Auf dieser einfachen und aussichtsreichen Wanderung vom Riegsee zur Aidlinger Höhe im Blauen Land macht, wandeln wir auf den Spuren der Indogermanen. Nach der sog. Anatolien-Hypothese, hat sich die indogermanische Sprachentwicklung vor ca. 8.000 Jahren langsam von Anatolien nach Europa ausgebreitet.
Wer sind denn dann die Bayern? Germanen, Kelten, ja. Aber welchen Ursprungs? Wie weit liegen denn unsere Wurzeln zurück? Und wo? Grund genug, auf dieser Wanderung nach historischen Spuren auf dieser Tour Ausschau zu halten.
Die Wanderung zur Aidlinger Höhe ist 10 km lang und dauert 2,5 Stunden.
Anfahrt Bahn/Bus: Mit der Bahn bis Murnau am Staffelsee. Danach mit dem Bus Linie 9620 bis Haltestelle Riegsee Gemeinde. 🔗Reiseauskunft DB
Anfahrt Auto: Über die A95 – Ausfahrt Sindelsdorf – auf der B472 bis Habach. Danach über die ST2038 bis kurz vor Hofheim. Auf der Hofheimer Str. bis Riegsee. Oder von Murnau über die Riegseer Str. entlang des Sees bis zur Gemeinde Riegsee. 🔗Routenplaner
Die ältesten Bayern sind als baio-warioz bekannt. Abstammend von dem Keltenstamm der Boier. Der Ursprung der Boier liegt in Böhmen: boio-hemum. Was so viel heißt wie Heim der Boier. Man fand am Riegsee das sogenannte Riegsee-Schwert. Grabbeilagen aus der Zeit der Urnenfeldkultur (Bronzezeit), also ein Nachweis, dass sogar schon lange vor den hier ansässigen Kelten gesiedelt wurde.
Auch in Böhmen und Unterfranken wurden Schwerter, denen am Riegsee im Blauen Land gleich, entdeckt. Der Name Riegsee leitet sich aus dem germanischen Ruodgis ab. Das bedeutet so viel wie See des Ruodgis. Jede Menge Historie, was?
Wir starten unsere Tour über die Aidlinger Höhe im Ort Riegsee. Von dort führt uns der Weg am See vorbei, durch das sog. Blaue Land, hinauf zur Mesnerhauskapelle, auch St. Donatus genannt. Ich fotografiere fleißig. Das Wetter ist einfach perfekt. Und meine Begleitung studiert derweil die Infotafel neben der Kapelle. Und da sind sie wieder, die Spuren der Germanen.
Die Mesnerhauskapelle und dahinter der Riegsee.Wunderbarer Blick zum Hohenpeißenberg vom Kapellenhügel.
An der Stelle, an der heute die Feldkapelle steht, befand sich früher eine Kultstätte der Frühlingsgöttin Ostara. Warum wird uns schnell klar: Der Platz ist ideal, um die Sonne und die Weite des Alpenvorlandes zu genießen.
Mesnerhauskapelle
Einst war der Platz, auf dem die Kapelle heute steht, Kultstätte für die Frühlingsgöttin Ostara. Das wird zumindest einer Sage nach angenommen.
Im 18. Jahrhundert wurde die heutige Steinkapelle St. Donatus errichtet. Ihr ging eine kleine Feldkapelle aus Holz voraus. Die Gegend um das Fünf-Seen-Land ist für die sehr alte Tradition der Feld- & Hauskapellen bekannt.
Info-Tafel an der St. Donatus Kapelle.
Ein, zwei, Schokoriegel später geht es weiter in Richtung Aidlinger Höhe. Das nächste Dorf auf unserem Weg trägt auch den Namen Aidling. Ein verschlafenes Nest, dass die typisch bayerische Landidylle hier im Blauen Land spiegelt. Wir kommen an dem Geburtshaus von Ludwig Brey vorüber. Ludwig Brey war Anfang des 19. Jahrhunderts ein bekannter Brauherr der Münchner Löwenbräu Brauerei. Was sich nicht alles am Riegsee so findet.
Geburtshaus Georg Brey
Georg Brey wurde unweit der Aidlinger Höhe geboren. Er erwarb 1818 die Brauerei Löwenbräu und brachte die Brauerei zur Blüte.
1827 verlegte er die Brauerei aus der Münchner Innenstadt in der Löwengrube in die Nymphenburger Straße.
Er war auch respektierter Vorsteher des Vereins der Münchner Bierbrauer. Namhafte Braumeister, wie Matthias Pschorr erhielten ihren Lehrbrief von Georg Brey.
Geburtshaus von Georg Brey – Brauherr Löwenbräu München.
Ich selbst bin ja kein Fan des Löwenbräu Biers. Gut, das dunkle Bier vielleicht. Der Volksmund sagt ja heutzutage auch manchmal Lätschnbräu. Das kommt von lätschert. Wenn etwas lätschert ist, meint der Bayer damit, dass es langweilig oder lasch ist. „As Helle is sauber lätschert, des Dunkle konnst scho dringa!“, würde ich jetzt oberhalb des Riegsees salopp im Dialekt zum Besten geben.
Auf die Aidlinger Höhe
Aber hier gibt’s jetzt ohnehin kein Bier. Und wir müssen noch die Aidlinger Höhe erklimmen. Also geht es erst mal aus Aidling raus und den nördlichen Hang hinauf – weg vom Riegsee. Viele Höhenmeter sind das heute nicht. Alpenvorland eben. Allerdings bleiben wir immer wieder stehen, um den Blick über den Riegsee und das Blaue Land zu genießen. Dahinter macht sich das Wettersteingebirge auf und daneben die Ammergauer Alpen.
