Der Klagenfurter Jubiläumsweg zählt zu den anspruchsvollen und selten begangenen Höhenwegen der Ostalpen. Er verläuft entlang der Grenze zwischen Salzburg und Kärnten in Österreich, vom Glocknerhaus bis zum Hohen Sonnblick und liegt mitten im Nationalpark Hohe Tauern.
Anspruchsvoll ist diese Tour am Klagenfurter Jubiläumsweg, weil auf 30 Kilometern u. a. acht 3.000er-Gipfel in hochalpinen Gelände erklommen werden.
Über steile Pfade und Steige, auf Kletterpassagen im I. und II. Schwierigkeitsgrad und auf einer Gletscherquerung verläuft das große Bergabenteuer.
Die Tour über den Klagenfurter Jubiläumsweg ist 30 km lang und dauert ca. 14,5 Stunden an 3 Tagen.
Tourensteckbrief
Strecke: 30 km
Gehzeit: 14:30
h (ohne Pausen)
Aufstieg: 2.100 HM
Abstieg: 2.500 HM
Start & Ziel
Start: Glocknerhaus
Ziel: Parkplatz an der Handelsbrücke
Anfahrt Bahn/Bus: Mit der Bahn über Bahnhof Lienz, Zell am See, Bruck-Fusch, Spittal a. d. Drau. Postbus Linie 5108: Bushaltestelle Spittal a. d. Drau oder Heiligenblut bis zum Glocknerhaus. 🔗Reiseauskunft Postbus
Anfahrt Auto: Über die A8 bis zur Ausfahrt Holzkirchen. Der B318 folgen bis Gmund. Danach der B307 entlang des Ostufers des Tegernsees folgen. Nach dem Ort Tegernsee beim Schwaighof in die Riedersteinstraße abbiegen und bis zum Parkplatz fahren 🔗Routenplaner
Etappen und Gehzeiten
Tag 1 – Glocknerhaus → Hochtor:
Tag 2 – Hochtor → Otto-Umlauft-Biwak:
Strecke: 8,5 km
Gehzeit: 4:00 h (ohne Pausen)
Gastronomie auf Tour:
keine
Tag 3 – Otto-Umlauft-Biwak → Alter Pocher:
Aufstieg: 340 HM
Abstieg: 1.560 HM
Tourenanforderungen
Wegarten
Glocknerhaus bis Hochtor – Tag 1
Angelegt wurde dieser alpine Höhenweg im Jahr 1972, zum 100. Jubiläum der Alpenvereinssektion Klagenfurt. Otto Umlauft, seit 1956 Sektionsobmann, der sich bereits bei vielen anderen Sektionsprojekten verdient gemacht hatte, konstruierte zudem eine Biwakschachtel und ließ diese am 12.10.1973 per Hubschrauber auf 2.986 m in der Krumlkeesscharte montieren. Die Alpensektion benannte die Biwakschachtel auf dem Klagenfurter Jubiläumsweg nach ihrem Konstrukteur: Otto-Umlauft-Biwak.
Aufstieg zum Spielmann
Im April 2016 besuchte ich die Buchvorstellung Wilde Hütten von Mountain Wilderness Deutschland. Eine sehr humorvolle und unkonventionelle Buchvorstellung im Patagonia-Laden in München-Schwabing. Als Michael Pröttel dann das Otto-Umlauft-Biwak und den Klagenfurter Jubiläumsweg in Wort und Bild vorstellte, fixierte sich mein Blick plötzlich auf die Leinwand, alles um mich herum war mit einem Schlag völlig ausgeblendet.
In meinem Kopf entwickelte sich in den Folgetagen die Idee, diese Tour zu gehen – unbedingt. Und keine fünf Monate später steigen Christian – mit dem ich im vergangenen Jahr bereits den Geiselstein erklommen hatte – und ich aus dem Postbus und stehen vor dem Glocknerhaus, dem Startpunkt des Klagenfurter Jubiläumsweges.
