Pfahlbauten Bodensee - Stege und Häuser im See

Von Meersburg zu den Pfahlbauten Bodensee

Meersburg ist ein bekanntes Städtchen am Nordufer des Bodensees. Von dort wandern wir heute zu den Pfahlbauten Bodensee entlang des Seeufers, um den Siedlern der Stein- und Bronzezeit im Freilichtmuseum einen Besuch abzustatten.

Die Wanderung verspricht Burgen-Historie in Meersburg, Natur entlang des Bodensees und spannende Einblicke in das Leben der Menschen, die von 2200 bis 800 v. Chr. gelebt haben. Die Tour zu den Pfahlbauten Bodensee ist leicht und eignet sich daher für jeden, der Spaß an moderaten Kultur- und Geschichtswanderungen hat.

Die Wanderung zu den Pfahlbauten Bodensee ist 12 km lang und dauert 3,5 Stunden.

30. Mai 2016 von Alex

Tourensteckbrief


Strecke: 12 km

Gehzeit: 3:15 h (ohne Pausen)

Aufstieg: 250 HM

Abstieg: 250 HM


Start & Ziel

Bismarckplatz/Fährhafen Meersburg

Anfahrt Bahn/Bus: Öffentlich: Mit der Bahn nach Friedrichshafen. Von dort mit den Bus-Linien 100, 7394, 7395 nach Meersburg. 🔗Busse Bodensee

Anfahrt Auto: Über die B33 und B31 geht es nach Meersburg. In Meersburg der Stettner Str. zur Autofähre folgen. Parkplatz „Fähre Meersburg“.🔗Routenplaner


Gastronomie & Unterkunft

Gastronomie auf Tour:
– Restaurants & Cafés a.d. Seepromenade in Meersburg
Schilfhütte auf dem Rückweg
– Cafés an der Strandpromenade Unteruhldingen (Pfahlbauten)


Etappen und Gehzeiten

Hinweg

Bismarckplatz Burg Meersburg0:10h
Burg Meersburg Gehautobel0:40h
(0:50h)
Gehautobel Pfahlbauten Bodensee1:10h
(2:00h)

Rückweg

Pfahlbauten Bodensee Schilfhütte0:15h
(2:125h)
Schilfhütte Bismarckplatz1:00h
(3:15h)

anforderungen

Schwierigkeit: Wandern – T1
Anforderungen: Stufe 1
Weg: Stufe 1
Gelände: Stufe 1
Gefahren: Stufe 1

Wegarten

Wanderweg: 1 km
8%
Feldweg/Forststraße: 6 km
50%
Asphalt/Straße: 5 km
42%

Wanderung Pfahlbauten Bodensee

Zur Burg in Meersburg

Die Tour startet am Bismarckplatz, führt entlang der Seepromenade in Meersburg am Bodensee entlang. Die Promenade führt vom Bismarckplatz entlang der ganzen Unterstadt. Am Ende treffen wir auf den Hafen von Meersburg und gehen hier nach links weg, hinein in die Unterstadt, die bis ins 13. Jahrhundert eine eigene kleine Siedlung war.

Von dort nehmen wir eine Treppe hinauf in die Oberstadt und passieren die alte Schlossmühle, die aus dem 17. Jahrhundert stammt und bis 1952 in Betrieb war. Die Raithermühle besitzt mit seinem Mühlrad, das im Durchmesser 7,80 m misst, eines der größten Wasserräder Mitteleuropas. Der Weg zur Burg und zum Neuen Schloss von Meersburg führt um die alte Fachwerkmühle herum und mündet im kleinen Schlossplatz, der zwischen beiden Anlagen liegt.

Die Gründung der Burg Meersburg (Altes Schloss) geht auf die Merowinger zurück. Mitte des 7. Jahrhunderts soll an der Stelle bereits der Dagobertturm gestanden haben, eine kleine Burg des Merowingerkönigs Dagobert I. Die Merowinger kontrollierten an dieser Stelle den Fährübergang nach Konstanz und die wichtige Handelsstraße nach Rätien.

Burg Meersburg

Der Merowingerkönig Dagobert I. soll um 628 die Burg auf einem steil aufragenden Sporn über dem Bodensee gegründet haben. 1137 wird die Burg das erste Mal in einer Urkunde erwähnt.

