Nagelfluhkette Bergwanderung

17 Sagenhafte Gipfel auf der Nagelfluhkette

Die Nagelfluhkette in 3 Tagen zu überschreiten, ist eine sehr genussvolle Mehrtagestour in den Allgäuer Alpen. Ein Überschreitung mit sagenhaftem Panorama, deren Höhepunkt der Hochgrat Gipfel ist. Entlang der Nagelfluhkette wandern bedeutet vor allem auch, 17 Gipfel zu erklimmen!

In diesem Artikel findest Du alle wichtigen Informationen zur Mehrtagestour auf der Nagelfluhkette:  Anforderung, Dauer und die Karte zur Tour. ÜbernachtungenHüttenGipfel und Bergbahnen.

Außerdem hier zur Nagelfluhkette Bilder, die Dir einen ausgezeichneten Eindruck zur Tour und zum großartigen Bergpanorama vermitteln.

Die Hüttentour über die Nagelfluhkette ist 36,5 km lang und dauert ca. 15 Stunden an 3 Tagen.

2. Juni 2020 von Alex

Tourensteckbrief


Strecke: 36,5 km

Gehzeit: 15:00 h (ohne Pausen)

Aufstieg: 2.300 HM

Abstieg: 1.820 HM


Start & Ziel

Start: Talstation der Mittagbergbahn (Immenstadt)
Ziel: Bergstation der Imbergbahn

Anfahrt Bahn/Bus:
Anreise mit der Bahn bis Bahnhof Immenstadt. Dann zu Fuß oder per Bus zur Talstation der Mittagbahn
Abreise von Talstation Imbergbahn mit dem Bus nach Oberstaufen. Weiterreise per Bahn. 🔗Reiseauskunft DB

Anfahrt Auto:
Anreise bis Immenstadt über die B19. Öffentliche Parkplätze zwischen Bahnhof und Mittagbahn (teils kostenpflichtig). 🔗Routenplaner
Abreise von Talstation Imbergbahn mit dem Bus nach Oberstaufen. Rückfahrt per Bahn bis Immenstadt.


Etappen und Gehzeiten

Tag 1 – Immenstadt Alpe Gund:

Strecke: 13 km

Gehzeit: 5:15 h (ohne Pausen)

Gastronomie auf Tour:
Restaurant Mittagberg

Abstieg: 1.080 HM

Abstieg: 335 HM

Unterkunft am Ziel:
Alpe Gund

Tag 2 – Alpe Gund Falkenhütte:

Strecke: 14 km

Gehzeit: 6:15 h (ohne Pausen)

Gastronomie auf Tour:
Bergstation HochgratStaufer Haus

Abstieg: 910 HM

Abstieg: 945 HM

Unterkunft am Ziel:
Falkenhütte

Tag 3 – Falkenhütte Imberg:

Strecke: 9,5 km

Gehzeit: 3:30 h (ohne Pausen)

Aufstieg: 310 HM

Abstieg: 540 HM


anforderungen

Schwierigkeit: Anspruchsvolles Bergwandern – T3
Anforderungen: Stufe 3
Weg: Stufe 3
Gelände: Stufe 3
Gefahren: Stufe 3

Wegarten

Bergwanderweg/Steig: 24 km
66%
Feldweg/Forststraße: 8 km
22%
Asphalt/Straße: 4,5 km
12%

Die Nagelfluhkette

Als Nagelfluhkette werden drei aus Nagelfluhgestein parallel liegende Schichtkämme bezeichnet, die sich im Naturpark Nagelfluhkette befinden. Der Naturpark erstreckt sich vom Allgäu in Bayern bis ins österreichische Vorarlberg. Der mittlere Kamm wird im Volksmund Hochgratkette genannt und ist Teil einer anspruchsvollen und atemberaubenden Bergwanderung.

Nagelfluh ist ein spezielles Gestein, das im Alpenraum zu finden ist. Es gleicht einer Steinmasse aus Flusskieseln und sieht so aus, als würden die Köpfe von Nägeln aus dem Fels herausragen. Die Einheimischen nennen das Gestein auch Herrgottsbeton, weil sie sich dieses Phänomen früher nicht erklären konnten und somit der Herrgott dafür verantwortlich sein musste.

