Die Tannheimer Berge sind eine Gruppierung der Allgäuer Alpen im Grenzgebiet zwischen Bayern und Tirol.
Neben vielen panoramareichen und spannenden Gipfeln sind es auch die Bergseen, die dem Gebiet ihre Attraktivität verleihen und die Hüttenwanderung bereichern.
Besonders schön ist das Gebiet um die Landsberger Hütte und dem Schrecksee. Wir erkundeten drei Tage lang die Region und waren absolut begeistert!
Die gesamte Tour an den drei Tagen ist 40 km lang und dauert knapp 16 Stunden.
Tourensteckbrief
Start & Ziel
Bergstation Krinnenalp Sessellift (€)
Anfahrt Bahn/Bus: Mit der Bahn nach Reutte – Bahnhof Reutte Schulzentrum. Weiter mit dem Bus der Linie 120 bis zur Haltestelle Nesselwängle Krinnenalplift. 🔗Reiseauskunft DB
Anfahrt Auto: Von Reutte kommend über die B198 bis Weißenbach am Lech. Hier Richtung Haldensee auf der B199 bis Nesselwängle und zur Talstation der Krinnenalp Sessellift. Parkplatz befindet sich neben der Talstation.
🔗Routenplaner
Etappen und Gehzeiten
Tag 1 – Krinnenalpe → Landsberger Hütte:
Strecke: 15 km
Gehzeit: 6:10 h (ohne Pausen)
Abstieg: 1.120 HM
Abstieg: 840 HM
Tag 2 – Zum Schrecksee und zurück:
Strecke: 11,5 km
Gehzeit: 4:35 h (ohne Pausen)
Abstieg: 500 HM
Abstieg: 500 HM
Tag 3 – Landsberger Hütte → Krinnenalpe:
Strecke: 13,5 km
Gehzeit: 5:00 h (ohne Pausen)
Aufstieg: 610 HM
Abstieg: 890 HM
anforderungen
Wegarten
Zur Landsberger Hütte – Tag 1
Aufstieg zur Krinnenspitze
Wir fahren die erste Etappe mit dem Sessellift zur Bergstation der Krinnenalpe. Von dort geht es über einen schmalen Pfad geht’s ziemlich steil zum Gipfel – war wohl doch nicht verkehrt, mit dem Sessellift zu starten, wenn ich’s mir recht überlege. Oben angekommen, erleben wir unseren erst Wow-Moment. Hier haben wir nicht nur freie Sicht auf die Vilser Gruppe, vor uns erstrecken sich auch das Bergpanorama der Tannheimer Berge. So sieht das also aus.
Alles das lag bei unserer letzten Tour in den Tannheimer Bergen komplett vernebelt und fast unsichtbar vor uns. Da wir fast allein auf dem von Wiese überzogenen Gipfel sind, suchen wir uns ein schönes Plätzchen und genießen. Ich kann mich gar nicht sattsehen – Alex geht’s genau so. Die Ruhe wird nur durch einen Segelflieger durchbrochen, der fast das Gipfelkreuz streift, so tief fliegt der. Es ist wohl auch zu spät los, sodass er nicht mehr hochwandern konnte.
Natürlich nicht mit unserer Motivation! Aber bereits der Blick auf die Karte sagt uns, dass unsere weitere Wanderung Richtung Kaiserschmarrn (also Landsberger Hütte) uns konstant abwärts führen wird. Hätten wir uns die Zeit genommen, die Höhenlinien richtig zu lesen, dann hätten wir gewusst, dass wir komplett ins Tal runtergehen müssen, um auf der anderen Seite wieder hochsteigen.
Aber manchmal ist es auch besser, wenn man nicht alles vorher weiß. Immer noch geflasht von der Aussicht in die Tannheimer Berge stiefeln wir los, immer bergab, über grüne Wiesen, die später von matschigen Pfaden durchbrochen werden. Bergab Gehen kann ganz schön anstrengend sein!
