Auf den Seebergkopf im Mangfallgebirge

Bayrischzell ist ein bekannter Ort im Mangfallgebirge. Luftkurort, Ausgangspunkt für Touren auf bekannte Berge wie den Wendelstein und den Seebergkopf. Es liegt am Sudelfeld, einem Wintersportgebiet mit 19 Liftanlagen. Um nur ein paar Highlights von Bayrischzell zu nennen.

Die Bergwanderung auf den Seebergkopf bietet ein tolles Bergpanorama auf die Nachbargipfel wie den Wendelstein, die Rotwand und die Auerspitze, die Traithengruppe und dann das enge Ursprungtal am Fuße des Mangfallgebirges.

Tourensteckbrief

  • Charakter:
    Bergwandern (T2)
  • Anforderung:
    Kondition, Trittsicherheit
  • Start/Ziel:
    Parkplatz Schönberg (Bayrischzell)
  • Distanz: 11,5 km
  • Reine Gehzeit: 4:30 h
  • Höhenmeter: ↑ 850 m • ↓ 850 m
  • Einkehr/Übernachtung:
    Unterwegs keine • In Bayrischzell

Etappen & Gehzeiten

  • Neuhütte (1:20 h)
  • Seebergalm (1:50 h)
  • Gipfel Seebergkopf (2:30 h)
  • Neuhütte (3:40 h)
  • Wanderparkplatz (4:30 h)

Von Bären und Schweinehunden

Im Juni 2006 wurde im Gemeindegebiet von Bayrischzell – nicht weit weg vom Seebergkopf – der „Problembär“ Bruno, von den Behörden auch liebevoll JJ1 genannt, von zwei Jägern und einem Polizisten gestellt. Bruno war damals illegal nach Bayern eingewandert. Er stammt aus dem Gebiet der Brentadolomiten – Molvenosee. Seine Reise durch Italien und Tirol verlief relativ problemlos. In Bayern angekommen, wurde er schnell zur Fahndung ausgeschrieben. Ich glaube, Erregung öffentlichen Ärgernisses, Pöbeleien und Mundraub wurden ihm zur Last gelegt. Tja, Bruno: In Bayern herrschen noch Zucht und Ordnung. War Dir das nicht klar? Den Seebergkopf hat er nie erklimmen können. Das Mangfallgebirge musste vor dem Bären beschützt werden!

Heute hat Bruno sein Zuhause in München, im Schloss Nymphenburg. Respekt: Weit hat er es bei uns gebracht! Ihr könnt ihn im Nordteil des Schlosses besuchen. Er hat einen Job im Museum der Staatlichen Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns bekommen: Honigdieb. Sprecht ihn aber bitte nicht auf seine klischeehafte Tätigkeit und den verstörten Gesichtsausdruck an. Das hat er nicht so gerne, der Bruno. Ihr würdet bestimmt nach einem Lungenschuss aus 150 m Distanz auch doof aus der Wäsche gucken, oder?

Geht mir auch manchmal so, mit dem komischen Geschaue. Heute fallen mir die ersten 30 Minuten des Anstiegs auf den Seebergkopf ein wenig schwer. Der innere Schweinehund lacht mich aus, weil er weiß, dass ich eine kurze Nacht hatte. Zum Glück sind Yasmin und Oli mit von der Partie. Gemeinsam geht es immer viel leichter, finde ich. Und so sind die ersten Höhenmeter schnell geschafft. Wir nutzen eine lange Holzbank für ein kleines, zweites Frühstück und genießen den Blick zum Wendelstein. Auf der Bank sitzt bereits eine Gipfelstürmerin, dreht sich einen Lungentorpedo und zieht ihn durch. Auf dem Rückweg vom Seebergkopf sehe ich dann den Kippenrest am Boden, vor der Bank liegen, an dem Platz wo die Dame saß. Fragt mal Oli: Ich hab sicher zehn Minuten wie ein Rohrspatz geschimpft. Das macht sie sicher nicht zuhause auf ihrem Teppich, aber hier im Mangfallgebirge schon. Da haben wir’s: Die Wertigkeit Natur vs. heimischer Teppich … *grmpf*!

Blick zurück über die Neuhütte zum Kleinen und Großen Traithen. | Seebergkopf im Mangfallgebirge
Blick zurück über die Neuhütte zum Kleinen und Großen Traithen.

