Burg Isenburg und der geräderte Graf
Burg Isenburg (Isenberg) sitzt auf einem steilen Bergrücken fast 100 m über dem Ruhrtal, südwestlich von Hattingen. Sie zählt zu den wenigen Burganlagen im Ruhrgebiet, die umfangreich in ihrer Historie und Archäologie untersucht ist.
Die Standortwahl war einst klug durchdacht, da die Lage der zukünftigen Burg zwischen der Erzbistumsstadt Köln und der westfälischen Hauptstadt Soest geographisch und strategisch ideal war.
Lage & Infos Burg Isenburg
Standort:
- Land: Deutschland
- Bundesland: Nordrhein-Westfalen
- Landkreis: Ennepe-Ruhrkreis
- Gemeinde: Hattingen
Zugang:
- frei zugänglich
Nutzung:
- Museum
Website:
Beschreibung
Die Burg Isenburg erstreckt sich über eine Länge von 245 Metern und ist bis zu 45 Metern breit. Sie ist aufgeteilt in eine Haupt- oder auch Oberburg und in eine Vor- bzw. Unterburg, die beide in fast gleich große Abschnitte aufgeteilt sind und beider gleichermaßen von einer Ringmauer umgeben waren. Der einstige Zugang zur Burg lag im Nordosten durch einen Torturm, von dem heute nichts mehr erhalten ist.
Die Vorburg beherbergte einst mehrere Gebäude. Am östlichen Ende ist heute noch ein Rest der Grundmauern und der Unterkellerung eines Gebäudes zu sehen. In der unmittelbaren Nachbarschaft findet man einen 3 m breiten Sockel, der einst einen Ofen zur Eisenaufbereitung trug. Im Verlauf der nordwestlichen Ringmauer ist ein Gebäuderest direkt angebaut, dass in seiner Unterkellerung heute noch die Wassergewinnung durch ein Sammelbecken mit Überlauf demonstriert. Weitere Gebäudereste finden sich entlang der Ringmauer am nordwestlichen Teil.
Die Burg Isenburg hat nicht nur die Ringmauer der Vorburg, sondern auch die der Hauptburg über die ganze Front der Südwestseite verloren. Am Südende der Vorburg liegt der Torbau zur Hauptburg. An dessen Ostseite ist ein Mauerrest erhalten, der eine Öffnung zum einstigen Burggarten bereit hält.
Die Hauptburg betritt man heute noch durch Reste eines Torbaus, der flankiert von zwei Gebäuden wurde. An der nordwestlichen Ringmauer der Burg findet man Reste des Palas mit einem Anbau, dessen Keller möglicherweise als Vorratsraum für Lebensmittel diente: Kälteentwicklung durch Verdunstung.
An der gegenüberliegenden Ringmauer befanden sich zwei weitere Gebäude. Dieser Bereich ist heute durch ein klassizistisches Gebäude von 1855 dominiert: das Landhaus Custodis. Dieses umgeht man auf der südwestlichen Seite und gelanget in die Oberburg. Der Blick fällt auf die mächtigen Reste des Bergfrieds am Ende der Burg Isenburg und auf die ehemalige Schmiede, die sich an der nordwestlichen Ringmauer befand. Rechts vom Bergfried befindet sich ein Ausgang und danach ein Übergang, der über den Halsgraben der Burg führt.
2010 wurde eine eindrucksvolle Rekonstruktion der Burg Isenburg, im Maßstab 1:50, in der Ausstellung „Aufruhr 1225“ im LWL-Museum in Herne präsentiert.
Historie
Eine Vorgängeranlage der Burg Isenburg wird ausgeschlossen. Arnold von Altena begann ca. 1194 mit dem Bau der neuen Burg. Erste urkundliche Erwähnung erfuhr die Burg Ysenberg um 1200. Erst 1217 bezog der jüngste Sohn des Arnold von Altena die fast fertiggestellte Burg, nach der er sich dann auch benannte: Friedrich von Isenberg. Arnold und sein Erstgeborener waren bereits verstorben. Friedrichs Plan, sich um Hattingen festzusetzen und seinen Einfluss auszuweiten, wurden von der Essener Äbtissin und dem Erzbischof von Köln, die beide selbst territoriale Pläne in diesem Gebiet hegten, gestoppt.
Der Kölner Erzbischof Engelbert I. kam bei einem Überfall beim heutigen Grevelsberg im November 1225 ums Leben. Graf Friedrich von Isenberg wurde dafür zur Verantwortung gezogen. Vasallen des Erzbischofs zogen daraufhin mit einem Heer gegen die Burg Isenburg, belagerten diese und brannten sie dann teilweise bis auf die Grundmauern nieder. Der Graf von Isenberg wurde ein Jahr darauf, im November 1226, nach längerer Flucht gefasst, verurteilt und hingerichtet: Er wurde gerädert. Eine Skulptur in der Oberburg erinnert heute noch daran.
Ein Wiederaufbau der Burg Isenburg fand nie statt. Vielmehr wurde bis 1230, teilweise aus den Steinen der Burgruine, die nahegelegene Burg Blankenstein errichtet. Dies veranlasste Adolf I. von der Mark. Friedrichs Sohn, Dietrich von Isenberg, versuchte den Besitz zurück zu erlangen, blieb aber erfolglos. Im 19. Jahrhundert wurde die Ruine der Burg zur Steingewinnung genutzt. Das sogenannte Landhaus Custodis wurde bis 1858 errichtet.
Anfang des 20. Jahrhunderts führte die Steingewinnung zur einem Erdrutsch, der beinahe die gesamte südöstliche Seite der Burganlage, samt Ringmauer, zerstörte. Um 1920 wurde im Halsgraben der Burg ein Freilichttheater errichtet. Freilegung und Aufmauerung der Fundamente der Burg Isenburg erfolgte im Jahr 1969 und dauerte bis 1990 an.
Literatur
- Burgen Aufruhr – Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitze in der Ruhrregion – ISBN: 3-8375-0234-3