Das Watzmann Hocheck im Berchtesgadener Land: Schicksalsberg, um den sich Geschichten und Mythen ranken. Zudem zählt der Watzmann zu den schönsten Bergen der Welt. Das zumindest kam bei einer Umfrage des Bergsteiger-Magazins 2014 heraus.
Er gilt als Wahrzeichen im Berchtesgadener Land und beeindruckt wegen seines außergewöhnlichen Erscheinungsbildes. Und wer einmal oben war, der wird nicht nur die spektakuläre Aussicht über die Berchtesgadener Alpen in Erinnerung behalten, sondern auch eine Hüttentour, die ein wahres Abenteuer ist.
Die Watzmann Hocheck Tour ist 26 km lang und dauert an 2 Tagen ca. 13 Stunden.
Anfahrt Bahn/Bus: Mit der Bahn bis zum Hbf Berchtesgaden. Am ZOB Berchtesgaden fährt die Busline 846 bis zur Haltestelle Wimbachbrücke. 🔗Reiseauskunft DB
Anfahrt Auto: Über die A 8 bis Ausfahrt Bad Reichenhall. Hier über die B 20 bis Bad Reichenhall und weier auf der B 21 bis Unterjettenberg. Links abbiegen auf die B 305 und bis zum Wanderparkplatz Wimbachbrücke. 🔗Routenplaner
Das Watzmannmassiv ist der zentrale Gebirgszug der Berchtesgadener Alpen: ein Kalkstein-/Dolomitmassiv. Und er lässt es sich nicht nehmen, der höchste Punkt im Berchtesgadener Land zu sein: Die Mittelspitze mit 2.713 m ist dabei der höchste Gipfel des Watzmanns.
Seine drei höchsten Gipfel sind das Hocheck – 2.651 m, die Mittelspitze – 2.713 m und die Südspitze – 2.712 m. Die berüchtigte Ostwand fällt zum Königssee ab und ist mit 1.800 m Wanderhöhe die höchste Felswand der Ostalpen. Seine Erstbesteigung wird um das Jahr 1799 datiert. Zumindest wurde sie 1999 bei einer fetten 200-Jahrfeier zelebriert.
Aber es wird auch allerorts im Berchtesgadener Land die Sage vom König Watzmann, oder auch Waze, erzählt. Ein rauher und wilder König war er, der Watzmann. Lebte vor Urzeiten mit seiner Frau und seinen sieben Kindern im Berchtesgadener Land und war ein rechter Wüterich. Am Ende brachte ihm sein Herz aus Stein ein Schicksal aus Blut und Fels ein. Denn die ganze Königsfamilie wurde zu Stein und ihr Blut sammelte sich in zwei Seen zu ihren Füßen.
Nochein Spazierwanderweg – Höhe Mitterkaseralm.Die Mitterkaseralm.
Ja, und so wild und rau kann der Watzmann heute noch sein, hört und liest man nicht die Zeichen am Berg und der Natur! Denn ungestüme Draufgänger gehen nicht nur in den Berg, sie bleiben auch dort – für immer. Seit der Erstbesteigung forderte die Watzmann-Ostwand bis heute um die 100 Todesopfer und damit sogar mehr als die Eiger-Nordwand es bisher tat.
Darum sollte man nie seine Fähigkeiten und Möglichkeiten überschätzen: Es ist eben oft so viel schwerer Nein zu sagen, als in Schwierigkeiten zu rennen.
Von der Wimbachbrücke zum Watzmannhaus
Ich glaub, es war auf der Tour im Elbsandsteingebirge mit den Minimulis, als wir den Entschluss fassten, dass wir gemeinsam den Watzmann erobern wollten. Ein halbes Jahr später, mitten im hochsommerlichen August, war es dann so weit: Wir starten gegen Spätmittag von der Wimbachbrücke bei Ramsau und wollen am ersten Tag zum Watzmannhaus hinauf, das auf 1.930 m Höhe auf uns wartet.
Info-Tafeln am Steig erklären den Aufstieg zum Watzmannhaus.Endspurt zum Watzmannhaus an der Nordwand in Wolkenschleiern gehüllt.
Los geht’s und schon zu Beginn wandern wir auf einem bequemen aber steilen Spazierweg bergauf. Der gut ausgebaute Weg führt uns durch den Hangwald und schließlich zur Stubenalm, deren Almhütte bewirtschaftet ist. Wir gehen aber weiter und sehen bald das erste Mal das heutige Etappenziel, wie es auf der Nordwand, unterhalb des Hocheck, thront.
Im weiteren Verlauf treffen wir auf die Hütte der Mitterkaseralm. Da machen wir einen Einkehrschwung, stärken uns mit frischer Buttermilch und Saftschorle und warten dabei den leichten Regen ab. Der lässt aber kaum den restlichen Weg nach. Nach der Mitterkaseralm passieren wir noch die Talstation des Versorgungsliftes des Watzmannhauses. Von da geht es schließlich auf einem Pfad weiter bergauf: steinig und Wurzel-durchzogen.
