Burg Wartstein – Besonderheit im Tal der Großen Lauter
Burg Wartstein stammt aus dem 12. Jahrhundert und zählt aufgrund ihrer baulichen Beschaffenheit zu den beachtlichsten Burganlagen im Tal der Großen Lauter. Sie sitzt auf einem Felssporn auf rund 660 Metern Meereshöhe und beeindruckt nach Norden hin mit einer massigen Schildmauer. Turmgleich, ist diese Schildmauer aus dem Lautertal bereits weithin sichtbar.
Kaum mehr zu erkennen dagegen, sind die Burgreste, die sich südlich der Schildmauer über den felsigen Hang abwärts und dem Lautertal entgegen ausbreiten: Der ehemalige Palas, die tiefer gelegene Vorburg und die Umfassungs- und Verbindungsmauern.
Lage & Infos
Standort:
- Land: Deutschland
- Bundesland: Baden-Württemberg
- Landkreis: Alb-Donau-Kreis
- Gemeinde: Ehingen-Erbstetten
Zugang:
- frei zugänglich
Nutzung:
- Die Schildmauer ist „Aussichtsturm“.
Website:
Beschreibung
Burg Wartstein ist eine markante Spornanlage, die in eine Oberburg und in eine Unterburg aufgeteilt ist. Die Schildmauerburg sitzt nördlich an einer ca. 100 Meter steil abfallenden Felskante über dem Lautertal. Weithin sichtbar von allen Seiten, ist die 12 Meter hohe Schildmauer. Leicht mit einem Turmbau zu verwechseln, ist die Schildmauerkrone durch eine nordseitig angebrachte Stahltreppe begehbar.
Der Grundriß der ehemaligen Schildmauer von Burg Wartstein ist trapezförmig und misst an den Längsseiten 9,3 Meter und 10,7 Meter. An den Schmalseiten misst sie 4,2 Meter und 4,7 Meter. Ihre Bausubstanz besteht aus Kalkstein und massigen Eckquadern aus Tuffstein. Uneinigkeit über Schildmauer der Burg Wartstein herrscht in der Fachliteratur: Während Günter Schmitt die Schildmauer als solche sieht, spricht K.A. Koch von einem Bergfried. So ist die Plattform auf der Mauerkrone einmal für den Besucher ein Glücksfall, für die Denkmalpflege ein Graus.
War dort oben tatsächlich einmal eine Turmstube? So vermutet zum Beispiel Dr. Ing. Haible. Die Schildmauer ist im Norden durch einen Halsgraben geschützt. Auf der gegenüberliegenden Seite war der ehemalige Palas angegliedert, von dem heute kaum mehr Reste zeugen. Die Grundfläche des Palas von Burg Wartstein hat schätzungsweise 7,0 x 10,7 Meter betragen.
An der Stirnseite der Schildmauer ist heute noch ein Ansatz der ehemaligen Umfassungsmauer erkennbar. Die Umfassungsmauer der Burg verband die Oberburg mit Schildmauer (oder Bergfried) und Palas, mit der ca. 20 Meter tiefer liegenden Unterburg bzw. Vorburg. Die Vorburg der Burg Wartstein liegt auf einer Felsterrasse, am Rand des ca. 80 Meter steil zum Lautertal abfallenden Felsens.
Die polygonale Umfassungsmauer weist eine Stärke von rund 65 cm auf. Mauerreste der Vorburg finden sich am südlichen Ende. Die Umfassungsmauer mündet am einstigen Tor der Vorburg – an der Südspitze. Diese Umfassungsmauer trug – nach K.A. Koch – einen gedeckten Wehrgang auf ihrer Mauerkrone. Im Westen der Vorburg musste einst eine Zwingmauer direkt zum Palas der Oberburg geführt haben.
Historie
Burg Wartstein stammt aus dem 12. Jahrhundert. Um 1185 wird erstmals ein Henricus comes de Wartstein in einer Urkunde genannt. Um 1200 wird die Gerichtsstätte der Grafen von Wartstein als Landgericht erwähnt. 1224 wiederum wird urkundlich ein comes Hermannus de Wartstein genannt. 1263 liegt Graf Eberhard von Wartstein mit dem Kloster Salem im Streit.
Dieser Graf Eberhard wird in Urkunden bis 1291 mehrfach erwähnt. Im Jahr 1296 wird erstmals Graf Otto von Wartstein in einer Urkunde als Zeuge genannt. Jener Graf verkauft Teile des wartsteinischem Besitzes an das Haus Habsburg. Um 1320 liegen die Grafen von Wartstein erneut mit dem Kloster Salem im Streit. Grund dafür sind Uneinigkeiten über den Zehnten.
Am 2. Januar 1359 wird die Klage des Johann II. durch den Kaiser Karl IV. gegen die Stadt Ravensburg abgewiesen. Johann klagte gegen Ravensburg nachdem Truppen der Stadt seine Feste über dem Lautertal gebrochen hatten. Gemeint war das Schleifen der Unterburg Wartstein. Begründung für die Abweisung seiner Klage: Die Zerstörung der Burg Wartstein sei zum Nutzen des Reiches und des Landesfriedens erfolgt – nicht aus Eigennutz der Stadt Ravensburg. Vermutet wird heute, dass damit die Zerstörung der nahegelegenen Burg St. Ruprecht gemeint sein kann.
1392 verkauft schließlich Heinrich von Wartstein die Burg mit sämtlichen Besitzungen, Lehen und Mannschaft an die Herzöge von Baiern: Kaufpreis 3.000 Dukaten. 1394 lässt der Pfandherr Walter von Königseck die Burg Wartstein ausbauen und modernisieren. Im Juli 1495 werden Burg Wartstein und die nahegelegene Burg Monsberg zerstört. Vermutlich ein Opfer der Nahtstelle zwischen dem Haus Württemberg und dem Haus Habsburg, zwei rivalisierende Machtblöcke.
Anfang 1508 übergab Albrecht von Baiern das usgebrannte Sloß an die Grafen von Zollern. Bis 1848 wechselt der Besitz an der Burgruine Wartstein noch mehrmals, bis sie schließlich an die Gemeinde Erbstetten geht. 1924 werden Instandsetzungsmaßnahmen an Burg Wartstein durchgeführt, die mit ernster Rekonstruktion im Sinne der heutigen Burgenforschung nicht viel gemein hat.
1968-70 werden erneut Sanierungsarbeiten durchgeführt und es die Wendeltreppe an der Nordseite der Schildmauer wird angebracht.
Literatur
- Burgenführer Schwäbische Alb – Band 2 – ISBN: 3-924489-45-9
- Im Tal der Burgen – Das Große Lautertal auf der Schwäbischen Alb – ISBN: 3-87181-449-0
- Burgen des deutschen Mittelalters • Grundriss-Lexikon – ISBN: 3-86047-219-4