Burg Wartstein stammt aus dem 12. Jahrhundert und zählt aufgrund ihrer baulichen Beschaffenheit zu den beachtlichsten Burganlagen im Großen Lautertal auf der Schwäbischen Alb. Sie sitzt auf einem Felssporn auf rund 660 Metern Meereshöhe und beeindruckt nach Norden hin mit einer massigen Schildmauer. Turmgleich ist diese Schildmauer aus dem Lautertal bereits weithin sichtbar.
Kaum mehr zu erkennen dagegen sind die Burgreste, die sich südlich der Schildmauer über den felsigen Hang abwärts und dem Lautertal entgegen ausbreiten: Der ehemalige Palas, die tiefer gelegene Vorburg und die Umfassungs- und Verbindungsmauern.
Anfahrt Bahn/Bus: Mit der Bahn bis Bahnhof Ehingen. Am Busbahnhof Ehingen mit dem Bus der Linie 319 bis zur Haltestelle Unterwilzingen (Ehingen). Von dort zu Fuß in ca. 45 Minuten über den Schwäbische-Alb-Allgäu-Wanderweg zur Burgruine. 🔗Reiseauskunft DB
Anfahrt Auto: Zur Maisenburg bei Hayingen gelangt über die Bundesstraßen B311 über Zwiefalten, B312 über Obermarchtal, B465 über Dächingen. In Hayingen über die Münsinger Straße nach Indelhausen und weiter nach Anhausen fahren. Der Wanderparkplatz ist über den Schülzburgweg, Höhe Ölmühle im Großen Lautertal zu erreichen.🔗Routenplaner
Parkplatz Burg Wartstein: Vom Wanderparkplatz Anhausen gelangt man in ca. 50 Minuten zu Fuß durch das idyllische Lautertal zur Burgruine Wartstein.
Wanderung
Wandern im Großen Lautertal: Hier findest Du meinen Vorschlag für eine schöne Wanderung zu den vielen Burgen im Lautertal und zur Burg Wartstein.
Burg Wartstein ist eine markante Spornanlage, die in eine Oberburg und in eine Unterburg aufgeteilt ist. Die Schildmauerburg sitzt nördlich an einer ca. 100 Meter steil abfallenden Felskante über dem Lautertal. Weithin sichtbar von allen Seiten, ist die 12 Meter hohe Schildmauer. Leicht mit einem Turmbau zu verwechseln, ist die Schildmauerkrone durch eine nordseitig angebrachte Stahltreppe begehbar.
Der Grundriß der ehemaligen Schildmauer von Burg Wartstein ist trapezförmig und misst an den Längsseiten 9,3 Meter und 10,7 Meter. An den Schmalseiten misst sie 4,2 Meter und 4,7 Meter. Ihre Bausubstanz besteht aus Kalkstein und massigen Eckquadern aus Tuffstein.
Uneinigkeit über Schildmauer der Burg Wartstein herrscht in der Fachliteratur: Während Günter Schmitt die Schildmauer als solche sieht, spricht K.A. Koch von einem Bergfried. So ist die Plattform auf der Mauerkrone einmal für den Besucher ein Glücksfall, für die Denkmalpflege ein Graus.
Die Wendeltreppe an der Außenseite der Schildmauer – OstseiteAusblick von der Schildmauer über das LautertalReste der Umfassungsmauer, die an der Schildmauer mündet – Südseite
War dort oben tatsächlich einmal eine Turmstube? So vermutet zum Beispiel Dr. Ing. Haible. Die Schildmauer ist im Norden durch einen Halsgraben geschützt. Auf der gegenüberliegenden Seite war der ehemalige Palas angegliedert, von dem heute kaum mehr Reste zeugen. Die Grundfläche des Palas von Burg Wartstein hat schätzungsweise 7,0 x 10,7 Meter betragen.
An der Stirnseite der Schildmauer ist heute noch ein Ansatz der ehemaligen Umfassungsmauer erkennbar. Die Umfassungsmauer der Burg verband die Oberburg mit Schildmauer (oder Bergfried) und Palas, mit der ca. 20 Meter tiefer liegenden Unterburg bzw. Vorburg. Die Vorburg der Burg Wartstein liegt auf einer Felsterrasse, am Rand des ca. 80 Meter steil zum Lautertal abfallenden Felsens.
Die turmartige Schildmauer – SüdostansichtReste der Umfassungsmauer, die an der Schildmauer mündet – SüdseiteBruchkante der Umfassungsmauer, die an der Schildmauer mündet – Südseite
Die polygonale Umfassungsmauer weist eine Stärke von rund 65 cm auf. Mauerreste der Vorburg finden sich am südlichen Ende. Die Umfassungsmauer mündet am einstigen Tor der Vorburg – an der Südspitze. Diese Umfassungsmauer trug – nach K.A. Koch – einen gedeckten Wehrgang auf ihrer Mauerkrone. Im Westen der Vorburg musste einst eine Zwingmauer direkt zum Palas der Oberburg geführt haben.
Historischer Überblick
Markant ist heute noch die turmgleiche 12 Meter hohe Schildmauer, an dessen Innenseite sich der damalige Palas anschloss. Die Schildmauer diente gleichzeitig als Schutzschirm nach Osten hin und als Bergfried.