Bis 1803 war die Burg Sitz von 44 von Konstanzer Bischöfen. Die Burg beherbergte namhafte Besucher wie die Gebrüder Grimm und Annette von Droste-Hülshoff, die auf der Burg starb.

Die Burg kann heute kostenpflichtig besichtigt werden:
🔗Webseite Burg Meersburg.

Pfahlbauten Bodensee - Zugang Burg Meersburg
Zugang zur Burg Meersburg über die Brücke.

Damit zählt die Burg Meersburg auch zu den ältesten (bewohnten) Burgen Deutschlands. Auch, wenn von dieser ersten Anlage heute keine Bausubstanz mehr feststellbar ist. Die Burg thront zudem auf einem felsigen Bergsporn, der zum See hin steil abfällt – sehr beeindruckend!

Das Neue Schloss in Meersburg wurde 1712 fertiggestellt – in unmittelbarer Nachbarschaft zur Burg Meersburg. Es diente bis zur Aufhebung des Bistums Konstanz im Jahr 1803 seinen Fürstbischöfen als Residenz, die zuvor in der Burg Meersburg residierten. Vom kleinen Schlossplatz gelangt man über eine Treppe in den Schlossgarten, der dem See zugewandt ist. Ein wirklich wundervoller Aussichtspunkt!

Neues Schloss Meersburg

Der Bau des Neuen Schlosses wurde 1710 begonnen und erst um 1762 abgeschlossen. Es wurde als fürstbischöfliche Residenz errichtet und ist in seiner Innengestaltung aufwendig und reich an Fresken und Stuck.

Bis 1803 weilten 44 Bischöfe in diesem Schloss. Im weiteren Verlauf des 19. Jhdts. wurde dort ein Amtsgefängnis, eine Seemannsschule und später eine Taubstummenanstalt eingerichtet.

Pfahlbauten Bodensee - Neues Schloss Meersburg
Im Schlossgarten des Neuen Schlosses von Meersburg.

Heute finden im Schloss Konzerte statt, man kann eine Führung durch das Schloss machen und das Museum und Café besuchen. 🔗Webseite Neues Schloss Meersburg.

Die Stadt Meersburg selbst ist zu Beginn als Siedlung an der alten Burg gewachsen: die heutige Oberstadt. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde eine kleine Siedlung unterhalb der Burg ausgebaut und entwickelte sich unter den Konstanzer Bischöfen zur Unterstadt: mit Marktplatz und Getreidespeicher.

Meersburg wurde fürstbischöflichen Residenzstadt und blühte auf. Aus den vergangenen Jahrhunderten ist eine wunderschöne Fachwerkstadt hervorgegangen. Das lässt uns anfangs gar nicht los. Aber wir wollen heute ja noch zu den Pfahlbauten und dahin machen wir uns jetzt auch auf den Weg.

Zum Gehautobel

Wir verlassen die Oberstadt von Meersburg über den Marktplatz und gehen entlang der Kirchenstraße vom Kirchplatz Richtung Westen. Dort schlüpfen wir durch die Fußgängerunterführung und wählen den unteren Waldwanderweg (weiß-grün-weiße Markierung). Er führt uns anfangs durch Weinberge hoch über dem Bodensee.

Zu Meersburg wird eine Weinanbaufläche von ungefähr 120 Hektar gerechnet. Jährlich sollen dabei ca. 1 Million Liter Wein erzeugt werden. Zu den bedeutendsten Rebsorten Meersburgs zählen Müller-Thurgau, Spätburgunder und auch der Weißburgunder.

Im April sieht man allerdings nur leere Rebstöcke. Der Blick vom Weinberg über den See und zurück zur Burg kann dabei überhaupt nicht versäumt werden. Bei guter Sicht würden wir jetzt im Süden die Schweizer Bergwelt erspähen können. Dazu ist es allerdings ein wenig zu bewölkt und so gehen wir bis ans Ende des Himmelbergweges, der hier oberhalb der Reben verläuft.

Im weiteren Verlauf führt uns der Wanderweg an einem Aussichtspunkt mit Panoramakarte vorbei, durch die letzten Ausläufer eines Meersburger Wohnviertels und entlang des Glaserhäuslewegs, der uns bald in den Frühlingswald leitet. Wir laufen nun knapp eine Stunde und treffen im Spitalwald Lichtengehau auf den sog. Gehautobel. Stege und Brücken führen hier am und über den kleinen Wasserfall entlang.

