Blick zum Teufelstättkopf Schneeschuhwandern

Schneeschuhtour zum Teufelstättkopf – Im Jagdrevier der Wittelsbacher

Der Teufelstättkopf zählt zu den beliebten und spektakulären Felsgipfel des Ammergebirges und ist in den Sommermonaten ein gern besuchter Gipfel. Fast ist es wie mit dem alten Rom: Alle Wege scheinen auf den Teufelstättkopf zu führen. Im Süden steigt man durch den Linderwald aus dem Graswangtal hinauf. Von Norden führt ein Steig aus dem Unterammergauer Forst auf den Gipfel.

Kommt man von Westen zum Teufelstättkopf, dann meist von den Brunnenkopfhäusern. Und auch von Osten steigt es sich leicht hinauf zum Gipfel, wenn man von Oberammergau der Versorgungsstraße zum August-Schuster-Haus folgt. Was aber manch einer nicht weiß: Im Winter ist der Aufstieg mit Schneeschuhen gut zu bewältigen.

Die Schneeschuhtour zum Teufelstättkopf ist 14,5 km lang und dauert ca. 7 Stunden.

19. Februar 2017 von Alex

Tourensteckbrief


Strecke: 14,5 km

Gehzeit: 7:00 h (ohne Pausen)

Aufstieg: 1.000 HM

Abstieg: 1.000 HM


Start & Ziel

Parkplatz an der Kolbensesselbahn (€)

Anfahrt Bahn/Bus: Mit der Regionalbahn bis Bahnhof Oberammergau. Von dort zu Fuß ca. 10 Minuten zu Fuß über die Kolbengasse zur Talstation Kolbensesselbahn. 🔗Reiseauskunft DB

Anfahrt Auto: Von Garmisch-Partenkirchen kommend, über die B 23 bis Oberammergau. Von Schongau kommend, ebenfalls über die B 23 bis Oberammergau. 🔗Routenplaner


Gastronomie & Unterkunft

Gastronomie auf Tour: KolbensattelhütteAugust-Schuster-Haus
Gastronomie am Ziel: Wanklalm


Etappen und Gehzeiten

Hinweg

Parkplatz Kolbensattel1:30h
Kolbensattel August-Schuster-Haus1:30h
(3:00h)
August-Schuster-Haus Gipfel1:10h
(4:10h)

Rückweg

Gipfel August-Schuster-Haus0:50h
(5:00h)
August-Schuster-Haus Kolbensattel1:00h
(6:00h)
Kolbensattel Parkplatz1:00h
(7:00h)

anforderungen

Schwierigkeit: Schneeschuhwandern – WT2
Anforderungen: Stufe 2
Weg: Stufe 2
Gelände: Stufe 3
Gefahren: Stufe 2

Wegarten

Bergwanderweg/Steig: 9,5 km
66%
Feldweg/Forststraße: 5 km
37%

Hinweis:

Im Winter ist die Tour auf den Teufelstättkopf sicher ein wenig anstrengender als im Sommer. Der Aufstieg zum August-Schuster-Haus kann u. U. aufgrund Lawinengefahr gesperrt sein (steile Flanke des Sonnenberggrats).

Bitte immer die aktuelle Schnee- und Lawinenlage vor Tourenantritt beim DAV in Erfahrung bringen.

Außerdem empfehle ich für die Besteigung des Teufelstättkopfs ab Gipfelaufbau, von den Schneeschuhen ggf. auf Grödeln oder Steigeisen umzusteigen.

Schneeschuhtour zum Teufelstättkopf

Aufstieg zum Kolbensattel

Der Teufelstättkopf im Ammergebirge ist schon allein wegen seiner Erscheinung ein Leckerbissen. Bis zu seinem Gipfelaufbau lässt sich die Tour zu diesem Gipfel relativ einfach erwandern. Da Bergtouren im Winter immer ein wenig anstrengender sind, haben wir uns für eine lange Tagestour auf den Teufelstättkopf entschieden. Wir starten früh in Oberammergau und wandern über den Kolbensattel bis zum August-Schuster-Haus – im Volksmund auch Pürschlinghaus genannt.