Am Tag der Anreise stellen wir mittags unser Auto am Zielpunkt unserer Tour, dem Parkplatz an der Handelsbrücke im Kleinfleißtal, ab. Von da geht es ca. 2 Kilometer zurück zur Hochalpenstraße an der Fleißkehre. An der Bushaltestelle, die ca. 250 Meter unterhalb der Kehre liegt, warten wir auf den Postbus 5108, der uns in 20 Minuten zum Glocknerhaus bringen wird.
Nach einer angenehmen Nacht und einem guten Frühstück im Glocknerhaus, starten wir früh am Morgen an der Großglockner Hochalpenstraße die Tour. Unser erstes Etappenziel ist die Untere Pfandlscharte. Der Weg dorthin führt anfangs über die steilen Hangwiesen der Trögeralm. Allmählich weicht der Grasbewuchs einer kargen Felslandschaft.
Die Untere Pfandlscharte erreichen wir dann über einen Abstieg in einen Kessel, dem ein Gegenanstieg folgt. An der Scharte trennt sich der Klagenfurter Jubiläumsweg von der Großglocknerrunde, dem Rundwanderweg, der in sieben Tagen um den höchsten Berg Österreichs führt – dem 3.798 m hohen Großglockner. Der wurde übrigens am 28. Juli 1880 erstmals bestiegen – aber das nur am Rande.
Spielmann
Den Gipfel des Spielmanns, mit 3.027 Metern Höhe, erreicht man am schnellsten vom Glocknerhaus. Dafür sind ca. 2:15 h nötig.
Den ungewöhnlichen Namen erhielt der Berg aufgrund einer Sage: Der zufolge das üppige Weideland (Pasterze) uns seine wohlhabenden und geselligen Bewohner von Sturm und Eis bedeckt wurde.
Gott zürnte ihrer ausgelassenen Lebensweise und den ständigen Feierlichkeiten und versteinerte das Tal.
Übrig blieben die zu Stein gewordenen Zeitzeugen, sagenhafte Gipfel wie der Spielmann.
Unser Weg führt uns nun steil bergauf und über ein, zwei Absätze auf den Gipfel des Spielmanns. Das erste Hochgefühl macht sich nach dem schweißtreibenden ersten Stück breit. Wir haben nicht nur den ersten 3.000er der Tour erklommen, wir haben auch einen fabelhaften Blick auf den Großglockner, der uns auch über die gesamte Tour begleiten wird. Vom Spielmann geht es weiter über eine Grat Richtung Osten. Hier treffen wir auf die ersten Versicherungen und leichten Kraxl-Passagen.
Übergang zum Brennkogel
Der Klagenfurter Jubiläumsweg führt im weiteren Verlauf ab der Spielmannscharte an den beiden Gipfeln Kloben und Brennkogel nur vorbei. Wir entscheiden uns aber, diese beiden Gipfel mitzunehmen. Diese unmarkierte und teils weglose Variante verlangt Kondition, Orientierung und Trittsicherheit ab, ist aber gut zu meistern.
Nach dem Kloben steigen wir nicht rechts ab, dem ausgewiesenen Weg folgend, sondern halten uns gerade aus, entlang des Kamms und steigen in grobem Gelände bergauf, bis wir ein vorgesetztes Plateau erreichen. Hier steigen wir in einen Sattel ab, der am Fuße des Brennkogels liegt. Der Gipfelanstieg erfolgt durch grobes Geröll auf den Brennkogel. Die Rucksäcke lassen wir dabei im Sattel zurück, denn nach dem Abstieg werden wir von hier Richtung Brettersee absteigen und wieder auf den ursprünglichen, markierten Klagenfurter Jubiläumsweg treffen.
Brennkogel
Der Brennkogel ist ein 3.018 Meter hoher Gipfel der Glocknergruppe. Durch den Gipfel verläuft die Grenze zwischen Kärnten und dem Salzburger Land.
Die früheste belegbare Besteigung des Gipfels wird auf das Jahr 1800 datiert. Ein Botaniker aus Leipzig: Christian Friedrich Schwägrichen.
Der Brennkogel kann vom Hochtor aus in ca. 1:30 h erklommen werden.