Als wir endlich unten am Bachlauf ankommen, muss Alex erst mal seinen Trinkbeutel auffüllen. Und zeigt das GPS an, dass die Sonne bald untergeht. Hui, für Pause bleibt da nicht mehr viel Zeit. Kurz überlegen wir, ob wir mit dem vorbeifahrenden Traktor per Anhalter weiterfahren sollen. Verwerfen diesen Gedanken aber schnell wieder. Noch einmal schummeln geht nun wirklich nicht.
Wir entscheiden uns für den Forstweg zum Aufstieg. Technisch ist dieser zwar langweilig, aber Zeit für Experimente mit potenziellen technisch reizvollen Abkürzungen haben wir einfach nicht mehr. Nach den ersten Kurven merken wir – das wird ein zäher Anstieg. Der Blick zurück ins Tal motiviert ungemein, nicht zu fassen, dass wir komplett runtermussten.
Über die Strindenscharte zur Landsberger Hütte
Jeder hat so seine Motivationsstrategie, wenn es am Ende eines langen Wandertages heißt: Nur noch 500 Höhenmeter bis zum Ziel. Auch in den Tannheimer Bergen! Meine funktioniert hervorragend – ich trällere mir insgeheim diverse One-Hit-Wonder-Melodien vor, die mir so in den Sinn kommen und passe meinen Laufschritt meiner inneren Musik an.
Alex hingegen scheint weniger musikalisch unterwegs zu sein. Zumindest wird er immer stiller, je höher wir kommen. Vorteil einer Bergwanderung bei untergehender Sonne ist allerdings, dass man Tiere sieht, die sich ansonsten nicht unbedingt auf Forstwege trauen.
Nachdem wir zwei Murmeltiere am Hang beobachten konnten, queren zwei original Tannheimer Berge Gämsen, vielleicht 30 m vor uns den Weg, legen eine Pause ein, um uns neugierig zu beobachten. Sehen wir denn so fertig aus, dass wir keinerlei Gefahr darzustellen scheinen? Nach einigen Augenblicken, in denen wir einander ausführlich gemustert haben, entschließen die Gämsen ihren Weg fortzusetzen und hüpfen ganz unbedarft und voller Leichtigkeit den Abhang hinunter. Toller Augenblick!
Als wir endlich auf dem Höhenweg sind, sehen wir, wie die Sonne hinter der Schochenspitze verschwindet. Wie gut, dass wir unsere Stirnlampen eingepackt haben. Wir ziehen das Tempo an, Abendessen gibt’s nur bis halb acht, zumindest war es das letzte Mal so. Der Gipfel der Schochenspitze muss warten, die Zeit haben wir nicht mehr. „So nah und doch so fern“- kommentiert Alex richtig.
Schochenspitze
Der 2.069 Meter hohe Gipfel, der von der Nordseite mit bisserl Kraxelei erklommen werden kann. Von Süden her führen Wanderwege zum Gipfel.
Der Name leitet sich von Schochen ab: ein kegelförmig aufgebauter Heuhaufen. Erstmals erwähnt wurde der Gipfel im Jagdbuch Kaiser Maximilians im Jahr 1500 als „Schochen“.
Im Sommer ist sein Wiesenhang auf der Südseite voll mit Enzian und Edelweiß. Die Aussicht in die Allgäuer und Tiroler Alpen ist wundervoll.
Schade, aber ich bin dann auch froh, wenn wir nach dem ersten Tag in den Tannheimer Bergen endlich an der Hütte ankommen. Bei der Umrundung der Schochenspitze haben wir auch wieder einen tierischen Wegbegleiter: Eine niesende Gämse. Ob die erkältet ist oder was genommen hat? Sie sind schon witzig, diese Bergbewohner.
Von Weitem sehen wir schon die Landsberger Hütte, die bereits im Schatten der untergehenden Sonne liegt. Was für ein Anblick. Jetzt können wir ganz entspannt die letzten Meter zur Hütte runtersteigen und drosseln das Tempo wieder etwas. Die letzten Sonnenstrahlen tauchen die Tannheimer Berge in ein goldenes Gewand.
