Der Teufelstättkopf zählt zu den beliebten und spektakulären Felsgipfel des Ammergebirges und ist in den Sommermonaten ein gern besuchter Gipfel. Fast ist es wie mit dem alten Rom: Alle Wege scheinen auf den Teufelstättkopf zu führen. Im Süden steigt man durch den Linderwald aus dem Graswangtal hinauf. Von Norden führt ein Steig aus dem Unterammergauer Forst auf den Gipfel. Kommt man von Westen zum Teufelstättkopf, dann meist von den Brunnenkopfhäusern. Und auch von Osten steigt es sich leicht hinauf zum Gipfel, wenn man von Oberammergau der Versorgungsstraße zum August-Schuster-Haus folgt. Was aber manch einer nicht weiß: Im Winter ist der Aufstieg mit Schneeschuhen gut zu bewältigen. Die zerklüftete Felslandschaft um den Teufelstättkopf ist dann allerdings auch weniger frequentiert und auf seine eigene Art sehr stimmungsvoll.

Auf den Bergen ist Freiheit, und überall, wo der Mensch nicht hinkommt. (König Ludwig II.)

Tourensteckbrief 

  • Charakter:
    Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung (WT2)
  • Anforderung:
    Kondition, Grundkenntnisse im Beurteilen der Lawinensituation
  • Start/Ziel:
    Parkplatz Kolbensesselbahn
  • Distanz: 14,5 km
  • Reine Gehzeit: 7:00 h (an 2 Tagen)
  • Höhenmeter: ↑ 1.250 m • ↓ 1.250 m
  • Einkehr/Übernachtung:
    August-Schuster-Haus • Kolbensattelhütte

Hinweis

Im Winter mit Schneeschuhen ist die Tour  auf den Teufelstättkopf sicher ein wenig anstrengender als im Sommer. Der Aufstieg zum August-Schuster-Haus kann u. U. aufgrund Lawinengefahr gesperrt sein (steile Flanke des Sonnenberggrats).Für die Besteigung des Teufelstättkopfgipfels empfehle ich Grödeln oder Steigeisen einzupacken.

Tag 1 – Über den Königssteig zum August-Schuster-Haus

Der Teufelstättkopf im Ammergebirge ist schon allein seiner Erscheinung wegen ein kleiner Leckerbissen von rund 1.758 Metern Höhe. Bis zu seinem Gipfelaufbau lässt sich die Tour zu diesem Gipfel relativ einfach erwandern. Da Bergtouren im Winter bei Schnee immer ein wenig anstrengender sind, haben wir – das sind wieder mal Antje und ich – uns für eine Zwei-Tages-Tour entschieden, bei der wir in Oberammergau starten und über den Kolbensattel bis zum August-Schuster-Haus – im Volksmund auch Pürschlinghaus genannt – wandern. Am zweiten Tag geht es dann auf den Gipfel des Teufelstättkopf und danach wieder ins Tal nach Oberammergau zurück. Diese Variante stellt sich dann auch noch insoweit als clever heraus, da wir am zweiten Tag mit Abstand zu den Ersten zählen, die auf den unberührten Gipfel des Teufelstättkopfes hinauf kraxeln. Bei schönem Wetter kommen auch gerne ein paar Leute im Winter hier herauf. Auf die treffen wir dann zum Glück erst im Abstieg.