Ankunft am Watzmannhaus im Nebel.
Der leichte Steig erfordert allerdings bei Regenwetter etwas mehr Konzentration und Trittsicherheit. Nachdem wir die Falzalm erreicht und hinter uns gelassen haben, tauchen wir dann auch noch in Nebel- und Wolkenfetzen ein. Bis zum Watzmannhaus bleibt es dann nass und ungemütlich. Wir sind froh, als wir abends endlich in der Stube unserer Unterkunft, bei Speis und Trank und beim Würfeln mit unseren Tischgenossen, sitzen.
Das Watzmannhaus
Das Watzmannhaus gehört zur Sektion München des DAV und liegt auf 1.930 Metern Höhe, am Fuße des Watzmann Hochecks.
Es wurde am 5. August 1888 eingeweiht. Der erste Wirt war Johann Grill. Er bewirtschaftete das Watzmannhaus bis 1905.
Lange davor hatte Johann Grill bereits das Watzmann Hocheck und die Watzmannüberschreitung als Erster absolviert.
Das Watzmannhaus auf 1.930 Metern Höhe.
Über das Watzmann Hocheck zum Grünstein – Tag 2
Auf das Hocheck
Der zweite Tag bricht früh an. Die ersten Wanderer aus unserem 20-Betten-Lager sind schon unterwegs, als wir uns nach einem kleinen Frühstück auf den Weg machen. Den Tag früh zu beginnen, ist eine hervorragende Entscheidung. Ich glaube, der Faktor Zeit ist neben dem richtigen Wetter sehr ausschlaggebend für dieses Unternehmen.
Die unruhige Nacht sitzt mir noch in den Knochen. So lasse ich Claudia und Jörg ihr Tempo gehen und ich bleibe bei meinem. Am Ende sind sie ca. 20 Minuten schneller als ich am Watzmann Hocheck angelangt. Meine Begleiter bis zum ersten Gipfel werden indes zwei Jungs aus Hessen sein. Das ist relativ gut, wenn jeder so sein Tempo gehen kann und niemand allein bleibt – am Berg.
Morgenstimmung am Watzmannhaus.Start zum Hocheck vom Watzmannhaus.
So soll das auch sein. Vor allem, wenn der überwiegende Teil der Etappe im Schnee liegt. Auf den Gipfeln ist das mit Vorsicht zu genießen: Da sind dann umso mehr Konzentration, Orientierung und Trittsicherheit gefragt. Bis zum Watzmann Hocheck kommen wir so ausgezeichnet hin.
Steig auf das Watzmann Hocheck.
Am Gipfel angelangt, genießen wir das Wolken-Sonnen-Schauspiel im Hochgebirge, mit Eis und Schnee – mitten im August. Was man im Berchtesgadener Land nicht machen sollte? Die Überschreitung des Watzmanns bei Regen oder bei Eis und Schnee, gehört mit Sicherheit dazu!
Watzmann Hocheck
Mit 2.651 Metern Höhe ist das Hocheck der kleinste der drei Watzmann Gipfel. Mittelspitze 2.713 m und Südspitze 2.712 m sind die beiden anderen beiden Gipfel.
Bekannt ist die Watzmannüberschreitung. Sie führt von Ramsau auf das Watzmannhaus, über das Watzmann Hocheck auf die Mittel- und die Südspitze. Im langen Abstieg geht es ins Wimbachgries und zurück nach Ramsau.
Gipfelkreuz und Ausblick am Hocheck
Die Watzmannüberschreitung wurde erstmals 1868 vom Ramsauer Bergführer Johann Grill, Johann Punz absolviert. Das Watzmann Hocheck hatten beide bereits 1852 als Erste erklommen.
Während man die Überschreitung bei gutem und trockenem Wetter, mit Alpiner- und Klettersteigerfahrung sicher gut bewältigen kann, bei Nässe oder Eis rät der DAV vehement davon ab! Nach kurzer und demokratischer Beratung geben wir unsere Überschreitung auf und machen uns an den Abstieg zurück zum Watzmannhaus.
Die Biwakschachtel am Hocheckgipfel auf 2.651 Meter.Einstieg in den Klettersteig zur Mittelspitze.
Das erfordert abermals Konzentration und Trittsicherheit, gerade bei Schnee und Eis. Nach ca. zwei Stunden sind wir zurück am Watzmannhaus und beschließen, über den Falzsteig zur Kührointalm zu gehen. Der Falzsteig ist ein Abschnitt, der bisweilen steil und felsig ist.
Hier ist besonders bei Nässe Vorsicht angebracht. Ich bin zweimal ordentlich auf den Hintern geknallt, weil es rutschig war.
Kührointalm und Grünstein
An der Kührointalm machen wir einen Einkehrschwung und stärken uns. Der einfache Abstecher zur Archenkanzel, mit einem wirklich tollen Blick über den Königssee, hinunter zu St. Bartholomä und rüber zum Funtensee-Gebiet, ist es allemal wert und dauert nicht lange: hin und zurück ca. 30 Minuten. Das machen wir auch und was soll ich sagen: Der Blick ist einfach genial.