Gehautobel am Ramsbach

Im Spitalwald bei Meersburg findet sich dieser schluchtartige Taleinschnitt, durch den der Ramsbach, bisweilen in kleinen Kaskaden. fließt.

Der Gehautobel (Molasseschlucht) ist ein Relikt aus der letzten Eiszeit vor ca. 18.000 Jahren. Er ging aus dem Rheingletscher hervor, der sich hier zum Ende der Eiszeit zurückzog.

Pfahlbauten Bodensee - Stege im Gehautobel
Im Gehautobel führen Brücken und Stege durch die Schlucht.

Später lösen wir uns von dieser spannenden Abwechslung und laufen weiter im Wald entlang der Uferlinie des Bodensees, der allerdings ein Stück unter uns liegt. Die ersten Ausläufer von Unteruhldingen begrüßen uns bald, doch wir lassen die Wohnhäuser links liegen und wandern immer weiter im Wald, der ein frisches Kleid aus Frühlingsgrün trägt.

Wir erreichen Unteruhldingen. Hier werden wir das Museum der Pfahlbauten Bodensee besuchen. Bis dahin laufen wir eine Weile durch ein ruhiges Wohngebiet, bis wir in einem Knick auf die Hauptstraße treffen. Wir halten zielstrebig auf den Hafen zu. Nach knapp zwei Stunden Wanderung haben wir Hunger und wählen eine der vielen Bänke am kleinen Hafen aus. Die sind Mitte April alle noch unbesetzt. So früh im Jahr ist es eben ruhig am Bodensee.

Wir sitzen aber nicht lange allein auf der Bank, denn rasch nähert sich ein Entenpärchen, das in unserem Rucksack wohl ein paar Leckerbissen vermutet. Wir geben ihnen natürlich ein paar Krumen ab, wobei Herr Erpel überwiegend den Kürzeren zieht, weil seine Herzdame ihm fast alles wegschnappt.

Pfahlbauten Bodensee und der Zeppelin

Ein paar Minuten später erreichen wir die Pfahlbauten Bodensee. Das Besucherzentrum des Museums gibt einen sehr spannenden Einblick in die hiesige Forschungsarbeit. Wir durchlaufen nacheinander drei Stationen, die eine ausgezeichnete Zusammenfassung wiedergeben: das Archaeorama!

Danach werden wir durch die rekonstruierten Pfahlbauten geführt, die das Leben am Bodensee und anderen Seen während der Stein- und Bronzezeit verdeutlichen. Alltagsgegenstände, Schmuck, Waffen und Zusammenleben der Dorfbewohner der Pfahlbauten Bodensee, werden hier hervorragend dargestellt und erklärt.

Pahlbauten Bodensee

Bereits 1922 wurde der Verein Pfahlbau- und Heimatkunde e. V. und das Pfahlbaumuseum gegründet. 1934 wurde es erweitert.

Den Krieg übersteht das Freilichtmuseum gut. Im Mai 1954 wurde das Forschungsinstitut gegründet und das Museum aufgestockt. Träger ist der Verein Pfahlbau- und Heimatkunde e. V.

2008 zählten die Pfahlbauten Bodensee den 12 Millionsten Besucher im Freilichtmuseum. Grund genug, dass das Museum stetig erweitert wurde.

Pfahlbauten Bodensee - Häuser aus der Bronzezeit
Das Pfahlbautendorf aus der Bronzezeit.

Heute sind viele Projekte dort beheimatet, die sich u. a. mit der experimentellen Archäologie zur Stein- und Bronzezeit beschäftigen. 🔗Webseite Pfahlbauten Bodensee

Die ersten Rekonstruktionen des Museums für Pfahlbauten wurden hier bereits um 1927 aufgebaut. Besonders gut gefällt uns, dass wir nach der Führung selbst die Pfahlbautendörfer, die alle mit Stegen verbunden sind, erkunden dürfen – frei Schnauze.

Den Blick nach oben gerichtet, bemerken wir einen Zeppelin, der uns scheinbar zum Abschied ein Stück begleiten will. Diese kleine Ausgabe eines Luftschiffes hat bedeutende Ahnen und deren Ursprung findet sich u. a. am Bodensee in Friedrichshafen. Ferdinand Graf von Zeppelin erhielt im Jahr 1898 das Patent auf seinen Entwurf des Starrluftschiffes. Es war aber nicht Graf Zeppelin, der das erste Luftschiff der Welt gebaut hatte. Das erste Starrluftschiff, das je gebaut wurde, wird dem Ungarn David Schwarz zugesprochen.