Am Parkplatz im Tal stehen wir ziemlich alleine da. Es regnet, außer uns will da wohl keiner in die Berge und wir sind uns auch nicht grade sicher, ob wir losgehen sollen. Nach einem kurzen Anruf beim Hüttenwirt vom Pürschlinghaus steht es fest: Wir gehen da heute hoch! Gute Entscheidung, denn der Regen verwandelt sich bald in leichten Schneefall. Und laut Hubert, dem Hüttenwirt, gibt es oben am Pürschlinghaus reichlich Schnee für unsere Schneeschuhe. So stapfen wir durch den Hangwald, die Schneeschuhe auf den Rucksack geschnallt und vertreiben uns dabei die Zeit mit ein wenig Ratschen. Die Forststraße verlassen wir nach der Kolbenalm, wechseln auf den sogenannten Königssteig und schnallen uns auch schon die Schneeschuhe unter die Füße. So kommen wir im Schnee, auch wenn er hier noch nicht sonderlich tief ist, besser voran. Der Königsteig selbst ist ein wundervoller Pfad, der sich unterhalb des Sonnenberggrates bis zum Kolbensattel hinaufzieht. Er ist sehr abwechslungsreich und gerade im Winter bei Schneefall ist es sehr stimmungsvoll.

Auf der Zufahrt zum Pürschlinghaus kämpfe ich mit einem Defekt an meinem Schneeschuh. | Teufelstättkopf - Ammergauer Alpen
Auf der Zufahrt zum Pürschlinghaus kämpfe ich mit einem Defekt an meinem Schneeschuh.

Der Königssteig windet sich zwischen den Bäumen und um Felsnasen herum. Die ein oder andere Quelle präsentiert sich als eine Eisfassade. Kurz vor dem Kolbensattel treffen wir dann auf eine ganze Wand aus Eis. Am Kolbensattel angekommen, treten wir aus dem Wald hinaus auf einen freien Hang. Es ist sehr neblig und die Luft ist voller Schneeflocken. Die Kolbensattelhütte können wir schemenhaft vor uns erkennen. Hier wenden wir uns nach Links und tauchen wieder in den Wald hinein. Es geht weiter über einen Höhenweg, der uns bald einen Einblick in den Plattenberggraben gewährt – ein besonderes winterliches Panorama. Es ist einfach fabelhaft hier: Wir hören nichts außer das Rieseln des Schnees auf unseren Jacken und alles um uns herum wirkt, als ob es in einer Blase gefangen ist, in der die Zeit keine Rolle spielt. Und so arbeiten wir uns immer weiter entlang des Sonnenberggrathangs, bis der Pfad auf die Forststraße des Prüschlinghauses trifft. Von dort ist es noch einen guten Kilometer bis zum Pürschlinghaus. Der Wirt und sein Hund erwarten uns schon. Und während Hubert mit Schneeschaufeln beschäftigt ist, müssen wir dem Hüttenhund Schneebälle in die Luft werfen. Er wird gar nicht müde sie aus der Luft zu fischen.

Bilder Tag 1

Tag 2 – Der Teufelstättkopf im Jagdrevier der Wittelsbacher

Die Brüder Maximilian II. Joseph und Luitpold von Wittelsbach waren aus Leidenschaft Jäger. Max II. Joseph, bayerischer König, ließ im Ammergau verschiedene Diensthütten als Jagdstützpunkte errichten. Darunter auch das Pürschlinghaus auf dem gleichnamigen Bergrücken. Es hat wohl zu Maximilians Lieblingshütte gezählt, das Prüschlinghaus, denn er sprach davon als „allerliebst gebautes Jagdhaus„. Es war allerdings recht spartanisch ausgebaut und der Schriftsteller Friedrich von Bodenstedt weiß von den ein oder anderen Unzulänglichkeiten der Hütte zu berichten. So ist von ihm überliefert, dass im unteren Teil des Pürschlinghauses ein Feuer gemacht wurde, von dem vor allem der beißende Rauch in die Wohnräume im oberen Teil der Hütte gelangte. Aber dem bayrischen König gefiel es und er verbrachte jeden Sommer einige Tage hier oben. Auch sein Bruder, der Prinzregent Luitpold, strich gerne in den Sommermonaten durch den Linderwald, vom Graswantal hinauf bis zum Pürschling, immer auf der Pirsch nach Gams und Hirsch. 1856, bevor das Prüschlinghaus erbaut wurde, ließ Max II. Joseph die Brunnenkopfhäuser unterhalb des Gipfels des Brunnenkopfes errichten. Und obwohl sein Sohn Ludwig II. – der Märchenkönig – vom Zauber des Ammergebirges nicht mehr los kam, als er das erste mal seinen Vater am Pürschling besucht hatte, zog es ihn nie dort hin. Er war menschenscheu und gern ohne große Gesellschaft auf der Jagd. So wählte Ludwig II. die Brunnenkopfhäuser als seinen Jagdstützpunkt und ließ diese nach seinen Bedürfnissen ausstatten. In den Jahren zwischen 1871-79 war er oft dort oben. Beim Jagen und sicher auch mit seinen schwermütigen Gedanken.

