Zirmgrat Wanderung bei Pfronten

Die Zirmgrat Wanderung bei Pfronten

19. Januar 2017 von Alex

Heute geht es von Burg zu Burg auf meiner Zirmgrat Wanderung. Dabei überschreite ich auch die Grenze zwischen Bayern und Tirol und damit zwischen Deutschland und Österreich. Ich starte im Allgäu bei Pfronten, erklimme die Burgruine Falkenstein, der die höchstgelegene Burg Deutschlands auf seinen Schultern trägt und wandle dabei auf den Spuren des Märchenkönigs Ludwig II.

Über den Zirmgrat – auch Zirmengrat genannt – wandere ich dann Richtung Osten bis zur Saloberalpe nach Vils und erkunde die Burgruine Vilseck (Vilsegg) auf der Tiroler Seite. Im Vilstal geht es abschließend in winterlicher Dämmerung entlang der Vils zurück nach Pfronten.

Die Zirmgrat Wanderung im Allgäu ist 12,5 km lang und dauert ca. 4,5 Stunden.

Tourensteckbrief


Strecke: 12,5 km

Gehzeit: 4:30 h (ohne Pausen)

Aufstieg: 500 HM

Abstieg: 500 HM


Start & Ziel

Parkplatz am Bahnhof Pfronten-Steinach

Anfahrt Bahn/Bus: Mit der Bahn bis zum Bahnhof Pfronten-Steinach. 🔗Reiseauskunft DB

Anfahrt Auto: Über die A7 Richtung Füssen und bis zur Ausfahrt Vils in Tirol – Österreich. Der Reuttener Landstraße folgen und weiter über Bahnhof Str. und Allgäuer Str. bis zur Staatsgrenze kurz hinter Schönbichl. Nach ca. 1,5 km ereichst Du den Bahnhof Pfronten-Steinach. 🔗Routenplaner


Gastronomie & Unterkunft

Gastronomie auf Tour: Burghotel FalkensteinSaloberalm


Etappen und Gehzeiten

Hinweg

Parkplatz Burg Falkenstein1:20h
Burg Falkenstein Zirmgrat0:25h
(1:45h)

Rückweg

Zirmgrat Saloberalm1:00h
(2:45h)
Saloberalm Burg Vilseck0:25h
(3:10h)
Burg Vilseck Parkplatz1:20h
(4:30h)

anforderungen

Schwierigkeit: Bergwandern – T2
Anforderungen: Stufe 2
Weg: Stufe 2
Gelände: Stufe 2
Gefahren: Stufe 1

Wegarten

Bergwanderweg/Steig: 6 km
48%
Feldweg/Forststraße: 5 km
40%
Asphalt/Straße: 1,5 km
12%

Die Zirmgrat Wanderung

Zur Burg Falkenstein

Am westlichen Eingang zum Vilstal liegt der Ort Pfronten im Allgäu. Schon die Römer zogen einst durch diese Gefilde auf einer Versorgungsstraße zum nahen Cambodunum, dem heutigen Kempten. Bereits gegen Ende des 8. Jahrhunderts waren die Römer aber schon verschwunden und die Zeit der Karolinger war im Allgäu angebrochen.

Ob das Tal während den Römern oder den Franken besiedelt war, kann bisher nicht belegt werden. Eins war sicher damals schon gewiss: Im Allgäu, vor den Toren der Tannheimer Berge, ist es besonders schön.

Vom südlichsten Ortsteil von Pfronten – Pfronten-Steinach – hab ich dann auch fast das Gefühl, dass ich vor den Resten eines riesenhaften Tors stehe: Linker Hand ragt der Felskopf des Manzenbergs mit einer ca. 400 Meter hohen Felswand empor. Auf seiner Krone thront auf 1.277 Metern Burg Falkenstein – wie ein Falkenhorst.

Rechter Hand der Breitenberg. Ein langgezogener und 1.883 Meter hohe Felsgipfel. In dieser Kulisse stelle ich an einem sonnigen aber dennoch kalten Dezembermorgen mein Auto, am großen Parkplatz neben dem Bahnhof von Pfronten-Steinach, ab und mache mich an den Anstieg auf den Falkenstein.

Im Winter ist es nur oben auf dem Falkenstein und dem Zirmgrat angenehm, was die Temperaturen angeht. Eben da, wo die Sonne bisweilen drüberstreicht. Das Vilstal dagegen bekommt im Winter kaum Sonne ab. Die Vils, ein 34 km langer Zulauf des Lechs, der aus dem Vilsalpsee gespeist wird, trägt das ihre dazu bei, die Kälte im Tal zu halten.