Wir erreichen ein wenig erschöpft, aber glücklich unser Ziel. Glück haben wir auch mit dem Timing. Nicht nur, dass es noch so warm ist, um draußen zu sitzen. Wir bekommen sogar noch jeweils eine große Portion Spaghetti. Duschen können wir auch später. So genießen wir unseren ersten Abend in den Tannheimer Berge.
Rundtour zum Schrecksee – Tag 2
Über die Rote Spitze zum Schrecksee
Unsere erste Nacht im „Schwalbennest“ der Landsberger Hütte war ruhig und angenehm. Das Schwalbennest ist ein großes Matratzenlager unter dem Dach. Da ist das ja mit der Wärme oft eine solche Sache. Vom Flur, ein Stockwerk tiefer, fällt in der Nacht das Zwielicht der Notausgangslampe zu uns herauf.
Wenn dann jemand vom Toilettengang wieder heraufkommt, dann könnte es gerade so gut Jason Voorhees mit seiner Eishockey-Maske und einer Machete sein: Eine dunkle Silhouette vor einem Hintergrund aus leicht gleißendem Licht steht im langen Flur des Matratzenlagers und atmet schwer … Zum Glück war er diese Nacht hier nicht unterwegs.
Während wir auf der Terrasse frühstücken, genießen wir den Blick in die Tannheimer Berge und beobachten wir die Frühaufsteher, die bereits in der Wand der Lachenspitze den Klettersteig bezwingen. Einer von vielen in den Tannheimer Bergen. Wir wollen heute bis zum Schrecksee und noch zwei Gipfel mitnehmen.
Der Wirt meint, wir sollen die Gipfel zum Schluss machen, dann wissen wir, ob die Kraft noch reicht. Nach kurzem Überlegen entscheiden wir uns dafür, die Rote Spitze zuerst zu erklimmen, danach zum Schrecksee zu gehen und auf dem Rückweg auf die Steinkarspitze zu steigen. Die Kraft wird reichen.
Viel los heute. Wir halten auf das Kastenjoch zu. Von dort verteilen sich bereits die Leute entweder auf die Steinkarspitze, oder Richtung Schrecksee – vermute ich. Ein paar Haflinger grasen unterhalb des Jochs. Auf dem Sattel angekommen, treffen wir auf eine gut gelaunte Männergruppe.
Wir kommen gleich ins Gespräch und einer der Jungs meint, dass wir hier ohnehin schon auf einem Zwischengipfel wären: Also her mit dem Gipfelschnaps. Die Gruppe will heute bis zum Prinz-Luitpold-Haus weiter und wir erst auf die Rote Spitze. Bevor sich jetzt unsere Wege trennen, gibt es noch eine kleine Foto-Session: Wir lichten einander ab. Im Weitergehen rufen wir uns zu, dass wir uns ja am Schrecksee noch mal treffen könnten.
Auf der Roten Spitze sind wir fast allein. Zwei Männer sind im Abstieg begriffen. Sie lassen uns einen ruhigen Gipfelblick und einen großer Schwarm kleiner Fliegen da, der uns unaufhörlich um die Nasen schwirrt. Der Blick vom Gipfel ist aber Ablenkungen genug.
Er ist traumhaft und der Müsliriegel schmeckt da gleich zweimal so gut. Blauer Eisenhut wächst unweit vom Gipfelkreuz in Mengen und macht den kleinen Gipfel fast gemütlich. Dann geht es weiter. Die nächste Etappe ist der Schrecksee. An der Steinkarspitze vorbei, geht’s kurz über einen felsigen Steig weiter. Er hat einen Überhang und ist auch gut markiert.
Rote Spitze
Der Gipfel der Roten Spitze liegt auf 2.130 Metern Höhe. Der Anstieg über die Südseite führt auf einem sehr steilen Wiesenhang zum Gipfel. Nord und Westhang sind typische Felsabstürze, wie sie in den Allgäuer Alpen zu finden sind.
