Meersburg ist ein bekanntes Städtchen am Nordufer des Bodensees und liegt zwischen Friedrichshafen, Überlingen und Konstanz (auf der gegenüberliegenden Seeseite) im baden-württembergischen Bodenseekreis. Von dort wandern wir heute nach Westen, am Bodensee entlang, bis nach Unteruhldingen, um Pfahlbauten aus Stein- und Bronzezeit zu erkunden.
Die Wanderung verspricht Burgen-Historie in Meersburg, Natur entlang des Bodensees und spannende Einblicke in das Leben der Menschen die zwischen 2200 bis 800 v. Chr. gelebt haben. Die Tour stellt neben gutem und leichtem Wanderschuhwerk keine besonderen Anforderungen und eignet sich daher für jeden, der Spaß an moderaten Kultur- und Geschichtstouren hat.
Sehenswürdigkeiten
Burg Meersburg • Pfahlbauten Unteruhldingen
Tourensteckbrief
- Charakter:
Wandern (T1) - Anforderung:
Kondition - Start/Ziel:
Bismarckplatz/Seepromenade am Fährhafen – Meersburg - Distanz: 12 km
- Reine Gehzeit: 3:15 h
- Höhenmeter: ↑ 250 m • ↓ 250 m
- Einkehr/Übernachtung:
Cafés und Lokale in Meersburg und Unteruhldingen
Etappen & Gehzeiten
- Burg und Neues Schloss Meersburg (0:10 h)
- Gehautobel (0:50 h)
- Pfahlbautenmuseum (2:00 h)
- Bismarckplatz Meersburg (3:10 h)
Fachwerk, Meersburg und die Merowinger
Die zukünftige Mrs. Luftschubser und ich starten diese Tour an der Seepromenade in Meersburg – am Bismarckplatz – und schlendern zur Einstimmung am See entlang. Die Promenade führt vom Bismarckplatz entlang der ganzen Unterstadt. Am Ende treffen wir auf den Hafen von Meersburg und gehen hier nach links weg, hinein in die Unterstadt, die bis ins 13. Jahrhundert eine eigene kleine Siedlung war. Von dort nehmen wir eine Treppe hinauf in die Oberstadt und passieren die alte Schlossmühle, die aus dem 17. Jahrhundert stammt und bis 1952 in Betrieb war. Die Raithermühle besitzt mit seinem Mühlenrad, das im Durchmesser 7,80 m misst, eines der größten Wasserräder Mitteleuropas. Der Weg zur Burg und zum Neuen Schloss von Meersburg führt um die alte Fachwerkmühle herum und mündet in dem kleinen Schlossplatz, der zwischen beiden Anlagen liegt. Die Gründung der Burg Meersburg (Altes Schloss) geht auf die Merowinger zurück. Mitte des 7. Jahrhunderts soll an der Stelle bereits der Dagobertturm gestanden haben, eine kleine Burg des Merowingerkönigs Dagobert I. Die Merowinger kontrollierten an dieser Stelle den Fährübergang nach Konstanz und die wichtige Handelsstraße nach Rätien. Damit zählt die Burg Meersburg auch zu den ältesten (bewohnten) Burgen Deutschlands. Auch wenn von dieser ersten Anlage heute keine Bausubstanz mehr feststellbar ist. Die Burg thront zudem auf einem felsigen Bergsporn, der zum See hin steil abfällt – sehr beeindruckend!
Das Neue Schloss wurde 1712 fertiggestellt – in unmittelbarer Nachbarschaft zur Burg Meersburg. Es diente bis zur Aufhebung des Bistums Konstanz im Jahr 1803 seinen Fürstbischöfen als Residenz, die zuvor in der Burg Meersburg residierten. Vom kleinen Schloßplatz gelangt man über eine Treppe in den Schloßgarten, der dem See zugewandt ist. Ein wirklich wundervoller Aussichtspunkt! Die Stadt Meersburg selbst ist zu Beginn als Siedlung an der alten Burg gewachsen: die heutige Oberstadt. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde eine kleine Siedlung unterhalb der Burg ausgebaut und entwickelte sich unter den Konstanzer Bischöfen zur Unterstadt: mit Marktplatz und Getreidespeicher. Meersburg wurde fürstbischöflichen Residenzstadt und blühte auf. Aus den vergangenen Jahrhunderten ist eine wunderschöne Fachwerkstadt hervorgegangen. Das lässt uns anfangs gar nicht los. Aber wir wollen heute ja noch zu den Pfahlbauten und dahin machen wir uns jetzt auch auf den Weg.