Mauerreste der Vorburg unterhalb der Hauptburg – WestseiteMauerreste der Vorburg unterhalb der Hauptburg – WestseiteMauerreste mit Scharte der Vorburg unterhalb der Hauptburg – Westseite
Mittelalter
1185 – 1209:Henricus comes de Wartstein wird als Burgherr auf Burg Wartstein benannt. Die Burg selbst wird wahrscheinlich in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet.
1200: Die Burg Wartstein ist Gerichtsstätte des Landgerichts (Mochental bis Mundingen) der Grafen von Wartstein. Im 13. Jahrhundert folgen noch weitere urkundliche Erwähnungen der Burg.
1300: Der Besitz und die Burg Wartstein werden an das Haus Habsburg verkauft.
1359: Anfang des Jahres wird die Klage des Johann II. von Wartstein gegen die Stadt Ravensburg, wegen Brechung der Feste Wartstein (Niederwartstein), von Kaiser Karl IV. zurückgewiesen. Grund: Die Zerstörung der Burg sei zum Nutzen des Reiches und des Landesfriedens erfolgt. Gemeint ist hier wahrscheinlich die ca. 900 Meter Luftlinie entfernte Burg St. Ruprecht.
1392: Heinrich von Wartsein, seine Gemahlin und sein Sohn, verkaufen die Burg mit allen Besitzungen, Mannschaften für 3.000 Dukaten an die wittelsbacher Herzöge Stephan, Friedrich und Johann von Bayern.
1394: Unter der Wittelsbacher Herrschaft wird die Burg Wartstein ausgebaut und befestigt. Pfandherr der Burg ist zu dieser Zeit Walter von Königseck.
1495: Im Juli des Jahres werden sowohl die Burg Wartstein als auch die ca. 700 Meter Luftlinie entfernte Burg Monsberg zerstört. Das Geschlecht der Wartsteiner gilt da bereits als ausgestorben.
Mauerreste mit Durchbruch der Vorburg unterhalb der Hauptburg – WestseiteBurg Wartstein WestansichtBurg Wartstein Westansicht
Frühe Neuzeit
1508: Die Burgruine Wartstein wird von Albrecht von Bayern an Graf Eitel Friedrich II. von Zollern übertragen. In der Urkunde wird die Burg als usebrannte Sloß erwähnt.
1527: Diepold Speth von Schülzburg, Burgherr der nahen Schülzburg, gelangt durch Heirat in den Besitz der Burgruine.
1848: Die Gemeinde Erbstetten erwirbt die Burganlage Wartstein.
Neuere Geschichte
ab 1924: An der Burgruine werden Instandsetzungsarbeiten ausgeführt.
1968-70: Erneut wird die Burgruine instand gesetzt. Die Wendeltreppe an der Ostseite der Schildmauer wird errichtet. Damit ist die turmartige Schildmauer begehbar. Auf dem Plateau der Schildmauer hat man einen traumhaften Ausblick über das wundervolle Lautertal.
Ausflugstipps in der Umgebung
Wenn Du einen Ausflug zur Burg Wartstein machst, dann habe ich noch folgende Tipps zu Freizeitangeboten in der näheren Umgebung für Dich:
Burg Maisenburg: Es handelt sich bei der Maisenburg um eine kleine Burganlage nach Art der Schildmauerburgen. Von der Burgruine hat man einen fabelhaften Ausblick über das schöne Lautertal.
Burg Derneck: In der gut erhaltenen Burg lässt sich heute noch viel entdecken. Neben dem Wanderheim des Schwäbischen Albvereins wird auch eine Burgschänke samt kleinem Biergarten betrieben. Heißer Tipp: Kuchen und Torten sind selbstgebacken und absolut köstlich. Ein Spielplatz vor der Burg ist auch vorhanden.
Stadtschloss Hayingen mit Museum & Café: Über 500 Jahre Geschichte der Renaissance, Barock und Moderne entdecken, in der im 11. Jahrhundert gebauten Turmburg.
Literatur & Quellen
Angaben zu Baubestand, historische Daten und weitere Informationen:
Burgenführer Schwäbische Alb – Band 2 von Günter Schmitt – ISBN: 3-924489-45-9
Im Tal der Burgen – Das Große Lautertal auf der Schwäbischen Alb von G. Haug, M. Wassner – ISBN: 3-87181-449-0
Burgen des deutschen Mittelalters • Grundriss-Lexikon von F. W. Krahe – ISBN: 3-86047-219-4
Der Alex | Münchner, Wahl-Landsberger und schreibt seit 2012 auf dem Blog Luftschubser.de. Bergsteigen und Wandern, die Natur, Burgen, Land und Leute stehen bei ihm im Fokus. Sein Motto als Burgen-Enthusiast: Wo eine Burg ist, ist auch ein Weg! Daher unternimmt Alex am liebsten eine Wandertour von Burg zu Burg. Oder auch von Gipfel zu Gipfel! Zu „reisen“ in der Historie, Kultur und Natur seiner Heimat, das ist für ihn Lebenseinstellung und Notwendigkeit.