Der Gipfel des Brennkogel bietet in alle Richtungen einen besonders beeindruckenden Ausblick.
Vom Gipfel des Brennkogels haben wir einen guten Ausblick auf den weiteren Verlauf des Klagenfurter Jubiläumsweges, wie er sich vom Hochtor nach Osten bis zum Gipfel des Hocharn hinzieht. Dahinter spitzt der Hohe Sonnblick hervor, der sich heute allerdings meist in den Wolken versteckt. Ein echt starkes Gefühl hier oben zu stehen und ein besonderes Gipfelkreuz: Gebetsfahnen und Rosenkränze zieren das Metallkreuz. Wir steigen nach einer Weile zurück zum Sattel und weiter durch ein Kar ab, passieren den Brettersee und den Bretterkopf, einen unscheinbaren Gipfel.
Über das Hochtor zum Wallackhaus
Das letzte Stück bis zum Hochtor führt weit oberhalb der und parallel zur Hochalpenstraße, über einen steilen und steinigen Kamm. Der Steig zweigt in einer Einsattelung nach links in die Flanke des Großen Margötzenkopfs und führt durch ein wüstes Block- und Geröllfeld. Das strengt schon echt an. Aber das „Hopsen“ von Block zu Block, die ideale Linie findend, macht einfach Spaß! Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir dann endlich auch das Hochtor, lassen uns den Wind ein wenig um die Nase pfeifen und ich leere den Rest meiner Almdudler Flasche.
Meine altgediente treue Trinkblase segnete am Morgen im Glocknerhaus das Zeitliche und so musste ich mich notgedrungen mit Plastikflaschen eindecken. Der Abstieg zum Wallackhaus an der Hochalpenstraße führt vom Hochtor parallel zur Straße ca. 250 HM bergab. So sitzen wir an diesem Nachmittag auf der Terrasse des Wallackhauses, zischen erst einen Almdudler g’spritzt und lassen uns danach Kaffee, einen Apfelstrudel munden: glücklich und voller Eindrücke von diesem ersten Tag am Klagenfurter Jubiläumsweg.
Bis zum Otto-Umlauft-Biwak – Tag 2
Aufstieg zum Hinteren Modereck
An diesem Morgen auf dem Klagenfurter Jubiläumsweg habe ich kaum Hunger und zwinge mir nach einem Müsli noch ein Ei runter. Kaffee geht aber immer am Morgen. Ein wenig spüre ich die Höhenmeter vom Vortag in den Beinen. Was mich mehr beschäftigt: Woher bekomme ich mehr Wasserflaschen.
Drei Halbliterflaschen aus Plastik sind schon für einen Tag sehr wenig. Da wir aber heute im Otto-Umlauft-Biwak auf dem Klagenfurter Jubiläumsweg übernachten, benötigte ich einen Wasservorrat für zwei Tage. Da oben am Biwak gibt es kein Wasser. Einzige Chance wäre ein Schneefeld in der Nähe des Biwaks. Aber das ist Spekulation und darauf möchte ich mich nicht verlassen.
Der Wirt vom Wallackhaus hat keine Plastikflaschen, nur welche aus Glas. Das bedeutet nur noch mehr Gewicht, zusätzlich zur Hochtourenausrüstung und dem Rest. Würde ich jetzt natürlich gerne vermeiden. Er hat dann noch einen Vorschlag: Mango-Molketrunk im Tetrapak. Besser als nichts, denke ich mir und so gehe ich mit 1,5 Liter Wasser und 1 Liter Molketrunk los.
Christian hat 3 Liter Wasser dabei, damit müssen wir auskommen. Es muss nur bis zur ersten Quelle im Abstieg des nächsten Tages reichen. Trotzdem beschäftigt mich mein Wasserproblem zwischendurch immer wieder.
Wir starten in den Tag und die 250 HM zum Hochtor, zurück auf den Klagenfurter Jubiläumsweg, sind schnell geschafft. Der Kiosk am Tunneleingang der Hochalpenstraße hat um diese Zeit noch nicht geöffnet. Mist, wäre noch eine Möglichkeit gewesen, eine PET-Wasserflasche zu ergattern. Nicht zu glauben, dass im ganzen Wallackhaus nichts dergleichen aufzutreiben war. „Wir sind auf Bergsteiger gar nicht so eingestellt.“, meinte der Wirt. Ja, glaub ich auch.