Wer abkürzen will, kann mit der Kolbensattelbahn, einem Sessellift, vom Parkplatz bis zur Kolbensattelhütte hinauffahren. Damit spart man sich ca. 1,5 Stunden Aufstieg.

Von dort geht es dann auf den Gipfel des Teufelstättkopf und danach wieder ins Tal nach Oberammergau zurück. Diese Variante stellt sich dann auch noch insoweit als clever heraus, da wir am zweiten Tag mit Abstand zu den Ersten zählen, die auf den unberührten Gipfel des Teufelstättkopfs hinauf kraxeln. Bei schönem Wetter kommen auch gerne ein paar Leute im Winter hier herauf. Auf die wir dann zum Glück erst im Abstieg treffen.

Am Parkplatz im Tal stehen wir ziemlich allein da. Es regnet, außer uns will da wohl keiner in die Berge und wir sind uns auch nicht gerade sicher, ob wir losgehen sollen. Nach einem kurzen Anruf beim Hüttenwirt vom Pürschlinghaus steht es fest: Wir gehen da heute hoch! Gute Entscheidung, denn der Regen verwandelt sich bald in leichten Schneefall.

Und laut Hubert, dem Hüttenwirt, gibt es oben am Pürschlinghaus reichlich Schnee für unsere Schneeschuhe. So stapfen wir durch den Hangwald, die Schneeschuhe auf den Rucksack geschnallt und vertreiben uns dabei die Zeit mit ein wenig Ratschen. Die Forststraße verlassen wir nach der Kolbenalm, wechseln auf den sogenannten Königssteig und schnallen uns auch schon die Schneeschuhe unter die Füße.

So kommen wir im Schnee, auch wenn er hier noch nicht sonderlich tief ist, besser voran. Der Königssteig selbst ist ein wundervoller Pfad, der sich unterhalb des Sonnenberggrates bis zum Kolbensattel hinaufzieht. Er ist abwechslungsreich und gerade im Winter bei Schneefall stimmungsvoll.

Der Königssteig windet sich zwischen den Bäumen und um Felsnasen herum. Die ein oder andere Quelle präsentiert sich als eine Eisfassade. Kurz vor dem Kolbensattel treffen wir dann auf eine ganze Wand aus Eis. Am Kolbensattel angekommen, treten wir aus dem Wald hinaus auf einen freien Hang. Es ist sehr neblig und die Luft ist voller Schneeflocken.

Die Kolbensattelhütte können wir schemenhaft vor uns erkennen. Hier wenden wir uns nach Links und tauchen wieder in den Wald hinein. Es geht weiter über einen Höhenweg, der uns bald einen Einblick in den Plattenberggraben gewährt – ein besonderes winterliches Panorama. Es ist einfach fabelhaft hier: Wir hören nichts als das Rieseln des Schnees auf unseren Jacken und alles um uns herum wirkt, als ob es in einer Blase gefangen ist, in der die Zeit keine Rolle spielt.

Zwischenstation am August-Schuster-Haus

Und so arbeiten wir uns immer durch, bis der Pfad auf die Zufahrtsstraße des Pürschlinghauses trifft. Von dort ist es noch einen guten Kilometer bis zum Pürschlinghaus. Der Wirt und sein Hund erwarten uns schon. Und während Hubert mit Schneeschaufeln beschäftigt ist, müssen wir dem Hüttenhund Schneebälle in die Luft werfen. Er wird gar nicht müde, sie aus der Luft zu fischen.

August-Schuster-Haus

Das August-Schuster-Haus wurde zwischen 1970 und 72 auf 1.554 m erbaut und ist nach dem Gründer der Sektion Bergland (1908).

Es wird im Volksmund – von den Königstreuen – auch Pürschlinghaus genannt, denn an seiner Stelle stand früher ein Wirtschaftsbau der Pürschlinghäuser, Jagdhäuser von König Max II. aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

König Max II. war Vater des „Märchenkönigs“ Ludwig II.

Teufelstättkopf Schneeschuhwandern: August-Schuster-Haus
Das August-Schuster-Haus, auch Pürschlinghaus genannt.

