Um auf das Wertacher Hörnle im Winter zu gehen, wird besonders gern die Route vom Parkplatz bei Unterjoch, über die Buchel Alpe und über den Kessel – ein südlich des Hauptgipfels liegender Nebengipfel – auf das Wertacher Hörnle gewählt.
Per pedes, mit Schneeschuhen oder als Skitourengeher, diese Route ist grundsätzlich frei von Lawinengefahr und führt über die Südseite hinauf zum Gipfel des Wertacher Hörnle. Der Einkehrschwung an der Buchel Alpe ist dann im Abstieg eine angenehme Belohnung.
Die Schneeschuhtour zum Wertacher Hörnle ist 7,5 km lang und dauert 3 Stunden.
Anfahrt Bahn/Bus: Mit der Regionalbahn nach Sonthofen, weiter mit dem Bus über Bad Hindelang bis Obergschwend. 🔗Reiseauskunft DB
Anfahrt Auto: Von Kempten kommend über die A 7 – Ausfahrt 137 Oy-Mittelberg. Weiter über die B 130 Richtung Wertach und dann direkt bis Obergschwend zum Parkplatz. 🔗Routenplaner
Das Wertacher Hörnle liegt zwischen Oberjoch im Süden und Unterjoch im Nordosten. Beides sind Ortsteile der Gemeinde Bad Hindelang. Einer der Ausgangspunkte ist der Parkplatz (gebührenpflichtig) in Unterjoch-Obergschwend. Von dort starten wir auch, um das Wertacher Hörnle über den Südhang zu erstürmen.
Zu Beginn geht es auf einer sanften Steigung in südlicher Richtung vom Parkplatz weg. Genug Zeit für mich, um die üblichen Rituale durchzuführen: Schuhe nach binden, Schneeschuhbindung ein-/nachstellen, erste Fotos schießen und einfach damit anfangen, den Tatendrang, der mich zu Beginn jeder Tour überkommt und manchmal hektisch werden lässt, zu bändigen.
Durchatmen, runterkommen und einfach auf die Tour freuen. So geht es allen von uns. Jeder friemelt an einem Ausrüstungsgegenstand herum oder knipst ein Bild. Skitourengeher überholen uns.
Blick hinauf zum Südhang des Kessels (1. Vorgipfel).Gipfelpanorama: Im Hintergrund die Zugspitze. Vorne der Einstein. Dahinter: Der Gimpel, links die Kellen- und Gehrenspitze.
Und dann sind alle fertig, bereit und voller Erwartungen. Wir gehen quer zum Südhang. Das ist mit Schneeschuhen nicht immer so einfach. Im Vergleich zu Skiern hat man keine richtigen Kanten, auf die man Hang zugewandt das Gewicht verlagern kann, um besseren Halt zu erlangen.
Die Schneeschuh-Gehtechnik sagt in so einem Fall – also im Falle einer Hangquerung -, dass man mit Schneeschuhen da nicht viel seitlichen Halt finden kann. Man soll die Hang zugewandte Seite der Schneeschuhe in den Schnee drücken. Bei hartem Schnee kann die Schneekralle den Halt unterstützen, setzt man eben auf die Schneefläche auf. Anatomisch gesehen ist das für die Fußknöchel mitunter aber kein angenehmes Gefühl.
Wie in einer Hochglanzbroschüre: Ankunft auf dem Kessel. (Bild: www.schwarzfuchs.com)
Und unsere anfängliche Route quert den Südhang gefühlt ununterbrochen. Außerdem sagt die Schneeschuhtechnik bei Hangquerungen auch, dass man ein- oder zweispurig gehen soll. Also Fuß vor Fuß setzen soll (einspurig), oder im normalen Gang (zweispurig). Wann welche Variante die Geeignete ist, hängt von den Schneeverhältnissen ab.
Mein Tipp an dieser Stelle: Wählt Eure Route nach Möglichkeit so, dass Querungen in steilem Hanggelände vermieden werden.
