Die Etappe 14 auf dem Rheinsteig führt von Kestert nach St. Goarshausen – über den sogenannten Rabenacksteig. Aber von vorne: Etappeneinteilungen gibt es ja immer viele und unterschiedliche. Ich habe mir von Romantischer Rhein Tourismus GmbH die Etappenplanung zu Herzen genommen und gehe deren Etappe 14 – nur entgegengesetzt. Also von St. Goarshausen nach Kestert.
Meiner Meinung nach auch die bessere Wahl, will man den Rabenacksteig genießen. Das ist ein leichter Klettersteig, der zu einem schönen Aussichtpunkt hoch über dem Rhein führt. Natürlich gibt es auch einen Normalweg dahin.
Sehenswürdigkeiten
Dreiburgenblick • Burg Maus
Tourensteckbrief
- Charakter:
Wandern (T1) – optional: Leichter Klettersteig - Anforderung:
Kondition, Trittsicherheit - Start/Ziel:
St. Goarshausen / Kestert - Distanz: 16,5 km
- Reine Gehzeit: 5:45 h
- Höhenmeter: ↑ 865 m • ↓ 860 m
- Einkehr/Übernachtung:
In: St. Goarshausen & Kestert; unterwegs: Uschi’s Wanderstation
Etappen & Gehzeiten
- Aussicht: Dreiburgenblick (0:35 h)
- Aussicht: Rabenacksteig (1:30 h)
- Burg Maus (2:45 h)
- Uschi’s Wanderstation (5:05 h)
- Kestert St. Georg Kirche (5:45 h)
Start St. Goarshausen
Als Rheinsteig wird der Premiumwanderweg bezeichnet, der entlang des Rheins zwischen Bonn und Wiesbaden verläuft. Er hat eine Gesamtlänge von 320 km und ist mit einem weißen R auf blauem Grund gekennzeichnet. Allerdings hat der Rheinsteig auch Zuwege, die sehr geschickt den Wanderweg und Verkehrsanknüpfungen wie Bahnhöfe, Schiffsableger und einfach Ortschaften entlang des Rheins mit einander verbinden. So kann man beispielsweise während und am Ende einer Etappe in eine nahe Ortschaft absteigen und mit Bahn oder Schiff zurück zum Ausgangspunkt fahren. Die Zuwege oder auch Varianten des Rheinsteigs sind mit einem weißen R auf gelbem Grund gekennzeichnet. Zählt man die Zuwege alle zusammen, kommt man auf zusätzliche 270 km. Und jetzt kommt noch das weiße R auf rotem Grund! Das sind sog. Rundtouren, über die man Etappen des Rheinsteigs in einer Tageswanderung ablaufen kann und wieder zu seinem Ausgangspunkt kommt. Es ist an alles gedacht, es ist für jeden was dabei – ein perfektes Wanderleitsystem!
Das schaffe ich heute aber nicht alles. Und auch morgen nicht. Darum starten wir an der Touristen-Information in St. Goarshausen. Wir, das sind Frank vom Rheinsteig-Büro, der mich ein paar Kilometer begleiten will und ich. Er hat mir die Route über den Rabenacksteig empfohlen. Die sei für einen Bergfex wie mich genau das Richtige hier am Rhein! Auf den ersten paar hundert Metern erläutert er mir ein paar Details zum Rheinsteig. Die sind in der Tat sehr interessant. Allerdings merke ich schon, wie mir eines nicht mehr aus dem Kopf gehen will: der Rabenacksteig.

Über den Rabenacksteig
Wir steigen von St. Goarshausen zum Dreiburgenblick, über dem Ort, hinauf. Der ist schnell erobert und der Blick von hier oben auf den Rhein und die umliegenden Burgen ist perfekt! Wir unterhalten uns noch angeregt mit zwei Wanderern, fachsimpeln über Alpenüberquerung, wie man am besten den Rucksack trocken hält. Als wir wieder alleine sind, erzählt Frank von einem Tunnel, der hier einst unter den Rhein führte. Die Erzgrube Wellmich führte über einen 136 m tiefen stollen unter dem Rhein hindurch. Auf der linken Rheinseite förderte man über eine elektrischer Lokomotive mit Loren das Erz zutage. Von dort wurde es per Eisenbahn zur Verhüttung abtransportiert. Der älteste Hinweis auf die Erzgrube unweit des Rabenacksteigs geht bis in das 18 Jahrhundert zurück. Die Erzgrube Wellmich wurde erst September 1958 geschlossen.
