Sicher wandern – die wichtigsten Tipps für Deine Sicherheit auf Tour
29. Januar 2019
von Alex
Bergsteigen und Wandern zählen zu den schönsten Outdoor-Sportarten. Die Bewegung an der frischen Luft ist sehr gesund und die beeindruckende Flora und Fauna in freier Natur, übt eine ganz besondere Faszination aus.
Bereits über 20% der Deutschen geben an, dass sie häufig zum Wandern gehen. Und das auf über 600.000 km Wanderwegen, zwischen Küste und Alpen. Sicher wandern ist ein Thema. Umso mehr, wenn immer mehr Menschen immer häufiger in der Natur unterwegs sind.
Die DAV-Unfallstatistik zeigt allerdings, dass Bergsteigen und Wandern ein Sport mit einem gewissen Sicherheitsrisiko ist: 2017 gab es in den Bergen weit über 1.800 Notfälle mit über 2.400 Betroffenen zu verzeichnen. Beim Wandern kam es im gleichen Zeitraum laut DAV zu über 580 Unfällen. Hier erfährst Du wie Du Deine Sicherheit auf Wanderungen verbessern kannst.
Sicher wandern: Vorbereitung der Tour
Planung & Vorbereitung
Wer sich mit der Tour im Vorfeld detailliert auseinandersetzt, hat auf der Wanderung Sicherheit, ein sicheres Gefühl und mehr Raum für den Outdoor-Spaß. Denn sicher wandern beginnt bereits zu Hause, wenn die Idee zur Tour gereift ist. Eine gründliche Vorbereitung schließt bereits viele Risiko-Lücken und kann böse Überraschungen verhindern!
Zu einer vernünftigen Tourenplanung, um sicher wandern zu können, gehören mindestens folgende Aspekte:
Planung der Tour Schau Dir die Touren-Details ganz genau an. Informiere Dich anhand von online Routenplaner, Wanderkarten, Wanderbüchern und im Internet über Dauer, Strecke, Höhendifferenz und Schwierigkeit Deiner Wanderung. Verfolge den Wetterbericht regelmäßig! Schlechte Wetterbedingungen erhöhen das Unfallrisiko.
Auch immer wichtig: ein Plan B Merkst Du während Deiner Tour, dass Du der Herausforderung nicht gewachsen bist, bist Du sicher froh, wenn Du im Vorfeld Ausstiegspunkte berücksichtigt hast. Mit einem Ausstiegspunkt hast Du die Chance, die Tour vorzeitig und sicher abzubrechen und zum Startpunkt zurückzukehren, wenn es notwendig ist.
Selbsteinschätzung: Gesundheit und Kondition Wenn Du Dich genau über Deine Tour informiert hast, dann stelle Dir folgende Frage: Bin ich fit genug für diese Tour?
Kenne die Route Passt Du Deine Wanderung Deiner Gesundheit und Fitness an, vermeidest Du einen Notfall auf Deiner Wanderung. Wandern in den Bergen und auch im Flachland ist ein Ausdauersport, der Herz und Kreislauf beansprucht.
Genießen, statt völlern Vermeide auch zu viel Alkohol und Nikotin. Beides kann sich sehr negativ auf Deine Konstitution auswirken – und zwar vor und während der Tour.
Der Gehzeiten-Rechner
Mit dem Gehzeiten-Rechner von Luftschubser.de kannst Du schnell und einfach Deine persönliche Gehzeit für jede Wanderung berechnen.
Die richtige Wahl an Ausrüstung und Bekleidung, um immer sicher wandern zu können, hängt von der Art der Tour und der Witterung ab. Daher ist es auch so wichtig, im Vorfeld den Tourenverlauf und die Wetterprognosen genau zu studieren. Hier das Richtige einzupacken, ist wie eine Versicherung für unterwegs. Folgende Ausrüstungsgegenstände nehme ich immer mit:
Teleskopstöcke: Sie bringen Entlastung und Stabilität.