Und während wir so quer zum Hang, nach oben und dem Wertacher Hörnle mit unseren Schneeschuhen entgegen stapfen, gewinnen wir langsam an Höhe. Unterjoch ist jetzt schon ein Fleck im Tal. Der kleine Ortsteil Unterjoch, mit rund 350 Einwohnern, ist bereits über 500 Jahre alt.
Sammelstelle auf dem 1. Vorgipfel – dem Kessel.
Der jüngste urkundliche Beleg wird in das Jahr 1471 datiert. Das älteste Gebäude im Ort ist die Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit. Der Altar der Kirche trägt die eingravierte Jahreszahl 1673. Sie zählt zu den Kirchen, die nach dem 30-Jährigen Krieg nördlich der Alpen im Barockstil erbaut wurden.
Bemerkenswert ist allerdings die spätgotische Dachkonstruktion an der Ostseite. Es gab eine Vorgängerkapelle, deren Existenz für 1680 urkundlich belegt ist. Sie muss aber älter sein, denn die Spätgotik verlor bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Hoheitsgebiet des Heiligen Römischen Reichs (nördlich der Alpen) an Einfluss. Aber zurück zur Tour: Nach der Hangquerung geht es über einen Absatz den Südhang hinauf.
Gratüberschreitung zum Hauptgipfel.
Wir queren die Versorgungsstraße unterhalb der Buchel Alpe. Die erreichen wir, indem wir den letzten Hang im Frontstep nehmen. Eine von zwei Varianten, einen Hang zu nehmen. Bei einer Steigung bis 25° geht man am besten im Diagonalschritt und spurt einen Weg, der in Serpentinen den Hang hinaufführt. Dabei wird die Schrittlänge automatisch kürzer, wenn das Gelände steiler wird. Bei einer Steigung über 25° nimmt man den Hang praktisch frontal – im Treppenschritt (Frontstep).
Auf die Gipfel des Wertacher Hörnle
Nach der Buchel Alpe geht es weiter bergauf, entlang eines Zufahrtsweges. Nach dem Absatz erwartet uns ein weiterer Hang, den wir entlang der rechten Flanke erklimmen und in den Wald eintauchen. Der weitere Verlauf eröffnet uns einen breiten Waldweg, der bald nach Westen führt. Lichtungen und Wald wechseln sich ab, bis wir schließlich erneut am Fuße eines Südhangs stehen.
Blick zum Hauptgipfel der Wertacher Hörnles.
Wir sehen bereits den Gipfel des sogenannten Kessels, eine Art Vorgipfel zum Wertacher Hörnle. Wir stapfen also mit unseren Schneeschuhen weiter bergauf, erreichen den Kamm östlich des Kessels und ziehen noch mal ordentlich an, bis wir auf dem Kessel stehen. Die Frequenz am Auslöser der diversen Kameras aller Blogger erhöht sich merkbar. Kein Wunder: Der Gipfel zum Greifen nah, blauer Himmel und strahlender Sonnenschein lassen die Motivation enorm steigen.
Der Gipfel im Winter (Bild: www.kulturnatur.de)Gruppenfoto am Gipfelkreuz. (Bild: outdoormaedchen.de)
Und nachdem wir uns alle auf dem Kessel gesammelt haben, überschreiten wir den Grat bis zum Gipfel des Wertacher Hörnles in wenigen Minuten. In der Mitte des Grats erhebt sich nochmals ein zweiter kleiner Vorgipfel. Der Grat selbst beschreibt eine leichte Rechtskurve. Am Kamm sind einwandfrei die massigen Wechten zu erkennen. Unterhalb in der Talsohle befindet sich der Hörnlesee.
Bergpanorama im Abstieg: (v.re.) Breitenberg, Aggenstein und Brentenjoch. Dahinter Rote Flüh und Gimpel.