Nach der Zirmbrücke , die die Vils überspannt, beginnt der Anstieg meiner Zirmgrat Wanderung zur Burg Falkenstein über 2,5 km rund 445 Höhenmeter. Der Pfad im Hangwald des Manzenbergs ist moderat. Nach ca. einer Stunde steht man am Fuß der schroffen Felswand am Falkenstein. Ein in der Horizontalen langgezogener Felsspalt erwartet mich.

Darin eine Marienstatue: die Mariengrotte im Falkenstein. Von ihr wird erzählt, dass im 19. Jahrhundert eine Frau aus Pfronten davon träumte, dass es eine Grotte im Falkenstein gäbe. Am nächsten Tag suchte sie den Pfarrer auf und berichtete diesem von ihrem Traum. Der Pfarrer organisierte eine Erkundungstruppe und so wurde die Grotte tatsächlich gefunden. 1889 wurde sie dann als Lourdes-Grotte ausgestattet.

Heute zieren zwei große Statuen, die heilige Jungfrau Maria und die heilige Bernadette, die vom Pfrontner Bildhauer Theodor Haf geschaffen wurden, die Grotte. Von dem Platz an der Grotte geht es dann in ca. 15 Minuten auf den Gipfel zur Burgruine Falkenstein. Der Blick von dort oben ist fabelhaft. Im Norden das Burgenpaar Hohenfreiberg und Eisenberg, und weiter östlich der Hopfensee. Im Süden die Tannheimer Berge.

Wer die Zirmgrat Wanderung gleich fortsetzen will, erklimmt die Stufen auf die Burgruine Falkenstein. Wer einen Cappuccino mit Kuchen im Sinn hat, der geht rüber zum Burghotel & Cafè und ergattert sich einen schönen Platz in der Sonne mit Alpenpanorama.

Die Idealburg des Königs

Die Burg Falkenstein im Allgäu ist mit 1.277 m die höchstgelegene Burg Deutschlands. Es wurden im Mittelalter gleich zweimal dort auf dem Manzenberg Burgen errichtet und zerstört. Der Manzenberg und die Burgen waren seit dem Mittelalter ein Zankapfel zwischen Bischöfen und Edelleuten.

Der Augsburger Bischof Heinrich II. ließ eine Erste Burg errichten, dort oben auf dem Manzenberg. Bald musste er sich auch dort verschanzen, denn ein Graf mit Namen Dietpold lag mit dem Augsburger Bischof in Fehde, nachdem ihm seine Grafschaft von dem Bischof entrissen wurde.

Dietpold stellte dem Augsburger Episkopaten ordentlich nach, dass der sogar angeblich sein Pferd mit den Hufeisen verkehrt herum beschlagen ließ, damit die Spuren im Schnee quasi von der Burg wegführten und den grimmigen Grafen und seine Kriegsknechten auf die falsche Fährte locken sollten. Der Augsburger Bischof soll auch in den folgenden Jahren immer wieder auf Burg Falkenstein geflohen sein. Beliebt war der ehrgeizige und gierige Bischof bei den Weltlichen im Allgäu bei Leibe nicht.

1803 ging dann das Hochstift Augsburg mit samt der Burg Falkenstein an den baierischen Staat. Ja, baierisch. Denn das Y in dem Namen Baiern wurde am 20. Oktober 1825 von König Ludwig I. angeordnet. Der war dem Griechischen sehr zugetan und wollte ein Ypsilon im Landesnamen. Außerdem war er der Großvater von Ludwig Otto Friedrich Wilhelm von Wittelsbach: Ludwig II., der Märchenkönig. Jener Märchenkönig hatte im Jahr 1869 den Bau des weltbekannten Schlosses Neuschwanstein im Allgäu beginnen lassen.

Dieser Neoromanische Bau ragt imposant am Fuße des Säulings über der Marienschlucht auf. Nicht so eine burgähnliche Villa wie sie diese industriellen Emporkömmlinge sich alle Nase lang hinstellen, wollte er. Ludwig II. wollte eine wahrhafte Ritterburg – im Zeichen des Historismus. 1886 war Neuschwanstein fertiggestellt. Aber er hatte schon im Jahr 1883 ein Auge auf Burg Falkenstein geworfen. Der Wunsch, nach einer noch weitaus prächtigeren Ritterburg brannte im bayerischen König.

Burg Falkenstein

Die Burg Falkenstein ist mit 1.277 m die höchstgelegene Burg Deutschlands. Bischof Heinrich II. gab den Bau einer Vorgängerburg 1050 in Auftrag.