Das Wallackhaus ist Österreichs höchstgelegenes 3-Sterne Gasthaus. Da besteht die Kundschaft zu 99 % aus Übernachtungsgästen oder Tagesgästen, die mit dem Auto anreisen. Bergsteiger, die auf einer Mehrtagestour hier Stopp machen, hat er maximal acht Stück im Jahr, meint er zu mir. Klar, den Klagenfurter Jubiläumsweg gehen wenige von Anfang bis Ende. Und wenn, dann machen das die top-konditionierten Bergsteiger in zwei Tagen. Da steigt keiner zum Wallackhaus ab.
Wir schon. Aber diese Gedanken verwerfe ich im Aufstieg vom Hochtor zum Tauernkopf. Von dem unscheinbaren Gipfel erstreckt sich eine Hochebene nach Osten hin. Wirklich beeindruckend! Es scheint mir so, als ob hier jeden Moment mongolische Nomaden in das Bild hineinziehen, ihre Zelte aufschlagen und ihre Herden zusammentreiben. Natürlich geschieht nichts von beidem. Ich sauge die Weite auf und tauche schließlich in diese Ebene ein. Christian ist mir bereits ein gutes Stück voraus marschiert. Da sollte ich mich sputen.
Hinteres Modereck
Gut zu erreichen vom Hochtor, muss der Gipfel des Hinteren Moderecks am Gipfelaufbau allerdings erkraxlt werden.
Er ist zwar nur 2.930 Meter hoch, der Berg, aber bietet einen fabelhaften Ausblick ringsum in die Hohen Tauern.
Auch dieser Gipfel liegt natürlich auf dem Grenzverlauf zwischen Kärnten und dem Salzburger Land.
Der nächste Gipfel ist das Hintere Modereck. Ein lohnendes Ziel, das man leicht auch in einer Tagestour vom Parkplatz am Hochtor aus erwandern kann. Das hat auch eine achtköpfige Gruppe vor, die ein gutes Stück vor uns auf einem Kamm aufsteigt. Christian und mir kommt derselbe Gedanke: Was, wenn die Gruppe heute auch das Otto-Umlauft-Biwak zum Ziel hat? Dann ist da gar kein Platz mehr für uns!
Gipfelsammeln bis zum Krumlkeeskopf
Dass die Gruppe nur einen Tagesausflug zum Gipfel des Hinteren Moderecks macht und nicht wie wir entlang des Klagenfurter Jubiläumsweges läuft, erfahren wir allerdings von den netten Herrschaften, als wir sieh kurz vor dem Gipfel einholen. Eine gemischte Gruppe von Mittfünfziger schätze ich. Sie lassen uns beim Gipfelanstieg den Vortritt, denn hier haben wir die erste, wenn auch leichte Kletterpassage des Tages erreicht.
Kurze Zeit später stehen wir alle am Gipfel oben, der eine absolut geniale Rundumsicht bietet. Nach einem Plausch und Gipfelschnaps, verabschiedet uns die Gruppe und wir wandern weiter, immer entlang des Kamms, der sich nach Osten bis zum Hocharn zieht. Der Klagenfurter Jubiläumsweg beginnt hier anspruchsvoller zu werden.
Zwischen dem Hintern Modereck und dem Krumlkeeskopf sind einige versicherte Kletterstellen zu bewältigen, die meine ganze Konzentration beanspruchen. Eine regelrechte Abfolge von Überschreitungen oder Flankierungen am Grat, die entweder steil in die Tiefe führen, oder auf sehr schmalem Steig um eine Felsnase leiten.
