Burg Reußenstein – die Burg des Riesen Heim

Die Burg Reußenstein zählt wohl zu den bedeutendsten Burgruinen auf der Schwäbischen Alb. Hoch über dem Lindachtal sitzt die Burg in 790 Metern Höhe auf einem einem Kalkfels, gleich einem Adlerhorst. Im Vergleich zu anderen Burgen des Tals, ist von Burg Reußenstein noch ein beachtlicher Baubestand übrig. Die Gründung der Burg ist recht sagenumwoben. Der Riese Heim, welcher vis a vis auf dem Heimenstein lebte und in der Höhle darunter seinen Schatz hortete, soll die Burg in Auftrag gegeben haben.

Lage & Infos

Standort:

  • Deutschland
  • Baden-Württemberg
  • Esslingen
  • Neidlingen

Zugang:

  • frei zugänglich

Nutzung:

  • keine

Webseite:

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Beschreibung

Oberburg

Burg Reußenstein teilt sich in drei Bauabschnitte auf. Dabei wurde die Hauptburg – auch Oberburg genannt – in zwei Abschnitten errichtet. Sie ist durch einen tiefen Halsgraben, der sich von der Ostseite, um die Burg herum, zur Südseite zieht und auch breiter wird. Gegenüber der Hauptburg, auf deren Ostseite, befindet sich das große Areal der Vorburg, die durch zwei Wälle, zwischen denen ein Graben verlief, gesichert war.

Die Hauptburg der Burg Reußenstein betritt man durch das Haupttor im Osten. Eine Treppe führt nach Süden hinauf zum Vorhof. Nach Westen hin gelangt man an der Hauptburg vorbei und durch das Felstor, dass nur 170 cm hoch und 80 cm breit ist, auf die untere Terrasse, die sich an der Westseite bis zu einer Felskanzel hinzieht, die erst 1965/66 aus Sicherheitsgründen ummauert wurde. Sie ist von einer Brüstungsmauer umfasst. Von der Terrasse gelangt man über eine Treppe und einen Felsschlupf in den ehemaligen Palas.

Burg Reußenstein thront auf einem Fels über dem Neidlinger Tal.
Burg Reußenstein thront auf einem Fels über dem Neidlinger Tal.

Der Palas der Burg Reußenstein nimmt die gesamte Südseite der Hauptburg ein. Er wurde zusammen mit dem Burghof in einem Aufwasch erbaut. Die Mauerstärke des Palas bewegt sich zwischen 2 Meter auf der Felsseite und 1,70 Meter auf der Südseite. Im Osten des Palas sieht man heute noch den eingearbeiteten Kamin samt Abzug, der damit die ehemalige Küche markiert.

Auf der Nordseite des Burghofs der Hauptburg, schließt sich die Burgkapelle und der Bergfried an. Die Burgkapelle der Burg Reußenstein war einst Teil des überbauten Burghofs. Sie war im Obergeschoß untergebracht und ist heute nur noch durch eine Nische in der Mauer erkennbar. Das spätgotische Fresko, welches die eine Madonna zeigte, ist heute kaum mehr erkennbar.

Der Bergfried markiert die höchste Stelle des Burgfels‘. Sein Grundriss misst 5,66 x 5,95 Meter. Zugänglich war der mächtige Turm nur über den Wehrgang in in großer Höhe. Dieser Raum ist mit einem Tonnengewölbe überdacht. An der Nordseite des Bergfrieds war ursprünglich ein zweigeschossiger Anbau mit Satteldach angegliedert, der in der späteren Bauphase errichtet wurde.

Unterburg

Die Unterburg erreicht man über das Haupttor im Osten und über den Zwinger und einen schmalen Durchlass an der Nordseite des Burgfelsens. In einem Gefälle gelangt man zuerst an den nördlichen Wehrturm, von dem nur noch eine hüfthohe und ovale Mauerung erhalten ist. Auf seiner Höhe war einst ein Burgtor, das den Zugang in die Unterburg markierte.

Vis a vis finden sich die Reste des mächtigen und rechteckigen Westturms der Burg Reußenstein. Sein Erdgeschoss ist heute noch begehbar und das Obergeschoß bildet eine terrassenartige Freifläche. Dies Erscheinungsbild – das sogenannte Schutzhaus – begründet sich in den Sicherungsmaßnahmen aus den Jahren 1965/66. Vor dem Westturm, am Treppenaufang, befindet sich die Zisterne der Burg Reußenstein. Dahinter schließen sich Reste eines ehemaligen Wohnbaus und eine Gewölbekeller an.

