Die Eger (tschechisch: Ohře) ist ein Nebenfluss der Elbe, entspringt bei Weißenstadt im Fichtelgebirge und mündet bei Litoměřice in die Elbe. Auf der Eger wollen wir mit unseren Packrafts – praktische und sehr robuste Schlauchboote – paddeln und starten dabei in der malerischen Stadt Loket, dessen Stadtbild von der imposanten Burg Loket beherrscht wird.
Zwei Tage werden wir gen Osten paddeln, dabei auf die Spuren verschiedener Geschichtsepochen treffen und die tolle Gastfreundschaft des Landes kennenlernen. Diese Strecke eignet sich für Paddelanfänger hervorragend und ist dennoch abwechslungsreich.
Sehenswürdigkeiten
Burg & Stadt Loket • Karlsbad • Historischer Badeort Kyselka (Ruinen) • Historische Holzbrücke in Radošovský
Tourensteckbrief
- Charakter:
Leichte Paddeltour (Wandern T1) - Anforderung:
Kondition, Grundbegriffe des Paddelns - Start/Ziel:
Loket/Vojkovice - Distanz: 42 km
- Paddelzeit: 2 Tage
- Höhenmeter: ↑ 0 m • ↓ 0 m
- Einkehr/Übernachtung:
Einkehr: An der Eger in diversen Camps & Kneipen.
Übernachten: Camp Loket • Camp Hubertus • Camp Vojkovice
Einzelübersicht / Tag
(→Distanz, ⊕reine Paddelzeit)
- Tag 1:
→ 23 km • ⊕ 6:00 h - Tag 2:
→ 19 km • ⊕ 5:00 h
Mit dem Packraft auf der Eger – Tag 1: Start in Loket
Wir starten am Ufer der Eger bei Loket: Einsetzen ist vor oder nach (bei Camp Loket) der Eger-Schleife möglich. Ich schaue Claudia und Jörg dabei zu, wie sie die Packrafts vorbereiten. Dann komme ich dran: Mittels mitgelieferten Luftsack aus leichtestem Material, fängt man die Luft ein und presst sie in das Boot. Mit einiger Übung, dauert das höchstens zwei Minuten meint Jörg. Bei mir dauert das viel länger. Aber irgendwann sind wir fertig und dann geht’s ins Wasser. Gut, dass ich die Badehose anhabe, denn beim Paddeln spritze ich mich doch immer wieder voll.
Wie machen die Minimulis das bloß, dass sie trocken bleiben? Während wir Loket in Ruhe umruden, erklärt mir Claudia die Grundbegriffe des Packraft Paddelns. Ich finde, wenn man in ruhigen Wassern paddelt, ist es einfach. Allerdings kommen wir bald an das erste Hindernis: eine Staustufe. Die Packrafts müssen umgesetzt werden. Mein erstes „Landemanöver“ klappt ganz gut. Aber Jörg will nicht. Er will die Staustufe über die Fischtreppe nehmen. Das hält das Packraft aus. Aha, denk ich mir. Das muss ich mir erstmal ansehen. Das mach ich auch und es sieht nach Spaß aus! Also will ich da auch runter. Die Minimulis geben mir noch ein paar Tipps und schon rausche ich die Fischtreppe runter: Wooohooo, was für eine Gaudi!

Das war doch ein genialer Auftakt, finde ich. Und weiter geht es. Wir nehmen noch eine kleine Schwallstrecke und dann geht es wieder gemächlich dahin. Nach ein paar Kilometern passieren wir eine Hängebrücke, neben der an einer Felsnase einiges an Kletterei stattfindet. Jede Menge Sport ist hier unterwegs. Wir paddeln weiter und ein wenig später machen wir eine erste Rast. Hier gibt es einige Camps entlang der Eger, die mit Imbiss aufwarten können. Da lassen wir uns nicht zweimal betteln. Insgesamt ist hier einiges los. Leihboote überholen uns in unseren schnittigen Packrafts und dann überholen wir sie. Manche kentern und rappeln sich wieder auf. Ist nicht gefährlich, da der Fluss insgesamt nicht tief ist. Ich bekomm nur eine klatschnasse Hose vom Spritzwasser.
Aber den Spritzschutz des Packrafts ziehe ich nicht auf, denn darunter wird es mir zu warm. Nach einigen Kilometern merke ich dann auch, dass ich bei dem Sport Muskeln beanspruche, die sonst eher kürzer kommen. Ich muss unbedingt mehr Arm- und Schultermuskulatur aufbauen. Der Gedanke kommt mir, weil die Eger sehr ruhig dahinfließt und da wir noch Kilometer machen müssen, ist eben viel Paddeln angesagt. So durchfahren wir Karlsbad und das zieht sich richtig.