Der ist zugeschneit und fast unsichtbar. Aber das ist Nebensache: Wenn Blogger erst mal den Gipfel erreichen, werden Bilder geknipst, der Gipfelschnaps wird herumgereicht und die Schnitzelsemmel ausgepackt. Vor allem werden die Fernsicht und das sagenhafte Panorama (Zitat: Pornorama) bestaunt, aufgesogen und abgelichtet. Und nachdem sich die anfängliche Euphorie legt, stehen wir bald in Grüppchen zusammen. Während die einen ihre Brotzeit verputzen, beantworten die anderen Fragen, erstaunter und interessierter Gipfelstürmer, die nach uns auf dem Wertacher Hörnle ankommen.
Buchel Alpe
Ein wahres Juwel ist die Buchel Alpe auf über 1.290 Metern Höhe. Klein aber fein ist die Hütte und der Biergarten. Dafür ist das Alpenpanorama riesig.
Speisen und Kuchens sind aus regionalen Zutaten. Familie Gehring legt großen Wert auf Qualitätsprodukte und fairen Handel mit den heimischen Produzenten.
Wir erreichen die Buchel Alpe.
Wir schnallen uns wieder die Schneeschuhe an, nehmen Abschied vom Wertacher Hörnle, werfen einen letzten Blick zum Grünten und zur Nagelfluhkette im Westen und auf den Grünten See im Osten. Wir bahnen uns den Weg zurück über den Grat zum Kessel. Von dort geht es schnurstracks über den Osthang bergab. Meine Schneeschuhe machen mir aber einen Strich durch die Downhill-Rechnung: Der Verbindungssteg zur Kralle am linken Schneeschuh ist verloren gegangen.
Was für ein Mist! Merken: Sicherheitshalber doch immer Ersatzschrauben und -muttern dabei haben! Kurzerhand bekomme ich die Schneeschuhe vom Schwarzfuchs untergeschnallt, während der den restlichen Abstieg einen Heidenspaß dabei hat, halb rennend durch den Tiefschnee zu pflügen. Geht doch. Und damit tauchen wir bald in ein Waldstück ein, dass wir weiter bergab nach Süden durchqueren und finden uns schließlich wieder am Hang über der Buchel Alpe.
Der Abstieg ist fast geschafft, der Parkplatz bereits in Sicht.
Der Einkehrschwung zur verdienten Halbe Weißbier versteht sich von selbst. Das Sonnenbad dazu ist gratis. Unsere Blogger-Ladies wählen die Sonnenliegestühle, der Rest nimmt mit der bekannten Bierbankgarnitur vorlieb. Gestärkt und entspannt wählen wir die Route, die wir schon bergauf zur Buchel Alpe genommen hatten, um zurück zum Parkplatz zu kommen.
Fazit
Die leichte Schneeschuhtour auf das Wertacher Hörnle eignet sich für alle Anfänger des Schneeschuhwanderns, die schon praktische Erfahrung gemacht haben. Die Tour stellt keine besonderen Anforderungen an den Wanderer. Kondition sollte man allerdings schon haben.
Hat man es erst mal auf den ersten Vorgipfel geschafft, belohnt das sagenhafte Panorama der Allgäuer Alpen für die Mühen im Aufstieg. Die Gratüberschreitung zum Hauptgipfel des Wertacher Hörnle ist einfach und die Kulisse sehr spannend.
Das Wertacher Hörnle ist Sommer wie Winter ein beliebter einfacher Wandergipfel.
Wandern in Bayern
Meine schönsten Wanderungen: Leichte bis anspruchsvolle Touren auf Gipfel, an Seen, durch Wälder, zu Burgen, Schlösser & Stadtperlen uvm. In Bayerns vielfältiger Natur- & Kulturlandschaft.
Der Alex | Münchner, Wahl-Landsberger und schreibt seit 2012 auf dem Blog Luftschubser.de. Bergsteigen und Wandern, die Natur, Burgen, Land und Leute stehen bei ihm im Fokus. Sein Motto als Burgen-Enthusiast: Wo eine Burg ist, ist auch ein Weg! Daher unternimmt Alex am liebsten eine Wandertour von Burg zu Burg. Oder auch von Gipfel zu Gipfel! Zu „reisen“ in der Historie, Kultur und Natur seiner Heimat, das ist für ihn Lebenseinstellung und Notwendigkeit.