Auf dem Seebergkopf im Mangfallgebirge

Wir treten aus dem Wald und wandern auf einem schmalen Pfad Richtung Neuhütte. Auf dem Plateau auf dem die Hütte steht, hat man einen direkten Blick ins Ursprungstal und über ein paar Nachbargipfel des Mangfallgebirges. Das ist hier in optimaler Platz für eine Zwischenrast. Da es von hier nicht mal mehr eine Stunde bis zum Seebergkopf ist, geht es aber weiter. Die nächste Etappe führt uns zur Seebergalm. Über einen schmalen Pfad, teils in offenem Gelände, teils durch Wald, steigen wir bergauf. Solche märchenhafte Pfade mag ich besonders gerne! Auf dem Weg haben wir auch einen guten Blick ins Rotwandgebiet. Schließlich erreichen die Seebergalm. Dort stehen zwei Hütten, an denen wir kurz eine zweite Rast einlegen und an der der Hauswand sitzend die Sonne und den Ausblick genießen.

Von der Seebergalm ist es nicht mehr weit zum Gipfel. Wir umrunden den Seebergkopf zur Ostseite hin und steigen zum Gipfel hinauf. Die letzten Höhenmeter führen nahe an einer Felskante entlang und wir haben damit einen guten Blick zum Wendelstein und auf die Dächer von Bayrischzell unter uns. Die wenigen Schneereste machen den Gipfelsturm ein wenig rutschig. Allerdings ist auf dem Gipfel nicht mehr so viel von der weißen Pracht übrig. Vom Gipfelkreuz haben wir jetzt einen weiten Blick über die Kette der Wendelsteingruppe: Vom Breitenstein im Westen, bis hinüber ins Sudelfeld. Und auf Bayrischzell hinab, dass wie ein Spielzeugdorf wirkt.

Eigentlich ist der Seebergkopf gar nicht so hoch. Aber wir stehen jetzt schon ca. 750 m höher als Bayrischzell, als sich der Hunger mit einigem Nachdruck meldet. Ein gemütliches Plätzchen ist schnell gefunden und dann schmausen wir ein wenig. Lassen dabei den Blick auf das Mangfallgebirge um uns herumg schweifen: Die Rotwand, die Auerspitze und der Dürrmiesing fallen uns ins Auge. Schließlich legen wir uns mit vollem Bauch in die Sonne und dösen ein bisserl vor uns hin. Es ist so herrlich frühlingshaft und ruhig hier oben.

Blick vom Seebergkopf auf Bayrischzell und zum Wendelstein und Wildalpjoch. | Seebergkopf im Mangfallgebirge
Blick vom Seebergkopf auf Bayrischzell und zum Wendelstein und Wildalpjoch.

Dem Sonnenuntergang ein Schnippchen geschlagen

Ich halt das Stillhalten nicht länger als 10 Minuten aus und laufe auf dem Gipfel ein wenig umher. Knipse ein paar Fotos. Bald ist es Zeit, dass wir uns wieder auf den Rückweg vom Seebergkopf machen. Der führt uns nun oberhalb der Seebergalm vorbei, weiter Richtung Niederhofalm. Mein Plan ist, den Seeberg westseitig zu umrunden, damit wir ordentlich Strecke machen. Der Plan des Sonnenuntergangs ist eher ein anderer. Der meint nämlich, er wäre schneller als wir. Und Oli’s Plan steht ihm ins Gesicht geschrieben: Er will irgendwann heil unter ankommen – im Hellen. Also gehen wir über den Bayrischzeller Höhenweg wieder Richtung Neuhütte. Bergauf.

Als wir das geschafft haben, läuft es wieder wie von alleine. Ich liebe das: Die Sonne steht tief, taucht das Mangfallgebirge noch mal in ein leicht goldenes, warmes Licht und ich laufe mit wehendem Haar den Berg hinunter. Gut, das mit dem wehenden Haar stimmt vielleicht nicht so ganz. Hab ja immer mein Tornados-Cap auf. Der Rest aber schon. Und weil es so zügig abwärts geht, schlagen wir dem Sonnenuntergang ein Schnippchen. Denn wir sind wesentlich früher in Bayrischzell am Auto, als die Sonne hinterm Horizont verschwinden kann.

Warum ich diese Tour im Mangfallgebirge wieder machen würde? Ich liebe solche Pfade, wie wir sie auf den Seebergkopf gegangen sind. Teils Höhenweg als Hangquerung, mit tollem Panorama, teils märchenhafter Waldpfad. Das Gipfelplateau bietet auch schön Platz, um sich dort lang zu machen und die Umgebung in Ruhe zu genießen. Beim nächsten mal würde ich  wieder von Bayrischzell starten und den Rückweg dann über die Niederhofalm, am Steilen- und Alpbach entlang, zur Leitzach hin wählen. Das Flüsschen führt dann zurück nach Bayrischzell.

Bilder zur Tour