Und so bin ich heilfroh, als ich auf dem Krumlkeeskopf zu Christian aufschließe und wir in der Krumlkeesscharte, weit unten, das Otto-Umlauft-Biwak entdecken. Der Abstieg zum Biwak hält allerdings weitere Kletterpassagen bereit. Wir kommen erst direkt an der Biwakschachtel angelangt, zum Verschnaufen. Es ist noch früh am Tag, 15:00 Uhr. Die Option über den Klagenfurter Jubiläumsweg bis zum Hohen Sonnblick weiterzugehen und im Zittelhaus zu übernachten, drängt sich förmlich auf. Für den nächsten Tag ist ab dem frühen Nachmittag Regen und Gewitter angesagt. Was also tun?
Abstieg zum Otto-Umlauft-Biwak
Wir diskutieren unsere Möglichkeiten und entscheiden uns, im Biwak zu übernachten und am nächsten Tag die Tour fortzusetzen. Abhängig vom Wetter machen wir dabei, ob wir nach dem Goldzechkopf über den Gletscher zum Hohen Sonnblick aufsteigen, oder gleich vom Klagenfurter Jubiläumsweg absteigen. Nur heute werde ich es nicht mehr zum Zittelhaus schaffen.
Dafür bin ich momentan einfach zu langsam und würde zu spät und im Dunklen dort ankommen. Der Klangenfurter Höhenweg hat es eben in sich. Wir verbringen die Zeit damit, im Schatten der Biwakschachtel aus den umher liegenden Brocken und Felsplatten ein Tischchen und zwei Sitze zu bauen.
Otto-Umlauft-Biwak
Das Otto-Umlauft-Biwak wurde im Oktober 1973 in der Krumlkeeskopfscharte errichtet. Es trägt den Namen ihres Bauherren Otto Umlauft. Ehemals Vorsitzender der Alpenvereinssektion Klagenfurt.
Das Biwak wurde im Tal vorgefertigt und mit einem Hubschrauber auf eine Höhe von 2.987 Metern transportiert und errichtet. Versorgen muss man sich dort oben allerdings selbst. Bei Schneelage kann daraus Wasser gewonnen werden.
Es ist nach wie vor ein zentraler Stützpunkt für Alpinisten, die auf dem Zentralalpenweg oder dem Klagenfurter Jubiläumsweg unterwegs sind. Das Biwak bietet Platz für acht Personen und ist mit Kissen und Decken ausgestattet.
Wir prüfen unsere Hochtourenausrüstung, üben ein wenig, lesen im Biwakbuch und versuchen mittels Teelichter und einem Töpfchen, Wasser aufzukochen. Mit mittelmäßigem Erfolg bringt uns der Versuch warme Asia Nudeln und zweimal sehr warmen löslichen Kaffee ein. Ein wahrer Schmaus, wenn man sonst nicht viel hat, als Riegel und Landjäger. Ach ja: Schnee finden wir hier oben keinen. Soviel zur Wassergewinnung aus Altschnee. Der Molketrunk schmeckt süßlich und mit ein wenig Wasser gestreckt ist der schon trinkbar.
Als es dunkel wird, richten wir uns im Biwak zum Schlafen ein. Wir Glückspilze haben das Otto-Umlauft-Biwak für uns allein in dieser Nacht. Ich liege noch lange wach, blicke aus dem kleinen Fenster der Biwakschachtel, bis die Dämmerung alles verschlingt und lasse die starken Eindrücke der letzten beiden Tage noch mal an mir vorüberziehen. Später schlafe ich ein und wache erst mit dem Alarm des Handy-Weckers auf.
Hocharn, Goldzechkopf und Alten Pocher – Tag 3
Aufstieg zum Hocharn
Um 4:30 Uhr geht der Wecker von Christian los. Draußen ist es noch stockdunkel. Ich schäle mich aus dem Hüttenschlafsack-Decken-Haufen heraus, steige in meine Bergstiefel und geh mit der Stirnlampe im Anschlag vor das Biwak. Die Sterne glitzern zwischen wenigen Wolken hindurch. Das erhoffte Sternenfirmament mit Milchstraße kann ich allerdings nicht entdecken. Und so stehen wir bald zu zweit neben dem Otto-Umlauft-Biwak, Zähne putzend und in die Dunkelheit starrend.