7 wichtige Fakten zur Tour über die Nagelfluhkette

  • Die Wanderung über die Nagelfluhkette beginnst Du in Immenstadt an der Mittagbahn und beendest sie am Imberg an der Imbergbahn.
  • Die Überschreitung der Nagelfluhkette ist anspruchsvoll. Du kannst sie in sportlichen 2 oder genussvollen 3 Tagen bewältigen.
  • Die Nagelfluhkette komplett zu erwandern heißt für Dich über 37 km Berg- und Gratwanderung.
  • Beim Wandern über die Nagelfluhkette wirst Du sage und schreibe 17 Gipfel erklimmen.
  • Entlang der Nagelfluhkette gibt es viele Hütten, die bewirtschaftet sind und auch Übernachtungsmöglichkeiten anbieten.
  • Es gibt 3 Bergbahnen an der Nagelfluhkette: Die Mittagbahn, die Hochgratbahn und die Imbergbahn.
  • An- und Abreisen zur Nagelfluhkette Wanderung kannst Du mit dem Auto oder mit den Öffentlichen Verkehrsmittel.

Als ich im Herbst 2012 bei Rainer und Claudia in deren Blog die Tourenbeschreibung „In vier Tagen über die Nagelfluhkette entdecke, fasse ich nach dem Lesen dieses Abenteuers den Entschluss: Die Nagelfluhkette will ich unbedingt auch erwandern!

Zur Alpe Gund – Tag 1

Aufstieg über den Mittag zum Steineberg

Im Herbst 2014, ist es endlich so weit: Mit Andreas, einem Kollegen, mache ich mich im Oktober auf den Weg nach Immenstadt. Das Auto lassen wir in der näheren Umgebung des Bahnhofes stehen und machen uns auf den Weg Richtung Talstation der Mittagbahn: Dem Startpunkt der Tour.

Ich muss gestehen, die erste Etappe auf den Gipfel des Mittags finde ich recht unsexy! Es geht überwiegend über die Versorgungsstraße der Bahn hinauf zur Bergstation und zum Gipfel. Bei gutem Wetter ist der Betrieb dort oben in vollem Gange. An diesem Oktobertag haben wir eine dichte Decke aus Nebel und Wolken. Der steile Anstieg über die Teerstraße in diesem Dunst schmeckt mir nicht.

Was meine Stimmung rettet, ist eine hübsche Allgäuerin, die uns ab der Mittelstation bis auf den Mittagberg begleitet. Wir unterhalten uns ausgezeichnet und schon ist die Strecke auf den ersten Gipfel der Nagelfluhkette erreicht. Die Wolkendecke lassen wir dabei hinter uns und wandern vom Mittag weiter in Richtung Steineberg.

Und so erreichen wir schnell das Bärenköpfle, ein unscheinbarer Gipfel aus Nagelfluhgestein – die Nummer zwei der Nagelfluhkette. Der Wanderweg bis dahin gleicht eher einem Spazierweg. Ein Steinadler zieht weit oben über unseren Köpfen seine Kreise. Kurz nach dem Bärenköpfle wird aus dem Weg ein Pfad, kurz vor dem Steineberg, ein kleiner Steig aus Wurzeln, Schotter und Gestein.

Und schließlich erreichen wir auch den Gipfelaufbau des Steinebergs. Der ist sehr imposant. Bis zum Rand der Felswand führt uns ein steiniger Pfad in kleinen, steilen Serpentinen hinauf, bis wir vor einer Felswand und einer 17 Meter langen Leiter stehen. An diesem Punkt gilt es sich zu entscheiden: Pack ich die Leiter, beinahe senkrecht entlang der Felswand, oder wähle ich die Umgehung, auf den Steineberggipfel. Wir wählen die Leiter und steigen zügig die Nagelfluhfelswand hinauf.

Vom Nagelfluhgestein

Jetzt habe ich das erste Mal die Möglichkeit, das Nagelfluhgestein genauer zu betrachten. Der ganze Steineberg ist aus diesem Gestein gemacht, ja die ganze Nagelfluhkette besteht aus diesem merkwürdigen Gestein. Es erinnert stark an groben Waschbeton. Vielleicht nennt der Volksmund das Gestein auch deswegen Herrgottsbeton. Aber weshalb der Name Nagelfluh? Fluh ist ein alter Begriff für Fels oder Felswand.