Allerdings war es Zeppelin, der dieses Verkehrsmittel berühmt machte. Sein erstes Luftschiff LZ 1 wurde 1899 auf einer schwimmenden Montageinsel in der Manzeller Bucht bei Friedrichshafen gebaut und stieg am 2. Juli 1900 in die Luft. Rund 12.000 Schaulustige verfolgten dieses besondere Ereignis. Leider musste LZ 1 nach 18 Minuten notwassern. 

Auch weitere Luftschiffe – L Z 2 – 4 – teilten dieses Schicksal und mussten jedes Mal notlanden. In den Folgejahren wurden die Luftschiffe weiterentwickelt, hielten Einzug in die Personenbeförderung – die zivile Luftschifffahrt ab 1908 – und fanden im Deutschen Militär einen sehr interessierten Abnehmer.

Die deutsche Militärführung setzte Luftschiffe im Ersten Weltkrieg als Kriegsluftschiffe ein. Die Bilanz der Kriegsluftschiffe, je nach dem unter welchem Fokus man diese sehen will, war in keinem Fall eine gute. Die Technologie jedoch galt als Spitzentechnologie.

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erfuhr die Luftschifffahrt eine Blüte. Das bekannteste Luftschiff war wohl die Hindenburg – LZ 129. Gefüllt mit hochentzündlichem Wasserstoff, kam es bei Lakehurst (US-Bundesstaat New Jersey) zur Katastrophe, als der vollbesetzte Zeppelin in Flammen aufging. Als Grund wurde eine beschädigte Wasserstoffzelle vermutet. Dieser Vorfall läutete das Ende der Luftschifffahrt ein.

Der Zeppelin, der gerade über unseren Köpfen kreist, stammt aus der Neubelebung der Luftschifffahrt. 1993 wurde die Luftschifffahrtstechnik GmbH in Friedrichshafen gegründet. 1997 stieg der erste neue Zeppelin NT in die Lüfte. Derzeit werden davon vier Modelle betrieben. Unser Zeppelin NT dreht ab und wir laufen weiter Richtung Meersburg.

Rückweg nach Meersburg

Während des Rückwegs von den Pfahlbauten Bodensee machen wir ein paar Abstecher an das Ufer des Bodensees und lassen die Blicke ans andere Ufer, Richtung Schweiz schweifen. Im Südosten sehen wir die Ausläufer der Schweizer Alpen, die leicht in Wolken gehüllt sind, jetzt doch noch. Der Bodensee Fährbetrieb zwischen Konstanz und Meersburg wurde erstmals im September 1928 aufgenommen. Die erste Fähre trug auch gleich den Namen Konstanz und wurde erst im Jahr 1963 ausgemustert. Heute wird sie als restauriertes Schiff für Sonderfahrten genutzt.

Bis 1939 fuhren bereits drei Fähren über den Bodensee. Während des Zweiten Weltkriegs war der Fährbetrieb stark eingeschränkt. Es gab nur eine Fähre. Ab den 1950er-Jahren erhöhte man den Bestand an Fähren und die Fährhäfen von Meersburg und Konstanz baute man aus. Heute sind sechs Schiffe in Betrieb. 

Unsere Tour Pfahlbauten Bodensee führt uns an ihrem Ende direkt an den Fährhafen von Meersburg vorbei. Es ist interessant, ein wenig am Ufer zu stehen und den Fährbetrieb zu beobachten. Schließlich erreichen wir nach wenigen Minuten den Bismarckplatz in Meersburg. Ein paar Schritte weiter steht man wieder an der Seepromenade am Bodensee. Kaffee und Kuchen, ein Eis oder doch ein ordentliches Essen? Hier findet ihr alles, was euer Herz begehrt.

Fazit

Das ist eine abwechslungsreiche, spannende und auch leicht zu bewältigende Wanderung zu den Pfahlbauten Bodensee, die für Anfänger und Spaziergänger mit guter Kondition geeignet ist.

Abwechslung bringt die schöne Aussicht über den Bodensee und die spannenden Anlaufpunkte Burg und Schloss in Meersburg, die beeindruckende Kulisse des Gehautobels und natürlich das Museum der Pfahlbauten Bodensee.

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