Die Notkarspitze in den Ammergauer Alpen bietet einen einzigartigen und herrlichen Blick auf das Erbe Ludwig des Bayern, heißt es. Ludwig der Bayer, ein Wittelsbacher aus dem 13./14. Jahrhundert, der erst zum König, dann zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches aufstieg.
Und in der Tat, wer vom Weidmoos bei Ettal auf die Notkarspitze steigt, blickt immer wieder auf das Kloster Ettal, das in enger Verbindung mit dem Kaiser Ludwig der Bayer steht. Mit jedem Meter, den man dem Gipfel entgegen steigt, wächst auch die Dimension des Klosters, blickt man zurück ins Tal.
Die Bergtour auf die Notkarspitze ist 10 km lang und dauert ca. 6 Stunden.
Anfahrt Bahn/Bus: Mit der Bahn bis Oberammergau. Von dort weiter mit dem Bus vom Bahnhof Oberammergau bis Haltestelle Ettaler Mühle. 🔗Reiseauskunft DB
Anfahrt Auto: Von Schongau kommend über Oberammergau auf der B 23 Richtung Ettal. Vor Ettal rechts abbiegen – St 2060 – Richtung Schloss Linderhof im Graswangtal. Von München kommend über die A 95 und weiter über die B 2 fahren. Bei Oberau Richtung Ettal rechts abbiegen und durch Ettal hindurch. Nach Ettal links auf die St 2060 abbiegen. Jeweils nach ca. 500 m kommt der Parkplatz Ettaler Mühle 🔗Routenplaner
Auf die Notkarspitze führen viele Wege. Wir, das sind Oli und ich, haben uns am dritten Adventssonntag für den Aufstieg über die Nordseite entschieden. Der ist im Winter in ewigem Schatten gefangen und daher sehr kalt und kaum begangen. Das kann man vom Gipfel der Notkarspitze nicht gerade behaupten.
Durchs Notkar auf den Gipfel
Der Gipfel der Notkarspitze misst 1.888 m über Meereshöhe, liegt eingebettet im Ammergebirge und ist umrahmt vom Weidmoos beim Kloster Ettal im Osten, dem Graswangtal, in dem auch Schloss Linderhof liegt, im Norden und Garmisch-Partenkirchen im Süden. Die Notkarspitze zählt zur Kramergruppe. Dazu zählen auch die Gipfel Brünstlkopf und Felderkopf.
Über das Hasenjöchl, im Süden der Notkarspitze, kann man in einem kleinen Marsch auf diese Gipfel überwechseln. Vom Gipfel der Notkarspitze verläuft ein Kamm Richtung Osten. Den werden wir nach dem Gipfelsturm auch als Rückweg überschreiten und dabei den Gipfel der Ziegelspitz und den des Ochsensitzes erklimmen. Liegt ja quasi am Weg.
Wir starten an der Ettaler Mühle, die am Eingang des Graswangtals liegt. Sie stammt aus dem Jahr 1701 und ist ein markanter Barockbau mit Halbwalmdach. Die ehemalige Wassermühle beherbergt heute ein Gasthaus und bietet einen großen und auch gebührenpflichtigen Parkplatz. Wir queren die Straße, die ins Graswangtal führt und steigen in den Mühlwald auf.
Die Ettaler Mühle: Start- und Zielpunkt der Tour.Ausblick vom Felssteig zum Kloster Ettal.
Der Aufstieg ist als steil zu bezeichnen. Ein Pfad führt in Serpentinen hinauf in das Notkar. Er ist an den knifflig-felsigen Stellen mit Stahlseilen versichert. Dort darf man den Weg zurecht als Steig bezeichnen. Von ihm haben wir immer wieder einen tollen Blick auf das Kloster Ettal und in das Graswangtal bis hin zur Klammspitze.
Blick auf das Weidmoos und nach Oberammergau am Morgen.Das Kloster Ettal in der Morgensonne.
Über die Kotalpe führt der Steig direkt hinein in das Notkar. Hier knickt der Pfad dann vor der Felswand und dem Kar nach Westen ab, führt in die Latschen und hinauf auf einen Kammausläufer. Als wir den erreichen, tauchen wir das erste Mal an diesem Tag in die Sonne. Eine Wohltat, denn im Notkar war es bitterkalt, der Schnee steinhart. Hier empfehle ich Grödel oder Steigeisen mitzunehmen, damit der Weg über den Hartschnee sicher bleibt.
Aufstieg ins Kar der Notkarspitze.Nordseite Notkarspitze
Der Kamm führt von Norden auf die Notkarspitze. Der Pfad auf den Gipfel schlängelt sich durch den dichten Latschenbestand. Und plötzlich stehen wir auf dem Gipfel, dessen Areal nach Süden hin eine sonnenbeschienene und leicht abfallende Grasfläche ist, die von einigen Gipfelstürmern besucht ist.
