In den Zentralpyrenäen zählt die WanderungCirque de Gavarnie zu begehrtesten Touren, denn sie führt zu einem der spektakulärsten Naturschauspiele Europas.
Der Durchmesser dieser mächtigen Felskulisse des Weltkulturerbes beträgt rund 2 km. Durch die 1.500 m hoch aufragenden Felswände schneidet sich der ebenso bekannte Wasserfall von Gavarnie.
Die Wanderung Cirque de Gavarnie ist 11 km lang und dauert knapp 4 Stunden.
Wir starten in Gavarnie – Zentralpyrenäen. Man kann es einen richtig zünftigen Touri-Ort nennen: Zahlreiche Autos und Wohnmobile parken am Straßenrand, viele kleine Cafés locken mit Angeboten a la „Crêpes 2,50 €“, Souvenirstände am Straßenrand und einige wanderfreudige Menschen, die dieselbe Richtung ansteuern wie wir. Dennoch: Da die Ferienzeit vorbei ist, ist es erstaunlich ruhig auf den Straßen, Gavarnie wirkt etwas verschlafen. Uns soll es recht sein. Zügig gehen wir in Richtung des Cirque de Gavarnie.
Bereits von Weitem ist der Anblick ein wahres Wunderwerk, denn das Felsmassiv macht seinem Namen alle Ehre. Wie eine überdimensionierte Zirkusmanege türmen sich Felsformationen vor uns auf. Wow! Ein Fluss weißt uns den Weg. Allerdings entscheiden wir uns dagegen, wie die anderen Besucher unten im Tal entlang des Flussbetts zu gehen und wählen die Variante, die uns über einen Höhenweg durch den Cirque führt, Einblicke ins Gavarnie Tal inklusive.
Gesagt, getan. Wir nehmen kurzerhand den schmalen Pfad, der sogleich an Höhe gewinnt. Glücklicherweise haben wir vorher noch mal bei einem kleinen Fotoshooting beim Schafgatter Kräfte gesammelt. Der Pfad ist über leichten Schotter und einige Felsen begehbar und sogar am Anfang ausgeschildert. Das ist in Frankreich keine Selbstverständlichkeit, hier gelten andere Regeln als im alpinen Raum. Die Wege sind häufig durch Steinmännchen markiert, manchmal auch durch Wandermarkierungen.
In den Zentralpyrenäen werden wir ein gut ausgebautes Netzwerk an Wegweisern und Markierungen finden, als in den Alpen. Hier gibt es zum Glück stetige Rot-Weiß-Markierungen. Nach kurzem Anstieg halten wir kurz inne, um es uns – Zipp-Off Hosen sei Dank – etwas luftiger zu machen. Es ist ein wenig schwül hier. Bevor wir in einem Waldstück verschwinden, haben wir noch mal eine schönes Aussicht über das Tal und bemerken eine seltsamen kleinen Wolkennebel, der sich langsam um die Berge von Gavarnie in Richtung des Cirque schiebt. Wer jetzt richtig aufgepasst hat, weiß, was wir in dem Moment noch verdrängt haben: Das Wetter hat sich bereits auf den kommenden Umschwung vorbereitet.
Die rote Regenjacke hat ihre Vorteile im Nebel.Wanderweg im Nebel.Hotellerie du Cirque.
Als wir am höchsten Punkt unserer Tour angekommen sind, dem Plateau de Pailla, nimmt uns der Nebel, der mittlerweile das gesamte Tal ausgefüllt hat, auch in Beschlag. Keine Spur mehr von der guten Sicht ins Tal. Zeit, um wirklich unsere Regenjacken auszupacken. Die sind schön bunt, sodass wir uns im Nebel gegenseitig noch gut sehen können. Wir entschließen uns trotzdem weiterzugehen. Der Weg an sich hat auch einiges zu bieten: Ein schmaler Pfad, der linker Hand an großen Felswänden vorbeiführt. Teilweise müssen wir unter Felsen durchgehen, so weit haben sie den Weg fast überdacht. An der ein oder anderen Stelle entdecke ich Karabiner – scheint wohl auch kletterbar zu sein.
Der Cirque de Gavarnie in Wolken
Das ist etwas unheimlich, die ganze neblige Atmosphäre. Entgegen kommt uns auch keiner mehr, wir scheinen tatsächlich die einzigen zu sein, die hier noch unterwegs sind. Die Hotellerie des Cirques befindet sich vor dem Talkessel des Cirque de Gavarnie, sodass wir kurzerhand wieder absteigen müssen. Sieht etwas gespenstisch aus, so wie sie da steht. Im Nebel und dunkel. Wir entscheiden uns, die Hotellerie hinter uns zu lassen und den Weg in Richtung der Casquade anzutreten.
