Die Burg Rettenberg – auch Vorderburg genannt – steht nicht bei Rettenberg, wie der Name vielleicht vermuten lässt. Die Burg thront in ca. 1.035 m Höhe auf einem Fels auf dem Rottachberg im Allgäu, nahe dem gleichnamigen Ort Vorderburg. Sie gehört zu den ältesten Burgen im Allgäu und weist eine eigentümliche Bauweise auf.
Leider ist jedoch kaum mehr etwas von der ehemaligen Burganlage erhalten. Man munkelt, sie sei das Opfer einer stark alkoholisierten Köchin geworden
Hinweis: Der Innenbereich der Burg Rettenberg ist wegen Einsturzgefahr gesperrt.
Anreise
Anfahrt Bahn/Bus: keine
Anfahrt Auto: Über die A7 bis zum Allgäuer Dreieck fahren. Hier auf die A980 wechseln, Richtung Waltenhofen, aber über die Ausfahrt Durach Richtung Sulzberg fahren. Weiter Richtung Süden bis zur Greifenmühle. 🔗Routenplaner
Parkplatz Burg Rettenberg: Ein kleiner Parkplatz befindet sich kurz nach dem Ortsteil Greifenmühle. Von dort in ca. 45 Minuten zu Fuß zur Burg Rettenberg.
Wanderung
Winterwanderung im Allgäu: Hier findest Du meinen Vorschlag für eine schöne Wanderung zur Burg Rettenberg.
Burg Rettenberg scheint aus einem kompakten Gebäudetrakt bestanden zu haben. Es konnte bisher kein Bergfried nachgewiesen werden. Lediglich ein Zwinger an der Südseite der kleinen Anlage, hier führt die Zufahrt an die Burg, war vermutlich als Wehrelement der Burg vorangestellt. Die Burg Rettenberg besteht aus einem Hauptgebäude, das wohl vom Zwinger an der Südostseite der Anlage zugänglich war.
Das Zentrum der Burganlage bildet ein großer Saal, mit einer Abmessung von ca. 10 x 20 Metern. Um dieses Kernstück gruppierten sich einst wohl Kammern und Wirtschaftsräume. Kapelle, Amts- und Wohnräume mussten in einem zweiten Stockwerk untergebracht gewesen sein, die über eine Wendeltreppe erreichbar waren. Stallungen waren im inneren der Einfahrt angesiedelt.
Westseite des Wohnturms – AußenansichtNordmauer des Wohnturms – AußenansichtNordostseite des Burgareals – terrassenartig abgesetzt
Heute sichtbar sind Mauerreste an der Südwestseite der Burg Rettenberg. Während das Gelände des Burgfelsens zu den anderen Seiten hin steil bis fast senkrecht abfällt, ist die Südwestseite die zugänglichste und damit am wenigsten geschützte Seite. Daher ist das Mauerwerk auf dieser Seite mit ca. 2 m Dicke, besonders stark errichtet. Möglicherweise erfüllt die Südwestmauer, die ggf. fensterlos war, die Funktion einer Schildmauer.
Im Nordwesten ist das Mauerwerk nur noch zur Hälfte erhalten und weist eine Abbruchkante auf. Das Burgareal ist terassenförmig aufgeteilt. Zur Ostseite hin fällt das Gelände ab. Aufgrund der sehr hohen Lage, ist es wahrscheinlich, dass die Burg Rettenberg die Wasserversorgung durch eine Zisterne gewährleisten musste. Reste eines Brunnens konnten nicht gefunden werden und sind unwahrscheinlich in diesem Gelände.
Blick über die Westmauer zur Nordseite – InnenansichtWohnturm Nordmauer InnenansichtReste des Wohnturms – Innenansicht
Das Mauerwerk lässt sich allerdings heute noch gut lesen: Die Außenseite besteht aus behauenen Quadern aus Nagelfluhgestein. Im Inneren ist Roll- und Bruchstein vorzufinden. Dazwischen ist das Füllwerk an den Bruchstellen erkennbar. Auch erkennbar ist an der Innenseite die Bauweise des Fischgrätenmauerwerks.
Historischer Überblick
Burg Rettenberg ist die Stammburg der Herren von Rettenberg bis zu dessen Aussterben Mitte des 14. Jahrhunderts. Das Adelsgeschlecht hatte zu Lebzeiten eine beherrschende Stellung im südlichen Allgäu. Ihre Stammburg war einst eine sehr beeindruckende der frühen Allgäuer Turmburgen. Sie errichten später die mächtige Burg Eisenberg im Allgäu.
Mittelalter
1100: Die Herren von Rettenberg errichten ihren Stammsitz Burg Rettenberg.
1130:Adelprecht de Rotinberch wird als erster Rettenberger in einer Urkunde erwähnt. Es handelt sich um eine Schenkungsurkunde mit dem Kloster St. Ulrich als Begünstigte, welches er bezeugt.