Zurück in die Steinzeit – die Pfahlbauten in Unteruhldingen
Wir verlassen die Oberstadt von Meersburg über den Marktplatz und entlang der Kirchenstraße am Kirchplatz Richtung Westen. Dort schlüpfen wir durch die Fußgängerunterführung und wählen den Unteren Waldwanderweg (weiss-grün-weisse Markierung), der uns anfangs durch Weinberge führt. Zu Meersburg wird eine Weinanbaufläche von ungefähr 120 Hektar gerechnet. Jährlich sollen dabei ca. 1 Million Liter Wein erzeugt werden. Zu den bedeutendsten Rebsorten Meersburgs zählen Müller-Thurgau, Spätburgunder und auch der Weißburgunder. Im April sieht man allerdings nur leere Rebstöcke. Der Blick vom Weinberg über den See und zurück zur Burg kann dabei überhaupt nicht versäumt werden. Bei guter Sicht würden wir jetzt im Süden die Schweizer Bergwelt erspähen können. Dazu ist es allerdings ein wenig zu bewölkt und so gehen wir bis ans Ende des Himmelbergweges, der hier oberhalb der Reben verläuft. Im weiteren Verlauf führt uns der Wanderweg an einem Aussichtspunkt mit Panoramakarte vorbei, durch die letzten Ausläufer eines Meersburger Wohnviertels und entlang des Glaserhäuslewegs, der uns bald in den Frühlingswald leitet. Wir laufen nun knapp eine Stunde und treffen im Spitalwald Lichtengehau auf den sog. Gehautobel. Ein Hinterlassenschaft des Rheingletschers, der sich während der letzten Eiszeit – vor ca. 18.000 Jahren – vom Meersburger Berg zurückzog. Spricht man von einem Tobel, meint man im Allgemeinen einen schluchtartigen Einschnitt oder einen tiefen Taleinschnitt mit Gebirgsbach. Der Gehautobel ist ein solcher Taleinschnitt, in dessen Verlauf der Ramsbach bisweilen in kleinen Kaskaden in den Bodensee fließt. Stege und Brücken führen hier am und über den kleinen Wasserfall entlang.
Irgendwann lösen wir uns von dieser spannenden Abwechslung und laufen weiter im Wald entlang der Uferlinie des Bodensees, der allerdings ein Stück unter uns liegt. Die ersten Ausläufer von Unteruhldingen begrüßen uns bald, doch wir lassen die Wohnhäuser links liegen und wandern immer weiter im Wald, der ein frisches Kleid aus Frühlingsgrün trägt. Wir erreichen Unteruhldingen und laufen eine Weile durch ein ruhiges Wohngebiet, bis wir in einem Knick auf die Hauptstraße treffen. Wir halten zielstrebig auf den Hafen zu. Nach knapp zwei Stunden Wanderung haben wir Hunger und wählen eine der vielen Bänke am kleinen Hafen aus. Die sind Mitte April alle noch unbesetzt. So früh im Jahr ist es eben noch ruhig am Bodensee. Wir sitzen aber nicht lange alleine auf der Bank, denn rasch nähert sich ein Entenpärchen, das in unserem Rucksack wohl ein paar Leckerbissen vermutet. Wir geben ihnen natürlich ein paar Krumen ab, wobei Herr Erpel überwiegend den Kürzeren zieht, weil seine Herzdame ihm fast alles wegschnappt.
Und auch wenn es für das Entenpaar sehr enttäuschend ist, wir packen nach einer Weile wieder ein und wollen endlich die Pfahlbauten in der Nachbarschaft des Hafens erkunden. Und so finden wir uns nach ein paar Minuten im Pfahlbautenmuseum am Bodensee wieder. Das Besucherzentrum hält einen sehr spannenden Einblick in die hiesige Forschungsarbeit bereit. Wir durchlaufen nacheinander drei Stationen, die eine sehr gute Zusammenfassung wiedergeben: das Archaeorama! Danach werden wir durch die rekonstruierten Pfahlbauten geführt, die das Leben am Bodensee und anderen Seen während der Stein- und Bronzezeit verdeutlichen. Alltagsgegenstände, Schmuck, Waffen und Zusammenleben der Dorfbewohner der Pfahlbauten, werden hier sehr gut dargestellt und erklärt. Die ersten Rekonstruktionen des Museums für Pfahlbauten wurden hier bereits um 1927 aufgebaut. Besonders gut gefällt uns, dass wir nach der Führung selbst die Pfahlbautendörfer, die alle mit Stegen verbunden sind, erkunden dürfen – frei Schnauze.