Eine Stunde später sind wir bereits wieder auf dem Klagenfurter Jubiläumsweg unterwegs, haben den Gipfel der Arlthöhe schon hinter uns gelassen und halten auf das Schneehorn zu. Zwei unscheinbare Gipfel, die nicht markiert sind und im Dunklen von uns gar nicht wahrgenommen werden. Die Stirnlampen leuchten uns den Weg und wir arbeiten uns langsam dem höchsten Punkt dieser Tour entgegen: dem Gipfel des Hocharns.
Die erste Klettereinlage auf dem Klagenfurter Jubiläumsweg lässt auch nicht lange auf sich warten. Und so sehen wir uns bald exponierten und versicherten Passagen gegenüber, die uns dazu bewegen, uns mit Karabiner und Bandschlinge zu sichern.
Während wir uns kletternd voran arbeiten, graut langsam der Morgen. Eine unbeschreibliche Szene: Im Osten, hinter dem Hocharn, glüht in kühlem Gemisch aus Rosa und Violett der Vorbote des Sonnenaufgangs, zu beiden Seiten von mir, ziehen sich Felsvorsprünge auseinander und unter mir ist scheinbar nichts. Nur Abgrund.
Hocharn
Mit 3.254 Metern Höhe, ist der Gipfel des Hocharn auch gleichzeitig der höchste Punkt auf dem Klangenfurter Jubiläumsweg. Damit ist er auch der höchste Berg der Goldberggruppe.
Seine Erstbesteigung wurde bestimmt schon in der Zeit des Goldbergbaus in der Goldzechscharte absolviert. Belegbar ist bisher nur die Besteigung im Jahr 1827 im Rahmen einer Katastervermessung, die in Österreich in der Zeit zwischen 1817 – 1910 durchgeführt wurden.
Vom Otto-Umlauft-Biwak benötigt man bei guten Verhältnissen ca. 1:30 h Gehzeit ohne Pause auf den Gipfel.
Wir arbeiten uns über Felsvorsprüngen entlang des Grats und wieder auf dessen Krone hinauf. Für mich die atemberaubendste Passage der ganzen Tour, in dieser Morgenstimmung. Kurz nach 7:00 Uhr stehen wir dann auf dem Hocharn auf 3.254 m und blicken von oben auf den Grat, den wir eben heraufgeklettert sind. Der Blick schweift weiter bis weit in den Westen zum Großglockner, der uns einen guten Morgen zu wünschen scheint. Hier oben, um diese Zeit, ist es unbeschreiblich.
Die nächste Etappe führt uns erst mal bergab, Richtung Hoher Sonnblick. Der ist jetzt sehr dominant. Am 2. September 1886 wurde das höchstgelegene ganzjährig betriebene Observatorium der Welt eröffnet und das thront auf dem Hohen Sonnblick! Daneben schmiegt sich das Zittelhaus an den Gipfelfels, nur viel kleiner. Doch ob wir da heute hinkommen, wird sich noch zeigen.
Goldzechscharte & Goldzechkopf
Zuvor müssen wir zum Gipfel des Goldzechkopfes. Den erreichen wir über einen Grat aus groben Geröll und Blockfelswerk. Nicht aber, ohne vorher von einem Absatz, auf dem eine Steinsäule steht, herunterzuklettern. Die bisher schwierigste Stelle am Klagenfurter Jubiläumsweg: Exponiert, leichter Überhang und nicht versichert. Die folgende Gratüberschreitung kostet einiges an Zeit und je näher wir dem Gipfel des Goldzechkopfes kommen, desto höher türmt der sich vor uns auf.
Ein Gipfel, als ob ein Riese große Felsbrocken, die für ihn nur wie Kiesel scheinen, aufgeschüttet hätte. Die Markierungen am Grat und am Gipfelaufbau sind gut. Am Gipfelaufbau selbst gibt es eingangs und im oberen Bereich Versicherungen. Der Aufstieg ist eine lange und luftige Kletterei. Aber halt auch spannend! Oben angekommen, erwartet uns ein Schlappschuh, der auf einer Stange am Gipfelstein aufgespießt ist.