12. Jhd.: Das Geschlecht der Rettenberger teilt sich in zwei Linien: Die Herren von Trauchburg und Hohenegg.
13. Jhd.: Ehemals Dienstmannen der Welfen, sind die Rettenberger inzwischen treue Anhänger der Staufer und des Staufer Kaisers Friedrich II. Heinrich von Rettenberg begleitet den Kaiser auf seinen Kreuzzug.
1350: Heinrich von Rettenberg verstirbt ohne männlichen Erben. Der Besitz wird unter den zwei Töchtern des Heinrich aufgeteilt.
1351: Das Hochstift Augsburg kauft Burg Rettenberg mit zugehörigen Besitzungen für 1.600 Pfund Pfennig und setzte einen eigenen Pfleger samt Landmann und Landschreiber ein.
Detailansicht der MauerungInfo-Tafel im MauerwerkWohnturm Westmauer Innenansicht
Frühe Neuzeit
1525: Im Bauernkrieg nimmt ein Verband der Bauern die Burg Rettenberg ein, plündert diese und deckt sich mit den Pulverbeständen der Burg ein. Die Burg wird aber nicht beschädigt.
1534: Burg Rettenberg, leicht heruntergekommen, wird umfassend saniert. Das Hauptgebäude wird ausgestattet, Dächer werden gedeckt und Mauern werden innen wie außen verputzt. Kosten gesamt über 1.600 Gulden.
1562: Bei einem Küchenbrand wird die Burg Rettenberg in weiten Teilen zerstört. Angeblich setzt eine betrunkene Köchin während des Küchlebackens erst das Schmalz und danach das Schindeldach in Brand. Die Wiederaufbaukosten sind dem Hochstift zu teuer, so begnügt man sich mit den nötigsten Reparaturen.
1573: Der Augsburger Bischof besucht das Pflegamt Rettenberg und wird von seinen Untertanen allerdings auf dem Feld vor der Burg gefeiert. Ein Hinweis darauf, dass die Burg scheinbar schon sehr baufällig ist.
1735: Der Verwaltungssitz wird von der ruinösen Burg Rettenberg in das neue Amtshaus unterhalb der Burg im Ortsteil Grossdorf verlegt.
Ende 18. Jhd.: Burg Rettenberg gilt als eingefallen und Ruine.
1802: Die Burgruine wird an das Land Bayern übertragen und verfällt weiter.
Blick zum Amtshaus in GrossdorfWestseite des AmtshausesOstseite des Amtshauses
Neuere Geschichte
2013: Die Turmruine wird für Besucher gesperrt wegen Einsturzgefahr. Es wurden bisher keine Sanierungsarbeiten durchgeführt.
Freizeitangebote in der Umgebung
Wenn Du einen Ausflug zur Burg Rettenberg machst, dann habe ich noch folgende Tipps zu Freizeitangeboten in der näheren Umgebung für Dich:
Geratser Wasserfall: Ein mehrstufiger und breit auslaufender Wasserfall, mitten in einem Waldidyll. Der Geratser Wasserfall ist Sommer wie Winter beeindruckend und ein fabelhaftes Naturschauspiel.
Badespaß am Rottachspeicher: Ein kleines Paradies für Pflanzen, Tiere und für müde Wanderer oder für Familien: der Rottachsee. Parkplätze, Liegewiesen, Sporthafen und Kiosk samt Biergarten und Spielplatz machen den Badespaß am Rottachsee-Petersthal rund.
Burgruine Sulzberg: Von Mai bis Oktober an Sonn- & Feiertagen kann die beeindruckende Burgruine für ein geringes Eintrittsentgelt besichtigt werden. Die oberste Plattform des Bergfrieds bietet einen wunderbaren Ausblick in das Allgäuer Umland.
Literatur & Quellen
Angaben zu Baubestand, historische Daten und weitere Informationen:
Burgen im Allgäu – Band 1 von Toni Nessler – ISBN: 3-88006-115-7
Burgen und Ruinen im Allgäu von Dieter Buck – ISBN: 3-8062-1602-9
Burgen in Bayern
Burgen & Schlösser in Bayern sind beliebte Ausflugsziele und bedeutenden Denkmälern der mittelalterlichen Geschichte in Europa. Hier findet ihr mehr mächtige Burgen, märchenhafte Schlösser und verzauberte Ruinen in Bayern.
Der Alex | Münchner, Wahl-Landsberger und schreibt seit 2012 auf dem Blog Luftschubser.de. Bergsteigen und Wandern, die Natur, Burgen, Land und Leute stehen bei ihm im Fokus. Sein Motto als Burgen-Enthusiast: Wo eine Burg ist, ist auch ein Weg! Daher unternimmt Alex am liebsten eine Wandertour von Burg zu Burg. Oder auch von Gipfel zu Gipfel! Zu „reisen“ in der Historie, Kultur und Natur seiner Heimat, das ist für ihn Lebenseinstellung und Notwendigkeit.