Das Pürschlinghaus wurde zwischen 1970-72 von der DAV-Sektion Bergland saniert und nach ihrem Gründer benannt: August-Schuster-Haus. Man hört sicher oft beide Namen für diese historische Berghütte. Mag sein, dass die heute immer noch „Königstreuen“ nichts anderes als Pürschlinghaus sagen wollen, kann auch sein, dass die Neo-Alpinisten nur August-Schuster-Haus kennen: Ludwig II. hatte sicher nicht ganz unrecht, als er sagte: „Auf den Bergen ist Freiheit, und überall, wo der Mensch nicht hinkommt. Ich genieße noch ein paar Wochen lang die mir sowohl bekommende kalte Bergesluft vor der unseligen Einkerkerung im wenig geliebten München.“.

Auf Höhe des Latschenkopfes spitzen wir ums Eck und sehen den Felsgipfel des Teufelstättkopfes. | Teufelstättkopf - Ammergauer Alpen
Auf Höhe des Latschenkopfes spitzen wir ums Eck und sehen den Felsgipfel des Teufelstättkopfes.

An unserem zweiten Tag machen wir uns vom Pürschlinghaus auf, den Teufelstättkopf zu erklimmen. Wir steigen den Osthang zu einem Absatz auf und verschwinden im Anschluß linker Hand in einen Hangwald. Es hat ordentlich geschneit und die Bergwacht war bereits zum Frühstück oben in der Hütte. Der Sonnenberggrat ist nach Neuschnee und bei Sonnenschein stark lawinengefährdet. Dann muss die Zufahrtsstraße zum Pürschlinghaus gesperrt werden. Darum waren die Bergwachtler also oben. Zum Teufelsstättkopf geht es indes quer, einen Pfad entlang, immer Richtung Westen. Wir gelangen über eine Rinne weiter hinauf. Gamsspuren ziehen sich lotrecht zur Schneeschuhspur unserer Vorauswanderer: Vater mit Tochter. Und plötzlich schießt eine Gams vor meiner Nase quer zur Rinne und verschwindet hinter einem Kamm. Am sanften Gipfel des Latschenkopfes angekommen, blicken wir das erste mal auf den Felsgipfel des Teufelstättkopfes. Wir haben inzwischen zu Vater und Tochter aufgeschlossen und bahnen uns gemeinsam den Weg durch das felszerklüftete Areal um den Gipfelaufbau. Wirklich spektakulär! Wir entledigen uns unserer Schneeschuhe und Rucksäcke, ziehen die Steigeisen über und kraxeln das letzte Stück auf den Teufelstättkopf im Tiefschnee steil bergauf. Der Ausblick ist fabelhaft, stimmungsvoll und wirklich spektakulär. Um uns herum, unterhalb des Gipfels, ein Meer aus zerklüftetem Fels. Die Wolken reißen immer wieder mal auf, geben blauen Himmel preis und verschlucken den Teufelstättkopf samt seinen Eroberern – uns.