Trinkblase – 3 Liter: Damit habe ich immer ausreichend Wasser dabei.
Proviant: Eine kleine Ration im Gepäck, beugt verschlossenen Hüttentüren vor.
Erste-Hilfe-Set & Biwaksack: Wichtig für den kleinen und großen Notfall unterwegs.
Stirnlampe: Durchblick behalten, falls es überraschend dunkel wird.
Handy und Wanderkarte: Damit bin ich unterwegs auf der sicheren Seite.
Rucksack: Der muss nicht groß sein, denn weniger Gewicht ist mehr.
Im Winter: ggf. Grödeln (Halbsteigeisen) und Gamaschen, um im Schneefeld einen sicheren Stand zu haben und trockene Füße zu behalten.
Bekleidung
Auch die richtige Bekleidung steht für Sicherheit auf der Wanderung. Sie sollte der Tour und der Region angemessen ausgewählt werden. Einen gewissen Grundstock für sicheres Wandern habe ich immer dabei:
Der richtigen Wanderschuh: Er sollte dem Gelände entsprechend Trittsicherheit geben, den Fuß trocken und warm halten und stabilisieren.
Bekleidung nach dem Zwiebelprinzip:
Lage – Unterwäsche/Basisschicht: Textilien, die auf der Haut getragen werden, bilden die Basisschicht. Shirt und Unterhose sollten aus Funktionsmaterial und passgenau sein.
Lage – Isolierschicht: Diese Mittelschicht ist für die Wärmespeicherung verantwortlich. Eine Robuste Wanderhose, eine Fleece- oder Softshelljacke, sorgen dafür, dass das Klima trocken und warm bleibt.
Lage – Witterungsschutz: Die dritte Lage ist im Gegensatz zur Isolierschicht wasser- und winddicht. Sie kann aus Funktionsjacke und Regenhose mit mehreren Schichten Membran bestehen. Je nach Jahreszeit bzw. Temperaturen können eine weiter Schicht und Handschuhe notwendig sein.
Der Kopf: Sonnenschutz und Kälteschutz ist wichtig (Tuch, Basecap, Mütze).
Die richtige Bekleidung für jede Wandersituation
Sag Bescheid wohin Du gehst
Sage Deinem Partner, Deiner Familie oder Freunden genau wo Du wanderst. Es kann im Unglücksfall Deine Rettung beschleunigen, wenn Retter genau über Deinen Aufenthaltsort oder über Deine geplante Route informiert werden können. Ich hinterlasse zu Hause, im Hüttenbuch und auch im Gipfelbuch immer genaue Informationen dazu:
Region: Wo genau werde ich wandern? Gebirgsgruppe oder Wandergebiet.
Zeitraum: Von wann bis wann bin ich dort unterwegs.
Verlauf der Tour: Welche Stationen werde ich anlaufen? Gipfel, Hütten usw. – und wann plane ich dort zu sein.
Wo kann man mich evtl. erreichen? Zum Beispiel: Telefonnummern von Unterkünften.
Teil auch spontane Änderungen Deiner Route zu Hause mit! So kannst Du auch bei spontanen Planänderungen sicher wandern.
Bist Du auch abgesichert?
Bei aller Vorbereitung und Vorsicht, absolute Sicherheit gibt es nie. Es kann immer etwas auf der Wanderung passieren. Vorbereiten und unterwegs sicher wandern ist keine Garantie. Wenn dann doch etwas passiert, bist Du auf Hilfe angewiesen. Zuerst auf die Hilfe der Wanderpartner. Ein verantwortungsbewusster und verlässlicher Wanderpartner ist Gold wert! Dann sind da die Rettungskräfte: Die Bergrettung, das Rote Kreuz und die Rettung der Feuerwehr etc. Es gibt viele Organisationen, die viel riskieren werden, um Dich aus der Notlage zu befreien. Schreibe Dir die Notruf-Nummern der Rettungskräfte aus der Region auf!