Goldzechkopf
Der Goldzechkopf ist ein 3.042 Meter hoher Gipfel in der Goldberggruppe.
Sein Name ist auf den Bergbau zur Gold- und Mineraliengewinnung ab dem 18. Jahrhundert zurückzuführen.
Aber bereits im 17. Jahrhundert waren sog. Strahler (Sammler) in dieser Gegend der Hohen Tauern unterwegs und dokumentierten die Vielfalt der Mineralien.
Seine Erstbesteigung ist nicht belegt. Vermutlich liegt sie in der Zeit des frühen Goldbergbaus, im 18. Jahrhundert.
Das ist jetzt nicht das, was wird von so einem fordernden Gipfel erwartet hätten: Ein einsamer Stoffschlappen, der müde abhängt als Gipfelkrone. Doch als unsere Blicke über das spektakuläre Panorama schweifen, ist er einsame Schlappen schon fast vergessen. An seiner Südostseite zum Greifen nah, der Hohe Sonnblick und unterhalb der weite Kleinfleißkees Gletscher. Zeit für eine Pause und den letzten Schluck Wasser, den ich noch habe.
Wir entscheiden uns nach dem Gipfelfoto dazu, den Abstieg vom Klagenfurter Jubiläumsweg anzugehen und damit gegen den Hohen Sonnblick. Um es noch vor dem Gewitter auf den letzten Gipfel und zum Auto zu schaffen, bin ich auch heute zu langsam. Den Hohen Sonnblick können wir auch ein andermal als Einzeltour machen. Mir ist das Risiko, mit dem Wetterumschwung zu groß. So geht es vom Goldzechkopf abwärts, Richtung Gletscher. Dabei erwarten uns zwei Kletterpassagen in der Stufe II. Optimal versichert sind sie schon.
Abstieg über den Kleinfleißkees zum Alten Pocher
Wir wählen dennoch wieder Karabiner und Bandschlinge zur Selbstsicherung. Die beiden Passagen haben es auch in sich und kaum am Gletscher angekommen, müssen wir uns auf einem schmalen Streifen aus Fels und Schnee die Steigeisen anziehen. Dann geht es auf den Schnee, auf das Eis, auf den Gletscher.
Den müssen wir Richtung Süden queren und gelangen bald wieder auf eisfreien Fels. Am Rand des Gletschers fließt dessen Schmelzwasser ab, mit dem wir die leeren Flaschen füllen können. Der Geschmack ist recht eigen: Das Wasser schmeckt nach Schnee und Gestein. Aber es ist kalt und sehr belebend.
Ich verbrauche fast alles, bis wir am Alten Pocher – einem Alpengasthof im Kleinfleißtal – ankommen sind. Der Weg dahin führt über Geröllfelder, schmale und steile Steige, sowie über unwegsame Pfade durch schroffes Gelände, gute 1.300 HM bergab.
Den Klagenfurter Jubiläumsweg haben wir bereits oben am Gletscher verlassen. Im Abstieg kreuzen wir die Versorgungsstraße des Zirmsees mehrmals, bleiben aber auf dem Steig, der uns in direkter Linie ins Tal auf den Alpengasthof führt. Das ist kürzer, wenn auch anstrengender und steiler.
Nach einer nicht enden wollenden Ewigkeit erreichen wir schließlich den Alten Pocher. Seine Vorboten sind Tagesausflügler, die auf den einfachen Wegen im Tal ein wenig bergauf und uns entgegenwandern. An dem Gasthof machen einen wohlverdienten Einkehrschwung: Almdudler g’spritzt, ist dieser Tage scheinbar zum Lebenselixier geworden und eine ordentliche Portion Schnitzel mit Kartoffelsalat ruft die Lebensgeister zurück.
Gestärkt gehen wir die letzten zwei Kilometer bergab und erreichen schließlich den Parkplatz an der Handelsbrücke, während der erste Regen einsetzt.