Das Bergpanorama und die Fernsicht sind traumhaft. Es findet sich viel blauer Eisenhut und andere Alpenblumen auf dem Gipfel.
Über einen sehr malerischen und lang gezogenen Höhenweg zum Sattel des Jubiläumsweges, geht es weiter. Unterwegs gibt es ein paar leichte Kraxlstellen. Der Sattel ist für uns gleichzeitig der Grenzübertritt von Tirol nach Bayern, denn die Tannheimer Berge liegen nun mal im Grenzgebiet Österreich – Deutschland. Wir blicken auf den Schrecksee hinunter und der liegt wirklich wunderschön in einem grünen Talkessel.
Am Wasser angekommen, halten wir noch Ausschau nach den Jungs mit dem Zwischengipfel-Schnaps. Ohne Erfolg. Natürlich schade, war eine echt lustige Truppe. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen am Ufer. Karo hält es aber nicht lange und schon steht sie mit hochgekrempelten Hosenbeinen im Wasser. Eigentlich habe ich Hunger, aber was soll’s. Ich folge später doch Karos Drängen und stell mich auch ins Wasser: herrlich.
Herrlich kitzlig. Ich schaue‘ an meinen Beinen runter und an meinen Füßen machen sich zahlreiche Fische zu schaffen. Das sind doch nicht ein Wellnessprogramm hier? Puh, nein, ist nur ein Schwarm Stichlinge, der sich über meine Füße hermacht und daran herumknabbert. Das nenne ich mal ökologisches Peeling.
Rückweg zur Hütte über Steinkarspitze
Am Schrecksee halten wir es ewig aus und bereuen, dass wir keine Badesachen dabei haben. Später, zurück in der Landsberger Hütte, wird uns der Wirt sagen: „Wer nicht auf der Insel war, der war nicht am Schrecksee“. Tja, blöd. Zur Insel rüber schwimmen wäre spitze gewesen.
Langsam wird es uns zu voll am See. Wir brechen unser Lager ab und kraxeln wieder zum Sattel hinauf. Dort treffen wir auf einen Bike & Hiker und quatschen noch eine Weile mit ihm. Also hauptsächlich wieder mal ich. Karo verdreht schon die Augen.
Schrecksee
Der Schrecksee ist ein kleiner Hochgebirgssee auf 1.813 Metern Höhe.
Er wurde 1950er-Jahren um 8 Meter aufgestaut. Die Insel im Schrecksee war ursprünglich eine Halbinsel und entstand durch das Aufstauen.
Der Schrecksee liegt im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen und ist ein beliebtes Wanderziel in wundervoller Bergkulisse.
Über den Höhenweg geht es wieder zurück. Inzwischen sind kaum mehr Leute unterwegs. Hat auch was. Ich genieße das echt immer, wenn man so allein in der Natur vor sich hinwandert und einen weiten Blick hat. Dann sind wir schon wieder bei der Steinmandl-Familie angelangt. Abseits versteckt sich ein Bärtiger in den Latschen. Ein Schattenanbeter. Wirkt fast wie ein Eremit. Wir gehen weiter und zweigen dann ab, um die Steinkarspitze über den Südkamm zu erklimmen.
Das Stück ist noch mal richtig schön. Vom Kamm aus blickt man wirklich weit nach Osten rüber. Zwischendurch kommt die ein oder andere Stelle zum Kraxeln. Und schließlich ein großes Stück Knochen. Säuberlich abgenagt. Nur ein kurzes Stück mit Epiphyse. Ziemlich groß. Menschenknochen? Nein, hoffentlich nicht. Eher von einer Kuh? Hier oben in den Tannheimer Bergen? Karo holt mich ein und reißt mich aus meinen Gedanken. Wir sind ziemlich schnell auf dem Gipfel der Steinkarspitze und haben ihn eine Weile für uns allein.
Steinkarspitze
Die Steinkarspitze ist ein 2.067 Meter hoher Berg und Nachbar der Roten Spitze.
Der Gipfel bietet zwar nicht viel Platz, besticht aber durch ein fabelhaftes 360 Grad Bergpanorama.