Die abgerundeten Steine, die in dieser Gesteinsmasse sichtbar sind, erinnern an Nagelköpfe. Eine konkrete Erklärung zum Nagelfluhgestein findet sich in der Geologie: Nagelfluhgestein ist ein Konglomerat aus groben Sedimentgestein, bei dem abgerundete Gesteinsbrocken zu einer Masse eingebacken eingeschlossen sind und aufgrund eines Verwitterungsprozesses langsam an die Oberfläche gelangen, bis sie schließlich abbröckeln. Entstanden ist das Nagelfluhgestein der Nagelfluhkette während der Entstehung der Alpen vor rund 135 Millionen Jahren.

Es bildete sich aus Geröll, Schlamm und Schutt, welche von urzeitlichen Gewässern und Flüssen in das voralpine Schwemmland gespült wurden. Die Einlagerung von Kalk verband die Massen in zusammenhängende Nagelfluhplatten. Dazwischen bildeten sich weniger stabile Sandsteinschichten. Infolge von sogenannten Faltungen schoben sich diese Schichten von Süden her auf die europäische Kontinentalplatte und bildeten somit gegen Norden hin Nagelfluhfelswände.

An den schwachen Kanten erodierte das Gesteinsmaterial und nach Norden hin bildeten sich unterhalb der Felswände die sogenannten Kare. Nach Süden hin beträgt das Plattengefälle weniger als 30°, sodass sich Hangwiesen und -wälder bilden konnten. An sehr steilen Stellen (bis zu 50°) dagegen findet sich kein Bewuchs und man hat damit eine gute Veranschaulichung der Plattenbildung und Kantenerosion.

Vom Stuiben zur Alpe Gund

Wir genießen das Panorama der Allgäuer Alpen am Gipfel des Steinebergs und blicken entlang der Nagelfluhkette. Wir machen uns aber bald wieder auf den Weg: Unser nächstes Ziel ist der Gipfel des Stuiben. Auf dem Weg dorthin wechselt die Route zwischen Wiesen- und Felspfaden, Steigen und versicherte Gratpassagen. Die Nagelfluhkette ist nicht nur ein spannendes Abenteuer, sie ist auch ein Naturpark! Wir müssen den Stuibengipfel erklimmen: Die Passage von Osten her ist ein wenig heikel.

Der Weg führt über eine abschüssige Nagelfluhplatte dem Gipfel entgegen. Ohne die Versicherung wäre es zu ausgesetzt, um hinaufzuklettern. Hier müssen wir sehr vorsichtig sein, aber wir schaffen es und werden auf dem Gipfel zur Belohnung von Wolken eingehüllt. Dafür ist es sehr stimmungsvoll, als wir den Abstieg zur Alpe Gund antreten.

Wolkenfetzen ziehen über den Sattel zwischen Stuiben und Sedererstuiben und hüllen alles in eine fast melancholische Stimmung ein. Dennoch: Wir kommen wenig später an der Alpe Gund an, mache uns frisch und genießen das erste Bier an der Hauswand in der Sonne.

Alpe Gund

Die Alpe Gund ist eine bewirtschaftete Almhütte auf 1.502 Metern Höhe.

Sie hat von Mai bis Oktober für Tags- und Übernachtungsgäste geöffnet. Besonders einladend ist der Terrassen- und Außenbereich an der Südseite.

Gäste werden mit Allgäuer Spezialitäten verwöhnt. Für eine Hüttenübernachtung stehen Zwei- und Dreibettzimmer und ein Bettenlager bereit.

Nagelfluhkette: die Alpe Gund
Die Hütte Alpe Gund.

Gratüberschreitung zur Falkenhütte – Tag 2

Auf dem Weg zum Rindalphorn

An diesem Morgen sind wir früh wach, denn heute haben wir den Hauptteil der Kammwanderung über die Nagelfluhkette vor uns. Richtig guter Filterkaffee macht uns wach und ein ordentliches Bergsteigerfrühstück stärkt uns für den Tag. Die Alpe Gund wird bereits seit 1959 bewirtschaftet. Dass die beiden Wirtsleute in die Alm und die Hütte viel Liebe und Zeit investieren, spürt man vom ersten Augenblick und schmeckt man bis zum letzten Bissen.

Wir steigen satt und zufrieden wieder 200 Höhenmeter hinauf bis auf den ersten Gipfel, den Sedererstuiben. Der Rundblick vom Sedererstuiben ins Allgäu so früh am Morgen hat etwas Friedliches. Wir sind ganz allein hier oben und blicken hinab ins Tal, das noch zu schlafen scheint. Von neun Gipfel liegen noch acht vor uns, also machen wir uns im Sonnenschein auf den Weg.