Zur Ziegelspitze und zum Ochsensitz
Auf dem Gipfel der Notkarspitze angekommen, genehmigen wir uns zuerst einmal eine anständige Portion Gipfelpanorama und ein Sonnenbad. Unglaublich, am dritten Advent ist es dort oben so warm, dass man sich kaum einpacken muss. Eigentlich zu warm für einen Glühwein. Aber wir packen Plätzchen und Lebkuchen aus, ich lasse in meinem Outdoorkocher den Glühwein kurz aufkochen und so schmausen wir vorweihnachtlich. Der Gipfel ist bei dem Wetter natürlich gut besucht. Die meisten Bergwanderer kommen vom Ettaler Sattel herauf.
Notkarspitze
Die Notkarspitze ist ein 1.888 Meter hoher Gipfel in den Ammergauer Alpen. Er ist der höchste Punkt des von West nach Ost verlaufenden Grats.
Die Notkarspitze kann von drei Seiten erklommen werden. Das Gipfelareal ist ideal für eine längere Gipfelpause.
Das Gipfelpanorama reicht bis ins Wettersteingebirge, in die Allgäuer Alpen und den Ammergauer Alpen.
Notkarspitze mit Gipfelkreuz.
In die Richtung gehen wir auch, als es Zeit für den Abstieg wird. Unser Weg führt uns über Stock und Stein, entlang des langen Kamms und durch Latschengassen, bis zum Gipfel der Ziegelspitze. Die Sonne steht bereits tief und unser Weg wird zunehmend einsamer. Auf der Ziegelspitze rasten wir nur kurz. Blicken noch mal zurück zur Notkarspitze und machen uns wieder ans Weitergehen. Der kleine Nebengipfel des Ochsensitzes ist fast unscheinbar.
Blick über den Brünstlkopf zum Wettersteingebirge und zur Zugspitze.Blick auf Ziegelspitze und Ochsensitz.Gratwanderung zur Ziegelspitze.
Den kann man umgehen oder eben erklimmen. Knapp 200 m tiefer als auf der Ziegelspitze steht ein Holzkreuz auf dem Buckel. Aber der Blick ins Naturschutzgebiet Weidmoos und auf das Kloster Ettal ist grandios. Hier kann ich einwandfrei erkennen, wo die Schattengrenze tagsüber liegt, denn ein Teil des Ettals war von der Sonne beschienen und frostfrei. Der andere Teil am Fuße der Notkarspitze ist in den Wintermonaten permanentem Frost und Schatten unterworfen.
Ziegelspitze
Mit 1.719 Metern Höhe ist der Gipfel der Ziegelspitze der zweithöchste Punkt auf dem Grat der Notkarspitze.
Erreichbar ist die Ziegelspitze von der Notkarspitze oder dem Ochsensitz über eine moderate Gratüberschreitung.
Der Gipfel bietet einen schönen Ausblick Richtung Ettal und Oberammergau.
Gipfelkreuz Ziegelspitze.
om Ochsensitz haben wir es noch gute 600 m ins Tal hinab. Wir folgen anfangs noch dem Wanderweg, der auf den Ettaler Sattel zuhält. Kurze Zeit nach dem Ochsensitz zweigt aber auch ein steiler Steig ab, links ins Tal hinab.
Der Abstieg zieht sich ein wenig, führt steil und teils in engen Serpentinen auf das Kloster Ettal zu. Das haben wir nun ständig im Blick. Übrigens: Im Kloster Ettal stirbt Pater Rupert Mayer am 1. November 1945 während seiner Predigt an einem Schlaganfall. Er hat den Nationalsozialismus nur um wenige Monate überlebt.
Blick auf den Laaber, das Enttaler Manndl und im Tal das Kloster.
Bereits in den 1920er-Jahren erkennt er die Gefahr, die von den Nationalsozialisten ausgeht und wird nicht müde, das Wort gegen sie zu führen. 1937 wird Pater Rupert Mayer vom Regime mit einem Rede- und Predigtverbot belegt. Im selben Jahr wird er verhaftet und von einem Sondergericht verurteilt.
Die Öffentlichkeit empört sich. Nach seiner Freilassung dauert es nicht lange, der Pater wird erneut verurteilt und in das KZ Sachsenhausen überstellt. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich in der Haft rapide. Die Nationalsozialisten können ihn aber nicht als Märtyrer gebrauchen und so wird Pater Rupert Mayer in das Kloster Ettal verbannt. Dort bleibt er bis zu seinem Tod und wird 1987 selig gesprochen.
Ochsensitz
Der eher unscheinbare Vorgipfel der Notkarspitze ist der Ochsensitz mit einer Höhe von 1.515 Metern. Dieser Gipfel bildet den östlichen Abschluss des Grats der Notkarspitze.
Er kann leicht übersehen werden, da die Wegführung nicht direkt über den Gipfel führt. Damit fristet der Ochsensitz auch ein eher unscheinbares Dasein.
Gipfelkreuz Ochsensitz.