Die Brüder Maximilian II. Joseph und Luitpold von Wittelsbach waren aus Leidenschaft Jäger. Max II. Joseph, bayerischer König, ließ im Ammergau verschiedene Diensthütten als Jagdstützpunkte errichten. Darunter auch das Pürschlinghaus auf dem gleichnamigen Bergrücken. Es hat wohl zu Maximilians Lieblingshütte gezählt, das Pürschlinghaus, denn er sprach davon als „allerliebst gebautes Jagdhaus„. Es war allerdings recht spartanisch ausgebaut und der Schriftsteller Friedrich von Bodenstedt weiß von den ein oder anderen Unzulänglichkeiten der Hütte zu berichten.

So ist von ihm überliefert, dass im unteren Teil des Pürschlinghauses ein Feuer gemacht wurde, von dem hauptsächlich der beißende Rauch in die Wohnräume im oberen Teil der Hütte gelangte. Aber dem bayerischen König gefiel es und er verbrachte jeden Sommer einige Tage hier oben. Auch sein Bruder, der Prinzregent Luitpold, strich gerne in den Sommermonaten durch den Linderwald, vom Graswangtal hinauf bis zum Pürschling, immer auf der Pirsch nach Gams und Hirsch.

1856, bevor das Pürschlinghaus erbaut wurde, ließ Max II. Joseph die Brunnenkopfhäuser unterhalb des Gipfels des Brunnenkopfes errichten. Und obwohl sein Sohn Ludwig II. – der Märchenkönig – vom Zauber des Ammergebirges nicht mehr loskam, als er das erste Mal seinen Vater am Pürschling besucht hatte, zog es ihn nie dorthin. Er war menschenscheu und gerne ohne große Gesellschaft auf der Jagd. So wählte Ludwig II. die Brunnenkopfhäuser als seinen Jagdstützpunkt und ließ diese nach seinen Bedürfnissen ausstatten. In den Jahren zwischen 1871 und 79 war er oft dort oben. Beim Jagen und sicher auch mit seinen schwermütigen Gedanken.

Das Pürschlinghaus wurde zwischen 1970 und 72 von der DAV-Sektion Bergland saniert und nach ihrem Gründer benannt: August-Schuster-Haus. Man hört sicher oft beide Namen für diese historische Berghütte. Mag sein, dass die heute immer noch „Königstreuen“ nichts anderes als Pürschlinghaus sagen wollen, kann auch sein, dass die Neo-Alpinisten nur August-Schuster-Haus kennen.

Ludwig II. hatte sicher nicht ganz unrecht, als er sagte: „Auf den Bergen ist Freiheit, und überall, wo der Mensch nicht hinkommt. Ich genieße noch ein paar Wochen lang die mir sowohl bekommende kalte Bergesluft vor der unseligen Einkerkerung im wenig geliebten München.“.

Aufstieg zum Teufelstättkopf

Wir brechen vom Pürschlinghaus auf, um den Teufelstättkopf zu erklimmen. Wir steigen den Osthang zu einem Absatz auf und verschwinden im Anschluss linker Hand in einen Hangwald. Es hat ordentlich geschneit und die Bergwacht war bereits zum Frühstück oben in der Hütte. Der Sonnenberggrat ist nach Neuschnee und bei Sonnenschein stark lawinengefährdet. Dann muss die Zufahrtsstraße zum Pürschlinghaus gesperrt werden.

Darum waren die Bergwachtler also oben. Zum Teufelstättkopf geht es indes quer, einen Pfad entlang, immer Richtung Westen. Wir gelangen über eine Rinne weiter hinauf. Gamsspuren ziehen sich lotrecht zur Schneeschuhspur unserer Vorauswanderer: Vater mit Tochter.

Und plötzlich schießt eine Gams vor meiner Nase quer zur Rinne und verschwindet hinter einem Kamm. Am sanften Gipfel des Latschenkopfes angekommen, blicken wir das erste Mal auf den Felsgipfel des Teufelstättkopfs. Wir haben inzwischen zu Vater und Tochter aufgeschlossen und bahnen uns gemeinsam den Weg durch das zerklüftete Areal um den Gipfelaufbau.

Teufelstättkopf

Der Teufelstättkopf ist ein 1.758 Meter hoher Gipfel in den Ammergauer Alpen.