Am Fuße der Steinkarspitze liegt die Landsberger Hütte. Von hier ist der Gipfel in ca. 1 Stunde zu erreichen.
Über den Höhenweg geht es wieder zurück. Inzwischen sind kaum mehr Leute unterwegs. Hat auch was. Ich genieße das echt immer, wenn man so allein in der Natur vor sich hinwandert und einen weiten Blick hat. Dann sind wir schon wieder bei der Steinmandl-Familie angelangt. Abseits versteckt sich ein Bärtiger in den Latschen. Ein Schattenanbeter. Wirkt fast wie ein Eremit. Wir gehen weiter und zweigen dann ab, um die Steinkarspitze über den Südkamm zu erklimmen.
Beobachten das Treiben der Landsberger Hütte, die von hier oben wie ein Ameisenhäuschen wirkt. Schließlich treibt uns der Hunger vom Gipfel. Von der Lachenspitze kommen auch noch eine Handvoll Bergwanderer herüber zur Hütte. Sonst ist niemand mehr unterwegs.
Die Sonne steht schon tief und wir befinden uns bereits auf dem Rückweg zur Landsberger Hütte. Kurz vor der Hütte sind noch ein paar Murmeltiere geschäftig am hin und her hoppeln. Kurze Zeit später genießen wir eine kühle Erfrischung auf der Terrasse vor der Hütte.
Durch das Weißenbachtal zur Krinnenalpe – Tag 2
Noch einmal die Schochenspitze
Die Schochenspitze: Nachdem unsere erster Versuch des Gipfelsturms Monate vorher etwas verregnet und vernebelt war, uns beim zweiten Mal die untergehende Sonne zum keine Zeit auf dem Gipfel ließ, heißt es jetzt, wir erklimmen den Gipfel zum dritten Mal. Bei klarer Sicht, strahlender Sonne und gefühlten 25 °C geht es los. So zum Abschluss einer Trekking-Tour gehört schon eine gescheite Gipfelbesteigung. Nach dem kurzen aber knackigen Aufstieg erstreckt sich vor uns noch mal das gesamte Tannheimer Bergpanorama, endlich sehen wir den Traualpsee mal gleichzeitig mit der Lache.
Das Panorama gibts witzigerweise auch auf YouTube. Da werden Erinnerungen wach! Das seltene Edelweiß haben wir auch noch entdeckt. Es stimmt tatsächlich, dieses etwas plüschige Gewächs gedeiht an schwierigen Höhenlagen. Dieser Positionierung verdankt die alpine Schönheit letztlich auch seine Berühmtheit.
Ich trenne mich nur schweren Herzens von der Schochenspitze, denn ich weiß: Danach gehts nur noch abwärts. Und das ist nicht gerade meine Lieblingsdisziplin. Der Wiesenpfad, den wir hinabsteigen, ist technisch nicht schwierig, nur zieht er sich zum Schluss dann doch ziemlich. Die Sonne steigt immer höher und brennt auf unsere Köpfe. Wir sind auch beim Abstieg wieder fast allein, genießen die Ruhe.
Moment, so ganz allein sind wir dann doch nicht. Der Wegesrand ist von riesigen Ameisenhügeln bevölkert. Ja, richtig, Mehrzahl. Wir haben angefangen, die Hügel zu zählen. Bei 60 geben wir aber auf. Ein Gewusel ist das und das mitten in der Mittagshitze. Davon können wir uns ein Stück abschneiden, denn ganz so flink sind wir nicht mehr.
Pause wollen wir am Weißenbach machen. Dass der Zeitpunkt immer näher rückt, können wir förmlich hören, an der immer lauter werdenden Geräuschkulisse des Wasser. Wenn ich mir das so vorstelle, eiskaltes Wasser fließt über meine mittlerweile dampfenden Füße – herrlich. Aber bis es so weit ist, müssen wir das Hochufer noch hinabsteigen.
