Auf den Pic de la Bernatoire – Zentralpryrenäen Teil 2/10

Der Pic de la Bernatoire ist über das Vallée de la Canau zu erreichen. Ein ruhiges Nebental in der Region um Gavarnie. Der Gipfel liegt auf dem Grenzverlauf zwischen Spanien und Frankreich in den Zentralpyrenäen. Die Tour selbst ist wenig begangen und lässt uns den Trubel, den von von Gavarnie kennt, schnell vergessen.

Wir steigen durch ein grünes und sanftes Tal hinauf zum Col de la Bernatoire und erreichen so auch gleich den Lac de la Bernatoire, ein runder Hochgebirgssee auf der spanischen Seite, über den man nicht nur hinab ins Valle de Bujaruelo gelangt, sondern auch den Gipfelanstieg auf den Pic de la Bernatoire, einen fabelhaften Aussichtsgipfel, beginnt.

Tourensteckbrief

  • Charakter:
    Bergwandern (T2)
  • Anforderung:
    Kondition, Trittsicherheit
  • Start/Ziel:
    Barrage d’Ossoue
  • Distanz: 11 km
  • Reine Gehzeit: 4:30 h
  • Höhenmeter: ↑ 785 m • ↓ 785 m
  • Einkehr/Übernachtung:
    keine

Etappen & Gehzeiten

  • Col de la Bernatoire (2:00 h)
  • Pic de la Bernatoire (2:35 h)
  • Col de la Bernatoire (2:55 h)
  • Barrage d’Ossoue (4:30 h)

Aufstieg zum Pic de la Bernatoire

Die Tour beginnt unterhalb des Staudamms an der Barrage d’Ossoue, einer kleinen Schutzhütte. Eine kleine Eisenbrücke ist zu überqueren und dann geht es hinauf zur Gave d’Ossoue. Von dort führt uns der Wegweiser, die gelben Kacheln, die uns Ziel und Gehdauer ausweisen, erst mal hinauf zur Cabane de Lourdes. Und da reißt nicht nur das erste mal die Wolkendecke auf, wir geraten in den Sog aus Kuh- und Schafsdung. Der ist hier überall. Und jetzt weiß ich auch, weshalb immer alle abraten, in den Pyrenäen unterhalb von 3.000 m aus Gebirgsbächen zu trinken. Wir setzen den Weg fort und treffen auch schon auf die ersten Murmeltiere. Sie wurden in den Pyrenäen erst 1948 wieder angesiedelt und sind nicht zu überhören und weil so zahlreich, auch nicht zu übersehen.

Nach dem nächsten steilen Anstieg treffen wir wieder auf Kühe und einen grimmigen Bullen. Ich setze meine unschuldigste Mine auf, als wir langsam den Bullen auf dessen rechter Seite passieren. Dabei halte ich mich schön zwischen Karo und dem riesen Vieh. Der weiß aber nichts mit uns anzufangen und wendet sich gelangweilt ab. Wir erreichen ein weiteres Plateau. Inzwischen wandern wir unter blauen Himmel. Hätte nicht gedacht, dass es heute noch mal so schön wird. Wir machen uns an den letzten Anstieg zum Col de la Bernatoire. Inzwischen kreisen über uns zwei, drei große Greifvögel. Während ich meinen Gedanken nachhänge, erreichen wir auch schon den Col de la Bernatoire und können zum ersten Mal auf die spanische Seite der Pyrenäen sehen. Unter uns im Kessel liegt der Lac de la Bernatoire (Ibón de Bernatuero), dahinter eine Gipfelmeer. Der See liegt bereits auf der spanischen Seite.