Stockeinsatz mit sicherem Halt in steilem Gelände
Betrachten wir das doch mal ganz nüchtern: Wo auch immer Du einen Unfall hast oder Erste Hilfe in Anspruch nimmst, nach einer gelungenen Rettung musst Du dafür in die Tasche greifen und bezahlen. Natürlich bist Du dafür versichert! Jeder hat eine Krankenversicherung und ggf. eine Unfallversicherung. Wer beim DAV eine Mitgliedschaft hat, ist zusätzlich versichert. Such-, Bergungs- und Rettungskosten sind bis zu 25.000 € abgesichert.
Um auch hier sicher wandern zu können, solltest Du Dich auf jeden Fall bei Deinem Versicherungsunternehmen genau informieren, was auf Deinen Outdoor-Abenteuern alles abgesichert ist. Mögliche Lücken kannst Du so vor der Tour schließen.
Sicher wandern: Während der Tour
Was hilft Dir unterwegs
Der Vorbereitung Deiner Wanderung hast Du nun viel Zeit gewidmet. Super! Das erhöht die Sicherheit unterwegs für Dich! Wenn Du dann endlich loslegst und Dir sicher wandern auch wichtig ist, werden Dir unterwegs folgende Tipps eine Hilfe sein können:
Vor Antritt der Tour Bedingungen prüfen Bevor Du losgehst und die Gipfel und Kilometer an einem oder mehreren Tagen sammelst: Prüfe noch mal den Wetterbericht. Im Winter auch die Lawinen- und Schneelage. Ich mache das auf jeden Fall immer und das an jedem Morgen der Tour. Tipp: Ein Hüttenwirt ist in der Regel ein optimaler Wissensträger für alle möglichen Fragen zu Wetter und Bedingungen der Region.
Orientierung und Trittsicherheit Um sicher von A nach B zu wandern, orientiere Dich immer an Deiner Wandermarkierung und anhand von Wanderkarten. Letzteres kannst Du in Papierform (geeignete Maßstäbe: gut = 1:50.000; besser = 1:35.000; sehr gut = 1:25.000), als GPS-Gerät oder auch als Smartphone App mitnehmen. Sicher wandern bedeutet auch, keine Abkürzungen zu gehen und immer auf den markierten Wegen zu bleiben. Das spart zum einen Kraft, denn Abkürzungen sind steiler und es schont die Natur. Wege zu verlassen erhöht schlagartig das Unfallrisiko und führt u. U. auch dazu, im Notfall von Rettern nicht gefunden zu werden!
Mit den eigenen Kräften haushalten Wandern sollte nicht als Wettkampf verstanden werden. Ihr müsst niemandem etwas beweisen. Genießt die Natur und die vielen großen und kleinen Entdeckungen unterwegs. Wählt ein angemessenes Tempo, gönnt Euch immer wieder Pausen, genießt die Aussicht und stärkt Euch zwischendurch. Auch wichtig: Kümmert Euch um Euren Energiehaushalt. Pause machen und ausreichend viel trinken. Am besten Wasser, Schorle oder Tee. Müsliriegel schützen vor Unterzuckerung. Damit kannst Du den ganzen Tag sicher wandern.
Wanderführer und Wanderkarten: kompakt, praktisch und leicht zum Mitnehmen
Behaltet Euch immer ein wenig Kraft in Reserve! Verausgabt Euch nicht unterwegs, denn es kann sein, dass zusätzliche Wegstrecken gegangen werden müssen, wenn die Tourenplanung unvorhergesehen geändert werden muss. Wer auf der Wanderung müde wird, der geht unkonzentriert. Damit steigt die Unfallgefahr: Stürze und Umknicken treten dann in vielen Fällen auf und können böse Folgen haben.