Abstieg zum Falzhaus entlang der Nordwand.Auf dem Falzsteig: Trittsicherheit ist wichtig.
Die Archenkanzel ist deswegen allerdings auch immer gut besucht. Und so brechen wir von dem Aussichtspunkt bald wieder auf. Unser nächstes Etappenziel ist der Grünstein. Von dem wird behauptet, er wäre einst der wahre Gipfel gewesen.
Als er aber ins Tal stürzte, hinterließ er den Watzmann so wie wir ihn heute sehen. Der Weg dorthin ist einfach und wird in der zweiten Hälfte zur spannenden Kammwanderung, über Stock und Stein. Am Fuße des Gipfels ist das Grünsteinhaus und hält alles Wünschenswerte zur Stärkung bereit.
Kührointalm
Am Fuße des Watzmannmassiv gelegen, ist die Kührointalm ein beliebtes Ausflugsziel im Nationalpark Berchtesgaden.
Sie liegt auf 1.420 Metern Höhe und beherbergt neben dem Ausflugslokal, den Almweiden auch die höchstgelegene Nationalpark Informationsstelle des Nationalparks zum Thema Bergwald.
Die Nationalpark-Informatonsstelle an der Kührointalm.
Nicht weit entfernt liegt die Archenkanzel, die einen traumhaften Blick über den gesamten Königssee bietet.
Wir gönnen uns das erste Bier an diesem Tag und das schmeckt nach der bisherigen Tour einfach göttlich. Der Abstecher auf den Gipfel des Grünsteins ist von hier ein kurzer Anstieg und wird mit einem tollen Rundumblick belohnt. Beispielsweise zum Kehlsteinhaus hinüber, oder zum Untersberg und der benachbarten Kneifelspitze, die ich schon auf einer Wintertour erklommen habe.
Blick auf die Kührointalm.Blick von der Archenkanzel auf den Königssee.An der Grünsteinhütte.
Vom Grünstein geht es nun wieder zurück zum Ausgangspunkt unserer Tour: die Wimbachbrücke. Der Weg dorthin ist einfach und führt ein Stück über den Salzalpensteig. Wir benötigen ca. eineinhalb Stunden zum Auto zurück und erreichen den Parkplatz dann mit den letzten Sonnenstrahlen, mit müden Beinen und einem Herzen voller hochalpinen Eindrücken aus dem Berchtesgadener Land – und sind einfach zufrieden.
Grünstein
Der Grünstein ist 1.304 Meter hoch und ist Teil des Watzmannstocks.
Der Gipfel kann über einen Klettersteig in der Schwierigkeit D/E oder über den Wanderweg von der Grünsteinhütte kommend erreicht werden.
Er bietet eine einzigartige Aussicht zu den imposanten Gipfeln des Watzmanns, Göll, Untersberg und bis zum Lattengebirge.
Auf dem Grünstein: Blick auf den Hohen Göll, das Hohe Brett mit Jenner und Schneibstein.
Lesetipp: Gregor, mein Blogger-Kollege, zeigt indes, wie man zackig per Trailrun auf den Watzmann Gipfel des Watzmann Hocheck raufkommen!
Am Ende eines langen Tages: Rückweg nach Ramsau.
Fazit
Die Bergtour auf das Watzmann Hocheck und über den Falzsteig zur Kührointalm und zum Grünstein, ist eine sehr anspruchsvolle Alpinwanderung. Geeignet ist sie nur für erfahrene Alpinisten, die sehr gute Bergkenntnisse besitzen und sicher im Fels unterwegs sind.
Ein Aufstieg zum Watzmann Hocheck und eine Überschreitung der drei Watzmann Gipfel sollte nur bei beständigem und trockenem Wetter unternommen werden.
Wer diese Bedingungen beachtet, wird ein sehr spannendes Bergabenteuer erleben und ein sagenhaftes Bergpanorama genießen dürfen.
Wandern in Bayern
Meine schönsten Wanderungen: Leichte bis anspruchsvolle Touren auf Gipfel, an Seen, durch Wälder, zu Burgen, Schlösser & Stadtperlen uvm. In Bayerns vielfältiger Natur- & Kulturlandschaft.
Der Alex | Münchner, Wahl-Landsberger und schreibt seit 2012 auf dem Blog Luftschubser.de. Bergsteigen und Wandern, die Natur, Burgen, Land und Leute stehen bei ihm im Fokus. Sein Motto als Burgen-Enthusiast: Wo eine Burg ist, ist auch ein Weg! Daher unternimmt Alex am liebsten eine Wandertour von Burg zu Burg. Oder auch von Gipfel zu Gipfel! Zu „reisen“ in der Historie, Kultur und Natur seiner Heimat, das ist für ihn Lebenseinstellung und Notwendigkeit.