Greifvögel kreisen über uns. Es sind Gänsegeier. Ich zähle insgesamt zehn Stück. Sie ernähren sich in Europa ausschließlich vom Aas größerer (Nutz-)Tiere. Ich denke da sofort an das Kuhgerippe, dass wir beim Aufstieg gesehen hatten. Sie brüten und rasten auf steilen Felsklippen und entfernen sich bis zu 60 km von ihrer Kolonie, wenn sie sich auf Nahrungssuche befinden. Während der Jagd beobachten sie hauptsächlich. Suchen den Boden nach Aas ab oder beobachten andere Raubtiere am Boden. Ich frag mich, weshalb Sie dann immer wieder über uns kreisen, seit wir auf dem Pass sind?

Vom Pass aus beginnen wir den Anstieg nach rechts, auf den Pic de la Bernatoire. Der Weg führt uns bald überwiegend durch Schiefergesteinsfelder, steil bergan. Das Gestein ragt teils sehr scharfkantig aus dem Boden und ist mit grünen Moosflechten überzogen. Es bleibt uns bis zum Gipfel erhalten. Das der tatsächlich nur aus Schiefer zu bestehen scheint, fällt uns nur beiläufig auf, die Aussicht – ein Wahnsinns Rundumpanorama –  nimmt uns hier oben auf über 2.500 m förmlich gefangen.

Gipfelbild auf dem Pic de la Bernatoire. [Pic de la Bernatoire - Zentralpyrenäen]
Gipfelbild auf dem Pic de la Bernatoire.

Picknick in den Zentralpyrenäen

Wir können uns nicht satt sehen. Der Wind pfeift uns um die Nase und uns bietet sich ein Bild unzähliger Gipfel, nahe und ferne, in Wolkenfetzen gehüllt oder völlig frei in den blauen Himmel ragend. Aber „satt“ ist das Stichwort. Wir steigen langsam wieder zum Pass hinunter, suchen uns dort ein windgeschütztes Plätzchen mit Blick zur spanischen Seite und auf den kleinen See. Zeit für eine Jausen: Es gibt Gemüserisotto. Das Wasser kocht schnell und das Risotto von Travellunch zieht gut durch. Es schmeckt uns super: Bisserl Pfeffer und Salz drauf – yummi. Hochgebirgs-Picknick, dabei immer noch die viele Gipfel vor der Nase und keine Menschenseele um uns herum. Danach strecken wir unsere Bäuche in die Sonne und dösen ein bisschen. Die Geier kreisen immer wieder über uns. Schließlich machen wir uns wieder auf den Rückweg und treffen das erste mal auf Wanderer, die den Pass erklimmen.

Wir nehmen denselben Weg, den wir auch gekommen sind. Bergab geht’s ja schneller und das nutze ich aus, um ein paar Fotostopps einzulegen. Als wir dann wieder an der Cabane de Lourdes vorüber kommen, ziehen von Spanien Wolken auf. Auch von Westen her kommt es dunkel. Es ist so ca. 16:00 Uhr und genau wie gestern, kommt wohl wieder ein Wetterchen? Hoffe das wird nicht zur Regel. Wir sind gut unterwegs und bald wieder am Stausee Gave d’Ossoue. Treffen dort auf zwei Hiker: Der eine steigt gerade nackt aus dem eiskalten See, der andere fängt auch schon an, mit uns zu quatschen … oder war ich das?

Die beiden machen eine 11-Tages-Tour entlang des Pyrenäen Kamms von West nach Ost und biwakieren hier heute Nacht. Bei dem Wetter? Aber sie haben ja gleich gegenüber die Schutzhütte Barrage d’Ossoue. Nach einem kurzen Gespräch machen wir uns auf zum Parkplatz. Das Auto steht noch da, das Wetter hat gehalten und gegenüber sitzt eine Gruppe Gänsegeier im felsigen Hang. Haben die auf uns gewartet??? Nein, wir scheinen ihnen noch zu lebendig zu sein und sie fliegen weg. Wir dagegen müssen auf der Schotterpiste wieder zurückfahren. Das schaffen wir auch, überwinden auch noch eine große Herde Schafe, die die schmale Teerstraße besiedeln und kommen bald in unserem Basecamp an.

Bilder zur Tour

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Brèche de Roland – Zentralpyrenäen Teil 3/10

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