Infotafel zu den Wasserfällen.Warnhinweis: Schneebrücke.
Ich bin von der Idee nicht ganz überzeugt, immerhin hat es angefangen leicht aber beständig zu nieseln und der Nebel wird auch nicht weniger. Aber ich denke bei mir jetzt sind wir schonmal hier, dann können wir den Wasserfall auch noch mitnehmen. Hören können wir die Wassermassen ganz deutlich, nur sehen wir nichts. Der Weg wird unbeständiger, die Felsbrocken größer, bis wir einen kleinen Bach überqueren müssen – ein typisches Bild in den Zentralpyrenäen. Da ist äußerste Vorsicht geboten, die Felsen sind mittlerweile super rutschig.
Dann hören wir auf einmal Stimmen – ein Pärchen kommt uns entgegen, aus Richtung des Cirque de Gavarnie. Er meint, dass es hier aussehen, wie bei World of Warcraft. Das kenne ich zwar nicht so gut, kann mir aber in etwa vorstellen, was er meint. Wir quatschen kurz und mit der Gewissheit, dass wir doch gleich da sein müssten, setzen wir unsere Nebelwanderung fort. Nach ein paar weiteren Schritten finden wir uns auf einem recht ebenen, von Felsen durchzogenen Plateau wieder. Da wir aber weder das Felsmassiv des Cirques noch den Wasserfall entdecken können, auch sonst keine Fernsicht mehr haben, was uns das Orientieren kaum mehr möglich macht, entscheiden wir uns schließlich umzudrehen.
Cirque de Gavarnie
Einer der wohl bekanntesten Felsenkessel in den Zentralpyrenäen und beeindruckendes Naturspektakel, ist der Cirque de Gavarnie. Damit ist er auch eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Region.
Von der Felskante stürzt einer der höchsten Wasserfälle Europas über 420 Meter in die Tiefe. Seit 1997 steht der Cirque de Gavarnie auf der UNESCO Weltkulturerbe-Liste.
Blick entlang der Gave de Gavernie in den Felsenkessel.
Trotz der Einsamkeit haben wir tierische Wegbegleiter: An der Hotellerie wartet einen rabenschwarze Ziege auf uns und schaut, als würde sie sagen wollen: „Jetzt aber schnell“. Es regnet jetzt ordentlich und nachdem Alex sein GPS-Gerät mit frischen Batterien versorgt hat, geht es zügig weiter. Ein brauner Hund begleitet uns mittlerweile seit einem guten Stück. Und das, obwohl wir mittlerweile fast rennen. Denn der Regen wird stärker und was das Ganze noch schlimmer macht: Es blitzt und donnert. Wir sind mitten in einem Gewitter. Na großartig. Und was macht mein Holder: Hält an, dreht sich um, um Fotos zu schießen. Das geht nun wirklich zu weit, wie Alex dann auch einsieht und wieder im Renntempo neben mir herläuft.
Verregneter Rückweg nach Gavarnie.Blick zurück zum Cirque.
Die ersten Häuser kommen in Sicht und der Hund verlässt uns wieder, kurz nachdem er an der Steinbrück seine Marke gesetzt hat. Als wir in Gavarnie nass und ein wenig erschöpft, aber trotzdem fröhlich ankomme, reißt die Wolkendecke auf. Schlechtes Timing, würde ich sagen. Schade, gleich am ersten Tag aufgrund des Wetters das Ziel nicht erreicht. Zumindest haben wir an den Souvenirständen einige Postkarten gesehen, die uns einen Eindruck von der Landschaft geben konnten. Und witzigerweise gibts vom Wasserfall des Cirque de Gavarnie auch auf Youtube.
Fazit
Knapp 4 Stunden dauert die Wanderung vom Parkplatz in Gavarnie bis hinter das Hotel du Cirque und zurück. Bereits vom Hotel du Cirque soll der Blick in das Felsenrondell und zum Wasserfall fabelhaft sein – wenn die Sicht vorhanden ist.
Der Alex | Münchner, Wahl-Landsberger und schreibt seit 2012 auf dem Blog Luftschubser.de. Bergsteigen und Wandern, die Natur, Burgen, Land und Leute stehen bei ihm im Fokus. Sein Motto als Burgen-Enthusiast: Wo eine Burg ist, ist auch ein Weg! Daher unternimmt Alex am liebsten eine Wandertour von Burg zu Burg. Oder auch von Gipfel zu Gipfel! Zu „reisen“ in der Historie, Kultur und Natur seiner Heimat, das ist für ihn Lebenseinstellung und Notwendigkeit.