Zum Cirque de Gavarnie – Zentralpyrenäen Teil 1/10

In den Zentralpyrenäen zählt der Cirque de Gavarnie zu den bekanntesten Naturschauspielen. Dieser Felskessel liegt unweit der französischen Gemeine Gavarnie und damit im Grenzgebiet zu Spanien. Der Durchmesser dieser beeindruckenden Felskulisse beträgt rund 2 km.

Durch die 1.500 m hoch aufragenden Felswände schneidet sich der ebenso bekannte Wasserfall von Gavarnie. Der Cirque de Gavarnie wurde 1997 in die Weltkulturerbe-Liste aufgenommen. Touristisch erschlossen ist dieses imposante Naturschauspiel beinahe schon Pflichtprogramm.

Tourensteckbrief

  • Charakter:
    Wandern (T1)
  • Anforderung:
    Kondition
  • Start/Ziel:
    Parkplatz Gavarnie
  • Distanz: 11 km
  • Reine Gehzeit: 3:00 h
  • Höhenmeter: ↑ 750 m • ↓ 750 m
  • Einkehr/Übernachtung:
    Hotellerie du Cirque

Etappen & Gehzeiten

  • Hotellerie du Cirque (1:45 h)
  • Wasserfälle (2:00 h)
  • Hotellerie du Cirque (2:15 h)
  • Gavarnie (3:00 h)

Sehenswürdigkeiten

Wasserfälle Gavarnie

Start in Gavarnie

Wir starten in Gavarnie – Zentralpyrenäen. Man kann es einen richtig zünftigen Touri-Ort nennen: Zahlreiche Autos und Wohnmobile parken am Straßenrand, viele kleine Cafes locken mit Angeboten a la „Crepes 2,50 €“, Souvenirstände am Straßenrand und  einige wanderfreudige Menschen, die dieselbe Richtung ansteuern wie wir. Dennoch: Da die Ferienzeit vorbei ist, ist es erstaunlich ruhig auf den Straßen, Gavarnie wirkt irgendwie verschlafen. Uns soll es recht sein. Zügig gehen wir in Richtung des Cirque de Gavarnie. Bereits von weitem ist der Anblick ein wahres Wunderwerk, denn das Felsmassiv macht seinem Namen alle Ehre. Wie eine überdimensionierte Zirkusmanege türmen sich Felsformationen vor uns auf. Wow! Ein Fluss weißt uns den Weg. Allerdings entscheiden wir uns dagegen, wie die anderen Besucher unten im Tal entlang des Flussbetts zu gehen und wählen die Variante, die uns über einen Höhenweg durch den Cirque führt, Einblicke ins Garvanie Tal inklusive.

Gesagt, getan. Wir nehmen kurzerhand den schmalen Pfad, der sogleich an Höhe gewinnt. Glücklicherweise haben wir vorher nochmal bei einem kleinen Fotoshooting beim Schafgatter Kräfte gesammelt. Der Pfad ist über leichten Schotter und einige Felsen gut begehbar und sogar am Anfang ausgeschildert. Das ist in Frankreich keine Selbstverständlichkeit, hier gelten andere Regeln als im alpinen Raum. Die Wege sind häufig durch Steinmännchen markiert, manchmal auch durch Wandermarkierungen.

In den Zentralpyrenäen werden wir ein weitgreifendes Beschilderungsnetzwerk seltener finden, als in den Alpen. Hier gibt es zum Glück stetige Rot-Weiß-Markierungen. Nach kurzem Anstieg halten wir kurz inne, um es uns – Zipphosen sei Dank – etwas luftiger zu machen. Irgendwie ist das irre warm hier und auch ein bisschen schwül. Bevor wir in einem Waldstück verschwinden, haben wir noch mal eine schönes Aussicht über das Tal und bemerken eine seltsamen kleinen Wolkennebel, der sich langsam um die Berge von Gavarnie in Richtung des Cirques schiebt. Wer jetzt gut aufgepasst hat weiß, was wir in dem Moment noch verdrängt haben: Das Wetter hat sich bereits auf den kommenden Umschwung vorbereitet.

