Nahe der Burg Schwärzenberg im Wald bei Rodingen-Strahlfeld, liegt die Ruine Schellerlhof. Wer nicht genau auf den Boden schaut, wird vielleicht vorübergehen, ohne die Reste der Ruine zu erkennen. Dem aufmerksamen Betrachter eröffnet sich ein kleines Areal aus Gräben,Wällen und wenige Mauerreste im Boden.
Aber was war die Ruine Schellerlhof eigentlich? Ein Vorwerk der Burg Schwärzenberg? Oder war sie der Meierhof der Burg? Oder ganz etwas anderes?
Anfahrt Bahn/Bus: Mit der Bahn bis zum Bahnhof Neubäu Oberpfalz fahren. Von dort in ca. 4,5 km zu Fuß durch den Wald bis zur Ruine Schellerlhof. 🔗Reiseauskunft DB Regio
Anfahrt Auto: Auf der B85 bis Roding fahren. Hier abfahren und durch den Ortsteil Gstetten bis Strahlfeld fahren. Nach Strahlfeld weiter nach Norden bis zum Hammerweiher – rechter Hand. Hier gibt es einen Parkplatz. 🔗Routenplaner Von dort auf der anderen Straßenseite Richtung Steinhäufl Kapelle und danach am Abzweig rechts halten: ca. 2,5 km.🔗Routenplaner
Parkplatz Ruine Schellerlhof: Parkplatz am Hammerweiher vorhanden.
Wanderung:
Wanderung bei Stamsried: Hier findest Du meinen Vorschlag für eine schöne Wanderung zur Burgruine Schwärzenberg und zur Ruine Schellerlhof.
Die Lage der Ruine Schellerlhof und ihr Zustand machen ein Entdecken schwierig. Die Ruine Schellerlhof liegt oberhalb des Quellbereichs des Schellerbaches, mitten im Hochwald. Auf einer künstlich aufgeschütteten Terrasse, befinden sich wenige Reste eines Rechteckbaus, der ca. 25 x 11 m misst.
Blick von Südosten auf die RuinenstelleBlick von Südwesten auf die RuinenstelleGräben, Wälle und Fundamentreste
Erkennbar ist im Südbereich der Anlage die Ausläufer des terrassenartigen Hügels. Sehr wenige Mauerreste finden sich im Westbereich. Von Norden ist die Anlage zugänglich und weist hier nur noch einige Schuttwälle und Mulden auf. Der rechteckige Bau der Ruine Schellerlhof wird durch drei Quermauern unterteilt. An der Ostseite findet man mit geschultem Augen eine zusätzliche Unterteilung in zwei unterschiedlich große Vierecke.
Die Nordseite mit FundamentrestenFundamentrestenRuine Schellerlhof Nordostecke
Über die Entstehung, die Geschichte und den Zweck der Anlage ist nicht viel erforscht. Es finden sich kaum Literatur und wenige Berichte wie den der OGV Jahreshauptversammlung im Januar 2009. Danach war der Schlellerlhof eine mittelalterliche Pferdezucht.
Demnach leitet sich der Name wird nicht vom nahen Schellerbach ab, sondern von Beschälen, das Befruchten von Stuten. In Urkunden konnten folgende Namen für den Hof nachgewiesen werden: Schälhof, Scheldernhof, Scälhof, Schelhof, bis hin zu Schellerhof und Schellerlhof.
Letzte Maurerreste der Nordseite mit abgegangenen MauersteinenLetzte Maurerreste der NordseiteMauerstumpf
Somit war der Schellerlhof ein Meierhof und Pferdezucht der nahen Burg Schwärzenberg. Eine typische Entstehungsgeschichte von Höfen und Burgen, zumindest im Südbayerischen Raum. Ein Meierhof war ein sogenannter Fronhof. Das waren zentrale Höfe einer Landwirtschaft, die einer adligen Grundherrschaft angehörig waren und in dem der Verwalter ansässig war. Diese Höfe versorgten Burgen oder Klöster mit Naturalien.
Historischer Überblick
Die Geschichte des Schellerlhofs hängt mit der Burg Schwärzenberg und der nahegelegenen Steinhäufl Kapelle zusammen. Der Hof liegt ca. 400 Meter nordwestlich von der Kapelle und ca. 600 Meter nordöstlich der Burg Schwärzenberg.
Der Hof war rund 264 Tagwerk groß. Ein altes Flächenmaß aus dem alpinen Raum. In Bayern entspricht ein Tagwerk 3408 m². Damit betrug die Wirtschaftsfläche des Hofs: 899.712 m² oder ca. 90 Hektar.
Mittelalter
12. Jahrhundert: Die Burg Schwärzenberg entsteht als Lehen des Bamberger Bischofs. Gleichtzeitig mit der Burg entsteht wohl auch der Meierhof.
1306: Die Burg Schwärzenberg mit seinen Besitzungen wird erstmals im Lehensbuch des Bistums Bamberg erwähnt.
Blick auf die Mauerreste von NordostenMauerrest NordosteckeMauerrest Nordseite
Frühe Neuzeit
1606: Zu dieser Zeit gilt die Burg Schwärzenburg als baufällig. Der Hof ist noch intakt.
1641: Die Burg und der Schellerlhof werden im Dreißigjährigen Krieg zerstört.
1703: Der Schellerlhof wird wieder aufgebaut, nachdem er gute 60 Jahre brach liegt.
1740: Der Verwalter des Schellerlhof lässt die Steinhäufl Kapelle errichten, nachdem ein Unfall mit einem Pferdefuhrwerk, in den er und die Kinder des Gutsherren verwickelt sind, glücklich ausgeht.
1792: Der Schlellerlhof brennt ab. Angeblich am Vorabend des Johannistages, während des Küchelbackens. Danach wird der Hof nicht mehr aufgebaut. Das Land wird an die umliegenden Gutsherren verpachtet und teilweise zur Forstwirtschaft verwendet.
Neuere Geschichte
1840: Der Gutshof ist bereits weitestgehend verfallen. Angeblich gibt es noch stellenweise intakte Fensterscheiben zu sehen.
1841: Die eizige historische Ansicht, die noch verfügbar ist, sei ein Plan der aus Urkataster stammt.
Literatur & Quellen:
Angaben zu Baubestand, historische Daten und weitere Informationen:
Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands – Band 16 – ISBN: 3-933474-20-5
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Der Alex | Münchner, Wahl-Landsberger und schreibt seit 2012 auf dem Blog Luftschubser.de. Bergsteigen und Wandern, die Natur, Burgen, Land und Leute stehen bei ihm im Fokus. Sein Motto als Burgen-Enthusiast: Wo eine Burg ist, ist auch ein Weg! Daher unternimmt Alex am liebsten eine Wandertour von Burg zu Burg. Oder auch von Gipfel zu Gipfel! Zu „reisen“ in der Historie, Kultur und Natur seiner Heimat, das ist für ihn Lebenseinstellung und Notwendigkeit.