Respektiert und schützt die Natur
Sicher wandern heißt auch, auf die Sicherheit der Natur zu achten! Ein paar kleine, aber wichtige Verhaltensregeln sind für die Sicherheit von Pflanzen- und Tierwelt notwendig:
Hinterlasst keine Abfälle und vermeidet Lärm
Erschreckt keine Wild- und Weidetiere, lasst Pflanzen unberührt (auch wenn das Edelweiss noch so verlockend vor Euch leuchtet).
Respektiert die Schutzgebiete – zu jeder Jahreszeit – und lasst dort Hunde nicht frei laufen.
Schmeißt keine Steine und macht kein offenes Feuer – auch nicht im Winter!
Sicher wandern heißt auch immer auf den markierten und vorhanden Wegen bleiben. Das ist sicher für Euch und sicher für die Natur.
Verhalten im Notfall
Bei aller Planung und Vorsicht, absolute Sicherheit auf Deiner Wanderung gibt es nicht. Ist ein Wanderpartner verunglückt, ist es wichtig genau zu wissen, was Du in einem solchen Fall zu tun hast. Hier die Grundlagen:
Sicherung des Verletzten
Mach Dir ein Bild von den Verletzungen des Verunglückten – sprich ihn an.
Bringe den Verletzten – wenn möglich – in eine stabile Lage und halte ihn unbedingt trocken und warm.
Leiste Erste Hilfe, versorge seine Verletzungen.
Versorge ihn ggf. mit Wasser oder Tee. Essenziell: Alkohol und Nikotin sind jetzt absolut tabu!
Seid ihr drei oder mehr Wanderer: Weise Deine Wanderpartner an?
Hilfe holen
Einen Verletzten lässt man nie allein!
Hole Hilfe: Die europaweit gültige Nummer ist 112.
Solltest Du kein Netz haben, wechsle den Standort und wähle regelmäßig die Nummer 112. Wichtig: Der Euro-Notruf ist von jedem Handy aus möglich, sobald man nach dem Einschalten anstelle des PIN-Codes 112 eingibt.
Akustische (Trillerpfeife) oder optische Signale (Stirn-/Taschenlampe) – mit Geduld und parallel zum Telefon: Hilferuf: 6 akustische oder optische Signale pro Minute (ein Signal jede 10 Sekunden), eine Minute Pause. Antwort: 3 akustische oder optische Signale pro Minute (ein Signal jede 20 Sekunden), eine Minute Pause.
Wichtige Informationen für die Retter bereithalten:
Wo und wann ist der Unfall geschehen?
Wie viele Verletzte und welche Verletzungen gibt es?
Macht Angaben zum Standort und zu Wetterbedingungen
Macht Angaben zur eigenen Person
Es gibt sicher noch weitere Aspekte, die zu einer schönen und sicheren Wanderung beitragen. Wichtig ist hauptsächlich, dass man sich im Vorfeld bei jeder Bergtour oder Wanderung aufs neue Gedanken über die zutreffenden Risiken macht. Eine gewissenhafte und gute Vorbereitung, wird Euch die notwendige Sicherheit auf jeder Tour geben, damit Du Dich ausgiebig den Schönheiten unserer Natur widmen kannst. Sei achtsam und Du kannst sicher wandern.
Wandern in Bayern
Meine schönsten Wanderungen: Leichte bis anspruchsvolle Touren auf Gipfel, an Seen, durch Wälder, zu Burgen, Schlösser & Stadtperlen uvm. In Bayerns vielfältiger Natur- & Kulturlandschaft.
Der Alex | Münchner, Wahl-Landsberger und schreibt seit 2012 auf dem Blog Luftschubser.de. Bergsteigen und Wandern, die Natur, Burgen, Land und Leute stehen bei ihm im Fokus. Sein Motto als Burgen-Enthusiast: Wo eine Burg ist, ist auch ein Weg! Daher unternimmt Alex am liebsten eine Wandertour von Burg zu Burg. Oder auch von Gipfel zu Gipfel! Zu „reisen“ in der Historie, Kultur und Natur seiner Heimat, das ist für ihn Lebenseinstellung und Notwendigkeit.