Die Unterburg verläuft in polygonaler Form entlang der Nord- und Westseite der Hauptburg, die wesentlich höher über der Unterburg, auf dem Burgfels thront.

Historie

Entstehung

Die Burg Reußenstein stammt aus dem 13. Jahrhundert. Genaueres weiß man bis heute nicht. Vermutlich wird Burg Reußenstein zwischen 1240 und 1280 in einer ersten Bauphase errichtet. Es entstehen der Bergfried, der Palas, eine Schildmauer ähnliche Umfassung und die Vorburg, welche Wirtschaftsgebäude aufnimmt. Um 1284-89 taucht der Ritter Cunradus Dictus Russe in einer Urkunde auf. Er ist ein Dienstmann der Herzöge von Teck und wohl Begründer der Familie Reuß vom Reußenstein.

Auch die Namen Ruzzeoder Stain tauchen im weiteren Verlauf auf. Insbesondere Stain/Stein zählt zu den häufigsten Namen oder Bestandteil eines Namens für Burgen. Daher ist der Hinweis auf diesen Namen in Verbindung mit Burg Reußenstein nicht ungewöhnlich. 1297 wird ein Conrat von Rüsz auf Burg Reußenstein erwähnt. Es folgen einige von Stein als Besitzer an Burg Reußenstein.

1340 verkauft dann Johann von Stein die Burg Reußenstein an seine Vetten Ritter Konrad und Heinrich Reuß von Kirchheim. 1347 müssen Hans und Konrad Reuß die Neutralitätsverpflichtung gegenüber Württemberg eingehen. Hans Reuß verlegt daraufhin seinen Wohnsitz weg von Burg Reußenstein und hin zur grade erworbenen Burg Filseck. 1371 geht die Burg an Konrad von Randeck und wird erstmals als Burg Reußenstein bezeichnet. Daraufhin führt die Familie Reuß den Namen Reuß von Reußenstein ein, den sie bis 1603 behalten wird.

Wechselnde Herrschaft

Während des Krieges des Städebundes wird Burg Reußenstein von Burkhardt von Mannsberg und Werner von Neuhausen eingenommen. Kurz darauf wird die Burg von Graf Eberhard den Greiner von Württemberg zurückerobert, der die Burg forthin für sich beansprucht. 1394 gibt er die Burg allerdings schon wieder an Hans von Lichtenstein zurück, dem eigentlichen Besitzer. Die Besitzer wechseln auch im weiteren Verlauf.

Um 1454 wird Burg Reußenstein während der Fehde zwischen Graf Johann von Helfenstein und Graf Ulrich von Württemberg durch den Württemberger eingenommen, der sie allerdings ein Jahr später wieder zurück gibt. 1476 stellt sich Graf Friedrich von Helfenstein in den Dienst der Reichsstadt Ulm, nachdem seine Familie wirtschaftlich bankrott geht. Er verpflichtet sich damit zu Heerfolge auf zukünftige Ulmer Kriegszüge.

Niedergang

Friedrich stirbt 1483 und sein Sohn Ludwig von Helfenstein übernimmt die Verwaltung der Burg Reußenstein. Seine Söhne sind Besitzer der Burg, als die Reichsstadt Ulm 1506 die Dienstvereinbarung um weitere 10 Jahre verlängert. 1512 geht Burg Reußenstein an Ludwig von Helfenstein als Pfand. Der wird während der Bauernaufstände 1525 als Obervogt von Weinsberg durch Bauern und Spieße gejagt.

Bereits um 1550 ist Burg Reußenstein nicht mehr bewohnt. Um 1569 wird vom Verfall der Burg berichtet. 1752 geht der Besitz der ruinösen Burg Reußenstein an die Baierische Hofkammer. 1806 ist sie wieder in Besitz von Württemberg. Der Besitz wechselt weiterhin mehrmals. Im Jahr 1964 geht die Burg schließlich an den Landkreis Nürtingen, nach der Gebietsreform dann an den Landkreis Esslingen.

In den Jahren 1665/66 wird Burg Reußenstein durch den Landkreis Nürtingen durch weitreichende Maßnahmen in ihrem Bestand gesichert.

Bilder Burg Reußenstein

Literatur

  • Burgenführer Schwäbische Alb – Band 4 – ISBN: 3-924489-58-0
  • Burgen des deutschen Mittelalters – Grundriss-Lexikon – ISBN: 3-86047-219-4