Das Rothenrainer Moor bei Königsdorf im Tölzer Land ist ein Fauna-Flora-Habitat, das für mich zu den schönsten Flecken des bayerischen Voralpenlands zählt. Ähnlich wie die Moorlandschaft im Murnauer Moos, ist auch hier im Rothenrainer Moor die Artenvielfalt an Blumen und Tieren atemberaubend.
Wer sich auf diese ca. dreieinhalbstündige Wanderung macht, darf ruhig noch ein bisserl mehr Zeit mitbringen und die vielen schönen heimischen Blumen bestaunen und die Insekten und andere heimische Tiere bei ihrem Treiben beobachten. Oder einfach nur die Idylle und Ruhe des Alpenvorlandes genießen.
Die Wanderung im Rothenrainer Moor ist 13,5 km lang und dauert ca. 3,5 Stunden.
Anfahrt Bahn/Bus: Der Ausgangspunkt der Tour ist öffentlich nicht direkt erreichbar. Mit der S-Bahn bis Wolfratshausen. Dort mit den Bus der Linen 376, 378, 379 bis nach Königsdorf oder bis Aug. Jeweils ca. 1–2 km entfernt vom Start der Tour. 🔗Reiseauskunft DB
Anfahrt Auto: Über die Autobahn A 95, Ausfahrt #6 Wolfratshausen, weiter auf der B 11 nach Geretsried und Königsdorf. In Königsdorf abbiegen in die Tölzer Str., dann ca. 2 km bis Parkplatz im Waldstück. 🔗Routenplaner
Das Auto lassen wir am Waldrand auf einem kleinen Parkplatz am Seitenstreifen stehen. Am Anfang der Tour treffen wir auf ein Häuschen mit Bienenstöcken. Hier kann man sich gegen ein kleines Entgelt eine oder mehrere Gläser Honig mitnehmen. Die leeren Gläser stellt man dann beim nächsten Besuch wieder zurück. Das funktioniert: Menschen sind tief in ihrem Inneren ehrlich und dieses Angebot beim Bienenhaus gibt es schon einige Jahre.
Ein herrlicher Maitag: Der Himmel ist bayrisch weiß-blau und die Sonne scheint. Wir lassen den Wald hinter uns und überqueren jetzt auf Stegen einen Streifen Moorlandschaft: den Rothenrainer Filz, wie das Rothenrainer Moor auch genannt wird. Hier hat es am Waldrand im Sommer zahlreiche Blaubeeren.
Auf dem Forstweg entlang einer blühenden Sommerwiese.Der erste Abschnitt über das Moor wird über Stegen gemeistert.
Nach einem kleinen Anstieg erreichen wir einen Stadel am Waldrand. An der Rückseite der Scheune liegen Bretter, die eine prima Bank für eine Rast abgeben. Dieser Platz ist zu jeder Tageszeit traumhaft schön und stimmungsvoll: morgens melancholisch, tagsüber lebendig, abends romantisch.
Der einsame Soldat bei Rothenrain
Nach dem Stadel, ein Stück den Berg hinauf, kurz nach einer Rechtskurve, kann man links zwischen den Sträuchern im Wald ein Birkenkreuz mit einem Stahlhelm darauf entdecken. Ein sehr junger Unteroffizier der Wehrmacht war hier in der Nähe bei Rothenrain mit seinen Kameraden untergekommen: Paul Michael. Er stammte aus Braunschweig. Die jungen Soldaten hatten sich hier gegen Ende April 1945 vor den nahenden amerikanischen Truppen versteckt.
Idyllischer Pfad durch und entlang des Waldes.Die Rückseite eines Stadels bietet genug Sitzmöglichkeiten für alle.
Zu dieser Zeit war der Krieg verloren, aber nicht beendet. Wohl in der Nacht des Ersten Mai hatte sich der junge Unteroffizier von seinen Kameraden getrennt und war in das Waldstück gelaufen, unweit des heutigen Stadels. Aus Angst und Verzweiflung darüber, in amerikanische Gefangenschaft zu geraten und was ihn dort erwarten würde, nahm sich der junge Mann schließlich in dem Wald das Leben.
Grab des einsamen Soldaten
Tatsächlich ist dieser Unteroffizier seitdem dort im Wald begraben, nah am Rothenrainer Moor.
Die Witwe des Soldaten besuchte das Grab ihres Mannes jedes Jahr, bis sie selbst verstarb.
Ein 90-jähriger Bauer aus Rothenrain pflegte das Grab bis ungefähr in die 2010er. Er wusste viel über die Geschichte des einsamen Soldaten und leider auch über Grabschänder zu berichten.
Das Grab des einsamen Soldaten.
Wann der Bauer verstarb und ob heute noch jemand das Grab pflegt, ist mir leider nicht bekannt.