Bis 1280 wurde die heutige Burg Falkenstein von Meinhard II. errichtet.

1434 wurde die Burganlage durch einen Brand zerstört und neu aufgebaut. 1646 wurde sie dann durch Tirol vollends zerstört.

Ab 1883 plant König Ludwig II. den Bau einer idealisierten Ritterburg an der Stelle der Burgruine. Die Pläne wurden nie umgesetzt.

🔗Burg Falkenstein – Pfronten

Zirmgrat Wanderung: Burg Falkenstein
Burg Falkenstein

1884 kaufte König Ludwig II. die Burg Falkenstein dem Hauptmann Gresser ab. Für die Prachtburg nahm er sich eine Bauzeit von 5 Jahren vor. Bis Ende 1884 war dann auch schon eine Straße bis unter den Burgfels gebaut worden. 1885 war im Tal ein Wasserhaus mit Leitung auf den Falkenstein errichtet worden. Der Bühnenmaler Christian Janke entwarf das Bild einer Ritterburg mit vielen Türmchen, Erkern, vielen Zinnen und reichlich gotischem Schnickschnack. Ludwigs Hofarchitekt wurde beauftragt Baupläne zu entwerfen. Die Pläne fielen bescheiden aus: Drei Zimmer, ein Saal und ein Turm.

Und so war dann auch die Laune des bayerischen Märchenkönigs: bescheiden. Denn er musste das ja eher als mickrige drei Zimmer, Küche, Bad Version empfunden haben. Naja, die königliche Kasse war leer, der zweite Entwurf des Architekten immer noch zu kleinkariert und überhaupt, es war zum Verzweifeln mit dem Falkenstein. Da entließ Ludwig II. kurzer Hand den Hofarchitekten.

Der neue Architekt aus Regensburg gab bald auf. Ein monumentales Schlafzimmer wollte der Wittelsbacher Herrscher von ihm. Unmöglich! Die Grundfläche des Falkensteins konnte eine solch ausladende „Gralsburg“ gar nicht tragen. Viel zu gering war sie dafür. Und schon kamen die vermeintlich gelösten Geldsorgen des Königs wieder zurück. Letztlich fand das Bauprojekt an der Burg Falkenstein ein jähes Ende: König Ludwig II. starb am 13. Juni 1886 im Würmsee (heutiger Starnberger See).

Zur Burg Vilseck über den Zirmgrat

Von Burg Falkenstein geht es zurück zum Burghotel Falkenstein. Das stammt aus der Zeit um 1897. Vielleicht ist jetzt Zeit für einen Kaffee mit einem Stück Kuchen? Das bietet sich an. Da lässt es sich ein wenig sinnieren. Zum Beispiel über die Sage, nach der von Burg Falkenstein zur Burg Eisenberg im Norden, ein geheimer Gang führen soll. Ordentliche Leistung: Das wären so ca. 6 km Luftlinie.

Naja, eher unwahrscheinlich, schon alleine wegen der geologischen Gegebenheiten am Falkenstein. Purer Fels. Beim Fortsetzen der Zirmgrat Wanderung am Burghotel, geht es ein kurzes Stück über die alte Auffahrtsstraße. Nach der ersten Serpentine nach Links, zweigt ein Pfad ab und führt nach Osten, in den Wald hinein.

An sich ist es keine Gratwanderung, bei der man schwindelfrei und trittsicher sein muss. Die Felsköpfe umgehe ich, passiere dabei steile Felswände und komme auf die Kammkrone, um in das Vilstal zu schauen. Nach einiger Zeit führt der Pfad in die Sonne, aus dem Wald hinaus.

Das ist jetzt der eigentliche Gratabschnitt der Zirmgrat Wanderung: Es geht auf dem Kamm entlang mit einer sagenhaften Aussicht und zum Glück auch hier und da einer Rastbank. Da ist genug Zeit für eine Pause auf dem Zirmgrat, mit Tee und einer Jausen. Der Blick schweift über die Vilser Gruppe und hinüber in die Tannheimer Berge.

Ich finde ja, der schönste Aussichtspunkt mit Bank liegt am Ende des Zirmgrats. Von diesem Aussichtspunkt mit Bank habe ich auch einen tollen Blick ins Vilstal und zurück über den Zirmgrat, nach Westen. Die Sonne wärmt ein wenig mein Gesicht und ein Schluck Tee wärmt von innen. Unten im Tal liegt Schatten über allem. Dort ist es sicher schon kälter.