Mit jedem Kilometer lerne ich mehr, große Steine unter der Wasseroberfläche im Vorfeld zu erkennen und diese richtig mit dem Boot zu umfahren. So ein Packraft ist Anfängern gegenüber sehr gutmütig. Meine Fahrfehler, wenn ich über Steine schramme, verzeiht mir das Boot, aber Claudia bemerkt alles und gibt mir dann noch ein paar Tipps. Bei dem ein oder andern leichtsinnigen Fahrfehler, redet sie mir noch mal ins Gewissen, damit ich mich nicht in brenzlige Situationen bringe. Diese Fehler unterlaufen mir dann auch nicht mehr. Und so kommt es zumindest auch nicht dazu, dass ich kentere. Gar nicht so ohne, so ein Packraft-Leben.
Aber mit den Minimulis ist die ganze Reise ein entspanntes Erlebnis. Wir nächtigen im Camp Hubertus. Schlagen eine Hängematte und ein Zelt auf. Danach geht’s zur Imbissbude und wir gönnen uns erstmal eine Stärkung. Die Lagerfeuerromantik fehlt auch nicht, denn wir sitzen mit den Zeltnachbarn noch um ein Feuer bis in die Nacht. Am zweiten Tag durchfahren wir die Slalomstrecke, das für mich wildeste Stück der ganzen Tour. Das hat ordentlich Spaß gemacht! Deswegen fahren wir das Stück mehrmals. Ging alles gut und ich bin trocken geblieben. Wir müssen aber weiter und haben noch ein paar Kilometer vor uns.
Bilder Tag 1
Mit dem Packraft auf der Eger – Tag 2: Historische Spuren
Im letzten Drittel der Strecke machen wir noch mal halt für einen Imbiss und beim Aussteigen platschte ich dann doch noch ins Wasser. War eine nette Erfrischung, wenn auch ungeplant. Aussteigen will gelernt sein. Da muss ich kurz bangen, ob Jörg und Claudia mir mein Packraft Patent am Ende nicht doch verwehren würden. Wenig später erreichen wir Kyselka. Ein kleiner Ort, der uns mit alten Gebäuden aus der Kaiserzeit empfängt. Leider haben diese Häuser ihren einstigen Glanz verlorgen und sind heute teilweise bereits verfallen. Im 18. Jahrhundert begann die lange Geschichte dieses Badeortes.

Die Nähe zum Kurort Karlsbad brachte einen steten Kurtourismus nach Kyselka und den Ansässigen eine gute Einnahmequelle. Während der österreichischen Kaiserzeit erlebte Kyselka seine Blütezeit. Zwei Weltkriege beendeten schließlich Schritt für Schritt den Badetourismus. Wir lassen uns in unseren Packrafts langsam vorübergleite und bestaunen die alten Gemäuer. Eine Entenfamilie mit jungen Kücken interessiert sich derweil mehr für uns, als für die verfallene Architektur am Ufer.
Wir erreichen Radošov, ein Ortsteil von Kyselka. Hier überquerte 1310 König Johann von Luxemburg an einer Furt die Eger, als er das erste mal nach Böhmen reiste. Er nutzte eine Route, die bereits seit 1220 bestanden hatte. Nach seinem Besuch in Böhmen wurde an der Furt eine gedeckte Holzbrücke erbaut. Sie brannte im Laufe der Jahrhunderte einige male ab. Die Holzbrücke, die wir heute sehen, stammt aus der Zeit zwischen 2001 – 2013, als die Gemeinde Kyselka eine Rekonstruktion der historischen Brücke angestrenkt hatte. Ein Besuch ist sie wert und wer hier anlegt, kann unweit de Brücke eine kleine Stärkung zu sich nehmen – am linken Ufer.

Als wir an der Staustufe Umsetzen verliere ich meinen Flipflop im Schlamm. Ich gebe mich einer Wühlerei im Schlamm hin und finde den Badeschuh, zur Belustigung meiner Gefährten. Vollzählig nehmen wir das letzte Stück unserer Tour in Angriff und trafen auf eine Bar, die im Fluss auf einem Floß schwimmt. Die Tschechen, denk ich mir, alle verrückt. Aber eben auch genial. Ranpaddeln, anlegen, bestellen: mitten auf dem Fluss. Das Bier haben wir uns verdient und wir genießen es, während wir gemächlich nebeneinander den Fluss hinuntertreiben.
Wir kommen schließlich am Nachmittag des zweiten Tages in Vojkovice, unserem Ziel, an. Die Anlegestelle ist gut frequentiert. Für uns steht nun Reinigung und zusammenpacken der Packrafts an. Und es ist wahr, die Boote passen samt Paddel locker in meinen 32 Liter Rucksack. So bepackt warten wir schließlich auf den Bus, der uns über Karlsbad zurück nach Loket bringen soll. Spät nachmittags sind wir dann endlich zurück am Parkplatz in Loket und ich blicke auf zwei Tage voll Packraft Spaß mit den Minimulis zurück. Vielen Dank Claudia und Jörg, das war ein sehr schönes, sonniges und chilliges Wochenende mit Euch! Toll, dass ihr mich mitgenommen habt. Und mein Packraft Patent habe ich schließlich auch noch bekommen: Testtour bestanden.
Bilder Tag 2
Was kann ich hier noch unternehmen?
Wer nicht auf der Eger mit einem Packraft paddeln will, der kann natürlich auch andere tolle Touren zwischen Loket und Karlsbad unternehmen.
Wie wäre es denn mit einer Radtour nach Loket? Susanne und Patrick aus Berlin haben dieses spannende Radl-Abenteuer von Karlsbad nach Loket und zurück unternommen. Ein spannender Bericht mit Karte, GPX-Track und vielen Bildern und Infos zur Tour!