Eine gefühlte Ewigkeit bei gefühlten 30 °C im Schatten über den Tannheimer Bergen. Dann, endlich, vor uns zieht sich ein Strom glasklaren Wassers vorbei: Der Weißenbach. Wir sind endlich unten am Wasser. Hier sind wir nicht die Ersten, auch eine Gruppe junger Leute hat sich bereits ein gemütliches Plätzchen gesucht.
Wir überqueren die Holzbrücken und lassen uns im Schatten nieder. Schnell die Schuhe ausziehen, Luft anhalten und rein ins kalte Wasser. Wow, das ist wie heiß auf kalt. Das weckt neue Lebensgeister und fördert ganz nebenbei die Durchblutung, Da ich ja ein Nordlicht bin, finde ich, das Geräusch von Wasser sehr entspannend, ich könnte glatt wegdösen. Aber da Alex meinen Zufluss mit einer Barriere aus Steinen schon fast wieder trockengelegt hat – er baut einen Staudamm – muss ich meinen Platz verteidigen. Da bleibt kaum Zeit zum Dösen.
Abstieg ins Weißenbachtal
Am Ende unserer Wandertour durch die Tannheimer Berge wird’s dann abermals spannend. Laut Karte müssen wir noch per gesicherter Stelle den Fluss überqueren. Das ist immer sehr abenteuerlich, da man nie so genau weiß, was denn eigentlich mit „gesicherter Passage“ in einer Wanderkarte gemeint ist. Letztlich hangeln wir uns an einer Kette über eine flache Stelle am Bach. An- und Abstieg sind engere Passagen am Fels – nach oben und nach unten steile Felswände – die ebenfalls gesichert sind.
Langsam streiken meine Füße. Immerhin müssen wir die Strecke vom Ausgangspunkt der Tour auch wieder zurückgehen. Dabei haben wir jetzt schon drei Tage straffes Wanderprogramm hinter uns. Ein Blick auf die Karte sagt uns, dass wir die Wahl haben: Entweder ein kurzer Aufstieg zurück zur Krinnenalpe oder der Abstieg nach Rauth und anschließend ein langer Rückweg im Weißenbachtal zum Parkplatz. Wir entscheiden uns für den Anstieg, da freut mein Bergsteigerinnenherz natürlich sehr.
Was wir nicht bedacht haben: ein Anstieg bei gefühlten 30 °C am Ende eines langen Wochenendes, bei zur Neige gehendem Trinkwasser, ist schon sehr gewagt. Mit letzter Kraft schaffen wir es auf den Höhenweg, als uns ein freundlicher älterer Herr entgegenkommt. Wir plauschen kurz, er bietet uns Trinkwasser an und bestätigt, dass es zur Alm nicht mehr weit ist. Zum Glück!
Der Sessellift fährt auch noch, sodass wir wie auf dem Hinweg mit dem Lift fahren. Schließlich müssen wir das auch, damit sich der (Wander-)Kreis vernünftig schließt. Nach einer kühlenden Apfelschorle für mich und einem isotonischen alkoholfreien Weißbier für Alex geht’s dann abwärts. Wahnsinn, noch vor wenigen Tagen sind wir hier doch erst los gewandert.
Fazit
Eine Wahnsinnstour durch die Tannheimer Berge, mit super schönen Impressionen, abwechslungsreichen Wegen, jeder Menge Gipfelpanoramen und lustigen Hüttenabenden.
Die Hüttentour ist für Bergwanderer mit ausreichend Kondition und Trittsicherheit sehr gut geeignet. Die Landsberger Hütte bietet Hüttenromantik pur in Mehrbettzimmern und im Bettenlager.
Besonders gut hat mir nach dem Tag am Berg die Terrasse der Hütte gefallen: Spektakuläre Aussicht und ein gutes Hüttenessen.
Wandern
in Bayern
Meine schönsten Wanderungen: Leichte bis anspruchsvolle Touren auf Gipfel, an Seen, durch Wälder, zu Burgen, Schlösser & Stadtperlen uvm. In Bayerns vielfältiger Natur- & Kulturlandschaft.