Und da muss ich jetzt auch wieder hinunter und entlang der Vils, zurück nach Pfronten-Steinach. Also steige ich vom Zirmgart ab, durch einen Hangwald. Anfänglich leicht steil, schließlich über einen Absatz, runter zu einer großen Wegkreuzung. Auf der folgenden Etappe der Zirmgrat Wanderung passiere ich immer wieder Grenzsteine von 1844, die die Grenze zwischen Bayern und Tirol kennzeichnen.

Burg Vilseck (Vilsegg)

Burg Vilseck stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde wohl von den Herren von Rettenberg erbaut.

Die Herrschaft Vilsegg war von jeher kemptisches Lehen. Ja ja, die Allgäuer eben. Bis 1709 war die Burg sogar noch bewohnt.

Nicht vielen Burgen ist ein so rosiges Schicksal widerfahren. 1774 wird Burg Vilseck aber bereits als Ruine dokumentiert.

🔗Weiterführender Link

Zirmgrat Wanderung: Blick auf die Kernburg mit Bergfried
Blick auf die Kernburg mit Bergfried

Vom Hangwald des Zirmgrats bis zur Saloberalpe führt ein Pfad, erst über eine Lichtung, dann über freies Terrain bequem über ca. 1,5 Kilometer. Von dort sind es dann noch mal knapp 1,5 Kilometer über einen Waldpfad bis zur Burgruine Vilseck (Vilsegg).

Rückweg durch das Vilstal

Ein Besuch ist sie allemal Wert, die Burg Vilseck. Von dort bin ich dann auch schnell unten am Ortsrand von Vils und im Vilstal. Auf dem letzten Abschnitt der Zirmgrat Wanderung umgehe ich den Burgberg, passiere die kleine Kirche St. Anna und ein altes Gehöft. Der Blick über Vils, hinüber zum Säuling, dessen Flanken von Nebelschwaden umwabert sind, ist schon sehr stimmungsvoll.

Lange Schatten und warmes Abendlicht, tauchen das Panorama in ein besonderes Farbspiel. Zeit sich auf den Rückweg zu machen. Im Schatten führt der Weg entlang der Vils. Mir wird richtig kalt, also zieh ich mir die Handschuhe wieder über und das Tempo an: Bewegung hält einen schließlich warm.

Auch wenn der Rückweg der Zirmgrat Wanderung über eine Feldstraße führt, der Blick aus dem Vilstal hinauf zum Zirmgrat, dessen Kammkrone im warmen Licht des Abends liegt, zeigt meine heutige Tour aus einem neuen Blickwinkel. In der Ferne mündet der Zirmgart am Falkenstein. Dort muss ich hin. Das Vilstal zu durchschreiten braucht ein wenig Zeit und ich komme am Naturpark Tiroler Lech, mit dem Keltischer Baumkreis vorbei. 

Von hier sind es noch rund drei Kilometer zurück zum Parkplatz. Am Fuße des Zirmgrats und des Falkensteins passiere ich schließlich die Landesgrenze, bin zurück in Bayern, im Allgäu und überquere dann auch die Vils an der Zirmbrücke bei Steinach. Damit endet die wundervolle Zirmgrat Wanderung. Wieder einmal kann ich nur sagen: Burgentouren im Allgäu haben genau das gewisse Luftschubser-Etwas: Berge, Burgen … Outdoor. Tolle Tour, die Runde über den Zirmgrat! Das ist etwas für jede Jahreszeit!

Fazit

Obwohl als Burgenwanderung in Bayern geplant, gleicht die Zirmgrat Wanderung eher einer Bergtour. Einige Höhenmeter sind zu bewältigen und auf dem Zirmgrat und im Laubwald ist Trittsicherheit gefragt. Kondition und Orientierung braucht es ebenfalls.

Die Zirmgrat Wanderung ist allerdings auch sehr spannend, weil es eben vieles zu entdecken gibt. immerhin, zwei beeindruckende Burgruinen mit viel Geschichte im Gepäck liegen am Weg. Was aber noch beeindruckender ist, das ist das atemberaubende Panorama der Allgäuer Alpenkette und die Ausblicke ins Vilstal oder nach Norden in inst Allgäu.

Wandern
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Meine schönsten Wanderungen: Leichte bis anspruchsvolle Touren auf Gipfel, an Seen, durch Wälder, zu Burgen, Schlösser & Stadtperlen uvm. In Bayerns vielfältiger Natur- & Kulturlandschaft.

Burgen
in Bayern

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