Fischbach und das Rothenrainer Moor
Auf dem Weg nach Fischbach passieren wir den Hof Wolfsöd und wandern dann den Hügel hinunter in ein kleines Tal, durch einen Wald, der uns mit einem weißen Teppich aus Brunnenkresse begrüßt. Über einen Feldweg halten wir jetzt auf Fischbach zu. Ein schönes Bild: Manchmal braucht es nicht mehr, als eine Kirche, einen Hof und ein Wirtshaus.
Rothenrainer Moor Wanderung bei Fischbach und Königsdorf
Über Wirtshäuser und Gastronomie schreibe ich ja grds. nicht. Wenn, dann informiere ich mich gerne bei Wallygusto. Aber das Gasthaus in Fischbach bietet dem Wanderer wirklich alles, was das Herz begehrt: Gute Brotzeit, gutes Essen, satte Kuchenstücke, Unterkünfte und Platz für Kinder. Die Gegend und der Gasthof sind für Familienausflüge perfekt. Und für hungrige Wanderer ebenfalls.
Landgasthof Fischbach
Der Landgasthof im Tölzer Land wird seit 1932, bereits in der 4. Generation von der Familie Steingruber betrieben.
Die urige Gaststube, der schöne Biergarten, die Zimmer im gemütlichen Landhausstil und nicht zuletzt die ausgezeichnete bayerische Küche und die fabelhaften selbst gebackenen Kuchen machen den Gasthof Fischbach so außergewöhnlich.
Im Biergarten des Landgasthofes.
Nachdem wir unsere gestärkt haben, geht es zurück. Bei Wolfsöd wählen wir eine andere Route über den Rothenrainer Filz. Zwischen ein paar Birken hindurch, gelangen wir auf das offene Moor: das Rothenrainer Moor. Ich spüre förmlich, wie der Boden unter meinen Füßen nachgibt.
Ziegengehege neben dem Biergarten, mit kleinen Zicklein.Auf dem Weg nach Kreut.
Ein wenig ungewohnt ist das schon. Allerdings lenkt der Blick auf den Herzogstand und den Heimgarten ab. Und schließlich finden wir sogar einige Enzianblüten auf dem Filz.
Rothenrainer Moor
Das Rothenrainer Moor bei Königsdorf zählt zu den FFH-Gebieten in Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.
Ein FFH-Gebiet fällt unter die Richtlinien 92/43/EWG – die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie – zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen.
Eine Richtlinie aus dem Jahr 1992, der damaligen EU-Mitgliedsstaaten.
Blick über das Rothenrainer Moor
Erste Richtlinien über das Gebiet des Rothenrainer Moors stammen aus den 1930er-Jahren.
Wir verlassen das Rothenrainer Moor und müssen noch über eine Anhöhe und an einem Hof vorüber, dann zurück in den Wald, in dem wir das Auto abgestellt haben. Aber das Gewitter, dass sich in der Ferne angekündigt hat, erwischt uns doch noch ein wenig. Es streift uns zum Glück nur. Wir bekommen nur das Grollen und den Regen ab.
Auf dem Rückweg: Eine Gewitterfront zieht vorüber zwischen Kreut und Grafing.
Wir kommen schließlich trocken am Auto an. Das Gewitter ist bereits vorübergezogen. Auf der Heimfahrt grüble ich noch ein wenig über die Soldatengeschichte und die Stimmung im Rothenrainer Moor. Gibt’s denn nichts, das diesen Fluch der Hose brechen könnte?
Eine kleine Auswahl Blumen um das Rothenrainer Moor
Am Waldrand: Zypressen-Wolfsmilch.Eisenhutblättriger HahnenfußEine Nachtnelke.Enzian, davon gibt es viele hier im Rothenrainer Moor.Ein wunderschönes Wald-Veilchen.
Fazit
Die Wanderung zum Rothenrainer Moor hat einen sehr kulinarischen Charakter, denn der Landgasthof Fischbach ist verdient glatte 10 von 10 Punkten. Wir sind dort jedes Jahr zwei, dreimal zu Gast.
Die Tour ist leicht und führt durch die wundervolle Moorlandschaft im Tölzer Land bei Königsdorf. Geeignet ist sie damit für jeden Wanderer mit normaler Kondition.
Im Moor bitte immer auf dem Wanderpfad bleiben! Das schont die Natur und Euer Schuhwerk.
Wandern in Bayern
Meine schönsten Wanderungen: Leichte bis anspruchsvolle Touren auf Gipfel, an Seen, durch Wälder, zu Burgen, Schlösser & Stadtperlen uvm. In Bayerns vielfältiger Natur- & Kulturlandschaft.
Der Alex | Münchner, Wahl-Landsberger und schreibt seit 2012 auf dem Blog Luftschubser.de. Bergsteigen und Wandern, die Natur, Burgen, Land und Leute stehen bei ihm im Fokus. Sein Motto als Burgen-Enthusiast: Wo eine Burg ist, ist auch ein Weg! Daher unternimmt Alex am liebsten eine Wandertour von Burg zu Burg. Oder auch von Gipfel zu Gipfel! Zu „reisen“ in der Historie, Kultur und Natur seiner Heimat, das ist für ihn Lebenseinstellung und Notwendigkeit.