Fähre und Zeppelin – viel Verkehr am Bodensee
Wir verabschieden uns von den Pfahlbauten am Bodensee und schlagen den Weg zurück nach Meersburg ein. Da wir auf dem Hinweg nicht einmal an das Seeufer gelangten, entscheiden wir uns dazu, auf dem Rückweg direkt am See entlang zu gehen. Zwar führt der Weg entlang der Straße zwischen Meersburg und Unteruhldingen, aber der Verkehr hält sich dort in Grenzen und wir können öfter am See entlang laufen und sind so immer wieder weg von der Straße. Den Blick nach oben gerichtet, bemerken wir einen Zeppelin, der uns scheinbar zum Abschied ein Stück begleiten will. Diese kleine Ausgabe eines Luftschiffes hat bedeutende Ahnen und deren Ursprung findet sich u.a. am Bodensee in Friedrichshafen. Ferdinand Graf von Zeppelin erhielt im Jahr 1898 das Patent auf seinen Entwurf des Starrluftschiffes. Es war aber nicht Graf Zeppelin, der das erste Luftschiff gebaut hatte. Das erste Starrluftschiff, das je gebaut wurde, wird dem Ungarn David Schwarz zugesprochen. Allerdings war es Zeppelin, der dieses Verkehrsmittel berühmt machte. Sein erstes Luftschiff LZ 1 wurde 1899 auf einer schwimmenden Montageinsel in der Manzeller Bucht bei Friedrichshafen gebaut und stieg am 2. Juli 1900 in die Luft. Rund 12.000 Schaulustige verfolgten dieses besondere Ereignis. Leider musste LZ 1 nach 18 Minuten notwassern. Auch weitere Luftschiffe – L Z 2 – 4 – teilten dieses Schicksal und mussten jedes mal notlanden. In den Folgejahren wurden die Luftschiffe weiterentwickelt, hielten Einzug in die Personenbeförderung – die zivile Luftschifffahrt ab 1908 – und fanden im Deutschen Militär einen sehr interessierten Abnehmer. Die deutsche Militärführung setzte Luftschiffe im ersten Weltkrieg als Kriegsluftschiffe ein. Die Bilanz der Kriegsluftschiffe, je nach dem unter welchem Fokus man diese sehen will, war in keinem Fall eine gute. Die Technologie jedoch galt als Spitzentechnologie. Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkriegs erfuhr die Luftschifffahrt eine Blüte. Das bekannteste Luftschiff war wohl die Hindenburg – LZ 129. Gefüllt mit hochentzündlichem Wasserstoff, kam es bei Lakehurst ( US-Bundesstaat New Jersey) zur Katastrophe, als der vollbesetzte Zeppelin in Flammen aufging. Als Grund wurde eine beschädigte Wasserstoffzelle vermutet. Auf jeden Fall läutete dieser Vorfall das Ende der Luftschifffahrt ein. Der zweite Weltkrieg brachte dann das Aus.
Der Zeppelin, der gerade über unseren Köpfe kreist, stammt aus der Neubelebung der Luftschifffahrt. 1993 wurde die Luftschifffahrttechnik GmbH in Friedrichshafen gegründet. 1997 stieg der erste neue Zeppelin NT in die Lüfte. Derzeit werden davon vier Modelle betrieben. Unser Zeppelin NT dreht ab und wir laufen weiter Richtung Meersburg. Machen ab und zu einen Abstecher an das Ufer des Bodensees und lassen die Blicke ans andere Ufer, Richtung Schweiz schweifen. Im Südosten sehen wir die Ausläufer der Schweizer Alpen, die leicht in Wolken gehüllt sind, jetzt doch noch. Im Sommer werden hier sicher auch viele Segelboote zu sehen sein. Jetzt, so früh im Frühling, ist es ruhig und nur die Fähren ziehen zwischen Konstanz und Meersburg ihre Bahnen. Der Fährbetrieb zwischen den beiden Städten wurde im September 1928 aufgenommen. Das Ziel war eine verbesserte Verbindung nach Konstanz. Die erste Fähre trug den Namen Konstanz und wurde erst im Jahr 1963 ausgemustert. Heute wird sie als restauriertes Schiff für Sonderfahren genutzt. Bis 1939 fuhren bereits drei Fähren über den Bodensee. Während des zweiten Weltkriegs war der Fährbetrieb stark eingeschränkt. Es gab nur eine Fähre. Ab den 1950er Jahren erhöhte man den Bestand an Fähren und die Fährhäfen von Meersburg und Konstanz baute man aus. Heute sind sechs Schiffe in Betrieb. Unsere Tour führt uns an ihrem Ende direkt an den Fährhafen von Meersburg vorbei. Es ist durchaus interessant, ein wenig am Ufer zu stehen und den Fährbetrieb zu beobachten. Schließlich erreichen wir nach wenigen Minuten den Bismarckplatz in Meersburg. Ein paar Schritte weiter steht man wieder an der Seepromenade von Meersburg. Kaffee und Kuchen, ein Eis, oder doch ein ordentliches Essen? Hier findet ihr alles was das Herz begehrt.