Mein Blick schweift hinüber zum Felsen der Lorely, zur Burg Katz, rüber zur mächtigen Burg Rheinfels und zur Burg Maus. Ein wirklich toller Auftakt, finde ich. Danach kommt unser erster Abstieg und damit die erste „Talfahrt“ – so nenne ich das. Insgesamt sind es auf der Strecke vier dieser Abstiege und Gegenanstiege, bei denen die zahlreichen Seitentäler überwunden werden müssen, die vom Rhein weg, ins Hinterland einschneiden. Dabei werden auch die meisten Höhenmeter am Rheinsteig gemacht. Nach dem ersten Tal, dem ersten Gegenanstieg, wählen wir bei einer Weggabelung die Variante des Rabenacksteigs. Der bietet einen alpinen Charakter mit seinen Eisenstiften, Leitern und Seilsicherungen und einen imposanten Aussichtsfels. In ca. 20 Minuten haben wir diese Passage durchstiegen. Zu beiden End- bzw. Startpunkten des Rabenacksteigs, informieren Hinweistafeln den Wanderer über den Rabenacksteig und seine Anforderungen. Sehr gut gemacht und eine absolut tolle Abwechslung für den Abenteuerer mit Klettersteigerfahrung, bietet der Rabenacksteig auf alle Fälle. Mir hat es riesig Spaß gemacht!

Ankunft Kestert
Unser nächstes Etappenziel ist die Burg Maus, sie liegt direkt am Rheinsteig. Der Route führt uns mal über offenes Gelände, mal durch Wald. Kurz vor der Burg zweigen wir zu dem Aussichtspunkt „Schöne Aussicht“ ab. Von hier hat man einen perfekten Blick auf die Burg Maus und den Rhein. Rein kommen wir zwar nicht, aber zumindest kann ich behaupten: Ich stand vor den Toren der Burg Maus! Wir steigen nach Wellmich ab, in eines der erwähnten Seitentäler und nun verabschiedet sich Frank. Er wandert unterhalb des Rabenacksteigs am Rhein entlang und zurück nach St. Goarshausen. Für mich geht es über den nächsten Anstieg, Richtung Kestert. Auf der Strecke liegt Uschi’s Wanderstation, die ich nach knapp sieben Kilometer bei herrlicher Maisonne erreiche. Der Weg dorthin ist sehr abwechslungsreich: Wald- und Wiesenpfade lösen immer wieder Feld- und Forststraßen ab. Ich passiere eine Kuhherde und genieße auch immer wieder den Blick über den Rhein und seine leuchtende Umgebung.
Bemerkenswert ist auch, dass sich die gut 250.000 Wanderer, die ganzjährig am Rheinsteig unterwegs sind, so gut verteilen, dass mir eher selten jemand über den Weg läuft. An Uschi’s Wanderstation trifft man sich allerdings garantiert. Bei Kaffee und Kuchen oder Bier und Brotzeit wird geplaudert. Auch ein Zimmer kann man bei Uschi bekommen. Nach der Stärkung mache ich mich mit einem Pärchen, die an diesem Tag ihren Rheinsteig komplett machen und einer Wanderdebütantin aus Bonn wieder auf den Weg. Mit Ihr gehe ich bis Kestert und erzähle ihr vom Rabenacksteig. Den ist die junge Wanderin allein aber nicht gegangen, wie sie meint. Ich bemerke ihren viel zu großen Rucksack auf den Schultern und versuche Ihr zumindest ein paar Grundbegriffe des Rucksacktragens bei zu bringen, damit ihr die Übergröße nicht zu sehr zusetzt. So ist der Weg nach Kestert bald gemeistert. Am Ende einer Etappe lasse ich immer meine Tages-Highlights an meinem inneren Auge revue passieren: Heute war es absolut der Rabenacksteig! Ein leichter Klettersteig, hoch über dem Rhein und im Angesicht der Rheinburgen: fabelhaft!