Sein Erscheinungsbild ist Sommer wie Winter spektakulär, denn er ragt als zerklüftete Felsformation hoch auf.

Der Gipfelaufstieg erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit!

Teufelstättkopf Schneeschuhwandern: Alex am Gipfelkreuz
Alex am Gipfelkreuz

Wirklich spektakulär! Wir entledigen uns unserer Schneeschuhe und Rucksäcke, ziehen die Steigeisen über und kraxeln das letzte Stück auf den Teufelstättkopf im Tiefschnee steil bergauf. Der Ausblick ist fabelhaft, stimmungsvoll und wirklich spektakulär. Um uns herum, unterhalb des Gipfels, ein Meer aus zerklüftetem Fels. Die Wolken reißen immer wieder mal auf, geben blauen Himmel preis und verschlucken den Teufelstättkopf samt seinen Eroberern – uns.

Abstieg über den Kolbensattel

Einmal muss man aber eben wieder absteigen. Das machen wir und wandern denselben Weg zum Pürschlinghaus zurück, den wir hier hochgekommen sind. Inzwischen ist die Forststraße zum Pürschlinghaus wegen Lawinengefahr von den Bergwachtlern gesperrt worden. Wie angekündigt. Also müssen wir einen anderen Rückweg wählen.

Der ist schnell gefunden, denn kurz vor dem Pürschlinghaus zweigt ein Pfad nach links ab. Der wird uns über einen bewaldeten Kamm – vis a vis zum Sonnenberggrat – entlang des Plattenberggrabens, bis zur Langenthalalm führen. Die Ausblicke, die wir bisweilen durch Baumlücken erspähen, sind fabelhaft. Inzwischen ist es so sonnig, dass sogar der Schnee von den Baumkronen schmilzt und uns auf die Köpfe fällt. Kapuze auf und durch ist die Devise.

Kolbensattelhütte

Die Kolbensattelhütte liegt auf aussichtsreichen 1.270 m und wurde 2012 im Stile eines modernen Blockhauses umgebaut. Heute bietet die Hütte ein reichhaltiges Angebot an Getränken und Speisen.

Im direkten Umfeld befinden sich die Bergstation der Kolbensesselbahn, ein Hochseilgarten, die Sommerrodelbahn „Alpine Coaster“ und ein großer Spielplatz.

Teufelstättkopf Schneeschuhwandern: Blick auf die Kolbensattelalm
Blick auf die Kolbensattelalm und nach Oberammergau im Tal.

Im Tal angekommen, kreuzen wir die Forststraße, die auf das Pürschlinghaus hinaufführt. Wir wandern hier Richtung Osten und müssen einen letzten Gegenanstieg meistern, bevor wir an der Kolbensattelhütte ankommen. Die ist jetzt natürlich gut besucht: Zum einen, da es ein Bomben-Bergwetter hat, zum anderen vielleicht auch, weil sie gerade wieder neu geöffnet hat – nach einer Renovierung. Wir lassen und ein Weißbier schmecken und unterhalten uns lange mit einem Skitourengeher aus Oberammergau.

Fazit

Der Teufelstättkopf ist ein fantastischer Felsgipfel in den Ammergauer Alpen. Er kann zu jeder Jahreszeit erklommen werden und ist daher auch gerne besucht. Die klassische Variante führt über das August-Schuster-Haus.

Geeignet ist diese Tour im Winter für Bergwanderer, die ausreichend Kondition und alpine Kenntnisse – auch im Winter – besitzen. Winterausrüstung (Schneeschuhe, Gördeln) sollten im Gepäck sein.

Gut besucht ist die Tour allein schon deshalb, weil der Kolbensattel ein kleiner Ausflugsmagnet ist. Ab dem Pürschlinghaus wird es ruhiger und die Natur immer spannender. Das Ausblick vom Gipfel ist ein Traum und besonders im Winter Balsam für die Seele.

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Meine schönsten Wanderungen: Leichte bis anspruchsvolle Touren auf Gipfel, an Seen, durch Wälder, zu Burgen, Schlösser & Stadtperlen uvm. In Bayerns vielfältiger Natur- & Kulturlandschaft.

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