Planungstipps
- Anreise
Um den Klagenfurter Jubiläumsweg zu erreichen, sind wir über die Großglockner Hochalpenstraße bis zum Kleinfleißtal gefahren und dieselbe Route auch wieder zurück – spektakulär. Hier fällt jedoch Maut an. Der Parkplatz an der Handelsbrücke liegt allerdings nicht in der Mautzone. Somit mussten wir nur für die beiden Tage Maut zahlen, an denen wir die Hochalpenstraße befahren hatten.
Es empfiehlt sich hier allerdings ein 30-Tages-Ticket (54,- EUR) zu kaufen, da dies billiger als zwei einzelne Tagestickets (70,- EUR) ist. Wer im Wallackhaus übernachtet, erhält zur Buchungsbestätigung eine Ermäßigung für diese Maut: 4,- EUR für Autos, 3,- EUR für Motorräder. Alle Informationen findet ihr auf der Website der Großglockner Hochalpenstraße: Preise, Öffnungszeiten und vieles mehr. - Postbus 5108
Vom Parkplatz an der Handelsbrücke sind es ca. 2 km bis zur Bushaltestelle des Postbusses der Linie 5108. Von der Fleißkehre zum Glocknerhaus fährt man ca. 20 Minuten – der Ausgangspunkt für die Tour über den Klagenfurter Jubiläumsweg. Die Fahrt hat uns pro Kopf 7,60 EUR gekostet.
Der Postbus fährt nur in der Zeit von Mitte Juni bis Mitte September. Seine Abfahrtszeiten sind zu beachten: 3x täglich Mo.-Fr. und an Sonn- und Feiertagen, 1x täglich Samstag. Die genauen Zeiten sucht ihr hier in der Fahrplanauskunft. - Unterkünfte
Wir haben die Tour in drei Tagen gemacht – mit drei Übernachtungen. Damit ist die Tour gut zu schaffen. Am Anreisetag haben wir uns im Glocknerhaus einquartiert. Am Ende des ersten Tourentages war unser Ziel das Wallackhaus. Es ist der höchstgelegene 3-Sterne-Gasthof Österreichs – tipptopp und im Vergleich zum Glocknerhaus sogar ein wenig günstiger. Tag 2 auf dem Klagenfurter Jubiläumsweg übernachteten wir im Otto-Umlauft-Biwak. Es bietet Platz für 6 Personen. Zur Not vielleicht auch 8 Personen. Stockbetten mit Kissen und Decken sind vorhanden. Sonst ist dort eigentlich nichts vorhanden: Kein Wasser, keine Verpflegung. Höchstens das, was Vorgänger vielleicht zur freien Verwendung dagelassen haben. Also nehmt euch genug Wasser und Verpflegung mit. Am Türsturz innen befindet sich eine Geldkassette. Es wird um 5,- EUR Übernachtungsgeld gebeten, das dem Erhalt und der Ausstattung dient.
Vom Otto-Umlauft-Biwak ist es möglich, vom Klagenfurter Jubiläumsweg abzusteigen. Der Ausstieg führt nach Süden, durch ein langes Kar bis ins Kleinfleißtal, nahe der Handelsbrücke. - Ausrüstung
Generell ist für den Klagenfurter Jubiläumsweg Hochtourenausrüstung zu empfehlen. Gletscherberührung gibt es zwar nur noch am Kleinfleißkees unter dem Hohen Sonnblick. Allerdings kann es je nach Jahreszeit zu Querung von Schneefeldern kommen. Der Klettergurt und zumindest die Selbstsicherung per Bandschlinge und Karabiner ist an manchen der Kletterstellen sicher empfehlenswert.
Tipps und Tricks zur Tourenausrüstung im Gebirge findet ihr auf der Seite des DAV.
Teleskopstöcke haben uns unglaublich gute Dienste erwiesen. Sind allerdings nicht immer einfach zu handhaben in den groben Geröllfeldern. - Verpflegung
Nehmt ausreichend Wasser mit auf die Tour, da es am Klagenfurter Jubiläumsweg nicht viele Möglichkeiten gibt, aufzufüllen. In den hohen Lagen gibt es keine Quellen. Falls Schneefelder ohne Gefahren erreichbar sind, könnt ihr diese zur Wassergewinnung nutzen. Gilt insbesondere am Biwak.