Der nächste Gipfel auf unserer Kammwanderung über die Nagelfluhkette ist der Buralpkopf. Der Weg dahin zeichnet sich vor uns bereits ab: Ein weiter Bogen des Nagelfluhgrates, der sich nach Nordwest zieht, mündet im kreuzlosen Gipfel des Buralpkopfs – teils als Pfad, teils als Steig.

Auf halber Höhe kommt uns der erste Wanderer entgegen. Nach den ersten Worten, die wir mit ihm wechseln, röhrt es plötzlich von weit unten im Tal zu uns herauf. Wir blicken gespannt über den nördlichen Abbruch der Nagelfluhkette hinab in das Kar der Sedereralpe und in das darunter liegende Tal.

Sehen können wir nichts, aber umso mehr hören wir sie nun: brunftige Hirsche. Ein regelrechtes Konzert beginnt. Nebeldampf steigt von den Bäumen im Tal mit den Hirschlauten nach oben, während der Bergwanderer von den Rufen der Birkhühnern erzählt, die er schon früher am Morgen hören konnte.

Auf dem nächsten Gipfel, dem Buralpkopf angekommen, bastle ich aus meinen Wanderstöcken das fehlende Kreuz, wir machen ein Foto und wandern gleich weiter, über einen schönen Kammweg. Nach nicht mal einer halben Stunde stehen wir dann auf dem Gipfel des Gündleskopfes.

Hier sind schon eine Handvoll Bergwanderer unterwegs. Richtung Rindalphorn, der nächste Gipfel, wandern wir über einen Wiesenpfad rund 200 Meter abwärts, nur um wieder gute 250 Meter steil bergauf zu steigen. Vom Rindalphorn – ich muss es nicht erwähnen – haben wir einen grandiosen Panoramablick in die Allgäuer Alpen.

Auf zum Hochgrat

Der nächste Gipfel ist der Gelchenwangerkopf und wieder mal weit vorher in Sicht. Über den Kamm gelangen wir in ca. 15 Minuten dorthin und stellen fest: Wieder kein Gipfelkreuz. Also kreuzen wir noch einmal die Wanderstöcke für ein Foto. Auf dem Gelchenwangerkopf bleiben wir nicht lange, da es voll wird. Vor uns liegt der Übergang zum Hochgrat, dem höchsten Gipfel der Nagelfluhkette.

Dorthin dauert der Abstieg und Gegenanstieg rund 30 Minuten. Die Nordseite des Hochgrats – das Weißachtal – wurde bis ins 18. Jahrhundert als Jagdrevier genutzt. Sogar König Maximilian I. – genannt „Der letzte Ritter“ – war hier um 1507 auf Jagdbesuch angereist. In der Neuzeit wurden 1908 das Staufer Haus westlich unterhalb des Hochgratgipfels errichtet. 1973 wurde die Hochgratbahn fertiggestellt, die von der Nordseite aus dem Weißachtal bis unterhalb des Gipfels führt.

Auch Tragödien spielten sich hier oben ab. Am 11. Juni 1968 zerschellte der Luftwaffen Oberleutnant Karl-Oskar Klenk mit seinem Starfighter F-104 an der Felswand des Hochgrats, als während seines Nachttiefflugs die Navigationsinstrumente ausfielen. 1996 stürzte dann auch noch ein Sportflugzeug am Hochgrat ab. Davon ist aber nichts zu sehen und zu spüren, als wir am markanten Gipfelkreuz des Hochgrats stehen. Zu viele Bergwanderer und -touristen stehen hier oben, dank der Bergbahn.

Also lassen wir den Gipfel bald wieder hinter uns, steigen zur nahen Bergstation der Hochgratbahn ab und machen dort einen Einkehrschwung. Bis hierher haben wir knapp 4 Stunden reine Gehzeit gebraucht. Gut zwei Stunden Gehzeit liegen noch vor uns, bis wir die Falkenhütte erreichen werden. Nachdem wir genug gerastet haben, machen wir uns auf den Weg, immer weiter entlang der Nagelfluhkette Richtung Westen. Vorbei am Staufer Haus und weiter zum Porta Alpina.

Im September 2013 stellte der Künstler Guenter Rauch dieses Tor zu einer anderen Welt auf. Dieses Holzkonstrukt stehe als Zeichen der Hoffnung und als Aufforderung an den Besucher, sich selbst eine neue Welt zu erschaffen und die eigenen Möglichkeiten zu erkennen – heißt es. 