Als wir am höchsten Punkt unserer Tour angekommen sind, dem Plateau de Pailla, nimmt uns der Nebel, der mittlerweile das gesamte Tal ausgefüllt hat, auch in Beschlag. Keine Spur mehr von Talweitsicht. Zeit, um wirklich unsere Regenjacken auszupacken. Die sind schön bunt, so dass wir uns im Nebel gegenseitig noch gut sehen können. Wir entschließen uns trotzdem weiterzugehen. Der Weg an sich hat auch einiges zu bieten: Ein schmaler Pfad der linker Hand an großen Felswänden vorbeiführt. Teilweise müssen wir unter Felsen durchgehen, so weit haben sie den Weg quasi überdacht. An der ein oder anderen Stelle entdecke ich Karabiner – scheint wohl auch kletterbar zu sein.

Mehr als diese Tafel werden wir heute von der Grand Cascade nicht sehen. [Cirque de Gavarnie Zentralpyrenäen]
Mehr als diese Tafel werden wir heute von der Grand Cascade nicht sehen.

Cirque de Gavarnie in den Zentralpyrenäen

Ist schon etwas unheimlich, die ganze neblige Atmosphäre. Entgegen kommt uns auch keiner mehr, wir scheinen tatsächlich die einzigen zu sein, die hier noch unterwegs sind. Die Hotellerie des Cirques befindet sich vor dem Talkessel des Cirque de Gavarnie, so dass wir kurzerhand wieder absteigen müssen. Sieht irgendwie gespenstisch aus, so wie sie da steht. Im Nebel und dunkel. Wir entscheiden uns, die Hotellerie hinter uns zu lassen und den Weg in Richtung der Casquade anzutreten. Ich bin von der Idee nicht ganz überzeugt, immerhin hat es angefangen leicht aber beständig zu nieseln und der Nebel wird auch nicht weniger. Aber ich denke bei mir jetzt sind wir schonmal hier, dann können wir den Wasserfall auch noch mitnehmen. Hören können wir die Wassermassen ganz deutlich, nur sehen wir nichts. Der Weg wird unbeständiger, die Felsbrocken größer, bis wir einen kleinen Bach überqueren müssen – ein typisches Wanderwegebild in den Zentralpyrenäen. Da ist äußerste Vorsicht geboten, die Felsen sind mittlerweile super rutschig.

Dann hören wir auf einmal Stimmen – ein Pärchen kommt uns entgegen, aus Richtung des Cirque de Gavarnie. Er meint, dass es hier aussehen, wie bei World of Warcraft. Das kenne ich zwar nicht so gut, kann mir aber in etwa vorstellen was er meint. Wir quatschen kurz und mit der Gewissheit, dass wir doch gleich da sein müssten, setzen wir unsere Nebelwanderung fort. Nach ein paar weiteren Schritten finden wir uns auf einem recht ebenen von Felsen durchzogenen Plateau wieder. Da wir aber weder das Felsmassiv des Cirques noch den Wasserfall entdecken können, auch sonst keine Fernsicht mehr haben, was uns das Orientieren kaum mehr möglich macht, entscheiden wir uns schließlich umzudrehen.

Trotz der Einsamkeit haben wir tierische Wegbegleiter: An der Hotellerie wartet einen rabenschwarze Ziege auf uns und schaut, als würde sie sagen wollen: „Jetzt aber schnell“. Es regnet jetzt ordentlich und nachdem Alex sein GPS-Gerät mit frischen Batterien versorgt hat, geht es zügig weiter. Ein brauner Hund begleitet uns mittlerweile seit einem guten Stück. Und das obwohl wir mittlerweile fast rennen. Denn der Regen wird stärker und was das Ganze noch schlimmer macht: Es blitzt und donnert. Wir sind mitten in einem Gewitter. Na großartig. Und was macht mein Holder: Hält an, dreht sich um, um Fotos zu schießen. Das geht nun wirklich zu weit, wie Alex dann auch einsieht und wieder im Renntempo neben mir herläuft.

Die ersten Häuser kommen in Sicht und der Hund verlässt uns wieder, kurz nachdem er an der Steinbrück seine Marke gesetzt hat. Als wir in Gavarnie nass, erschöpft, aber trotzdem froh ankomme, reißt die Wolkendecke auf. Schlechtes Timing würd ich sagen. Schade, gleich am ersten Tag aufgrund des Wetters das Ziel nicht erreicht. Zumindest haben wir an den Souvenirständen einige Postkarten gesehen, die uns einen Eindruck von der Landschaft geben konnten. Und witzigerweise gibts vom Wasserfall des Cirque de Gavarnie auch Videos auf Youtube.

Bilder zur Tour