Wir erreichen das Tal im Dunkel des Abends und mussten bereits die letzten 100 Höhenmeter mit Stirnlampe absteigen – teils über Stege und Treppen aus Holz und auch über eine Leiter. Im Tal geht es dann knapp zwei Kilometer am Saum des Notwaldes entlang, zurück zur Ettaler Mühle. Es ist wieder zapfig kalt, ganz ohne Sonne. Also beeilen wir uns, dass wir zurück zum Auto kommen und gönnen uns danach noch einen Einkehrschwung in der Ettaler Mühle.
Das Gelübde des Kaisers
Ludwig IV. von Wittelsbach trägt auch den Beinamen „der Bayer“. Er ist gebürtiger Münchner – wohl die einzige Gemeinsamkeit, die ich mit ihm habe. Er residiert im Alten Hof zu München und wird 1314 deutsch-römischer König. 1328 krönt man ihn – bzw. krönt er sich praktisch selbst – dann sogar zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Die Verbindung mit dem Wittelsbacher Adelsgeschlecht und den bayrischen Bergen hat eine sehr lange Tradition.
Ludwig der Bayer, Gründer des Kloster Ettals, ist dort seit bald 700 Jahren immer gegenwärtig. Die Gründung des Klosters, das im Tal zwischen dem Gipfel des Laaber und dem der Notkarspitze liegt, geht auf eine Legende zurück: Der Kaiser legt gegen Ende seines Italienzuges, während er sich in sehr misslicher Lage befindet, das Gelübde ab, ein Kloster zu errichten. Ludwig der Bayer hatte nicht nur Finanzsorgen, er musste auch seine Kaiserkrönung in Rom, die er gegen großen Widerstand durchsetzen konnte, durch die Kirche legitimieren lassen.
Blick nach Oberammergau.
Bereits 1324 während des Thronstreits mit dem ebenfalls zum König gekrönten Friedrich von Habsburg, wird Ludwig durch den Papst exkommuniziert. Der Kirchenbann wird bis zu seinem Tod nicht aufgehoben. Um sich als Kaiser kirchlich bestätigen zu lassen, ernennt der Exkommunizierte extra einen Gegenpapst zu dem amtierenden und feindlich gesinnten Johannes XXII.
Der neue Papst Nikolaus V. wird durch Ludwig in das Amt eingeführt, krönt den Wittelsbacher am 22. Mai 1328 in der Peterskirche in Rom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und tritt dann 1330 gezwungenermaßen von seinem Amt zurück.
Abstieg zum Kloster Ettal.
Ludwig der Bayer indes gibt 1330 den Bau des Kloster Ettals in Auftrag. Recht spät, wenn man bedenkt, dass die Klöster Benediktbeuern, Tegernsee oder auch Schäftlarn auf das 8. Jahrhundert zurückdatiert werden. Ludwig bringt von seinem Italienzug eine Madonnenstatue aus reinem Marmor mit und schenkt diese dem Kloster.
Sie ist einzigartig zu dieser Zeit und bildet heute noch den Mittelpunkt des Hochaltars. Nebenbei: Den Beinamen „der Bayer“ erhielt Ludwig von seinem erbitterten Gegner Papst Johannes XXII., als dieser abfällig von „bavarus“ spricht, was als Schmähung gedacht ist. Mein Bergkamerad Oli trägt den Beinamen „Heimbringer“. Das ist aber eine andere Geschichte.
Fazit
Die Notkarspitze ist ein beliebter Gipfel in den Ammergauer Alpen. Meist wird er von Ettal über die Ostseite erklommen. Von Süden führt ein einfacher Übergang vom Brünstlkopf hinauf.
Die Route über das Kar auf der Nordseite ist ein wenig anspruchsvoller. Besonders im Winter ist Vorsicht geboten. Diese Bergtour eignet sich für erfahrene Bergsteiger, die Kondition haben und absolut trittsicher sind.
Im Winter ist Sicherheit das Gebot: Winterausrüstung und Lawinenlagebericht, die Verhältnisse vor Ort, müssen im Gepäck sein.
Wandern in Bayern
Meine schönsten Wanderungen: Leichte bis anspruchsvolle Touren auf Gipfel, an Seen, durch Wälder, zu Burgen, Schlösser & Stadtperlen uvm. In Bayerns vielfältiger Natur- & Kulturlandschaft.
Der Alex | Münchner, Wahl-Landsberger und schreibt seit 2012 auf dem Blog Luftschubser.de. Bergsteigen und Wandern, die Natur, Burgen, Land und Leute stehen bei ihm im Fokus. Sein Motto als Burgen-Enthusiast: Wo eine Burg ist, ist auch ein Weg! Daher unternimmt Alex am liebsten eine Wandertour von Burg zu Burg. Oder auch von Gipfel zu Gipfel! Zu „reisen“ in der Historie, Kultur und Natur seiner Heimat, das ist für ihn Lebenseinstellung und Notwendigkeit.