nachdem sich die anfängliche Euphorie legt, stehen wir bald in kleinen Grüppchen zusammen. Während die einen ihre Brotzeit verputzen, beantworten die anderen Fragen, erstaunter und interessierter Gipfelstürmer, die nach uns auf dem Wertacher Hörnle ankommen.

Wir schnallen uns wieder die Schneeschuhe an, nehmen Abschied vom Wertacher Hörnle, werfen einen letzten Blick zum Grünten und zur Nagelfluhkette im Westen und auf den Grünten See im Osten. bahnen uns den Weg zurück über den Grat zum Kessel. Von dort geht es schnurstracks über den Osthang bergab. Meine Schneeschuhe machen mir aber einen Strich durch die Downhill-Rechnung: Der Verbindungssteg zur Kralle am linken Schneeschuh ist verloren gegangen. Was für ein Mist! Merke: Sicherheitshalber doch immer Ersatzschrauben und -muttern dabei haben! Kurzerhand bekomme ich die Schneeschuhe vom Schwarzfuchs untergeschnallt, während der den restlichen Abstieg einen Heidenspaß dabei hat, halb rennend durch den Tiefschnee zu pflügen. Geht doch! Und damit tauchen wir bald in ein Waldstück ein, dass wir weiter bergab nach Süden durchqueren und finden uns schließlich wieder am Hang über der Buchel Alpe. Der Einkehrschwung zur verdienten Halbe Weißbier versteht sich von selbst. Das Sonnenbad dazu ist gratis. Unsere Blogger-Ladies wählen die Sonnenliegestühle, der Rest nimmt mit der bekannten Bierbankgarnitur vorlieb. Gestärkt und entspannt wählen wir die Route, die wir schon bergauf zur Buchel Alpe genommen hatten, um zurück zum Parkplatz zu kommen.
Das Wertacher Hörnle ist ein sehr geeigneter Berg und Gipfel für eine entspannte und leichte Bergtour für Schneeschuhgeher. Dabei ist der Berg auch gut für Einsteiger geeignet. Die Wegführung ist einfach mit wenigen steilen Anstiegen. Lawinengefahr besteht hier eher weniger. Dennoch unbedingt – wie vor jeder Bergtour im Winter – Schnee- und Lawinenlage abrufen! Ein wenig Vorsicht ist am Gipfelgrat walten zu lassen, da die Spur nahe an Wechten und der verschneiten Gratkante entlangführt. Wer das alles beachtet, dem steht für eine schöne Schneeschuhtour und einem fabelhaften Gipfelerlebnis im Winter nichts mehr im Wege. Vor allem, wenn er in Begleitung von Outdoor-Bloggern unterwegs ist!