Alternativroute am Pürschlinghaus

Irgendwann muss man aber eben wieder absteigen. Das machen wir und wandern denselben Weg zum Prüschlinghaus zurück, den wir hier hoch gekommen sind. Inzwischen ist die Forststraße zum Pürschlinghaus wegen Lawinengefahr von den Bergwachtlern gesperrt worden. Wie angekündigt. Also müssen wir einen anderen Rückweg wählen. Der ist schnell gefunden, denn kurz vor dem Pürschlinghaus zweigt ein Pfad nach links ab. Der wird uns über einen bewaldeten Kamm – vis a vis zum Sonnenberggrat – entlang des Plattenberggrabens, bis zur Langenthalalm führen. Die Ausblicke, die wir bisweilen durch Baumlücken erspähen, sind fabelhaft. Inzwischen ist es so sonnig, dass sogar der Schnee von den Baumkronen schmilzt und uns auf die Köpfe fällt. Kapuze auf und durch ist die Devise. Im Tal angekommen, kreuzen wir die Forststraße, die auf das Pürschlinghaus hinaufführt. Wir wandern hier Richtung Osten und müssen einen letzten Gegenanstieg meistern, bevor wir an der Kolbensattelhütte ankommen. Die ist jetzt natürlich gut besucht: Zum einen, da es ein bomben Bergwetter hat, zum anderen vielleicht auch, weil sie grade wieder neu geöffnet hat – nach einer Renovierung. Wir lassen und ein Weißbier schmecken und unterhalten uns lange mit einem Skitourengeher aus Oberammergau.

Gestern im Schneegestöber fast unsichtbar, heute in der Sonne einladend: Die Kolbensattelhütte. | Teufelstättkopf - Ammergauer Alpen
Gestern im Schneegestöber fast unsichtbar, heute in der Sonne einladend: Die Kolbensattelhütte.

Irgendwann müssen wir aber weiter. Und weil uns der Königssteig am Tag zuvor so gut gefallen hat, queren wir einfach den Hang am Kolbensattel und tauchen gegenüber wieder in den Wald hinein. Genau an der Stelle, an der wir am Tag zuvor im Schneegestöber nur die Umrisse der Kolbensattelhütte ausmachen konnten. Nur, dass jetzt der Blick zurück zur Hütte und ins Tal eine wahre Panoramapracht ist. Wir passieren wieder die Wand aus Eis, die zwar einige Bruchlücken aufweist und den Fels darunter preisgibt, aber nichts desto weniger beeindruckend ist. Über den Königssteig geht es für zügig wieder bergab und wir stehen bald wieder an der Kolbenalm – quasi die Schneegrenze. Also verstauen wir die Schneeschuhe auf den Rucksäcken und wandern den restlichen Weg nur mit Wanderschuhen. Das fühlt sich nach zwei Tagen Schneeschuhen schon lustig an. Im Tal und gegenüber an den Hängen der Aufacker-Gruppe ist alles grün. Die Südhänge haben schon lange keinen Schnee mehr gesehen. Komischer Anblick wenn ich daran denke, dass wir am Vormittag noch im Tiefschnee auf den Teufelstättkopf gestiegen sind. Am Auto angekommen erinnert nichts mehr an den Regen vom Vortag. Alles ist trocken, nur unsere Rucksäcke nicht. Die haben den restlichen Schnee der Schneeschuhe abgekommen.

Bilder Tag 2

Touren im Ammergebirge

Die Tour auf den Teufelstättkopf ist sicher kein Geheimtipp. Dafür ist sie eine Tour für jede Jahreszeit und bietet dabei jeweils ganz unterschiedliche Stimmungen. Und wem zwei Tage im Ammergebirge zu wenig sind, der kann daraus sicher eine Mehrtagestour machen und die Berggipfel zwischen Oberammergau und Kenzenhütte auffädeln wie Perlen auf eine Kette: Pürschling, Teufelstättkopf, Laubeneck, Hennenkopf, Brunnenkopf, Große Klammspitze, Feigenkopf und vielleicht noch den Grubenkopf. Na mal sehen, das wäre auch noch eine Tour für uns … im Sommer!

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Mit den Schneeschuhen auf das Wertacher Hörnle

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