„Ich möchte dem Betrachter meiner Kunst einen Moment des Innehaltens schenken und ihm so ermöglichen, sich für seine eigene – andere – Welt zu entscheiden“, sagt Guenter Rauch selbst über sein Kunstprojekt. Und fürwahr, wir halten inne. Es ist ein Hingucker, ein Magnet. Von Weitem ist es bereits sichtbar, das Tor. Und natürlich eine Attraktion. Ob wir diese Intention verspüren, als wir inmitten dieses Portals stehen, bleibt offen.

Falkenhütte

Der Berggasthof Falkenhütte liegt auf einer Höhe 1.500 Metern.

Geöffnet hat der Gasthof von Mai bis November für Tags- und Übernachtungsgäste. Besonders einladend ist die sonnige Terrasse an der Südseite.

Gäste werden mit frischen Allgäuer Bier- und Essensspezialitäten versorgt. Für eine Übernachtung stehen komfortable Zwei-, Drei- und Mehrbettzimmer zur Verfügung.

Nagelfluhkette: die Falkenhütte
Die Falkenhütte.

Eines aber ist offensichtlich: Hier oben auf dem Grat der Nagelfluhkette gibt es immer wieder Momente des Innehaltens: Wir saugen das sagenhafte Alpenpanorama und die gute Bergluft förmlich in uns auf. Das Allgäu ist weit hier oben, die Alpen scheinen schier endlos. Jeder neue Augenblick, jedes neue Motiv der Nagelfluhkette, das sich uns eröffnet, erfüllt uns. Und so führt uns der Luftige Grat weiter über die Gipfel des Seelekopfs, Hohenfluhalpkopfs und zum Gipfel Nummer 13, dem Eineguntkopf. Abwechslungsreich, spannend und manchmal tricky, sind die Pfade und Steige auf dem Grat.

Aber die Falkenhütte erreichen wir dennoch: wohlbehalten, glücklich und ein wenig müde. Sogar zu müde, um mein Dessert zu essen. Meinen Apfelstrudel mit Eis bekommt Andreas. Und so lassen wir den Tag ruhig auf dem schönen Zimmer ausklingen.

Zum Imberg – Tag 3

Zum Falken und Hochhäderich

Wir wandern inzwischen einige Zeit entlang der Deutsch-Österreichischen Grenze und verpassen kurz einen Abzweig, stehen bald auf einem Aussichtspunkt, der allerdings eine Sackgasse darstellt. Einen Blick zum Hochhäderich können wir schon mal riskieren. Zurück an einem Drehkreuz angekommen, fällt uns die weiß-blauß-weiße Wandermarkierung jetzt erst auf.

Wir steigen ab über einen Pfad voller Schlamm und Wurzelwerk. Aufgrund der Rutschgefahr, kommen wir langsam voran, erhaschen gelegentlich einen Blick in das malerische Tal der Häderich Alpe und sehen uns bald dem Gipfelaufbau des Hochhäderichs gegenüber. Den erklimmen wir vorsichtig über versicherte Steige, entlang des Nagelfluhgrats.

Und dann stehen wir oben, am letzten Gipfel der Nagelfluhkette. Ein wenig stolz und ein wenig wehmütig. Markiert dieser Gipfel doch auch mehr oder weniger das nahe Ende unserer Tour. Auch, wenn wir noch den Imberg erobern wollen. Dazu steigen wir in das Tal zur Alpe Hörmoos ab. Also wir dort unten ankommen, erwartet uns bereits Andreas‘ Frau Sabine. Wir verschwitzt und bis zu den Knien mit Schlamm verschmiert, Sabine frisch und fröhlich wie immer – ein Bild für Götter.

Abstieg zum Hörmoossee

Nach kurzer Stärkung am Alpengasthof Hörmoos, wandern schließlich zu dritt Richtung Imberg. Der Weg führt uns teilweise über den Oberstaufener Alpenerlebnispfad. Wenn ihr beispielsweise wissen wollt, wie viel ein Kalb bei der Geburt wiegen kann? Rund 45 Kilogramm! Und das ist nur eine der handfesten Stationen des Alpenerlebnispfades. Von dem hat man übrigens einen prima Panoramablick auf die Nordseite der Nagelfluhkette.