Ein Austrags-oder Werkstatthäusl in Aidling.Blick zur Aidlinger Höhe. Links dahinter im Wald liegt der Burgstall Lichteneck.
Während wir so den Ausblick genießen, treten zwei Einheimische aus der Haustür. Wir sind im „Grüß Gott Land“. Also grüßen wir uns und Gott auch so. Wir lassen ihnen den Vortritt. Aber wenn ich gewusst hätte, dass die uns gleich die einzige Bank auf der Aidlinger Höhe vor der Nase wegschnappen, dann hätte ich die nicht so freundlich angegrinst. Tja, doof gelaufen. Also stehen wir erst mal rum, als wir auf dem „Gipfel“ ankommen. Was aber noch cooler ist, als der weite Blick über das Alpenvorland: Hier stand auf der Nordseite früher eine Burg.
Aidlinger Höhe & Burgstall
Burg Lichteneck (Lichtengg) wurde um 1250 von den Herren von Eschenlohe errichtet. Bereits um 1468 wurde die Burg als Burgruine bzw. Burgstall bezeichnet.
Anfang des 16. Jahrhunderts wurden die übrig gebliebenen Mauern abgebrochen und andernorts wieder verbaut.
Heute ist von der einstigen Burg keine Spur mehr zu sehen. Nur der ungefähre Standort kann von einem geschulten Auge erkannt werden.
Blick hinüber zur Aidlinger Höhe mit einladender Bank.
Gut, heute sieht man gar nichts mehr davon. Nur der Burgstall ist noch zu entdecken – im Dickicht … wenn man ganz genau hinsieht. Im 13. Jahrhundert residierten hier die Grafen von Lichtenegg und die Herren von Iffeldorf. Die Burg Lichtenegg/Lichteneck ist bereits im 15. Jahrhundert eine Ruine.
Auf der Aidlinger Höhe mit herrlichem Alpenblick.
Unser Rückweg führt uns Richtung Süden von der Aidlinger Höhe runter und dann wieder durch Aidling. Wir gehen an der Dorfkirche vorbei: Rokoko, aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Und damit keine Wehrkirche. Na ja, Burgenforscher sind eben immer auf der Lauer. Sie ist ausgezeichnet gepflegt und wirklich nicht zu übersehen.
Rokoko Kirche St. Georg
Die Pfarrkirche St. Georg wurde um 1749 errichtet. Damals war der Bauplatz noch außerhalb des Dorfes Aidling gelegen. Vor dem Bau der Kirche stand dort bereist eine Kapelle, die in St. Georg eingebaut wurde.
Bei Sanierungsarbeiten 1995 wurden am Turm und am Kirchenschiff aufwendige Architektur Malereien aus der Erbauungszeit entdeckt. Diese wurden vorsichtig rekonstruiert und konserviert.
Die Rokokokirche St. Georg in Aidling.
Rückweg mit Alpaka
In einem weiten Bogen geht es östlich um den Riegsee herum. Die Zielgerade führt uns dann über eine leichte Anhöhe im Blauen Land, mit Blick auf die Alpenkette. Bald sind wieder am Parkplatz in Riegsee angekommen. Wir machen aber vorher noch einen Abstecher auf ein Feld.
Abstieg von der Aidlinger Höhe.Herzogstand und Heimgarten. Davor eine Herde Alpakas.
Von hier ist der Blick ins Wettersteingebirge, zu den Ammergauer Alpen, hervorragend. Im Osten sehen wir die verschneite Benediktenwand, den Rabenkopf und den Jochberg. Hinter uns können wir die sanfte Erhebung der Aidlinger Höhe erkennen. Und schließlich vor uns auch eine Herde Alpakas. Alpakas? Ganz genau, und zwar direkt unter dem bekannten Duett Herzogstand und Heimgarten. Früher gab’s hier mal Kühe, denke ich mir im Stillen.
Fazit
Die Wanderung auf die Aidlinger Höhe ist eine leichte Tour im Blauen Land am Riegsee. Geeignet für jeden, der Kondition für 2 – 3 Stunden Spazierwandern hat. Weg und Gelände sind nicht anspruchsvoll, die wenigen Steigungen sind moderat.
Wir wandern auf der Tour zur Aidlinger Höhe im Vorgarten der bayerischen Alpen und werden mit einem sagenhaften Alpenpanorama verwöhnt. So wunderschön ist es im Alpenvorland im Süden der bayerischen Landeshauptstadt.
Wandern in Bayern
Meine schönsten Wanderungen: Leichte bis anspruchsvolle Touren auf Gipfel, an Seen, durch Wälder, zu Burgen, Schlösser & Stadtperlen uvm. In Bayerns vielfältiger Natur- & Kulturlandschaft.
Der Alex | Münchner, Wahl-Landsberger und schreibt seit 2012 auf dem Blog Luftschubser.de. Bergsteigen und Wandern, die Natur, Burgen, Land und Leute stehen bei ihm im Fokus. Sein Motto als Burgen-Enthusiast: Wo eine Burg ist, ist auch ein Weg! Daher unternimmt Alex am liebsten eine Wandertour von Burg zu Burg. Oder auch von Gipfel zu Gipfel! Zu „reisen“ in der Historie, Kultur und Natur seiner Heimat, das ist für ihn Lebenseinstellung und Notwendigkeit.