Und dann stehen wir auch schon an der Bergstation der Imbergbahn. Von hier ist es fast ein Steinwurf zum Gipfel des Imbergs. Gekennzeichnet durch zwei Bänke und ein Holzkreuz. Wir werden mit einem sagenhaften Ausblick über Steibis, nach Oberstaufen und weit ins Allgäuer Voralpenland belohnt – sagenhaft.

Finale am Imberg

Wir gehen noch ein kleines Stück weiter und legen uns auf dem Imbergkamm ins Gras, genießen die Sonne und den Herbstduft des Allgäus und dösen ein wenig vor uns hin. Jeder hängt so seinen Gedanken nach. Ich lasse noch mal die Gipfeltour auf der Nagelfluhkette vor meinen Augen Revue passieren – wundervoll. Sabine weckt uns aus unseren Tagträumen und wir machen uns langsam wieder auf den Weg – wenn auch widerwillig.

So stehen wir schließlich vor der Bergstation der Imbergbahn, machen ein letztes Foto wie Andreas und ich uns in den Armen liegen, der offizielle Abschluss unseres Abenteuers. Danach gehen wir zum Kassenhäuschen der Imbergbahn, um uns ein Ticket zu ziehen. Wir möchten heute nicht mehr zu Fuß absteigen.

Der Kassierer sieht uns kommen und tritt gleich aus seinem Häuschen heraus. Er betrachtet uns von oben bis unten: Oben nicht mehr ganz taufrisch, unten voller Schlammspritzer. Das muss ein ulkiges Bild abgeben. Auf seine Frage hin, woher wir kämen, antworten wir ihm mit einer Stimme: „Von Immenstadt über die Nagelfluhkette!“. Das scheint ihm wohl sehr zu imponieren: Die Karten für die Talfahrt schenkt er uns. Er drückt uns seinen Respekt aus und damit auch die Fahrkarten in die Hand.

Wir verabschieden uns freudig und fahren auch schon in einer Gondel dem Tal entgegen. Glücklich und auch ein wenig traurig ist uns zumute: Wie schnell solch schöne Zeit doch immer wieder vorüber ist. Schlimm? Nein, nicht schlimm: Sie macht nur Platz für ein nächstes Abenteuer in den Bergen, in der Natur.

Zeit ist alles – die einzige Währung, die wirklich zählt im Leben.

Fazit

Die Hüttenwanderung über die Nagelfluhkette ist ein spannendes Abenteuer in den Allgäuer Alpen. Meistens wandern wir allein über die Gipfel. Am Hochgrat und den nahegelegenen Gipfeln ist dann über den Tag mehr los. Doch abseits von Seilbahnen herrscht die friedliche Ruhe der Berge.

Geeignet ist diese Bergtour für Bergwanderer, die Erfahrung in den Bergen, Trittsicherheit und Orientierung besitzen. Kondition ist natürlich ebenso Voraussetzung. Wer hingegen keine Erfahrung mit schwierigen Felssteigen und Stahlseilen hat, der sollte hier nicht wandern.

Varianten für Tagestouren

Wer einfach nur eine Tagestour auf der Nagelfluhkette wandern will, der kann ganz einfach die Route zwischen den Bergbahnen wählen.

Variante 1: Mittagbahn Hochgratbahn

1.) Tourendaten: → 14 km • ↑ 690 HM • ↓ 980 HM • reine Gehzeit ca. 6:00 Std.
2.) Einkehrmöglichkeiten: Bergstation Mittagbahn, Bergstation Hochgratbahn, Staufer Haus
3.) Anfahrt: mit der Bahn oder Auto bis Immenstadt – Talstation Mittagbahn.
4.) Rückfahrt: von der Talstation der Hochgratbahn bis Oberstaufen und mit der Bahn zurück nach Immenstadt.

Variante 2: Hochgratbahn Imbergbahn

1.) Tourendaten: → 12 km • ↑ 320 HM • ↓ 770 HM • reine Gehzeit ca. 5:00 Std.
2.) Einkehrmöglichkeiten: Bergstation Hochgratbahn, Staufer Haus, Berggaststätte Hochhäderich, Gasthaus Hörmoos, Gasthaus Hochwies, Imberghaus
3.) Anfahrt: mit der Bahn oder Auto bis zur Talstation der Hochgratbahn.
4.) Rückfahrt: von der Talstation der Imbergbahn mit dem Bus bis Oberstaufen und weiter mit Bus zur Talstation Hochgratbahn. Oder Bahn von Oberstaufen.

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